Diese Serie sagt viel über mich aus. Die Random Five – Volume 2 macht da weiter, wo die erste Ausgabe aufgehört hat. Was fällt auf? Es sind bisher nur Alben und Compilations, keine EPs. Dass es elektronisch wird, war mir von vor herein klar.
Diesmal gehe ich aber chronologisch vor. Im Gegensatz zum letzten Mal ist in dieser Runde auch eine Veröffentlichung aus den 1990ern dabei.
Random Five gibt es auch als Podcast. Also quasi der Text des Blogeintrags plus ein Titel aus dem Release.
Massive Attack – Mezzanine
Über Massive Attack selbst möchte ich jetzt weniger erzählen, da dazu schon der Beitrag im A-Z der elektronischen Musik existiert. Bleibt dann nur das Album selbst. Das Album erwischt mich in einer Zeit, wo ich studiere. Natürlich gleich mit seiner ersten Single Teardrop. Ich glaube, diesen Song hatte ich auch schon im Podcast zu Massive Attack mit drin, aber er ist schon speziell.
Besonders in Erinnerung ist mir natürlich das Video dazu. Nachdem alle Videos vorher alle noch mit realen Personen spielten, ist in diesem Video das Baby Hauptdarsteller. In gewisser Weise durchleben wir im Video die Vision von Dune-Schriftsteller Frank Herbert, der Alia die Tochter der Bene Gesserit Schwester Jessica und Herzog Leto Atreides im Mutterleib schon zu vollem Bewusstsein erwachen ließ.
Und so bewegt das Baby sein Lippen zum Gesang von Elizabeth Fraser, die Mitglied der Cocteau Twins war und auch Vocals zum Soundtrack zu Herr der Ringe geliefert hat. Überhaupt hat das Album eine unglaublich Nähe zum Film. Da wäre natürlich Angel, das im Film PI verwendet wurde. Und natürlich Dissolved Girl, der Track, der in Matrix verwendet wurde.
Stella – Finger On The Trigger For The Years To Come
Obwohl ich jetzt wirklich nicht viel Musik im Jahr 2000 gekauft habe, sind diesmal zwei Releases dabei. Das Album von Stella ist ein Beispiel, dass ich die Serie Random Five wirklich eisern durchziehe. Schließlich gehört es wirklich nicht zu den Alben, die ich gerne höre. Aber ich behalte es trotzdem in meiner Sammlung, weil es ein guter Zeitzeuge ist.
Stella ist eine vierköpfige Band aus Hamburg. Ihre Musik auf dem Album ist so typisch für diesen Zeitraum. Als Band hört man natürlich noch die Instrumente, die sich spielen. Aber mit der Jahrtausendwende klopft die Zukunft an die Tür. Jeder war schon mal im Internet und deshalb wirkt das Konzept Frontfrau + drei Bandmitglieder zwar wie solider Standard, aber gleichzeitig antiquiert und staubig. Deswegen wird das Album von digitalen Elementen durchdrungen. Als Indie-Band ist es natürlich eine sichere Bank, den Texten einen zeitgenössischen Hauch mitzugeben.
Und so ist der Opener Finger On The Trigger For The Years To Come zwar catchy, aber im Laufe des Albums wird es zu sperrig, zu bemüht. Kurz gesagt, es gefällt mir nicht. Das soll nicht heißen, dass es schlecht ist, nur gehöre ich nicht zum Kreis seiner angestrebten Rezipienten.
audio Compilation Vol. 3
Auch eine Compilation aus dem Jahr 2000. Ursprünglich sah meine Serie 30 Jahre Musik vor, dass ich im Jahr 2000 über diese Compilations spreche. Erst relativ kurzfristig schwenkte ich dann auf Moby um. Hintergrund, warum ich diese Serie ursprünglich aufnehmen wollte, ist auch ihr Zeitgeist.
