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Veröffentliche Beiträge in “Bücher”

Buchtipps, gekaufte Bücher, gelesene Bücher usw.

*Seufz*

Jan 1

Ich muss heute mal eine gescheite Überschrift wegfallen lassen, mir fällt wirklich nichts besseres ein. Ich habe "Naokos Lächeln" sehr schnell durchgelesen, sodass mir die Charaktere sehr schnell ans Herz gewachsen sind. Nicht dass ich mich identifizieren konnte, aber was auch schon in "Hard-boiled wonderland und Das Ende der Welt" funktionierte, klappt auch hier wieder. Man verlässt diese Welt für einen Moment und taucht ab in die Phantasien des Herrn Murakami.

Er schafft es, dass Melancholie bezaubernd wirkt und man anfängt mit dem Hauptdarsteller mitzufiebern bzw. dessen Ansichten zu teilen. Und je intensiver man eintaucht, um so mehr kommt das bittere Erwachen. Man schreckt am Ende des Buches hoch und will eigentlich weiterlesen, aber das Buch geht nicht weiter. Zu interessant wäre es, zu wissen, was weiter passiert, aber darauf gibt es keine Antwort. Man könnte mit etwas Entfernung denken, der Autor wäre ziemlich verwirrt gewesen, denn das Buch fängt in der Gegenwart an, springt in die Vergangenheit und endet dort. Meiner Meinung nach ist das der Punkt, warum man danach so irritiert ist. Man ist der Meinung, dass eine Handlung geschlossen sein muss, aber wie man bei dieserm Buch merkt - das muss sie nicht.

Was dieses Buch weltweit zu vielen Menschen kompatibel macht, ist die Tatsache, dass der Gedanke einer verpassten Chance, einer unglücklichen Liebe und dem vergeblichen Versuch eine Beziehung zu retten, universell ist. Ob der Protagonist nun Toru, Luigi, Thomas, John oder Pierre heißt, an dem Gefühl und der Intensität ändert sich nichts.

Ich werfe an dieser Stelle wieder den Spoiler aus, d.h. wer das Buch lesen will, sollte jetzt aufhören weiterzulesen.

Zentrale Person des Buches ist der junge Japaner Toru Watanabe, der Ende der 60er Jahre in Tokyo studiert - einer Zeit sexueller Freizügigkeit und Studenten-Revolten. Letzteres tangiert Watanabe nur am Rande, Inhalt seiner Erzählung ist seine Beziehung zu Naoko - wie sie begonnen hat, welchen Verlauf sie nimmt und wie sie endet. Watanabe beschreibt sich als normal und die Welt um sich herum als merkwürdig. Für Außenstehende ist er ein introvertierter Mensch, der sich für Musik interessiert, gerne liest und seit dem Selbstmord seines besten Freundes nur sehr wenige und sehr lose Freundschaften pflegt. Zu Beginn der Erzählung ist er 18 Jahre alt, hat sein Studium begonnen, was ihn aber nicht interessiert. Er lebt mehr oder weniger in den Tag hinein, weil er noch keine Richtung für sein Leben weiß. Er probiert sich hin und wieder mit One-night-stands, die an ihm aber wie Schatten vorüberziehen.

Zwei Frauen gelingt es trotzdem, durch diese unerschütterliche Mauer von Selbstschutz und Misanthropie durchzudringen. Zum einen Naoko, welche die Freundin seines besten Freundes war. Sie ist seit dessen Selbstmord auch sehr in sich zurückgezogen und das weibliche Spiegelbild zu Watanabe. Beide verbindet die enge Beziehung zu dem Verstorbenen, aber auch ein Wechselspiel aus gegenseitigem Begehren und Verletzlichkeit. Und je näher sich beide kommen, um so weiter entfernt sich Naoko von ihm, ohne genauere Gründe zu nennen.

Etwas später kommt Midori in sein Leben, eine Frau, die neben dem Studium zusammen mit ihrer Schwester täglich ihren Vater pflegt, dessen Buchhandlung weiterführt und keine Zeit für Hirngespinste hat. Sie ist sehr direkt, äußert jede ihrer Phantasien umgehend, lässt keinen Zweifel daran, dass sie an Watanabe interessiert ist und reagiert trotzdem sehr emotional, wenn er sie verletzt. Und das, obwohl sie einen Freund hat.

Watanabe beobachtet seine Beziehung mit Midori für den Leser fast mit Desinteresse, seine Maxime scheint zu lauten: "Lasst mich doch alle in Frieden". Doch ganz abgeschieden mag er nicht sein und pflegt deshalb in Momenten der Einsamkeit die Kontakte mit Naoko und Midori. Als Naokos seelischer Zustand sich verschlechert, beginnt er sich intensiver um sie kümmern, besucht sie, schreibt ihr regelmäßig Briefe, in denen er seine Sorgen um sie außen vorlässt und von einer gemeinsamen Zukunft schwärmt. Sie kehrt immer weiter in sich, antwortet nur sporadisch bzw. überlässt die Kommunikation mit ihm ihrer Heimgenossin.

Nach dem Tod von Naoko verfällt Watanabe zusehends und lässt Midori, die seinetwegen ihre Beziehung beendet hat, monatelang im Ungewissen, in dem er planlos durch das Land irrt. Die Heimgenossin von Naoko läuft ihm dabei über den Weg und macht ihm klar, dass er mit dieser Taktik die nächsten 20 Jahre seines Lebens Naoko nachtrauern kann oder der Realität ins Auge sieht und erkennt, dass es eine Frau gibt, die er sehr mag und die auch ihn liebt.

Wie auch beim letzten Roman, den ich von Haruki Murakami gelesen habe, spielt auch hier zum Abschluss eine vernünftige Entscheidung die tragende Rolle. Auch wenn ich Kritiken gelesen habe, die "Naokos Lächeln" als sehr sexuell freizügig beschreiben, sehe ich eher den Zusammenhang in der Zeit, in welcher der Roman spielt bzw. um ehrlich zu sein - was wäre eine innige Liebe ohne sexuelle Phantasien? Ich habe natürlich noch ein entscheidendes Bruckstück in meiner Beschreibung entfernt, denn der Leser erfährt, welche Gedanken Naoko hegte, bevor sie starb.

Verweigerungshaltung

Jan 2

Eigentlich wollte ich es mir ja nicht antun, aber Kriszta bat mich, "Illuminati" von Dan Brown zu lesen. Nicht, weil es ihr so gefallen hatte, sondern weil sie sich mit jemandem darüber austauschen wollte. Und dieser Wunsch ist schon fast Ehrensache.

