Nachdem ich in einem der letzten Beiträge mit Wir sind Helden mich schon mal vorsichtig in den deutschsprachigen Musikraum bei electro-space monthly vorgedrungen bin, soll es diesmal um Blumfeld gehen. Damit komme ich zu einer Band, die mich erst zum Ende ihrer Karriere berührte.
electro-space monthly ist eine Serie, bei der es um Musik geht, die mich beeinflusst hat. Dabei können Künstler, Musikstile oder Labels als Themen auftauchen. Inhaltlich geht es selten um Vollständigkeit, sondern nur um den Abriss, der mich bewegt hat.
Außerdem gibt es die Serie auch als Podcast zum Anhören. Dort gibt es neben dem hier stehenden Text noch die Musik, über die geredet wird. Und vielleicht erzähle ich auch noch etwas mehr, wenn mir spontan etwas einfällt.
Ich beginne mal mit der historischen Einordnung. Für mich fand Blumfeld das erste Mal als Video statt. Da lief Graue Wolken im Fernsehen. Ich mochte die Zusammenstellung, der Text so leicht melancholisch und dazu das Video das im Gegensatz dazu komplette Normalität ausstrahlte. Aber ich tauchte da noch nicht tiefer in die Welt von Blumfeld ein.
Auch als meine damalige Freundin als Morgenritual das Lied von zwei Menschen spielte, hörte ich zwar gern zu, aber mir fehlte immer noch der weitere Zugang. Ja, der Titel Verstärker hatte es mir auch sehr angetan und deshalb taucht er ziemlich häufig in der Historie meines Blogs auf. Als ich Anfang 2007 las, dass sich Blumfeld auflösen, musste ich dem nachgehen.
Also folgte April 2007 die Box Ein Lied mehr – The Anthology Archives Vol. 1. Enthalten waren die ersten drei Alben, eine Live-CD und eine CD mit sonstigen Titeln, unter anderem das großartige Cover von Johnny Cashs The Law. In der Hoffnung, dass es dann auch bald die Volume 2 mit den restlichen drei Alben geben würde, warte aber bis heute vergeblich darauf.
Der Grund, warum ich mich immer mit Blumfeld etwas schwer tat, waren ihre Texte. Gefühlt war jede zweite Textzeile gespickt mit einer Referenz auf Kultur und Literatur, sodass man sich schnell in einem Dschungel der Ahnungslosigkeit verirren konnte. Außerdem suchten Blumfeld in der gesamten Zeit ihrer Existenz immer den Abstand zum Mainstream. Wo Bands, wie die bereits erwähnten Helden, zum Aushängeschild von „So sieht deutsche Musik aus“ waren, haben Blumfeld diesen Status immer abgelehnt. Für sie war die Assoziation mit einem Land oder einer Sprache nichts erstrebenswertes.
Aus heutiger Perspektive waren sie schon in den frühen 90ern so woke, wie es manche heute gern sein würden. Wo ich mich etwas näher mit dem Phänomen Blumfeld auseinander setzte, stieß ich immer wieder auf den Bruch in ihren Texten. Viele Fans warfen ihnen vor, schon ab der Old Nobody mit ihren Texten zu seicht zu werden. Sie mochten die harte Kante der vorherigen Alben. Und jetzt wurde der Inhalt emotionaler und persönlicher.
Gleichzeitig wechselten Blumfeld zu immer größeren Labels. Gefühlt der größte Reibungspunkt war der Apfelmann, der dann an Banalität nicht zu überboten werden konnte. Er ist der Apfelmann, Baby! Und dann war Schluss, sechs Alben in einem Zeitraum zwischen 1992 und 2006.
Jetzt stehe ich hier, es ist 2023, wo es doch gerade noch 2007 war und denke, dass ich das Erscheinen der Anthology Box Vol. 2 wohl abhaken kann. Ich könnte mich auch gewaltig irren. Denn gerade die Pandemie hat gezeigt, dass sich viele Bands, die man schon längst abgeschrieben hatte, wieder zusammentun. Zumal gerade im Musikbereich so viel passiert, dass einem schnell etwas verloren geht.