Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman: Es wurde ein Planet entdeckt, der den nächstgelegenen Stern umkreist. Was die Tatsache wirklich wie Science Fiction erscheinen lässt ist, dass sich der Planet Proxima Centauri b in der habitablen Zone befindet und auch noch ein erdähnlicher Planet ist. Aber kommen wir erstmal zu den Fakten, bevor ich weiter Euphorie verbreite.
Unser nächstgelegener Stern Proxima Centauri ist ein Roter Zwerg. Im Vergleich zu unserer Sonne hat er nur einen Durchmesser von ca. 200.000 km, was 14 Prozent des Durchmessers der Sonne entsprechen. Er ist auch im Vergleich zu unserer Sonne nur halb so heiß, was mit 2.800°C immer noch ordentlich heiß ist. Der Name Roter Zwerg suggeriert natürlich, dass sich am Himmel von Proxima Centauri b eine rote Kugel über den Himmel schiebt, was aber Phantasie ist. Stellt euch einfach mal flüssiges Eisen vor; Eisen schmilzt bei ca. 1.500°C und wenn es richtig flüssig ist, erscheint es auch nicht rot, sondern hellgelb bis weiß. Und genau so scheint Proxima Centauri auf seinen Planeten. Nur nicht wie bei uns, sondern in dreifacher Größe der Sonne. Genau wie bei uns, sollte man es auch auf Proxima Centauri b tunlichst bleiben lassen, direkt in die Sonne zu blicken.
Der entdeckte Planet Proxima Centauri b umkreist seinen Stern in einem Abstand von ca. 0,05 Astronomischen Einheiten (1 AE = Abstand Sonne – Erde). Das ist näher als der Merkur. Und trotzdem befindet er sich in der habitablen Zone. Habitable Zone bedeutet grob gesagt, dass sich der Planet in einer Entfernung zu seiner Sonne befindet, um die richtige Energie abzubekommen, damit sich Wasser in flüssiger Form halten kann. Da Proxima Centauri ein Roter Zwerg ist, muss sich der Planet so nah daran befinden. Aber dann kommen noch Faktoren wie Atmosphäre, Rotation usw. hinzu. Beispiel: Die Venus liegt auch in der habitablen Zone, jedoch macht der Kohlendioxidgehalt die Atmosphäre zu einem Treibhaus, in dessen Backofen keine Chance auf Leben besteht.
Wäre also Leben auf Proxima Centauri möglich? Vielleicht schon, kommt ganz auf die Bedingungen an. Es war schon schwierig genug, den Planeten überhaupt zu entdecken. Mit dem angewandten Verfahren der Radialgeschwindigkeit kann man maximal die Untergrenze des Exoplaneten bestimmen. Genaueres lässt sich aber feststellen, wenn man die Neigung der Planetenbahn zum Stern kennt. Man schaut ja nicht zwangsläufig immer quer oder von oben auf den Tanz zwischen Sonne und Planet. So konnte man bestimmen, dass Proxima Centauri b ungefähr das 1,3-fache der Erdmasse besitzt und seinen Stern in 11,2 Tagen umrundet, ein ziemlich kurzes Jahr. Auf Grund der kurzen Umlaufzeit geht man davon aus, dass der Planet immer die gleiche Seite der Sonne zuwendet. Klingt nicht optimal, da auf der einen Seite Wasser verdampfen würde, während es auf der anderen gefriert. Wenn es denn überhaupt eine Atmosphäre gibt. Roter Zwerge, speziell auch Proxima Centauri, gehören gerne zur Gruppe der Flare Sterne, d.h. sie werfen in unregelmäßigen Abständigen Masse und Energie in den Raum. In so einem geringen Abstand hätte das verheerende Folgen.
Und wie kommt man nun zu so einer Entdeckung? Spekuliert wurde schon öfter, ob es einen Planeten um Proxima Centauri gibt. Jedoch wurde nie einer gefunden. Basierend auf der Idee Carl Sagans „Pale Blue Dot“ (zu deutsch: Blasser blauer Punkt) wurde die Aktion „Pale Red Dot“ von der Europäischen Südsternwarte ESO ins Leben gerufen. Sie sollte der Öffentlichkeit zeigen, welchen Aufwand es darstellt und mit welchen Methoden Planeten gefunden werden. Anfang des Jahres blickte HARPS 60 Nächte lang auf Proxima Centauri und nach Auswertung der Daten in Zusammenspiel mit allen anderen Daten, die seit 2000 gewonnen wurden, kann man nun mit Sicherheit sagen: Ja, wir haben einen erdähnlichen Planeten in der „unmittelbaren“ Nachbarschaft. Kommen wir hin? Mit derzeitigen Antrieben würde es mehr als 10.000 Jahre dauern, bis wir Proxima Centauri erreichen.