Kurzer Abriss der Geschichte: Die gesamte Handlung des 700-seitigen Buches bildet einen Tag ab. Die Referenzen innerhalb des Buches sind simpel und beziehen sich auf einfache Fakten, statt auf komplette Handlungsstränge. Nur um ein Beispiel zu nennen, erfährt der Protagonist am Anfang der Geschichte, dass ein Quadratmeter Stoff einen Sturz um 20% bremst und der Leser wird auf diesen Fakt noch einmal mit "Er konnte ja nicht ahnen, dass ihm diese Information an Ende des Tages Leben retten würde" hingewiesen. So werden auch die Spannungsbögen aufgebaut und das lässt die Handlung künstlich angespannt erscheinen.

Dem älter werdenden Hauptdarsteller wird eine junge rassige Italienerin an die Seite gestellt. Hollywood lässt schon grüßen, ohne dass man wissen muss, dass es den Film bereits gibt. Und wenn es schon mal so sein soll, findet sich immer ein Wissender, der die römische Geschichte über mehrere Jahrhunderte hinweg kennt und somit verschollene und verschwundene Rätsel auflösen kann, um ja der Geschichte zu ihrem Happy End zu verhelfen.

Statt dessen bin ich der Meinung, dass die wirklich spannende Geschichte hinter dem Misslingen der Handlungen steht. Was wäre, wenn der gesamte Vatikan ein rauchender Krater wäre und die Menschheit zwar nicht ihren Glauben an Gott verliert, aber die gesamte weltliche Führungsriege einem terroristischen Akt zum Opfer fällt? Aber soweit lässt es das Buch nicht kommen und 200 Seiten vor Schluss kommt es bereits zum Showdown und nun gilt es nur noch die Reste zusammenzufegen und übrig gebliebene Fragen zu klären. Aber das wird auch nur schlampig gemacht, denn die Frage, wie der Camerlengo den hervorragend ausgebildeten arabischen Terroristen anheuern konnte, bleibt offen. Steht ja bestimmt im Telefonbuch.

Fazit: Wenn man kurzweilige Unterhaltung sucht oder seinen Rombesuch auffrischen will, für den ist "Illuminati" das richtige Buch. Wer etwas mehr seinen Verstand anstrengen möchte, sollte auf meine nächste Buchbesprechung warten - ich habe meinen zweiten Haruki Murakami in Angriff genommen - "Naokos Lächeln". Ein Autor, der den Showdown für das "Literarische Quartett" eingeleitet hat.

Eine kleine Theorie

Jan 0

Ich muss mal ganz dringend wieder was über Bücher schreiben. Und da ich gerade mit einem fertig bin, leg ich doch gleich mal los. Es geht um "Das Philosophenportal" von Robert Zimmer.

Beim Philosophenportal stellen sich wahrscheinlich jedem studierten Philosophen die Haare zu Berge, weil es handelt sich um eine Art Readers Digest für Philosophiebücher. Aber für den philosophieinteressierten Leser ist es die Sammelversion von 16 wichtigen Büchern. Was richtig gut ist, dass einige Bücher auf einander aufsetzen bzw. auch vom Autor miteinander in Bezug gebracht werden. Ich muss im Nachhinein zugeben, selbst in aufbereiteter Form war Kants "Kritik der reinen Vernunft" schwer verdaulich. Ich will nicht sagen, unverständlich, aber mal fix überfliegen und sofort verstehen ist bei dem Gedankengang ausgeschlossen.

Besonders hat mir gefallen, dass die Werke nicht nur allein erläutert wurden, sondern auch das Wesen des jeweiligen Autors im Bezug auf die Zeit, in der er gelebt hat. Und so geht es von der Antike, d.h. Platons "Der Staat" bis zu John Rawls "Eine Theorie der Gerechtigkeit". Über letztere möchte ich mich gerade noch etwas auslassen, da sie ziemlich nah an unserer Zeit liegt und mir auch gefällt, auch wenn sie Schwächen aufweist.

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich an mein Abi erinnert, wo wir Sozialkunde hatten und wir das Parteispektrum in Deutschland beleuchteten und uns unser Sozialkundelehrer vor eine Frage stellte: Was sind Themen, die aktuell politisch wichtig sind und in der nächsten Legislaturperiode berücksichtigt werden sollten? Es fielen Themen wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaft, Bildung usw. Und er hakte nach: Angenommen, wir würden alle "Probleme" die als Kernthemen für den Wahlkampf angesetzt sind, außer acht lassen - was wären die Themen, die essentiell dafür sind, dass wir als Menschheit noch eine Chance haben, das nächste Jahrhundert zu erleben. Sofort fiel die Hälfte der bisher angesprochenen Themen weg und wir waren bei Umweltschutz, Abrüstung, alternative Energien, Wissenschaft + Forschung...

Und damit habe ich schon einen prima Übergang zur Theorie der Gerechtigkeit geschafft. Angenommen man steht davor, eine neue Gesellschaft zu bilden. Natürlich würde jeder versuchen, aufgrund seiner politischen und sozialen Stellung einen Vorteil zu erzielen. Also ist jeder im Bezug auf seinen aktuellen Status blind, Rawls nennt es den "Schleier des Nichtwissens". Und was mir dabei gefällt ist, dass es unwahrscheinlich schlüssig ist, denn wenn jeder bei der Entwicklungs von Grundsätzen der Gerechtigkeit mitwirken soll, wo er nicht weiß, welchen sozialen Status er hat, würde er automatisch dafür sorgen, dass den sozial schlecht gestellten ein Maximum zukommt - auch als Maximin-Prinzip benannt. Die Intention ist: einer Gesellschaft geht es nur so gut, wie es den sozial schwächsten geht.

Im Buch wird noch näher erläutert, dass soziale Unterschiede kein Problem sind, solange man die sozial Schwachen als Maßstab im Auge behält. Und dann auch noch der Satz, dass europäische Staaten dem Ganzen am nächsten kommen... Meiner Ansicht nach das Problem, was ich mit dem Buch habe! Alles gut und schön und wir können auch prima nach diesem Vorbild leben, haben die sozial Schwachen ein bißchen im Augenwinkel, mehren unseren Reichtum, aber leider auf Kosten derer, die dieses Gerechtigkeitsprinzip nicht haben! Und das stimmt zumindest in der Praxis - da ich das Original nicht gelesen habe, kann ich mir an der Stelle kein Urteil erlauben, aber zumindest scheint es keinen Widerspruch darzustellen. Aber wer es ganz genau wissen will, bei der Wikipedia gibts mehr dazu.

