Reisen ist unsere Leidenschaft. Also warum nicht eine Hochzeit und Reisen mit einander verbinden. Wir entschlossen uns, auf unserer Reise durch den Westen der USA zu heiraten. Nicht spontan, nüchtern und ohne Elvis.
Aber wie kamen wir auf die Idee? Kriszta kommt aus Ungarn, ich ursprünglich aus Dresden. Zusammen wohnen wir bei Bamberg. Hätten wir in Dresden gefeiert, hätten Freunde / Familie aus Ungarn und Kollegen aus Bamberg kommen müssen. Hätten wir in Ungarn gefeiert… Ich glaube, ich brauche nicht fortzusetzen, unter dem Strich wäre ein riesiger logistischer Aufwand entstanden, den wir aber für unseren Tag nicht wollten. Also machten wir uns schlau, wo es einfach für uns beide ist, zu heiraten. Relativ schnell landeten wir bei Las Vegas, denn hier waren, verglichen mit Deutschland, die bürokratischen Aufwände minimal.
Nachdem wir zu Beginn unserer Reise schon unsere Hochzeitserlaubnis geholt hatten, konnten wir ganz entspannt herumreisen und heirateten kurz vor Ende der Reise. Dabei machten wir einen kleinen Abstecher nach Las Vegas, als wir von San Francisco nach Los Angeles unterwegs waren.
Wir beginnen mit den Hochzeitsaufnahmen. Morgens gingen wir erstmal ganz entspannt, gegen Mittag sollte die Schminkerin kommen. Kriszta steht kurz vor der Verzweiflung, als sie die Nachricht erhält, dass die Probeschminkerin nicht kommen kann. Sie schickt einen Ersatz, die auch noch eine Stunde zu spät kommt, weil es noch ein Hotel gleichen Namens in Vegas gibt. Unsere Fotografin steht auch schon Gewehr bei Fuß, als die Stylistin endlich fertig ist. Nicht zuletzt, weil sie überhaupt nicht mit den Einzelheiten des Probeschminkens vertraut war. Wir springen ins Auto und fahren nach Nelson, einer Geisterstadt, die beliebtes Ziel für Fotoshootings ist. Zwei Vietnamveteranen halten Nelson in Schuss. Als es dort dunkel wird, fahren wir noch zum Bellagio und machen den Rest der Aufnahmen. In Summe: 5,5 Stunden Fotoshooting bei über 30°C im Anzug / Hochzeitskleid.
Für die Hochzeit ziehen wir in unsere Suite ins MGM Grand um, werfen uns wieder in Schale und es kann losgehen. 19.10 Uhr ruft uns der Taxifahrer der Little Chapel of the Flowers an und bittet uns, dass wir 19.30 Uhr bereit stehen. Pünktlich steht er vor der Tür und wir fahren über die Interstate zur Kapelle.
Kaum steigen wir aus dem Auto, werden wir mit Blitzlicht in Empfang genommen. Es folgt der Papierkram, der schnell und routiniert erledigt wird. Während der ganzen Zeit werden Fotos vom Brautstrauß (der schon leicht welk ist) gemacht. Es wird kurz der grobe Ablauf erklärt und wir werden in kleines Kabuff geführt, wo uns wenige Augenblicke später der Referent empfängt. Er geht mit uns den Ablauf durch, fragt ein paar persönliche Fragen. Dabei fällt mir auf, dass das Revers von seinem Jacket dreckig ist. Wir erklären ihm, dass Kriszta gerne von ihrem Vater reingeführt werden möchte. Alles kein Problem…
Die Zeremonie beginnt, es läuft unsere Musik (wir haben uns extra ‚Starálfur‘ und ‚Hoppípolla‘ von Sigur Rós rausgesucht). Krisztas Vater führte sie herein, der Referent fragt, wer seine Tochter bringt, um sie mit diesem Mann zu verheiraten. Erste Panne – man hätte nicht nur dem Brautpaar erklären sollen, wie es abläuft, wenn der Vater die Tochter hereinführt. Es folgt eine kurze allgemeine Ansprache zum Thema Liebe und Zusammensein. Danach kommt der Schwur – in guten wie in schlechten Zeiten, Reichtum und Armut – Moment mal, was heißt Armut eigentlich auf Englisch? Poverty! Kein Problem, wenn man das Wort nicht versteht, der Referent macht geschickt einen kleinen Scherz daraus und weiter gehts. Wir zünden gemeinsam eine Kerze an, stecken uns gegenseitig die Ringe auf, dürfen uns endlich küssen und laufen dann gemeinsam zu ‚Hoppípolla‘ raus.
Länger hätte die Zeremonie auch nicht dauern sollen. Das war einer der Gründe, weshalb wir eine Hochzeit außerhalb von Deutschland gewählt haben. Wir wollten keine Feier, in der mühsam zusammen getragene Fakten der anwesenden Gemeinde (die sie ohnehin schon kennt) vorgetragen werden. Nach der Zeremonie macht der Fotograf noch einige Bilder außerhalb und innerhalb der Kapelle. Zum Abschluss werden wir noch um die Trinkgelder für den Referent, den Fotograf und den Fahrer gebeten. Wir sind erstaunt – Fotograf vorher, ohne die Bilder gesehen zu haben? Was, wenn wir mehr geben wollen, weil sie so gut geworden sind? Die Antwort lautet: „Wenn sie morgen die Bilder ansehen kommen, wird er keine Zeit haben, weil er da gerade auf einer anderen Feier ist.“ Naja…
Es folgt die Heimfahrt in der Stretch-Limo zurück zum Hotel. Auf unseren Wunsch ein Stück über den Strip. Bei einem schönen Blick auf den Strip schlafen wir ein und bleiben auch am nächsten Morgen länger liegen. Diese Tag ist zum relaxen gedacht.
Zum späten Vormittag fahren wir nochmal in die Kapelle, um uns die Bilder anzusehen. Es wird uns ein kleiner Film mit den Bildern gezeigt. Wir lachen, kommentieren und sind gespannt. Danach öffnet die zuständige Dame Lightroom und zeigt uns die rot markierten Bilder von der Zeremonie. Von denen könnten wir uns 14 Stück auswählen. Wir schauen uns an – das muss wohl ein schlechter Scherz sein? Man versucht zu argumentieren, dass es im Vertrag gestanden hätte. Es gibt nur 14 Bilder von der Zeremonie – Außenaufnahmen und Bilder von vor und nach der Zeremonie kosten extra.
Aber es immer gut einen Fotografen dabei zu haben. Ich zeige, dass die Bilder überhaupt nicht bearbeitet wurden (die Rosen vom Brautstrauß sind eher grau wie rosa) und einfach von schlechter Qualität in Sachen Bildaufbau sind (schief, es fehlen Bilddetails, wie z.B. die Füße). Man kommt uns entgegen und sagt, dass wir sieben Bilder von der Zeremonie und sieben Bilder von außen bzw. vorher oder nachher nehmen dürfen. Ich bearbeite sie schnell nach und schon sind sie fertig. Den Rest des Tages laufen wir den Strip einmal rauf und runter.
Edina, eine ungarische Fotografin, sorgte dafür, dass wir wunderschöne Bilder in Nelson und vorm Bellagio bekamen.
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