Jetzt hatten wir vier Tage Zeit Singapur zu erkunden. Reichen vier Tage überhaupt aus oder sind vier Tage zu viel? Wir versuchten so viel wie möglich zu sehen und unser Urteil war – wir haben die Highlights locker geschafft.
Anreise
Der Flug aus Taipeh nach Singapur dauerte 4,5 Stunden. Geflogen sind wir mit Scoot. Das ist die Billigflug-Tochter von Singapur Airlines. Im Vorfeld hatten wir uns ausreichend mit Getränken und Snacks versorgt, sodass wir nichts an Bord kaufen mussten.
Abends kamen wir dann in Singapur an und sind mit der Metro zum Hotel Gin Bugis gefahren. Das war noch eine ziemlich knappe Geschichte, denn die Metro fährt nur bis 22 Uhr. Zum Glück war unser Flug eher da und das Gepäck war schnell ausgeliefert. Ursprünglich war unser Plan, dass wir mit der Metro in der blauen Linie bis zur Station Bugis fahren und dann das Stück laufen. Jetzt mussten wir aber feststellen, dass die blaue Linie im Zentrum eine Schleife macht und wir die Fahrt von der Station Expo (Nr. 35) nach Bugis (Nr. 14) eigentlich auch über Bencoolen (Nr. 21) abkürzen können, da der Fußweg ungefähr gleich weit ist.
Das Hotel Gin Bugis war gerade in einer Renovierungsphase. Die Rezeption war deshalb im zweiten Stock, weil der Eingangsbereich teilweise unpassierbar war. Wir bekamen unser Zimmer und legten unsere Rucksäcke ab. Danach gingen wir noch mal kurz auf die Straße, liefen etwas umher, aber nicht lange, denn wir waren müde.
Marina Bay Sands
Wie schon gerade erwähnt, war die Eingangsbereich stellenweise unpassierbar. So auch am nächsten Morgen, wo wir das Hotel durch die Tiefgarage verlassen mussten. Da wir genug Zeit am Morgen haben, laufen wir den Weg zur Marina Bay vor. Dort machen wir etliche Stops für Fotos, laufen dann über die Helix Bridge zum Marina Bay Sands.
Im Hotel angekommen, schauen wir uns erst einmal um, setzen uns hin. Wir haben über GetYourGuide eine Kombination aus Besichtigung des Observation Deck des Marina Bay Sands und Gardens By The Bay gebucht. Wie wir feststellen, sind zeitlich relativ flexibel und können die Voucher unabhängig von einander nutzen. Aber das Observation Deck öffnet erst 10 Uhr, sodass wir noch etwas Zeit haben. Kriszta entdeckt, dass der Bäcker im Marina Bay Sands einen glutenfreien Muffin anbietet und schlägt zu. Dafür, dass es direkt im Hotel ist, ist der Muffin mit ca. 2 Euro auch ziemlich günstig.
Viele der Touristen, die sich schon vor dem Fahrstuhl zum Observation Deck sammeln sind deutsche Touristen. Als wir oben sind und wir uns umschauen, wird uns schnell klar, warum. MeinSchiff liegt im Hafen. Die Besichtigung des Observation Decks gibt es in zwei Optionen – normal und Peak Time. Wir sind froh, dass wir vormittags hochgekommen sind, denn so fällt das Licht auf die Stadt und ist perfekt für Fotos.
Wir bleiben eine Weile oben und machen Bilder aus allen möglichen Positionen. Trotzdem ist es in der Sonne brennend heiß und kaum ein kühles Lüftchen geht. Also fahren wir bald wieder runter. Es ist langsam an der Zeit sich etwas zum Mittagessen zu suchen. Dazu laufen wir ins Büroviertel, was gleich um die Ecke ist. Dort ist das Lau Pa Sat, eine achteckige Halle mit unzähligen Garküchen. Dort gibt es garantiert für jeden Geschmack etwas. Leider sind wir gerade zur offiziellen Mittagszeit da und es ist brechend voll.
Chinatown
Wir machen noch eine kleine Pause im Schatten der Bürogebäude, bis wir nach Chinatown laufen. Chinatown ist einer der drei traditionellen Bezirke in Singapur. Dabei sieht es hier nicht besonders chinesisch aus, im Gegenteil – die Gebäude machen eher einen kolonialen Eindruck. Trotzdem sind die alten Häuser mit ihren bunt bemalten Fassaden schön anzusehen.
Chinatown hat aber noch ein anderes Highlight. Auch hier gibt es einen Buddha Tooth Relic Tempel, der eine der Zahlreliquien von Buddha beinhalten soll. Als wir den großen Raum betreten, sind wir fasziniert. Ein Mönch brabbelt Gebete ins Mikrofon und ein Dutzend anderer die im Raum verteilt sitzen, machen mit. So wie wir sehen, kann man sich einen der Plätze für einen Zeit-Slot reservieren und dann mitmachen. Dazu liegen ungefähr ein Dutzend dicker großer Bücher auf dem Platz.