Und weil ich gerade mal wieder die Wikipedia verlinkte... In einem Interview mit der Süddeutschen lässt "Internet-Pionier" Lanier verlauten, dass die Wikipedia Mobideologie ist. Hat zwar irgendwie Recht, aber ich finde, der Artikel klingt nach einem Nerd, der von der Zeit überholt wurde und deshalb beleidigt ist, weil sich kaum einer für seine Ideen interessiert. Hallo! Die Zeiten ändern sich... Seine Kernaussage: Es warnt vor dem Kult des Kollektivs und möchte eine Wertschätzung der Individualität. Öhm, fangen wir doch mal an: Liebe Wissenschaftler, arbeitet nicht mehr in Teams und hört auf, euch auszutauschen! Doch lieber jeder für sich, ist zwar nicht so schnell, aber individueller! Ohne weiteren Kommentar...

Buchbesprechung

Jan 0

Von meiner Freundin bekam ich letztens Paulo Coelhos "Veronika beschließt zu sterben" zu lesen. Bevor ich näher auf den Inhalt eingehe, verschwand ich vorhin für einen Moment in einer Welt der Metabuchbesprechung und machte mir Gedanken über das Buch an sich. Paulo Coelho wird auf der Rückseite als einer der meistgelesenen Autoren Lateinamerikas bezeichnet und in mir tauchte das Bild der Buchveröffentlichung auf. Wurde dieses Buch in seiner Heimat auf Papier gedruckt, dass aus den Stämmen gerodeten Regenwaldes hergestellt wurde? Denkt man über so etwas nach, wenn es sich in dem Buch um ein Menschenschicksal handelt? Was hält ein Ureinwohner Amerikas von so einem Roman, wohlwissend, dass er Teil einer Geschichte ist, die einen millionenfachen Tod seiner Vorfahren hinter sich hat?

Das Buch handelt nicht vom Tod eines Menschen, sondern vom Leben bzw. was man daraus macht. Für Freunde, die sich "Carpe diem - Nutze den Tag" auf das Banner des Lebens geschrieben haben, wird dieses Buch eine wahre Bereicherung sein. Mach etwas aus deinem Leben, versuch nicht, dich anzupassen, sondern mach Dinge, bei denen dich andere vielleicht für verrückt erklären. Denn "verrückt" ist nur, was nicht der Norm der Mehrheit entspricht. So könnte man den Inhalt des Buches zusammenfassen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten.

Wichtig ist mir an dieser Stelle noch meine persönliche Ansicht zum Buch bzw. zu seiner Aussage zum Ausdruck zu bringen. Ja, es ist gut, nicht der Mehrheit zu entsprechen, seine eigenen Gedanken zu haben, diese auf seine Art zu äußern und andere daran teilhaben zu lassen. Ja, es ist wichtig, dass man diese Gedanken äußert. Nichts wäre schlimmer, wenn Mozart nie eine Note zu Papier gebracht hätte oder Einstein seiner Karriere im Patentamt den Vorrang gegeben hätte. Und noch besser ist es, wenn sich Gruppen bilden, die diese Ideen teilen, sie weiterentwickeln, leben und verbreiten. Und an dieser Stelle geraten wir Bereich, wo Individualität zu etwas negativem wird. Nämlich genau an der Stelle, wo ich nicht nur meine Gedanken äußere, sondern versuche, anderen mein Bild aufzudrücken und wo die Gruppenbildung zum Gruppenzwang wird. Im Laufe der Zeit tauchte dieses Verhalten mit unterschiedlichen Namen auf - früher hieß es Propaganda, heute nennen wir es Marketing. Aber genau dann wird Individualität wieder zu einer Waffe, die sich gegen den Gruppenzwang erhebt.

Wie man wohl merkt, Individualität hat Vor- und Nachteile und kämpft mit ihrer Grenze, wo sie verschwimmt und sich in der Gruppe auflöst. Und sie wird für die Gemeinschaft dann zum Problem, wenn die Ziele eines Menschen im Gegensatz zu dem von anderen stehen. An dieser Stelle bleibt die Frage offen: Ist es sinnvoller auf seine Individualität und seine Ziele zu verzichten, um die Gemeinschaft zu erhalten oder sich der Fesseln der Gemeinschaft zu entledigen, frei zu sein, aber allein dazustehen?

Sei vorbereitet! (Hitchhiker’s Guide – Teil 4)

Jan 1

be preparedFrüher hätte man sowas nicht mal freiwillig angefasst, da bestand der Reiz darin, die "Literatur" des Klassenfeindes in die Finger zu bekommen und sei es nur die BRAVO. Und selbst damit sollte man sich damals nicht erwischen lassen.

Und wenn ich heutzutage so ein Büchlein auf den Tisch lege, verdreht bestimmt die Mehrheit die Augen und argumentiert entweder "Du solltest doch mitbekommen haben, dass es nicht funktioniert!" oder andererseits "Kannst Du Dich nicht erinnern, wie es uns damals ging?". Und darauf antworte ich: "Ja, es kann nicht funktionieren, weil die Menschheit noch nicht die geistige Reife für diese Idee hat!" bzw. "Doch, ich kann mich sehr gut erinnern, dennoch hat dieses Buch nichts mit ihrer Umsetzung gemein. Auch wenn diese Worte schon fast gepredigt wurden, waren sie nicht weiter wie Worthülsen."

Und wer jetzt denkt - was ist denn das für ein Vogel, der sich sowas kauft? Ihr seid im Irrtum, dieses Buch ist ein Geschenk meiner Freundin. Und schon allein diese Idee von ihr rockt ungemein! (Natürlich muss man wissen, dass dieses Buch zur Vorbereitung auf den Flug nach Kuba gedacht ist)

Zwei Welten

Jan 0

Ich habe mich nach einigen schweren Überwindungen mal wieder an ein Buch gewagt, dass in meinem Bücherstapel auf mich wartete. "Hard boiled wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami wollte gelesen werden. Ich wußte nur, dass mich eine Mischung aus Fiktion und Realität erwartete, aber nicht, dass mich das Buch so fesseln würde. Interessant ist die Erzählweise, denn es werden zwei Geschichten parallel erzählt. Auf der einen Seite Hard boiled wonderland - die Realität in der Kampf um Daten entbrannt ist und andererseits das Ende der Welt, eine fiktionale Welt, in der alles perfekt zu sein scheint. Das Einzige, was beide verbindet, ist eine Person als Ich-Erzähler, der versucht mit dieser Welt zurecht zu kommen. Auch wenn mir abends die Augen schon fast zufielen, wollte ich hinter das Geheimnis steigen, was beide Geschichten verbindet. Und als ich las, wie die Geschichte ausging, konnte ich nicht einschlafen.

