Letztes Wochenende ging es nach Magdeburg, um bei einem ungarischen Film über den Robocup zu übersetzen. Dort sollte es speziell um die Rettungsroboter gehen. Für mich war aber jede Menge Gelegenheit bei den anderen Wettbewerben zuzuschauen. Am Anfang hatte ich Bedenken, dass mir langweilig wird, aber das ganze Gegenteil war der Fall. Wir reisten am Freitag Mittag an und schauten uns erstmal um. Halle 1 tummelten sich die SPL (Standard Platform League), die Kid Size Roboter, Rescue Roboter, als auch Home- und Logistikroboter. Sehr lustig waren die Roboter der SPL, alle den Nao von Aldebaran Robotics verwenden. Hier geht es „nur“ um die cleverste Programmierung. Eine größere Herausforderung sind da die Roboter der Kid Size League, die sowohl an Hardware, als auch an Software schrauben dürfen. Halle 2 war den Kindern und Jugendlichen vorbehalten, die sich an ähnlichen Aufgaben wie die „Großen“ nebenan versuchen durften, nur einfacher und mit sehr viel Unterstützung von Lego Mindstorms. Aber zurück zu Halle 1…
Home- und Logistikroboter hielten sich sehr zurück. Interessant waren da auch die Rettungsroboter, die sich selbstständig durch ein Labyrinth kämpfen und potenzielle Opfer anhand von Wärmebildern und Geräuschen erkennen. Wenn sie ein mögliches Opfer erkannt hatten, meldeten sie es dem Operator, der dann entscheiden durfte, ob es sich um ein lebendes Wesen handelt. Laut unseren Informationen konnte ein Team nicht antreten, weil sie ihren Roboter in Fukushima verloren hatten – Netzwerkkabel abgerissen.
Hauptaufmerksamkeit hatten die Nao-Roboter und Kid Size Roboter. Letztere haben sich auf die Fahne geschrieben bis 2050 gegen den Fussballweltmeister nach FIFA-Regeln anzutreten. Deswegen werden alle 5 Jahre die Regeln verschärft. Dieses Jahr traten einige neue Regeln in Kraft, die den Robotern und ihren Besitzern schwer zu schaffen machten. Zum einen wurden die Torpfosten von gelb auf weiß geändert, der orange Ball durch einen richtigen Fußball (nur kleiner) ersetzt und – am allerschlimmsten – es wurde auf Kunstrasen umgestellt. Der Kunstrasen sorgte für die tiefsten Sorgenfalten. Die meisten Roboter scheiterten schon am Aufstehen bzw. konnten nur wenige Schritten laufen und fielen dann wieder um. Aus menschlicher Sicht war es Mitleid erregend. Es wirkte wie bei Kleinstkindern, die gerade das Laufen lernen. Den größten Fortschritt zeigten hier die FUmanoids der Freien Universität Berlin, die sehr stabile Läufer hatten und während meiner Anwesenheit für das einzige Tor des gesamten Wettbewerbs sorgten. Es war immer hochinteressant, auch zwischen den Wettbewerben den Entwicklern beim Testen und Ausprobieren über die Schulter zu schauen.
Den absoluten Publikumsmagneten bildeten die Nao-Roboter von der SPL. Dort hat man schon sehr starke Leistungsunterschiede gesehen, aber bei den Finalspielen hat man schon gemerkt, wie weit entwickelt die Mannschaften sind. Dort haben die Roboter schon Bewegungen gezeigt, um sich beim Wackeln zu stabilisieren und dort wurde ordentlich Richtung Tor gekickt. Natürlich ist es drollig anzusehen, wenn zwei Roboter kollidierten, dann umfielen und sich beim Aufstehen wieder gegenseitig umrissen. Aber dann griffen Helfer und Schiedsrichter ein und trennten die Raufbolde.
Es hat richtig Spaß gemacht zu sehen, mit wieviel Engagement die Leute dort bei der Sache waren und trotzdem nicht den Spaß daran verloren. Zuweilen erlebte man die Entwickler wie sie – sichtlich frustriert über das nahezu verlorene Spiel – über die „Dummheit“ ihrer Schützlinge schimpften. Ein bisschen Neid kam bei mir schon auf und gleichzeitig fühlte ich mich zurückversetzt in die Zeit, wo ich noch Student war und bis in die Nacht an Problemen getüftelt habe. Zu gerne hätte ich mich mit hingesetzt und mitgeknobelt. Als ich mal geschaut habe, was denn so ein kleiner Nao-Roboter kostet, wurde ich erstmal sprachlos: $8.000 – teures Spielzeug.