Gardens by the Bay
Den Abstecher nach Chinatown haben wir eigentlich nur gemacht, damit wir etwas Zeit überbrücken. Denn für den Nachmittag haben wir uns Gardens By The Bay vorgenommen. Das ist eine schön angelegte Parkanlage, wo der Eintritt kostenlos ist. Will man jedoch die beiden Kuppeln betreten, muss man Eintritt zahlen. Wie schon oben erwähnt, haben wir bei GetYourGuide eine Kombination aus Observation Deck im Marina Bay Sands und den beiden Domes gebucht. Bei der Buchung muss man sich aber schon ein Datum festlegen. Das hat den Vorteil, dass man an der langen Schlange am Eintritt vorbei kann und direkt zum Eingang geht.
Wir beginnen mit dem Cloud Forest. Zu meiner Überraschung ist es hier sehr kühl drin. Aber man staunt erst einmal. Aus ungefähr 20m Höhe stürzt ein Wasserfall hinunter und um einen herum ist ein dichter Dschungel aus Pflanzen. Wir nehmen den Aufzug, der uns direkt nach oben bringt. Jetzt kann man etagenweise wieder nach unten laufen. Während wir auf dem Weg sind, beginnt etwas magisches. Jede zweite volle Stunde beginnen der Cloud Forest seinem Namen alle Ehre zu machen. Entlang der Gehplattformen sind Wasserleitungen, die jetzt feinen Nebel zerstäuben. Von unten sieht es schon etwas albern aus, aber ist man mitten in einer Höhle, entsteht für einen kurzen Moment der Effekt, als wäre man in den Wolken.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde sind wir fertig und sind ehrlich gesagt froh, dass wir wieder raus ins Warme können, weil mittlerweile die Zehen beginnen zu frieren. Wir machen einen kleinen Spaziergang zum Foodcourt im Park, aber hier gibt es nichts, was uns zusagt. Also laufen wir zum Flower Dome. Dieses Gebäude ist etwas flacher und im Vergleich zum Cloud Forest doch unspektakulär. Es gibt jede Menge Sukkulenten und eine Spezialausstellung über Tulpen. Dabei wird versucht auch ein bisschen niederländische Kultur zu vermitteln, das heißt es stehen kleine Fachwerkhäuser und Windmühlen da. In den Vorgärten der Häuser stehen symbolisch Figuren von Kühen und Hasen. Es macht mehr den Eindruck, als wenn es für Kinder gedacht ist, denn es wirkt einfach putzig.
Nachdem wir hier alle Gänge abgelaufen sind, verlassen wir Gardens By The Bay und laufen zum Marina Bay Sands. Vor dem Hotel ist eine Mall mit allen gehobenen Marken, die man kennt. Läuft man aber bis nach ganz unten und in die eine Ecke der Mall, gibt es einen riesigen Foodcourt. Da es Zeit zum Abendessen ist, verteilen wir uns und halten Ausschau nach einem freien Platz. Nachdem wir einen Tisch gefunden haben, geht einer los, holt sich Essen und danach wechseln wir. Die Preise in dem Foodcourt sind im Vergleich zur Lage wirklich günstig und selbst für europäische Verhältnisse sehr preiswert.
Während des Essens stimmen wir uns ab, was der beste Platz sein könnte, um am Abend die Lichtshow der Supertrees anzusehen. Die Supertrees sind die baumähnlichen Strukturen im Gardens By The Bay. Tagsüber laden sie sich mit Sonnenenergie auf, um damit am Abend um 19.45 Uhr und 20.45 Uhr ein Lichtspektakel zu veranstalten. Es gibt im Internet viele Stimmen. Manche schlagen vor, sich direkt darunter zu setzen. Andere empfehlen den Skywalk zwischen den Bäumen. Aber erstaunlicherweise finde ich keinen Hinweis auf Marina Bay Overpass Viewing Point. Der führt direkt aus dem Hotel und wenn man rechtzeitig kommt hat man hier einen super Ausblick. Leider hört man die Musik, die dazu gespielt wird, nur sehr leise. Trotzdem genießen wir die Show.