Und jetzt kommt der Spoiler. Wer nicht wissen will, was in dem Buch passiert, sollte an dieser Stelle aufhören weiterzulesen, denn jetzt kommt die Aufklärung, was sich hinter der Geschichte verbirgt.

Der Erzähler aus dem Hard boiled wonderland ist ein einsamer Mensch, der für das SYSTEM arbeitet, einer Organisation, die mit dem staatlichen Behördenapparat zu vergleichen ist. Dort arbeitet er als Zahlenjongleur, den man sich ausleihen kann, wie es ein alter Professor auch tut. Der Professor gibt ihm eine Aufgabe, die er nicht mit seinen normalen Mechanismen bearbeiten soll, sondern mit einem speziellen Programm, dass in sein Unterbewußtsein eingepflanzt ist. Das ermöglicht es Zahlen zu chiffrieren, ohne dass jemals der Code geknackt werden könnte, den nur der Verschlüssler kann die Daten wieder entschlüsseln und dann auch nicht bewußt. Nach der Arbeit beim Professor erhält er zum Dank einen Schädel eines Tier, der wie der eines Einhorns aussieht.

Das Ende der Welt ist eine perfekte Welt, in die der Erzähler eintritt und vom Wächter der Stadt eingewiesen wird. Seine Aufgabe ist es, Träume zu lesen. Dazu werden seine Augen so verändert, dass er nur noch nachts das Haus verlassen darf, weil er sonst erblindet. Mit dem Betreten der Stadt wird ihm auch sein Schatten entfernt und er muss fortan ohne Schatten leben. Die Stadt in der er lebt, ist von einer hohen Mauer umgeben, die nur Vögel überqueren können. Einzig der Wächter der Stadt kann betreten und verlassen. Der Erzähler arbeitet in einer Bibliothek, in der die Träume aufbewahrt werden. Dort wird er von einer Bibliothekarin unterstützt. Jeder in der Stadt hat einer bestimmte Aufgabe, die er erfüllt, ohne zu fragen, warum er die Aufgabe macht oder was der Sinn dieser Aufgabe ist. Also geht der Erzähler Abend für Abend in die Bibliothek und liest die Träume... aus den Schädeln von Einhörnern.

Das ist die Grundlage, mit der das Buch beginnt und ab diesem Zeitpunkt beginnen die Geschichten mehr und mehr zu verschmelzen, bis die Wahrheit ans Licht kommt: Der Professor hat früher beim SYSTEM gearbeitet und dort bei der Entwicklung von Algorithmen zur Verschlüsselung mitgewirkt. Der Erzähler aus dem Hard boiled wonderland war der einzige Überlebende eines Experiments, bei dem im Kopf des Subjekts ein abgeschotteter Bereich erzeugt wird, in die Verschlüsselung stattfindet. Dieser Bereich existiert neben dem normalen Denken und Handeln und dem sogenannten Psychokern. Zwischen dem Psychokern und der Verschlüsselung liegt ein Schalter der es ermöglicht bei Bedarf auf die Verschlüsselung zuzugreifen. Ebenso gibt einen Schalter der zwischen bewußtem und unbewußtem Denken umschaltet. Leider ist der einzige Fehler bei dem Experiment, dass der Schalter droht, wie eine Sicherung durchzubrennen, worauf der Erzähler auf ewig in seinem Psychokern gefangen ist. Er ist dann nicht tot, sondern nur Gefangener seiner eigenen erschaffenen Welt.

Diese Welt ist eine perfekte Welt, ohne Tod und Schmerzen, ohne Identität - das Ende der Welt. In der Zwischenzeit bereitet sich im Ende der Welt der Erzähler mit Hilfe seines Schattens auf die Flucht aus der ewigen Gefangenschaft vor. Das Buch beginnt an dieser Stelle noch spannender zu werden, als es ohnehin die ganze Zeit schon ist. Schließlich weiß man nun, dass die Geschichte vom Ende der Welt die Fortsetzung vom Hard boiled wonderland ist, aber von der Erzählung parallel läuft und man hofft mit der Flucht aus dem Ende der Welt gelingt es dem Erzähler den Schalter zu überbrücken. Dort wieder liegt eine Überraschung auf dem Weg, denn im letzten Moment entschließt sich der Erzähler des Hard boiled wonderland nicht mehr gegen sein Schicksal zu wehren, denn er stellt fest, dass die Welt, in der er lebt, nicht seine Welt ist und wenn, dann auch nur zum geringen Teil sein wird. Er ergibt sich seinem Schicksal und fällt in das Ende der Welt, wo man nun den Erzähler und seinen Schatten bei der Flucht begleiten darf. Doch mitten in der Flucht hält der Erzähler inne, weil er inzwischen weiß, dass dies seine erschaffene Welt ist, dass er die Verantwortung dafür trägt bzw. für alle, die darin leben, ganz besonders die Bibliothekarin, an die er inzwischen sein Herz verloren hat. Also bleibt er, auch auf die Gefahr, dass er vom Wächter für seinen Fluchtversuch bestraft wird.

Ein sehr außergewöhnliches Buch wie ich finde, denn es hat kein Happy End. Mich hat es sehr beeindruckt, dass ein Buch diese Wendung schafft, die gesamte Zeit spannend zu sein, sich auf einen Höhepunkt zuzuarbeiten und dann ein Ende zu finden, das überraschend, aber überhaupt nicht enttäuschend ist, sondern eigentlich sehr realistisch. Weil ich den Entschluss, in einer Welt zu leben, die zu einem passt, auch wenn man jeglichen Bezug zur Realität verliert, mutiger finde wie das Wagnis in einer fremden Welt zu leben, die nicht zu einem passt. Oder, um mal wieder eins meiner Lieblingszitate auszugraben "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Es ist kein Scheitern, sondern eine Entscheidung der Vernunft. Und genau das gefällt mir - der Erzähler handelt nicht, um andere zu beeindrucken, sondern intelligent. Und dieses Buch erfüllt seinen Zweck, weil man darüber nachdenkt, wieviele Entscheidungen man in seinem Leben trifft oder getroffen hat, nur um anderen zu imponieren oder einen Gefallen zu tun, sei es nun bewußt oder unbewußt und ob man dann genau an dieser Stelle in seinem Leben wäre, wo man derzeit ist oder seinem Traum ein Stück näher.

