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Beiträge verschlagwortet als “Plattenkiste”

Yagya – Sleepygirls

Jan 0

coverEs war einer von den Morgen, wie man sie aus dem Film kennt. Die Sonne scheint durch das Fenster, ein Lufthauch weht ein bisschen die Gardine ins Zimmer. Es ist frühsommerlich warm und es scheint schon später Vormittag zu sein. Ich sage "scheint", weil ich nicht weiß, wie spät es ist, wo ich bin und was ich hier gerade mache. Dabei wiederholt sich diese Vision mit kleinen Variationen immer wieder. Jedes mal wache ich auf, gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee und kehre ins Schlafzimmer zurück. Und da liegen sie - diese wunderbaren Frauen. Ich liebe den Anblick, wie sie langsam ihre Augen öffnen, mich anlächeln, höre ihre Worte, auch wenn sie teilweise in einer Sprache sind, die mir fremd ist.

So auch jetzt - sie ist brünett und ihre Haar verteilt sich auf dem Kopfkissen, stellenweise glänzt es im Sonnenschein wie Bronze. Sie spürt die Wärme in ihrem Gesicht und als sie mich kommen hört umspielt ihren Mund ein Lächeln. Vorsichtig geht ein Auge auf und schielt in meine Richtung. Ich muss leise lachen und in diesem Moment beginnt sie sich zu strecken und gibt dabei leicht mauzende Geräusche von sich, die mir das Gefühl geben, eine Katze im Bett zu haben, bereit nach Zuneigung. Aber weiter kann ich diese Szene nicht betrachten, weil die Vision ins sich zusammenbricht.

So oder ähnlich muss es Yagya gehen, der im wahren Leben Aðalsteinn Guðmundsson heißt und wie der Name vermuten lässt, aus Island kommt. Einen isländischen Einfluss spüre ich bei seiner Musik weniger, also kann es sich nur um solche Momente handeln, die er sie mit den Stücken Sleepygirl 1-12 einfängt und als warme, entspannte Dub-Techno-Track zusammenfließen lässt. Hin und wieder vernimmt man Frauenstimmen, sogar ein Saxophon findet sich wieder und für einen Moment glaube ich, das Album ist eine Fortsetzung des Klassikers "Las Vegas" von Burger/Ink.

Caustic Window – Caustic Window LP

Jan 0

coverManchmal geschehen noch große Dinge - ganz große Dinge. Erst taucht diese Scheibe für $10.000 bei discogs.com und verschwindet kurze Zeit später wieder. Plötzlich taucht sie als Kickstarter-Projekt wieder auf - es sollen sich genug Leute finden, die $9.000 auftreiben, indem sie $16 zahlen. Aus den gewünschten $9.000 werden über $65.000, denn es finden sich über 4.000 Menschen, die gerne ein digitales Schnipsel des Albums haben möchten.

Es dauert noch einen Monat und dann ist es soweit - die digitalen Kopien können heruntergeladen werden. Gerüchten zufolge, sollte das Album doch sehr stark den gewünschten Sound von Richard D. James wiederspiegeln, da er keinen Labelwünschen unterworfen war. Herausgekommen ist natürlich wie für 1994 üblich - ein sehr analoger Soundtrack. Ich habe mit einem sehr rauen Sound wie auf der "Caustic Window Compilation" gerechnet, aber es trifft alles zusammen. Ein früher Aphex Twin, der auf R & S erschienen ist ("Mumbley", "Revpok"), etwas Joyrex und ein Track, der mich an Mike Paradinas erinnert ("Airflow"). Es ist aber schon etwas von dem zu hören, was später die "... I care because you do" wurde.

Nach wie vor bleibt ja die allgemeine Meinung bestehen, dass Richard D. James nichts mehr gebacken bekommt. Seit seiner Analord-Serie ist es ruhig um ihn geworden, aber das ist schon neun Jahre her. Das Projekt "The Tuss" wird ihm auch nachgesagt, stellt aber auch keine essentielle Weiterentwicklung gegenüber der Analords her. Und dann kommt eine Scheibe, die aus der Hochphase seines Schaffens stammt. Jeder Ü30 kennt das Gefühl der "guten, alten Zeit"(TM) und genau das ist die "Caustic Window LP"!

