Wir sind ungefähr 14 Tage in Taiwan unterwegs. Nach der Hauptstadt Taipeh, dem Sonne Mond See und Tainan reisen wir in die zweitgrößte Stadt Taiwans – Kaohsiung.
Geduldig laufen wir am nächsten Morgen die Strecke zum Bahnhof zurück, kurz vor 10 Uhr kommt der Zug, der uns nach Kaohsiung bringt. Gegen 11 Uhr sind wir schon im Royal Group Hotel. Natürlich ist ein Checkin noch nicht möglich. Wir legen unsere Rücksäcke wieder ab, nehmen die Youbikes und radeln los. Das Wetter meint es heute richtig gut, die Sonne scheint fast ständig.
Wir fahren die Hauptstraße bis an den Kanal und dort entlang bis zum Kaohsiung Music Center. Dann suchen wir die Auffahrt, die uns über die Brücke bringt. Beim Pier 2 geben wir dann die Fahrräder ab und laufen bis zur Fähre nach Cijin (oder auch Qijin). Natürlich bleiben wir zwischendurch immer wieder stehen, um Bilder zu machen.
Die Frage ist – noch auf dieser Seite essen oder erst übersetzen? Wir entscheiden uns für letzteres und werden nicht enttäuscht. Relativ nah am Hafen finden wir ein Lokal, wo es den frischen Fang aus dem Meer gibt. Unsere Entscheidung fällt auf Stachelrochen und Krabben, beides schmeckt sehr gut. Nachdem wir gestärkt sind, wagen wir den Aufstieg in Qijin. Von dem alten Fort oben kann man schön auf das Hafengebiet und das Zentrum von Kaohsiung schauen.
Kaohsiung ist nach Taipeh die zweitgrößte Stadt in Taiwan und macht auch einen sehr modernen Eindruck. Nach unserem Ausflug auf die Insel Cijin laufen wir zurück zu Pier 2 und hocken uns zu Starbucks in eine der alten Hallen. Draußen ist es heute sehr warm und drückend. Wir fahren ein Stück mit der Straßenbahn, steigen dann um in die Metro und fahren bis zur Formosa Boulevard Station. Das ist nicht nur die nächste Station zu unserem Hotel, sondern beherbergt auch den Dome of Light, der mit seinen vielen Farben ein schönes Motiv darstellt.
Abends verwandelt sich eine nahegelegene Straße wieder in einen Nightmarket und wir probieren Knoblauchtofu und frittierte Bällchen als Snacks.
Fu Guang Shan
Auch wenn man nicht buddhistisch ist, ist Fu Guang Shan ein Muss! Den nächsten Morgen stehen wir schon 8 Uhr wieder in der Metro und fahren bis Zuoying. Das ist gleichzeitig die HSR-Station, als auch Busstation. Wir nutzen die Zeit, um uns zu erkundigen, wie wir am nächsten Tag nach Kenting kommen können.
Wir sind gefühlt so ziemlich die Ersten, die heute in Fu Guang Shan ankommen. Aus den Boxen der Bushaltestelle tönt ein Kinderlied, wo jede zweite Zeile mit Fu Guang Shan endet. Ich dichte es kurzerhand um:
Kommt heut‘ her, hier gibt’s Fun
Wir fahr’n heut nach Fu Guang Shan.
Historisch gesehen, ist Fu Guang Shan noch nicht sehr alt. Ende der 1960er Jahre kaufte Hsing Yun 30 Hektar Land in der Landregion von Kaohsiung. 1967 war dann Grundsteinlegung für die ersten Gebäude. Seit der Zeit wuchs das Gelände immer mehr. 1975 kam die 36 Meter hohe Amitabha Buddha Statue dazu. Hsing Yun gab 1997 bekannt, dass er Fu Guang Shan vor der Öffentlichkeit schließen wird, damit die Buddhisten genügend Ruhe und Zeit für ihre Praxis bekommen. Auf Bitten von Taiwans Präsident wurde Fu Guang Shan dann 2000 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Eine Besonderheit des Klosters ist, dass es eine Zahnreliquie von Buddha in seinem Besitz hat. Nach Angaben des Klosters befand sich die Reliquie in Indien und wurde von dort aus nach Tibet gebracht. Nach der Kulturrevolution war sie da nicht mehr sicher und kam wieder nach Indien. Kunga Dorje Rinpoche gab sein ganzes Leben darauf acht, aber nachdem er merkte, dass er sie nicht angemessen aufbewahren kann, übergab er sie 1998 an Hsing Yun. Der erweiterte mit Hilfe von Spendengeldern das Gelände noch mal auf über 100 Hektar. 2011 wurde dann das Museum mit der Zahnreliquie geöffnet. Als Symbol sitzt auf dem Museum ein 50m hoher Buddha, der aus 1.800t Kupfer gemacht wurde. Hsing Yun, der Gründer von Fu Guang Shan, starb 2023 im Alter von 95 Jahren.
Liest man aber in öffentlichen Quellen nach, ist nur die Reliquie in Kandy eine der echten Zahnreliquien. Alle anderen, unter anderem Beijing, Singapore und auch Fu Guang Shan, behaupten nur, dass sie im Besitz einer echten Reliquie zu sein.
Wir laufen also einmal an den acht Pagoden entlang zum Museum. Im Museum ist es angenehm klimatisiert und wir machen eine große Runde. Die Räume sind sehr beeindruckend, aber fotografieren ist dort streng verboten. Danach laufen wir wieder zurück Richtung Parkplatz. Das Gelände ist grob gesehen in drei Teile unterteilt. Neben den Pagoden und dem sitzenden Buddha, gibt es noch die große Halle und das ursprüngliche Kloster. Wenn man die Straße zur Great Hall hoch läuft, kommt man ordentlich ins Schwitzen, aber der Ausblick auf den neuen Teil lohnt sich hier wirklich.
Danach ist es nur noch ein Katzensprung zum ursprünglichen Gelände. Man sollte nicht vergessen – 30 Hektar war das damals groß, also gut genug, um da richtig viel Zeit mit Entdecken zu verbringen. Wir sind überrascht, dass man gegen eine kleine Spende von 100 TWD pro Person in der Klosterkantine Mittag essen kann. Das Essen ist überraschend gut, vegetarisch und man muss Mundschutz aufsetzen, sobald man sich in dem Raum bewegt.
Lotus-Teich in Kaohsiung
Nach dem wir fertig sind, fahren wir mit dem Bus zurück zur Zuoying Station. Dort laufen wir etwas herum, leihen uns dann Fahrräder aus und fahren eine Runde um den nahe gelegenen Lotus-Teich. Eigentlich sind das Highlight dort die Tiger- und Drachen-Pagode, die aber gerade renoviert werden. Sie sind komplett eingehüllt und damit überhaupt nicht sichtbar. Trotzdem lohnt sich die Runde um den kleinen See allemal.
Nach der Runde fahren wir zurück zum Bahnhof und suchen nach einer Möglichkeit zu essen. Irgendwie ist uns nach Sushi und zum Glück werden wir fündig und gehen zu einem Running Sushi. Der Tee ist gratis, wie auch Wasabi und der eingelegte Ingwer. Die Teller mit den Sushis sind nach 30, 40, 60 und 90 TWD farblich gestaffelt. Wir probieren viel durch und neben uns stapeln sich die Teller. Zum Schluss werden die Teller zusammen gezählt, wir sind pappsatt und haben trotzdem gerade mal knapp über 10 Euro zusammen gezahlt.