Adrian, die 2.

Jan 0

Am Wochenende beendete ich nun mittlerweile den nächsten Band der Adrian-Mole-Tagebücher. "Die Cappucchino-Jahre" liegen zwar chronologisch vor "Adrian Mole und die Achse des Bösen", aber das stört überhaupt nicht, da man zwar grobe Umrisse der Vergangenheit hat und es schon fast zu einem Aha-Effekt kommt, wenn man die Details erfährt.

Adrian Mole ist nun wirklich nicht der Vollsympath, eher ein kleiner Besserwisser und auch bißchen naiv, träumt von Frauen, die keinen Gedanken an ihn verschwenden und gerät im Allgemeinen immer an die falschen Frauen. Kurz und gut, ich kann mich hervorragend mit ihm identifizieren. Irgendwie gibt mir das Buch das Gefühl: "Bloß gut, ich bin nicht allein da draußen." Auch wenn der Charakter doch fiktiv ist. Aber die Inspiration zu dem Buch muss Sue Townsend ja irgendwie gekommen sein. Auch wenn die "Cappucchino-Jahre" mit der Zeit etwas langatmig werden, gibt es zwischendrin immer wieder Lichtblitze, z.B. wenn er völlig entnervt von einem Interview mit einem lästigen Fernsehpärchen kommt, vor der Tür ein junges Mädchen mit der Frage "Soll ich dir einen runterholen?" wartet und er geistesabwesend meint: "Nein, ich bin froh, wenn die oben bleiben". Ich könnte jetzt genauso die Geschichte erzählen, wie ich mich eines Abends mit einer Frau getroffen habe, wir unterhalten uns, sie bietet mir an, mich noch ein Stück mitzunehmen, bis ich dann meine: "Läßt du mich da vorn an der Kreuzung raus?", worauf von der Seite ein "Und was ist, wenn ich dich da nicht aussteigen lassen will?" folgt und ich darauf antworte: "Dann läßt du mich halt an der nächsten Kreuzung raus!" Damals hab ich nicht damit gerechnet, nur die Arme fand das bestimmt nicht witzig. Heute kann ich wenigstens über meine geistige Abwesenheit lachen. Wie gesagt, das Identifikationspotential ist hoch.

Aber zurück zu den Büchern. Da es sich um Tagebuchaufzeichnungen handelt, hat man sich schnell an den Singsang eines Tagebuches gewöhnt, der auch konsequent durchgezogen wird, d.h. man hat nicht das Gefühl, das Buch strebt ein gewisses Ziel an. Es plätschert fröhlich, ohne jeglichen Spannungsbogen, vor sich hin. Ist ja auch völlig richtig und alles andere würde auch gekünstelt wirken. Bei "Adrian Mole und die Achse des Bösen" ist dies hervorragend gelungen, indem Sue Townsend die Geschichte mit einem Happy End aufhört und dennoch das Tagebuch mit dem Satz "Glückliche Menschen schreiben keine Tagebücher" größere Lücken zwischen den Einträgen aufkommen läßt und schließlich die Einträge ganz versiegen. In den "Cappucchino-Jahren" gelingt es ihr nicht ganz. Das Ende ist kommt etwas abrupt und ohne auf den Inhalt einzugehen, ist es schwer zu beschreiben. Es entsteht ein klein wenig das Gefühl, dass das Gesetz der Serie eingehalten werden muss. Am Ende ist alles genau wie zu Beginn des Buches. Es fällt mir, nachdem ich beide Bücher gelesen habe, ein objektives Urteil zu bilden. "Die Achse des Bösen" ist definitiv witziger, vielleicht an manchen Stellen ein wenig übertrieben, was den "Cappucchino-Jahren" (vom Ende abgesehen) wieder zugute kommt. Deshalb bekommt ersteres den Humorbonus und letzteres den Authentizitätsbonus.

Doch inzwischen habe ich mit Robert Merles "Malevil" begonnen. Ein Buch, was ich nun bereits das dritte oder vierte Mal lese und finde es immer noch faszinierend. "Malevil" ist die Happy-End-Variante eines Endzeitromans. Während "Die Straße" kaum einen Funken Hoffnung läßt, folgt in "Malevil" ein glücklicher Umstand dem nächsten. Trotzdem sind die Probleme die Gleichen. Es geht um eine ungewisse Zukunft und den Kampf ums Überleben...

2008 wird ein rotes Jahr

Jan 2

kalender2008Anfang der Woche hatte ich schon die ersten Rundgänge für Weihnachten erledigt. Erste Erkenntnis - Geschenke für andere gibt es, sie müssen nur noch geholt werden. Nachteil der ersten Erkenntnis: Man entdeckt auch Sachen, die man selbst gern hätte. Hochgradig gefährlich sind natürlich Buchläden und Läden, wo man brauchbare Musik erhält. Denn im Buchladen fiel mir ein, dass ich noch einen neuen Kalender gebrauchen könnte. Und als hätte ich es nicht geahnt, steht vor mir der Moleskin 2008 (Limited Edition). Leider nur in dem feurigen Rot erhältlich, dafür aber unglaublich praktisch aufgeteilt. Links Wochenübersicht, rechts Platz für Notizen und jede Menge Aufkleber für alle möglichen Gelegenheiten. Natürlich konnte ich dem Stück Maulwurfshaut nicht widerstehen und schon war er meine. Daheim war dann erstmal "Pimp my Moleskin" angesagt und ich verpasste ihm ein paar von den ant-zen-Aufklebern, die sich im Laufe der letzten Bestellungen angesammelt hatten. Sieht zwar jetzt aus wie eine Mischung aus kommunistischem Parteibuch und einem chinesischen Ratgeber für Ameisenkunde, aber er gefällt mir jetzt wesentlich besser.

