Ich habe in letzter Zeit bei mir eine Präferenz für Drum'n'Bass festgestellt. Warum eigentlich? Ich finde, Drum'n'Bass hat sich eine Unbeschwertheit erhalten, die der restlichen elektronischen Musik verloren gegangen ist. Als Beispiel schnappe ich mir heute die "Presence" von Tokyo Prose, die mit einer herzhaft leicht beschwingten Lounge-Intro beginnt. Das Album schafft es auf einer Länge von einer Stunde vor sich hinzudümpeln und einen in eine nostalgische Abendstimmung mit einem guten Rotwein zu versetzen. "Presence" schafft es eine Balance zu schaffen. Auf der einen Seite hinkt die Drumprogrammierung - eine übermäßig auffällige Anzahl von Tracks belassen es dabei die Bassdrum auf der 1 und der 11 und Rimshot, Clap, Snare (whatever) auf der 5 und der 13. Aber das wird durch die extrem guten Vocals ausgeglichen. Wenn dann auch noch etwas abwechslungsreicher mit den Drums gearbeitet wird, kommen dann wundervolle Stücke wie "Kidman" dabei hervor. Aber zurück zu meiner Neigung zu Drum'n'Bass - ich mag das dieser Stil vielfältig einsetzbar ist. Ich könnte das Album beim Laufen hören, ich könnte es mir als Hintergrundmusik in einer Bar vorstellen und natürlich kann man das machen, wozu Musik eigentlich geschaffen wurde: nur zuhören.
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Er war's! Er war's! Es gibt für alles ein erstes Mal und mein erstes Mal Drum'n'Bass war ein Mix bei ... mh, Mitte bis späte 90er, vermutlich Friday Scene. Da war ein Gast im Studio, der heizte die Platten rauf und runter, diese entspannte Zeug. Ich wusste gar nichts - kein Label, kein Künstler. Es mussten noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis ich auf ein paar von den Titeln stieß: PFM mit "The eleventh hour" und "The western". Irgendwann als das Internet so langsam mit Content gefüllt wurde, kam dann auch noch das Label dazu: Good Looking. Aber trotzdem blieb PFM (Progressive Future Music), die zu Beginn zu zweit waren, aber später blieb nur noch Mike Bolton, für mich der Inbegriff für den Good Looking Sound und das was man als "Atmospheric Drum'n'Bass" bezeichnete.
Und noch mehr hat es mich aus der Bahn geworfen, als ich die Tracks durchgehört habe und auf "Dannys Song" stieß. Nicht nur, dass der Mann für mich quasi sowas wie eine Ikone ist, der schnappt sich auch noch "Z Twig" von Aphex Twins bahnbrechenden "Selected Ambient Works II" und zaubert seinen Sound herum, dass man nicht mal ansatzweise denken könnte, es wäre geklaut. Natürlich hat es mir keine Ruhe gelassen herauszufinden, warum ausgerechnet "Dannys Song"? Die Antwort war so simpel, dass sie schon schmerzt - LTJ Bukem heißt im wahren Leben Danny Williamson.
Ich klicke mich mal wieder durch Chartlisten durch, ob ich was brauchbares entdecke und werde schließlich im Bereich "Ambient / Drone" fündig. Auch wenn ich mich schon wieder ärgere, mal wieder ein Album ausgegraben zu haben, was bereits 2012 veröffentlicht wurde und nun nochmal zur digitalen Endverwertung aufgefrischt wurde, klappt das mit dem Stil hinten und vorn nicht hin. Techno, minimalistisch und jede Menge Dub-Chords mit Hallräumen so groß und tief wie Donnergrollen. Wobei ich zugeben muss, von Rhythmus und Tempo liegt das Album bis auf weniger Nummern ziemlich nah an Dub. Da ich jetzt eine Grauzone betrete, bin ich mal ganz vorsichtig mit der Aussage, da ich die Größe der Schnittmenge nicht kenne: Da Album kann man sich als Dub-Liebhaber mal antun, auch wenn man nicht unbedingt was mit elektronischer Musik am Hut hat. Bestes Beispiel dafür ist der Titeltrack "Heavy Heart".
Ein Routineflug zu Wolf 359, die übliche Ladung - Sauerstoffgeneratoren, Luftfilter, Ersatzteile für die Bergbaumaschinen und ein paar Werkzeuge, welche die Kolonisten angefordert hatten. Wenige Tage zuvor hatte der Autopilot die Bremstriebwerke gezündet, als das Raumschiff "Conforce" sich dem System näherte. Die Einheit 107DSR rollte summend zur Radarkonsole, um sich mit ihr zu verbinden. Keine Gefahr durch Meteoriten in Sicht. 107DSR war konstruiert, sämtliche Systeme an Bord zu prüfen und mögliche Warnungen durch die Sensoren einzuschätzen und gegebenenfalls Ausweichmanöver einzuleiten. Nach den vielen Monaten Flug war 107DSR froh, dass die Strecke bald überwunden war und sich der Zeitpunkt der Landung näherte. Die Stille über die lange Zeit war mittlerweile unerträglich geworden, außer dem Zirpen der Konsolen, wenn neue Meldungen eintrafen, blieben nur die Tiefe und Leere des Weltraums.