Zuerst sollte ich aber auf den Unterschied zwischen den audio Compilations und den audiophonic Compilations hinweisen. Gleiches Label, ähnliches Design, aber inhaltlich doch zu unterscheiden. Während sich die audio Compilations die Labelcompilation von fine audio sind, sind die audiophonics der Blick über das Label hinaus. So erscheinen zwischen 1998 und 2001 vier Labelcompilations und sieben audiophonic Compilations. Alle mit dem Schwerpunkt auf Techno mit Anleihen bei Schranz, der zu dieser Zeit sehr populär war.
Mein Kumpel Frank hatte sich eine der ersten CDs geholt und ich hörte sie mir an und war gleichzeitig fasziniert und auch abgestoßen. Zu der Zeit war für mich eine gemixte CD ein absolutes No Go. Ich hockte mich abends immer vor den CD-Player, legte einen Stapel von CDs neben mich und hörte mir einzelne Titel an. Das funktionierte natürlich bei Mix-CD schlecht. Aber trotzdem gewann die Neugier. Meine erste fine audio Compilation war die audiophonic Volume 4. Und so ging die Serie bis zur Nummer 6 weiter. Als dann discogs populär wurde, begriff ich schnell, dass es da zwei Serien gab und vervollständigte meine Sammlung.
Gleichzeitig mit dieser Compilation führe ich für die Random Five jetzt einen Skip-Faktor ein. D.h. wenn der Zufallsgenerator wieder eine von den audio-Compilations ausspucken sollte, dann springe ich natürlich weiter, denn es wird keine neue Geschichte dazu geben.
The Future Sound Of London – From The Archives Vol. 7
Zugegeben – The Future Sound Of London sind schon ein Phänomen. In den 90ern warten sie mit drei Alben auf, die so einzigartig sind, dass eins davon zu meinen Top 5 der besten Alben überhaupt gehört. Und so schnell wie sie mit diesem brillanten Sound auftauchten, so schnell verschwanden sie auch wieder. Und dann war plötzlich 10 Jahre lang Stille.
Als ich es nicht mehr für möglich hielt, kamen sie zurück und veröffentlichten die ersten Teile ihrer Environments bzw. From The Archives Serie. Die From The Archives Serie enthielt Stücke, die sie irgendwann zwischen Accelerator und Dead Cities kreiert haben, die aber nicht veröffentlicht wurden.
Aus dieser Serie ist die Volume 7 die letzte Ausgabe, die diesen Namen trug. Danach hießen sie nur noch Archived 8 bzw. 9. Das schöne war, dass FSOL ihre Musik über ihre Webseite selbst verbreitet haben. D.h. wer dort bestellte, bekam meistens noch Bonustracks mit dazu.
Im Laufe der Zeit war dann aber der Druck aus dieser Serie raus. Dazu kam noch, dass FSOL ihren Webshop schlossen und auf Bandcamp wechselten. Dort zogen sie erst mal ordentlich die Preise an, aber unterließen es Hörbeispiele zu veröffentlichen. Deswegen verlor ich ganz schnell die Lust an ihrer Musik, zumal ich jetzt weitaus genau davon habe.
Bjarki – Lefhanded Fuqs
Lefhanded Fuqs war eins der drei Alben, die Trip Records 2016 von Bjarki veröffentlichte. Ein ums andere Mal war ich von dem wilden Mix an Stilen begeistert. Ambient über IDM bis knochentrockener Techno. Jetzt, ein paar Jahre später hat sich das relativiert. Gerade nach seiner Pandemixes Serie wurde mir schnell klar, dass hier viele Ideen sprudeln.
Aber für meinen Geschmack sind sie zu ungebremst. Ich finde die Musik gut, aber ihr fehlt zu oft der Feinschliff. Es wirkt, als wäre der erste Entwurf gleichzeitig die fertige Version geworden. Oder um es zu anders zu sagen: Jung und wild! Aber auf die Dauer wirkt es kopflos.