Die Krönung baute sich im Laufe der letzten Wochen auf, als ich Wäsche waschen wollte und in den Keller ging, die Waschmaschine vollstopfte und dabei einen Blick auf den letztens installierten Wasserzähler warf. Irgendwie war das nicht die Zahl, die ich im Kopf behalten hatte. Aber man ist ja vergesslich, also schrieb ich mir den Stand nach dem Waschen auf und ließ es darauf beruhen. Ich hatte einen Verdacht im Hinterkopf. Letzte Woche ging ich wieder runter und siehe da, der Zähler wandert ohne mein Zutun weiter. Ruckzuck hatte ich meine Vermieterin dran, sprach meinen Verdacht aus. Sie kümmerte sich darum und noch am selben Abend stand mein Nachbar vor der Tür und fing mir an einen Geschichte zu erzählen. Sie begann mit dem Tod seiner Mutter, wo die Waschmaschine bereits 8 Jahre alt war und nun wäre sie wohl 20 Jahre alt (also die Waschmaschine, nicht die Mutter) und würde sich nicht mehr richtig drehen. Da ich eine Maschine der gleichen Firma hab, wollte er nachsehen, ob sich meine dreht (Wie rücksichtsvoll!), weil bei seiner wahrscheinlich der Keilriemen kaputt ist. Dieser Vortrag ging ungefähr 10 Minuten und ich hielt mich vorsichtshalber am Türrahmen fest, damit ich nicht in schallendes Gelächter ausbreche. Die Ansprache lief darauf hinaus, ob er, bis er sich eine neue Maschine leisten kann, meine mit benutzen darf und wir uns in die Wasserkosten reinteilen. Eigentlich hätte an der Stelle ein Vortrag meinerseits folgen sollen, dass ich prinzipiell kein Problem damit hätte, er hätte vielleicht vorher fragen sollen, aber da das im Widerspruch mit meiner Einstellung gegenüber Leuten, die versifft den ganzen Tag am Busbahnhof hocken und sich die Lichter ausschießen, gestanden hätte, ließ ich es bei einem "Nein!" bewenden.

kuechentuecherNachdem dann die Wäsche nun getrocknet war, konnte ich sie heute abnehmen und wegräumen. Darunter drei Wischtücher, die ich beim Ausräumen der Wohnung meiner Oma mitgenommen habe. Man stelle sich vor: Original verpackte (Mint condition!) und absolut unbenutze Wischtücher aus dem Hause VEB Frottana Großschönau, Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) - 10,65 M. Für das Geld hätte man sich seinerzeit 13 Bauernbrote holen können oder wenn man 6 Packungen von den Wischtüchern gehabt hätte, wäre das die Miete für eine 3-Raum-Wohnung gewesen. Gravierender Vorteil: Die Teile halten nahezu ewig und sind außerdem Made in Germany, was man von den heutzutage erhältlichen Geschirrtüchern wohl mehrheitlich unter Garantie nicht behaupten kann.

Am meisten frustriert mich momentan das Wetter. Wo hat sich denn die Klimaerwärmung dieses Jahr versteckt? Es ist Ende November und wenn ich morgens die Nase aus dem Fenster stecke, hab ich das Gefühl: Es ist Ende November. Jeden Tag höre ich aufs Neue, dass auf der Strecke Bamberg - Würzburg eine Baustelle ist, die einen kilometerlangen Stau erzeugt. Demzufolge muss der Besuch von Würzburg wohl noch etwas warten. Also müssen andere Beschäftigungen herhalten. Ich grabe DVDs aus, die ich mir schon vor etlicher Zeit geholt habe und nun endlich mal anschauen kann, so z.B. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran". Der Film hat mir wirklich gut gefallen, schauspielerisch ganz hervorragend, auch wenn mir die Handlung etwas flach vorkam. Da ich aber das Buch nicht gelesen hab, aber schon mehrfach davor stand und weiß, dass es nicht gerade der Wälzer von Buch ist, wüßte ich nur zu gern, ob das Buch wesentlich besser ist, wie der Film und es sich somit lohnt, das Buch zu lesen.

Damit sich wir schon wieder bei einem meiner Lieblingsthemen - Bücher lesen. Nachdem ich schon mal Sue Townsends "Downing street No. 10" gelesen hatte, wurde mir von der Tanzfee eins der Adrian-Mole-Tagebücher empfohlen. Seit Montag mit einem Lesezeichen versehen: "Adrian Mole und die Achse des Bösen". Es war eine ganz schlechte Idee, damit vor dem Einschlafen damit zu beginnen, denn das Buch beginnt mit einem Brief an Tony Blair, in dem er ihn auffordert eine schriftliche Bestätigung zu schicken, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt und somit in der Lage ist Zypern innerhalb von 45 Minuten anzugreifen, damit Adrian Mole die 57,10 Pfund Anzahlung für seinen Zypernurlaub zurückerhält. Mittlerweile hab ich die Hälfte des Buchs fertig und komme nicht aus dem Lachen heraus. Dem ersten Brief folgen weitere (unter anderem Erinnerungsbriefe) und es gesellt sich eine Ja - Nein - Vielleicht - Getrennt - Verlobt - Nie - Wiedersehen - Doch - Wieder - Zusammen - Beziehung hinzu. Aber die SMS' mit der Schwester der Ja-Nein-[...]-Freundin ist glasierte Kirsche auf dem Törtchen. Momentan reicht es, wenn ich daran denken muss, um weiter zu lachen. No. 1 Buch gegen Herbstdepression, senkrecht stehende Schneeflocken und andere Leiden der dunklen Jahreszeit.

puzzle smileysNachdem mir Claudia letztens erzählte, dass sie ein Puzzle geschenkt bekommen hat, hielt ich es für eine gute Idee, mir die Zeit im Urlaub (siehe Wetter und Kälte) mit einem Puzzle zu vertreiben. Kaum zu glauben, was für grauenhaft kitschige Motive man erstehen kann. Da fällt es wirklich schwer, sich zwischen springenden Delfinen im Mondschein, Löwenbabys und Sonnenuntergängen zu entscheiden. Also habe ich mich für eins mit vielen gelben Teilen entschieden. Hat mich die letzten drei Tage gekostet und siehe da - fertig! Ich werde mich aber trotzdem nicht an das nächste setzen, das ist ja ein unheimlicher Zeitfresser. Kaum schaut man mal schnell drauf, sind zwei Stunden vergangen. So hätte ich heute fast meinen Klavierunterricht verpasst.