In 3 Tagen würde die "Conforce" auf einem Plateau laden, die Kolonisten würden mit dem Ausladen beginnen und nach ungefähr einer Woche wäre das Raumschiff, voll mit Erzen beladen, bereit für den Rückflug zur Erde. Während 107DSR den Zeitplan für das Be- und Entladen durchging, schnarrte die Kommunikationskonsole. Eine Nachricht von der Basis zu dieser Zeit? Der Roboter las die Nachricht und war überrascht. Es waren die Koordinaten für ein Rendez-Vous in 6 Stunden. Keine Information darüber, von wem die Nachricht kam und was dieser Jemand vorhatte. Während der nächsten Stunden bereite 107DSR alles für das Andocken vor. Zu seiner Verwunderung meldete keiner der Sensoren eine Annäherung. Erst eine halbe Stunde vor dem Rendez-Vous schrillte der Annäherungsalarm. Zur selben Zeit kamen auch neue Informationen. 107DSR hatte ein Rendez-Vous mit der Zukunft - Es war der nächste Typ Raumschiff mit dem man noch tiefer und schneller in den Raum vordringen konnte. Es hieß "Delsin"...
Ein freudiger Grund für einen Review, denn nach vielen neuen Platten kommt mal wieder ein alter Schinken auf den Tisch. Den Sound von Good Looking werde ich wohl nie loswerden. Und LTJ Bukem ist wohl einer der umtriebigsten Labelinhaber, die ich kenne - auch wenn das Label quasi schon seit 10 Jahren nicht Neues veröffentlicht, kam man auf die Idee: Mensch, wir bringen ein paar unserer alten Scheiben jetzt als digitale Veröffentlichungen auf den Markt. 2013 hat es die Serie "Producer XX" erwischt und alle Größen und deren beste Veröffentlichungen, die sich auf den Earth Compilations, den Progression Sessions, den Looking Back und den Points In Time verteilt hatten, wurden in einem Album zusammengefasst. Ich habe mir davon ein paar rausgepickt, von denen ich wirklich angetan war, z.B. Blu Mar Ten.
Blu Mar Ten haben in meinen Augen immer einen ziemlich guten Outer-Space-Drum'n'Bass gemacht. Bei Producer 03 kommt auch noch ein bisschen eine Seite zum Vorschein, die etwas jazziger und funky ist, aber funktioniert ja mit Drum'n'Bass ja sowieso optimal. Wer noch gar nichts mit Blu Mar Ten anfangen kann und die jazzige Seite mag, sollte sich "Butterflies & Moths" zu Gemüte führen, während ich den Hobbykosmonauten "Myriad" empfehle.
Die Rediffusion von µ-ziq hatte ich ja schon lange da - nur als 50-minütigen Mix, der seinem letzten Album "Chewed corners" beilag, wenn man direkt bei Planet Mu bestellt hat. Der Unterschied zwischen der vorliegenden EP und dem Mix ist vermutlich, dass der Mix aus der XTEP und der jetzt erschienen EP ist. Aber kommen wir mal auf den Punkt: Mike Paradinas ist für mich der Gewinner der alten IDM-Stars. Alle großen Namen (Boards of Canada, Aphex Twin, µ-ziq... mit Abstrichen Future Sound of London) haben kurz nach der Jahrtausendwende sich in den Mantel des Schweigens gehüllt und kommen jetzt Stück für Stück wieder ans Licht.
µ-ziq klingt für mich frischer, lebendiger und entspannter, wie seine vorherigen Veröffentlichungen. Und trotzdem schafft er es, den typischen Sound, den man als µ-ziq als fundamentale Struktur beizubehalten. Vielleicht sollte ich die Analogie zu seinem Cover aufgreifen - wie ein frischer Morgen nach einer verregneten Nacht. Es regnet zwar schon seit Jahrtausenden an diesem Berg, aber diesen speziellen Moment einzufangen, wenn die Wolken aufreißen, das zögerliche Morgenlicht ins Tal lassen und die kühle, feuchte Luft einzuatmen, sind Erinnerungen, die bleiben, so wie gute µ-ziq.
Es gibt so eine kleine Schwelle, die überschritten werden muss und schon beginnt Musik in eine Richtung zu kippen, die ich schwer mit Bildern greifen kann. Ganz besonders wenn es in die düstere Richtung geht. Und dann steht jedes Mal die Frage im Raum, ob ich mich auf den Tanz einlasse und für einen Moment in der Finsternis versinke oder ob ich dem Ruf widerstehe. Das Cover der "Human Pattern" kommt in Schwarz daher, die in drei kleinen Schwarz-/Weißbildern eine Hand zeit, die einen Gegenstand greift, der offensichtlich von der Decke hängt und ihn abreißt.