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Plaid – Reachy prints

Jan 0

coverMuss ich jetzt doch anfangen alle Plaid-Releases rückwärts zu durchzugehen? Mit "Reachy prints" veröffentlichen Plaid, dessen beide Mitglieder Ed Handley und Andy Turner gleichzeitig Mitglieder von Black Dog Productions sind, ihr zehntes Album. Irgendwann begann es 1991 mit ihrem ersten Album und nun sind 23 Jahre vergangen. Gerne würde ich jetzt einen Rückblick auf ihren Werdegang werfen, wenn es da nicht das Problem gäbe, dass es mein erstes Album von Plaid ist.

Plaid gehören zu den Urgesteinen, die bei Warp veröffentlichen. Wobei ja Warp auch schon ein alter Hase im Musikgeschäft ist. Wer im Bereich IDM sich mit Aphex Twin, µ-ziq, Boards of Canada usw. beschäftigt hat, wird quasi schon über den Namen Plaid gestolpert sein. Ich hatte wohl immer mal wieder reingehört und konnte nicht wirklich einen Bezug zu deren Musik herstellen. Vielleicht mussten auch erst 10 Alben veröffentlicht werden, bis wir einen gemeinsamen Nenner finden konnten. Und der wäre in dem Fall: leicht verdaulicher, harmonischer IDM. Wenn ich jetzt gemein sein will, würde ich bei dem Titel "Slam" eine gewisse Ähnlichkeit zu Jean-Michel Jarre nahelegen wollen. Aber das könnte man auch als Beispiel werten, wie leicht verdaulich die Musik ist.

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Mind Over MIDI – Components / Monolog

Jan 0

coverMind Over MIDI - klar, kenn ich! Von Sutemos damals. Ich war etwas überrascht, wie man zwei so gute Alben in relativ kurzer Zeit abliefern, musste aber feststellen, dass diese Veröffentlichungen schon 2011 / 2012 herausgekommen sind und erst jetzt die digitalen Versionen veröffentlicht wurden. "Components" ist von beiden Alben jenes, welches den einfacheren Einstieg bietet und auch mit helleren Klängen arbeitet.

Mind Over MIDI heißt im wahren Leben Helge und kommt aus Norwegen. Und wie bei vielen Veröffentlichungen aus dem nordeuropäischen Raum, haftet auch diesen Alben etwas Weites, aber auch Schwermütiges an. Es legt immer die Verbindung nahe, dass diese Alben in den dunklen, langen Nächten entstanden sind. Stellt sich dann natürlich die Frage, wie Alben klingen, die in den langen Sommernächten produziert werden. Aber die Antwort ist wahrscheinlich genau wieder Unterschied zwischen "Components" und "Monolog".

Beides sind schöne Ambientalben, wobei "Components" einen frühlingshaften Charakter hat. Es atmet noch den schweren Hauch des Winters aus, aber darüber liegen schon die Wassertropfen, die vom schmelzenden Eis tropfen und funkelnd in der Sonne glänzen. Andererseits könnte man auch "Monolog" als logische Fortsetzung sehen, weil "Components" ungefähr da endet, wo "Monolog" anfängt. Schwerer kalter Winter. Man spürt förmlich, wie die Nacht schon früh am Nachmittag einbricht und sich der Frost an Metall haftet und dort im Schein der Straßenlaternen eisig glitzert. Oder um in russischen Märchen zu denken - Väterchen Frost atmet schwer und mit jedem Atemzug wird alles mit Reif überzogen.

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Sven Weisemann – Falling leaves

Jan 0

coverDie Mutter aller Herbstsongs! Ein Cover mit kahlen Ästen und dann der Track, der einen extrem melancholischen Charakter hat. Getragen wird es hauptsächlich durch das Klavier, dass einen durch den Song führt. I miss you... eine Stimme die voll Trauer an einen schönen Sommertag singt. Das Schlagzeug, was leicht vor sich hinswingt und einem das Gefühl gibt, dass Herbst doch nicht so schlecht ist. Nochmal ein warmer Tag, schöne Laubfärbung, mit den Schuhen durchs Laub rascheln und sich sicher sein - der nächste Sommer kommt bestimmt!

Der Remix von Gigi Massin reicht dem Original nicht das Wasser, aber weiß trotzdem die Stimmung aufzunehmen und erinnert mich an ein Stück, dass - wie ich glaube - zu einem Netlabel-Release "One year in waiting" gehörte. Der Remix nimmt etwas von dem Klavier und fügt einen leicht zum Übersteuern neigenden Sound hinzu und wie Blätter im Herbst von den Ästen fallen, lässt das Stück jede Menge Raum und Leere zwischen der Struktur.