Und um den Tag der Schutzpatronin der Musik würdig zu feiern, hatte ich heute mal was mitgebracht, wo ich meine Klavierlehrerin bat, es mir vorzuspielen. Und deshalb gab es heute zu Ehren von Cäcilia - Meine Klavierlehrerin plays The Aphex Twin. An einem richtigen Klavier klingt das ohnehin viel besser als von Plastikscheibe.

Die Sechs-Machine

Jan 0

Endlich kann ich mich mal zusammenreißen und den Rest der Nummernschildgeschichte aufschreiben. Der Montag Morgen begann mit einem Besuch auf der Polizei - im Gegensatz zum Telefonat am Sonntag Abend waren alle sehr freundlich. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte, kam sofort ein Beamter, notierte sich alles und sagte mir, dass er die Kollegen in Chemnitz anruft, da auf die Autobahnmeisterei nicht so Verlass wäre. Er wollte mir anschließend Bescheid geben, ob das Schild gefunden wurde, da es sonst für bedeuten würde, neue Nummernschilder zu beantragen.

Gegen Mittag kam dann der etwas depremierende Anruf, dass er gerade die Meldung von den Kollegen erhalten hat, die das Schild nicht auffinden konnten. Er sagte mir, dass er die Verlusterklärung bereits ausgestellt hätte und ich bräuchte dann nur noch vorbeikommen und das Schreiben abholen. Also fuhr ich nach Arbeit hin, erzählte an der Anmeldung, dass ein Schreiben für mich bereit gestellt wäre. Der Beamte quälte darauf hin seinen Computer und meinte, es gäbe keinen Kollegen dieses Namens bei der Verkehrspolizei, sondern nur bei der Kripo. Also suchte er meinen Vorgang, lachte und meinte, das System würde seine eigenen Kollegen nicht kennen und schon kam jemand mit dem Schreiben, sah sich schnell mein Auto an und händigte mir die Erklärung aus.

Da die Zulassungsbehörde fast nur vormittags offen hat, wartete ich bis Mittwoch (meinem ersten Urlaubstag). Ich war sofort an der Reihe, legte alle Schreiben auf den Tisch und suchte mir ein neues Kennzeichen aus, denn das alte ist für die nächsten fünf Jahre gesperrt. Ich hatte gerade nochmal Glück, denn die Buchstabenkombination gab es noch ein einziges Mal. Ich ließ mir neue Schilder anfertigen und fragte anschließend noch, ob sie eine Deckungskarte der Versicherung benötigen. War nicht nötig, ein Anruf würde genügen. Ich brachte das Nummernschild hinten an, fuhr in meine Werkstatt und besorgte mir eine neue Halterung für das vordere Schild (gab es gratis). Somit beliefen sich die Gesamtkosten auf knapp über 60 Euro - und das für einen herrenlosen Eimer auf der Autobahn.

Zuhause angekommen klingte ich dann noch schnell bei meiner Frisörin durch und kam gleich mittags dran. Anschließend ging ich noch einkaufen, denn seit dem Wochenende hatte ich nichts mehr geholt und die Vorräte schwanden. Nachdem alles dringende hinter mir lag, konnte ich mich mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung widmen - die Ramschkisten mit den CDs im Supermarkt durchsuchen. Nachdem ich mich durch Berge von CDs gewühlt hatte, die wirklich keiner haben will, hielt ich "Die Reklamation" von den Helden in der Hand. Schnäppchen - meins! Abends traf ich mich dann noch Kollegen auf ein Bierchen, war aber etwas reduziert, mein Schädel brummte mal wieder, außerdem konnte ich dem Thema "Kücheneinrichtung" und den Vorteilen eines Induktionsherds nicht viel abgewinnen.

Ich hatte letztes Wochenende auf Wunsch einer einzelnen Frau mit "Das Jesus Video" von Andreas Eschbach angefangen. Wenn man zuviel "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" gelesen, stolpert man schon über den Titel. Ich hatte mich schon letzten Freitag durch die ersten 40 Seiten gekämpft und war schon etwas skeptisch, dass die Spannung gleich am Anfang so anzog. Wie wollte er denn die Spannung das gesamte Buch über halten? Wie sich später herausstellte, gelang ihm das nicht so recht. Andreas Eschbach greift dabei sehr gern auf das Prinzip der Fortsetzung zurück, wo gegen Ende des Kapitels schon der nächste Schritt klar ist, man sich aber noch durch gut 20 Seiten eines anderen Handlungsstrangs kämpfen muss, um zu erfahren, dass alles so eintritt, wie man es erwartet hat. Es ist nicht gerade so, dass es nicht spannend geschrieben wäre, aber die Hinhaltetaktik gefällt mir ganz und garnicht. Er verliert sich sprachlich auch sehr oft in Vergleichen, die ich zwar auch gerne hier verwende, aber man kann es auch übertreiben. Da ich nun endlich damit fertig werden wollte, schnappte ich mir heute Morgen das Buch und gab mir bis kurz nach 12 die restlichen 300 Seiten. Wenn man nicht anhand der verbleibenden Seiten gesehen hätte, dass noch mehr folgte, wäre ich mit dem Ende zufrieden gewesen, dass die Kamera komplett zerstört wird. Es muss nicht immer ein Happy End geben. Aber nein, Andreas Eschbach drückt auf "Fast forward" und rasselt in den letzten Seiten runter, als hätte er keine Lust mehr gehabt. Von den Charakteren bleibt nichts mehr übrig, außer den Namen - es hätte auch jeder x-beliebige sein können, das wäre garnicht aufgefallen. Die Hauptdarsteller, die in mühsamer Puzzlearbeit die Teilchen für das Gesamtbild im ganzen Roman zusammengetragen haben, vergessen ihren Scharfsinn und begnügen sich damit, den Reisenden anhand der Tatsache zu identifizieren, dass er Amerikaner ist, nach Isreal fliegt und das Modell der Kamera bei sich trägt.

Bevor ich heute Morgen meinen Lesemarathon startete, klemmte ich mich noch schnell an den Rechner und mir fiel, dass ich letztens bei thelastbeat.com las, dass Anfang November das neue Album "Untrue" von Burial erscheint. Also habe ich da mal reingehört. Einmal hat schon gelangt... aber hört doch selbst.

 

Guten Abend, gute Nacht!