Wir sind jetzt richtig platt. Da wir alle Strecken gelaufen sind, tun die Füße jetzt richtig weh und wir wollen eigentlich auf schnellsten Weg zurück ins Hotel. Als wir aufs Zimmer kommen und die Karte stecken wollen, bleibt das Zimmer dunkel. Die Klimaanlage bläst eiskalt. Ich gehe zur Rezeption und sage Bescheid. Wenig später kommt jemand und prüft die Steuerung. Es sieht aus, als wäre ein kleiner RaspPi verbaut. Er wackelt an allen Kabeln, aber nichts ändert sich. Ich werde zurück zur Rezeption geschickt, wir sollen ein neues Zimmer bekommen.
Es ist abends nach 22 Uhr, wir sind beide erledigt und haben den Inhalt unserer Rucksäcke gleichmäßig in dem kleinen Zimmer verteilt. Trotzdem müssen wir im Dunkeln zusammenpacken und umziehen. Dafür ist das Zimmer im obersten Stock im letzten Winkel. Es ist auch ein bisschen größer als das alte Zimmer. Natürlich vergessen wir ein paar Sachen, aber die kommen wenige Minuten später nach unserem Umzug.
Mount Faber
Wird der heutige Tag einfacher? Nein, nicht was unsere Planung betrifft. Am Morgen laufen wir zur Metro-Station Dhoby Dhaut, die ich kurz Dobby nenne. Dort fährt die violette Linie, die uns direkt nach Harbourfront bringt. Dort kaufen wir einen Kaffee und mit dem Kaffee steigen wir zum Mount Faber auf. Nichts ist schöner am Morgen als mit einem heißen Kaffee bei Sonnenschein und schwülen 30°C einen Berg zu besteigen.
Oben machen wir dann eine kleine Pause, genießen den Ausblick und trinken unseren Kaffee. Auf der Hügelkette verläuft ein Weg, den viele Sportler entlanglaufen. Unser Ziel sind die Henderson Waves. Das ist eine Brücke, die hoch über einer Straße entlang führt und von außen wie Wellen aussieht. Wir machen einige Fotos und laufen dann zurück zur Seilbahn.
Sentosa
Die Seilbahn vom Mount Faber führt direkt zur vorgelagerten Insel Sentosa. Sentosa beheimatet mehrere Hotelkomplexe, Erlebnisparks wie die Universal Studios Singapore und einen riesigen Golfplatz, der fast die halbe Insel in Anspruch nimmt. Wir wollen aber eigentlich mal an den Strand.
Die Seilbahn teilt sich in zwei Teile – die Überfahrt nach Sentosa und dann gibt es noch eine Seilbahn die nach Siloso abzweigt. Die gesamte Fahrt hin und zurück kommt uns mit 70 SGD ziemlich teuer zu stehen. Noch ist es sonnig, aber am Horizont kann man schon dunkle Wolken erkennen. Wir versprechen uns zumindest eine halbe Stunde am Strand.
Wir fahren also mit der Seilbahn rüber, steigen um und bei Siloso aus. Die Sonne ist weg und der Wind weht stärker. Zielstrebig laufen wir zum Strand und werden sofort weggeschickt – das ist ein privater Strand, hier darf man nicht hin. Aber daneben dürfen wir auch nicht an den Strand, weil da abgesperrt wird, wegen einer Party, die heute Abend stattfindet.
Als wir rechtzeitig an einem freien Stück Strand ankommen, beginnt es zu regnen. Schnell flüchten wir zu einer öffentlichen Toilette. Der Regen wird schnell immer stärker, sodass innerhalb von kurzer Zeit auch die riesigen Containerschiffe „verschwinden“, die vor der Küste liegen. Geduldig harren wir aus, bis der Regen nachlässt. Das Gute an tropischem Regen ist, dass der erste Guss ungefähr eine halbe Stunde geht und danach hört es eigentlich auf und geht in gelegentliches Tröpfeln über. Als es soweit ist, zücken wir unsere Schirme und fahren zähneknirschend mit der Seilbahn wieder zurück.
Neben der Habourfront Station ist gleich das Seah Im Food Centre, wo wir uns etwas zu essen suchen und dort auch eine Weile sitzen bleiben. Man sitzt zwar im Freien, es gibt auch Ventilatoren, trotzdem wird einem schnell warm und so brechen wir wieder auf.
Den Nachmittag laufen wir noch etwas durch die Innenstadt und schauen uns um. Gefühlt liegt ein ziemlicher kolonialer Druck auf der Stadt. Es gibt unzählige Bezüge zur Kolonialzeit und sei es auch nur die permanente Beziehung zu Stamford Raffles, der seinerzeit die gesamte Region als britische Kolonie verwaltet hat.
LeVel 33
Danach geht es zurück ins Hotel. Wir duschen uns und ziehen uns um. Für den Abend haben wir eine Reservierung im LeVel 33. Wie der Name schon suggeriert, ist das ein Restaurant im 33. Stock eines Bürogebäudes, von dem man einen wunderbaren Blick auf das Marina Bay Sands hat. Außerdem beherbergt das Restaurant die höchste Brauerei der Welt in einem Gebäude.