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Scuba – Phenix 1

Jan 0

coverScuba habe ich etwas aus dem Blickfeld verloren, seit er das Album "Triangulation" veröffentlicht hat. Alles was danach kam, hat mich nicht mehr so vom Hocker gehauen. Aber mit dieser EP trat er schlagartig wieder in mein Blickfeld. Es ist ja nicht so, dass Künstlern nicht die Chance gebe, mich mit einem neuen Werk zu überraschen. Und genau das ist Scuba gelungen. Um es genau zu sagen, ist es eigentlich nur ein Song der EP "Time Relentless Time". Eigentlich lässt sich der Track viel zu viel Zeit, um diese wunderschöne Stimme erklingen zu lassen, der man mit jedem Bit abnimmt, dass Zeit etwas viel zu wertvolles ist, um sie mit schlechter Musik, geistlosen Tätigkeiten und flacher Unterhaltung zu verbringen. Und eigentlich ist er viel zu kurz. Und eigentlich widerspricht sich für mich der Song mit dem Rest der EP, denn der ist wieder nur der Einheitsbrei, den er in letzter Zeit veröffentlicht hat. Und eigentlich kann dieser Review auch nicht im Ansatz beschreiben, wie schön "Time Relentless Time" eigentlich ist...

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S.P.Y – Back to basics Chapter One

Jan 0

coverEin Brasilianer, der Drum'n'Bass macht? Carlos Lima schon. Der Mann, der jetzt in Bristol wohnt, schafft es Drum'n'Bass zu produzieren, der so klingt, als wäre er in UK geboren. Ich könnte ja jetzt eine Seiten lange Lobeshymne auf S.P.Y singen, aber wer es hört, wird schnell zu der Überzeugung kommen, dass ich Recht habe.

Vor zwei Jahren erschien sein Debütalbum "What the future holds" auf Hospital Productions. Ich weiß nicht mehr, ob ich es auf der Seite des Labels oder in einem anderen Beitrag gelesen habe, aber es war die Rede von den "Rettern" des Drum'n'Bass, die diesen Stil von seiner Blüte Mitte der 90er ins neue Jahrtausend geholfen haben. Klingt ziemlich eingebildet, aber wenn man sich durch den Backstock des Labels hört, muss man diesen Titel neidlos anerkennen. Jedenfalls hatte Hospital mit dem Signing von S.P.Y ein glückliches Händchen bewiesen und ich als Käufer auch, denn mit der Special Edition hielt ich 19 Tracks in meinen Händen und dazu gab es noch das Mixalbum. Ich messe diesem Album insofern eine besondere Bedeutung bei, als dass bei meinem ersten Halbmarathon 300 Meter vor dem Ziel mein MP3-Player "Back again" einlegte und dieser Song begann alle Reserven zu zünden und ich nochmal richtig Schub für einen Schlussspurt bekam.

Mit seiner neuen Veröffentlichung "Back to basics Chapter One" sind es "nur" 12 Titel und es gab nur das Cover als PDF dazu. Aber das ist wohl Labelpolitik. Da der Sound sich nahtlos am Vorgängeralbum anschließt, bleiben aber nur noch Betrachtungen, die um das Album herum geschehen. Wenn man ein Album "Chapter One" nennt, klingt es nach einer Serienproduktion. Zieht man dazu noch in Betracht, dass sich die Produktionen zwischen "What the future holds" und "Back to basics" bewegen, füllt jede weitere Produktion in mehr als einer Hinsicht die Lücke zwischen dem Gestern und dem Morgen.

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Tobias. – A series of shocks

Jan 0

coverAlso schockierend ist das Album von Tobias. nun wirklich nicht. Im Gegenteil - der Opener "Entire" verspricht das ganze Gegenteil und gibt gleichzeitig eine Vorahnung, wie das Album weitergeht. Eine Sequenz läuft und läuft, unterschiedlich moduliert, mal lauter, mal leiser, sodass andere Sequenzen auch die Chance haben, zur Geltung zu kommen; bis alle Sequenzen aufweichen und im Hintergrund verschwinden Das Album arbeitet sehr intensiv mit monotonen Sequenzen, welche die Mehrheit der Songs tragen. Das Ganze wirkt hypnotisierend und bisweilen sehr beruhigend.