Jan 5

Die letzten Tage waren schon irgendwie anders. Ich will nicht sagen befreiend, entspannend oder dergleichen. Aber es ist schon angenehm früh aufzustehen, zu frühstücken, noch eine Viertelstunde durch die Blogs geistern, dann auf Arbeit gehen und so viel Wind um die Ohren zu haben, dass man ganz verdattert ist, wenn ein "Mahlzeit?!" in den Raum schallt. Bin ich nicht gerade erst gekommen? Und wenn man dann gegen 7 endlich dazu kommt, seine eigenen Aufgaben zu erledigen, ist das fast schon wie Feierabend. Wenn man des Nachts heimkommt und sich nach einem kleinen Snack ins Bett fallen läßt und noch ein wenig liest, dauert es nicht lang und der Schlaf holt einen ein. Interessant wird es dann, wenn man feststellt, dass es bald keine frischen Socken mehr gibt und sich der Inhalt der Küchenschränke als Abwasch stapelt.

postcrossing38So gesehen ist es kein Wunder, dass ich kaum noch zum Bloggen komme, deswegen gibt es einen kurzen Überblick über die Ereignisse der letzten Tage. Die Postcrossingmaschine hat mir wieder mal zwei Postkarten beschert, aber irgendwie klemmt es momentan. Während die ersten Postkarten noch problemlos ankamen, finden sich jetzt mehr und mehr Nutzer, die sich anmelden, Postkarten verschicken, aber die empfangenen Postkarten nicht registrieren. Ergo - ich schreibe, sie "kommen nicht an" und deshalb empfange ich auch keine Neuen. Erst nach 3 Monaten werden sie auf "expired" gesetzt und dann hat man die Chance eine neue Karte zu erhalten.

Letzten Donnerstag war bei uns Feiertag - Grund genug, sich abends mit Kollegen zusammen zu setzen und ein Bierchen zu trinken. Schöner Abend und idealer Auftakt für den Feiertag, an dem ich Wordpress aktualisiert und die Seele ein bißchen baumeln ließ. Und hatte ich nicht gerade "Extrem laut und unglaublich nah" begonnen, hat sich dieses Buch auch in die Reihe der gelesenen Bücher eingereiht. Drei Tagebücher, die sich zu einem vereinen, deren Sinn sich auch erst mit der Zeit erschließt, werden konsequent durchgezogen und durch die Geschichte zieht sich die Suche eines Jungen, der das Schloß zu einem Schlüssel sucht und damit den Tod seines Vaters, der am 11. September umkam, verarbeitet. Unglaublich nah wird das Buch, als eins der Tagebücher von der Bombardierung Dresdens berichtet und erzählt wie der Schreiber die Ereignisse am 11. September auf dem Dresdner Bahnhof (hier haben entweder Übersetzer oder Autor unzureichend recherchiert) verfolgt. Und für einen Moment werde ich Teil der Geschichte - ich war auch in der Stadt, als wir vor einem Riesenfernseher stehen blieben (ohne Ton) und die rauchenden Twin Towers betrachteten. War das ein Film? Konnte ja nicht anders sein, es wirkte ja so unrealistisch. Und was das Buch so richtig gut macht, ist die Offenheit des Buches - es wird nicht angeklagt und melodramatisch geheuchelt, nein, es bleibt realistisch und mit der Gestalt des naseweisen Oskar liebenswert.

Nachdem ich damit durch war, begann ich "Die Straße" von Cormac McCarthy. Nachdem ich mehrfach darüber gelesen hatte, dass sich dieser Endzeitroman ziemlich intensiv mit dem Thema Tod auseinander setzt, wollte ich mehr wissen. Die Vision, die McCarthy zeichnet, ist ein finsteres Thema, dass nahezu jegliches Leben auf dem Planeten ausrottet und die Hauptfiguren, einen Vater und seinen Sohn (der Welt "vorher" nicht kennt), ständig auf der Suche nach Nahrung und mit der permanenten Angst im Nacken, Opfer des Schemas "Fressen und gefressen werden" zu werden, südlich zur Küste ziehen läßt, in der Hoffnung, dass es dort wärmer ist. McCarthy benutzt dabei eine Sprache, welche die Tristesse der verbrannten Welt, der grauen Tage und eiskalten Nächte nahe bringt. Gut gefällt mir, dass er sich nicht, wie man anderer Autor in der ausführlichen Beschreibung von Grausamkeiten verliert, das Erwähnen und die Reaktionen sind entsetzlich genug.

postcrossing39Aber um nicht nur die ganze Zeit bei dem kalten, grauen Wetter daheim zu hocken, ging ich am Wochenende ins Kino. "Odette Toulemonde" stand auf dem Programm. Ein Schriftsteller, intelligent, mit einer erfolgreichen Geschäftsfrau an seiner Seite, die auch noch mit seinem schärfsten Kritiker fremdgeht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, seine Romane wären etwas für die breite Masse, z.B. Frauen, die Verkäuferinnen und Frisörinnen sind. Und genau eine von diesen - Odette Toulemonde - glaubt an ihn. Der Rest des Film dürfte klar sein, denn er verliert sich genau in diesen schnulzigen, romantischen Klischees, die Inhalt der Romane des Schriftstellers sind. Von daher bleibt mir der Inhalt des Films verschlossen - eine Ode an den Kitsch? Ein Film für die breite Masse? Und nur weil ein paar Lippenstifte zur Musik tanzen, ist der Vergleich zu Amelie bei weitem nicht angebracht. Aber zumindest war die schauspielerische Leistung (Catherine Frot als Odette) überzeugend.

(Eigentlich sollte an der Stelle noch ein Bericht über "Wer früher stirbt, ist länger tot folgen, aber den reiche ich nach.)

Zum Abschluss noch ein wenig aus dem Bereich Musik. Nachdem die ganze Woche Claudia Koreck im Autoradio lief, habe ich mir am Samstag nun endlich die Konzertkarte geholt. Ich hatte mich im Datum geirrt, sie ist am 17.02. in Bamberg. Ich freu mich schon drauf.

Seit einigen Wochen hat die lettische Seite idm-net.lv ihre Tore geschlossen, also werde ich wohl in nächster Zeit verstärkt die Suche nach interessanten Netlabels selbst in die Hand nehmen müssen. Einen kleinen Tipp hatten sie immer parat und man blieb immer auf dem Laufenden. Deswegen hatte ich schon ins Auge gefasst, meine Entdeckungen separat hier zu veröffentlichen - ähnlich zu meiner "Neues aus der Plattenkiste"-Seite. Mal sehen, ob und wann ich mal dazu Anlauf nehme.

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