Aber welches von den vielen Bieren soll ich probieren? Zum Glück gibt es ein Holzpanel mit 5 Probiergläsern, wo ich einen Schluck von allen Sorten habe. Das LeVel 33 hat natürlich auch einen Mindestverzehr. Hier kommt man nicht einfach auf einen Cocktail hin.
Also was darf es sein, was zur Exklusivität des Abends passt. Wir entscheiden uns für australisches Wagyu und ein Sirloin Steak. Da so etwas bei uns bisher noch nicht auf dem Speiseplan stand, muss ich mich mit einem neuen Grading auseinandersetzen. Was ist denn MBS? Es handelt sich um den Marble Beef Score, der bedeutet, wie sehr das Fleisch von intramuskulärem Fett durchzogen ist. Die Skala geht von 1 bis 9, wobei unser Wagyu einen Score von 6-7 hat, das Sirloin bringt es „nur“ auf 4.
Ich bin kein Freund von Medium Rare, aber das Wagyu ist zart ohne Ende. Ich bin mir ziemlich sicher, noch nie so ein gutes Steak gegessen zu haben. Zwischendurch macht der Kellner auch mal Bilder von uns, dafür gibt es einen speziellen Platz, wo kein Tisch steht. Leider sind die alle nichts geworden, weswegen wir später noch ein andere Pärchen bitten müssen, noch ein paar Bilder von uns zu machen.
Nachdem wir so dekadent gespeist haben, müssen wir was das angefutterte Essen wieder abtrainieren. Deswegen geht es zu Fuß wieder zurück zum Hotel. Das sind ungefähr 3,5km.
Sentosa Beach, die zweite
Den nächsten Morgen soll das Wetter besser sein. Wir geben dem Sentosa Beach noch eine zweite Chance. Diesmal verzichten wir auf die Gondel, sondern nehmen den Sentosa Express. Das klingt hochtrabend, ist aber nichts als eine Metro, die doch relativ langsam über die Brücke nach Sentosa kriecht. Wir fahren bis zur Beach Station vor und suchen nach einem Platz.
In der Nähe von Palawan Island setze ich mich unter die Palmen, während Kriszta eine Erkundungstour macht. Wir sind gegen 10 Uhr da, halten es aber nicht lange aus. Um die Mittagszeit fahren wir mit dem Sentosa Express zurück zur Harbourfront und gehen diesmal direkt in den Foodcourt der Mall.
So langsam zeigen sich bei uns Ermüdungserscheinungen. Jeden Tag bei den Temperaturen große Strecken laufen, schlaucht nach 14 Tagen. Deswegen suchen wir uns einen ruhigen Platz in einer Mall und trinken Kaffee. Leider ist es auf die Dauer so kalt, dass sich Kriszta eine ordentliche Erkältung einfängt.
Little India
Für den Abend haben wir uns Little India vorgenommen. Wie auch Chinatown ist Little India ein Gebiet in Singapur, was traditionell für Menschen indischer Abstammung angedacht war. Auch hier finden sich wieder kolonial anmutende Häuser. Bei Little India muss man sofort feststellen, dass es schmutziger als der Rest der Stadt ist.
Als Auftakt gehen wir in einen Foodcourt, der gleich am Rand von Little India ist. Für mich gibt es Chicken Tandoori mit einem frisch Knoblauch-Naan. Es ist so gut, dass ich gar nicht aufhören möchte. Gesättigt wie wir sind, laufen wir ein bisschen durch die Straßen. Kriszta möchte noch eine Klangschale, die jetzt nicht Hunderte von Euro kostet, aber trotzdem etwas hermacht. In einem kleinen Laden wird sie fündig, feilscht ein bisschen und macht einen guten Preis.
Arabisches Viertel
Wir haben lange überlegt, wie wir unsere Heimreise gestalten. Es gab die Möglichkeit mit Singapur Airlines direkt nach Frankfurt zu fliegen. Dazu hätten wir gleich früh zum Flughafen gemusst. So entschieden wir uns für den Nachmittagsflug mit Etihad über Abi Dhabi. So bleibt uns der Vormittag noch zum Entdecken.
Als letztes historisches Viertel bleibt jetzt noch das arabische Viertel. Wir sind sehr früh hier, die meisten Geschäfte haben noch geschlossen und auch das Angebot an Frühstück hält sich sehr in Grenzen. Wir stecken nicht sehr viel Energie in die Erkundung, gehen lieber schnell in eine Mall und suchen was zum Frühstück. Danach geht es ins Hotel, wir holen unser Gepäck und machen uns auf den Weg zum Flughafen.