Und so ruhig wie das Album ist, so viel weiß man auch über den Mann dahinter. Wie ich gelesen habe, ist Tobias Freund als Produzent und Berater für den richtigen Sound gefragt. So kommt es auch, dass einige seiner Veröffentlichungen in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie AtomTM, Shed und Efdemin entstanden sind. Lässt man den Herrn Freund mal allein machen, kommt der Tüftler und Handwerker gleichermaßen zum Tragen. Er entdeckt Sounds wieder, die mich schwer an Mitte der 90er erinnern, so z.B. in "Instant". Höre ich mir Tracks von damals an, klingen sie ganz anders, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber trotzdem lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht verleugnen. So sehr wie der Sound zu Beginn der 90er noch roh war, wird hier ein Feinschliff angelegt und durch die Liebe zum Detail formt, knetet und feilt Tobias an den Tracks, bis sie einen Grad erreicht haben, der sie rund und vollkommen erscheinen lässt.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist natürlich das Label - Ostgut Ton, the Sound of Berghain. Nie dort gewesen, habe ich mittlerweile doch einen guten Eindruck, was für Musik dort laufen könnte. Und Leute wie Tobias Freund helfen mir dabei, dieses Bild zu vervollständigen.

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Tycho – Awake

Jan 0
coverIch mag es, wenn Künstler sich weiter entwickeln und mir dann auch noch die Richtung gefällt, in die es geht. Bei den ersten beiden Alben hätte ich noch unterschreiben können, dass es ein einzelner Künstler ist, der neben seiner Grafikarbeit auch gerne am Computer Musik macht. Aber das neue Album "Awake" lässt keinen Zweifel offen, dass Tycho mehr eine Band ist. Ich kann mir bei den Titeln vorstellen, dass es live unglaublich schwer fällt, einen Schlussstrich zu ziehen, weil wenn sich so richtig in einen von den Titeln reingespielt hat, kommt man schwer wieder raus. Ob der Song da nun 5 Minuten geht oder eine halbe Stunde, liegt dann ganz in den Händen der Musiker. Was mir gefällt ist, dass die Titel noch genau so entspannt klingen, wie auf dem ersten Album. Aber die Musik ist durch richtige Instrumente viel plastischer geworden. Mit "plastischer" meine ich natürlich nicht, dass elektronische Musik kaltherzig klingt, aber man kann sich viel besser vorstellen, wie Musiker auf ihren Instrumenten spielen. Und schon allein die Vorstellung gefällt mir. Mit ihrem dritten Album "Awake" ist Tycho da angekommen, wo ich es als Boards of Canada meets Ulrich Schnauss beschreiben würde. Als Boards of Canada mit Trans Canada Highway den Weg antraten, etwas Gitarrenklang ihrer Musik hinzuzufügen, gab es herbe Kritik aus dem Fanlager. Aber ich denke Tycho hat den richtigen Weg gefunden.

Duff Disco – Originals (Vol. 1)

Jan 0
coverEine gute House-Platte von Zeit zu Zeit darf schon mal sein. Aber das Problem zwischen mir und House ist - House kommt mir meist zu seicht daher, dass in meinen Augen nach drei vorgehörten Platten alles zu einem Brei verschwimmt und ich entweder alle nehme oder keine. Heißt mit anderen Worten, dass mir der Sensor für House fehlt. Wenn es dann doch mal eine Platte schafft, konkurrenzlos in die Vorhörliste zu wandern, dann hat sie auch gute Chancen, gekauft zu werden. Obwohl der Name "Duff Disco" auf den ersten Blick nach Tanzen mit Disco Stu nach einem Six-Pack Duff Bier klingt, ist hier viel Substanz drin. Nicht zu cheesy, wohl gefällig durch angenehme House-Vocals, fehlt nur noch eine Piano-Hook-Line. Aber die hat es nicht nötig hier reingepackt zu werden. Die Titel sprechen ihre eigene Sprache und da kommt was zum Tragen, was mir an House gefällt - man kann unbekannte Tracks gut suchen, denn die Titel heißen meistens so, wie das House-Vocal-Schnipsel, dass seinen Weg auf die Platte gefunden hat. Und dementsprechend auch hier - "You shoulda know", mit viel Hall im Raum verschwindet. Die beiden Tracks sind jetzt nicht der Burner, der alle auf die Tanzfläche holt, aber gutes Unterhaltungsprogramm. Mehr neue Reviews gibt es in der Plattenkiste.
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