Schon allein dieses Bild zeigt, in welche Richtung wir gehen - es wirkt aggressiv. Aber Aggression muss noch lange nicht die Ausübung von Gewalt beinhalten, es reicht schon die bedrohliche Haltung dazu aus. Und genau dieser Punkt beschreibt die "Human Pattern" doch sehr gut. Für Aggression ist sie zu harmlos, zu reich an Details. Und genau aus diesem Blickwinkel betrachtet gefällt mir diese EP, sie ist im ersten Blick nicht schön, wirkt einschüchternd und man weiß nicht genau, ob sie die Kritik ablehnt oder nicht gefallen möchte. Wenn man diesen Aspekt beiseite lässt - das ist das, was ich mit "ich lasse mich auf den Tanz ein" - bin ich extrem fasziniert. So ähnlich wie von Eisblumen bei bitterem Frost.
Ich folge R&S Records bei Twitter - so sollte ich bei diesem Review beginnen. R&S hat für dieses Album ordentlich die Marketingtrommel gerührt und deshalb musste ich zumindest reinhören. Schon der Opener hat mir sehr gut gefallen - "First born seconds". Alles wirkt neu, sauber und wundervoll. Und genau so auch dieser Ambienttrack, der eigentlich mit knapp zwei Minuten schon viel zu kurz ist, um so genannt zu werden. Der Rest des Album bedient sich sauber mehrerer Stilelemente des House, Hip-Hop und laut discogs auch des Jazz-Funk. Ich will dem nicht zustimmen, aber verneinen kann ich es auch nicht.
Gerade "Meeker Warm Energy" hat so gewisse Züge die mich entfernt an einen Jake Slazenger aka Mike Paradinas erinnern. Dort wurde das als "Breaks" bezeichnet. Aber genug der Schubladendiskussion und das aus zwei Gründen. Erstens war ich noch nie sehr gut im Einordnen von Musikstilen, ich habe das nur in die grobe Richtung gebracht, Details blieben mir immer verschlossen und zweitens habe ich das Album gekauft, weil ich es gut finde und nicht weil es einer bestimmten Musikrichtung entspricht. Ich denke Musikstile in Bildern - und dieses Album möchte ich gerne zu dieser Atmosphäre hören: Du sitzt mit deinen Freunden in einer Bar, aber nicht eine mit Hockern, sondern gemütlichen Sofas. Es gibt eine umfangreiche Cocktailkarte, deswegen werden auch mehr Cocktails getrunken, dazu stehen kleine Schälchen mit Knabberzeug auf den Tischen. Es ist nicht sonderlich hell, Tageslicht dringt nicht von außen herein und die kleinen Lampen geben warmes, weiches Licht von sich. Die Leute reden, lachen, chillen und manche hören doch mal auf die Musik, die im Hintergrund läuft.
Die erste Mindspace von Oliver Lieb, erschienen im Original 1993 auf No Respect Records. Das tut dem ganzen keinen Abbruch, es ist der gleiche Sound, wie er ihn auch auf Harthouse abgeliefert hat. In meinem Kopf muss ich bei No Respect Records immer an Smash? denken, aber dabei hat das Label überhaupt nichts mit Hardcore gemeinsam. Dort ist so ziemlich alles zusammen gekommen, was auf eine zeitgenössische Trance-/Rave-Compilation gehörte. DJ Hooligan, Interactive, Phenomania, Exit "EEE" und das allseits berüchtigte "Acid folk" von Perplexer, das so überhaupt nichts mit Acid zu tun hatte.
Ich denke, das war jetzt ein schlechter Weg für die Mindspace, denn Oliver Lieb hat alles richtig gemacht. Kein Low-Tempo-Trance-Track, nicht zu seicht. Der zweite Track "Cybersonic" legt erstmal nahe Mike Dearborn's "Birds on Acid" zu werden, bis Herr Lieb sich frei entfaltet. Während ich noch zur Spicelab leicht sagen konnte - Trance und kein Trance, lege ich mich hier glatt fest: Hardtrance.
Oliver Lieb ist ein großer Science-Fiction-Fan. Das glaube ich zumindest, wenn man seine Pseudonyme und Titelnamen liest. Da wird das legendäre Spice aus dem Film "Der Wüstenplanet" bemüht - eine Substanz, die das Bewußtsein erweitert und der Raumfahrergilde ermöglicht, den Raum zu krümmen. Und jetzt kommt der Subraum dazu - Trekkie-Alarm!
Und um beim Titel zu bleiben, "Subraumstimulation" ist doch Technobabbel. So ungefähr wie "...es fiel mir plötzlich ein, dass ich eine Frequenzverbindung zwischen dem Deflektor und dem Schildgitter einrichten könnte, indem ich den Warpfeldgenerator als Energieflussabschwächer benutze und das hat natürlich eine Verstärkung des inhärenten Energieausstoßes erzeugt." (Zitat aus Memory Alpha - der Star Trek Wiki). Aber mit solch einer Subraumstimulation erzeugt man Risse im Raum-Zeit-Gefüge und was dann hervorbricht, geht ordentlich ab. Gegen den dadurch entstehenden Sog ist man selbst mit voller Impulskraft wehrlos. Also dann - Schilde runter, Phaser auf Partymodus und feuern nach Belieben!