Heute wieder ein Beitrag, wo das Thema eigentlich nur Begleitung für eine Geschichte aus den frühen 1990ern ist, die sich aber irgendwann verselbstständigt hat. Bobo In White Wooden Houses wird zwar das zentrale Thema sein, aber trotzdem irgendwie auch nicht.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Fangen wir also mal irgendwo in den frühen 1990ern an. Wenn ich jemanden näher kennen wollte, fragte ich, welche Musik sie hören. Musik verrät viel über Menschen. Denn entweder antworten sie dir lapidar „Na, was im Radio kommt!“ oder sie nennen dir einen Namen eines Genres oder einer Band. Im ersten Fall kann man dann gleich das Thema wechseln. Wer sich nicht mit Musik auseinander setzt, hat mit mir einen schlechten Gesprächspartner.
Doch angenommen, man bekommt einen komplett unbekannten Namen vorgeworfen wie z.B. Bobo In White Wooden Houses, dann werde ich neugierig. Aber es ist kurz nach der Wende – kein Internet, kaum Läden, die gut sortierte Musik haben. Also bleibt nur eins – warten.
Irgendwie habe ich den Namen nicht vergessen. Und als der Elektrosupermarkt in der Nähe aufmacht, stehe ich vor dem CD-Regal. Ich wühle mich auch gern durch die Indie-Sektion, weil die Angestellten gerne elektronische Musik falsch einräumen. Und da stehen sie – Album 1 bis 3. Für mich gibt es eigentlich keine Wahl, entweder nehme ich alle mit oder lasse alle stehen.
Und irgendwann gebe ich mir einen Ruck und sie stehen alle bei mir daheim. Das Tempo, was die Band oder Bobo selbst in ihrer Entwicklung vorgibt, haut selbst mich von den Socken. Das erste Album Bobo In White Wooden Houses ist noch so unbekümmert, wie im Studentenklub aufgenommen. Das zweite Album Passing Stranger setzt das erste Album fort, klingt professioneller, nach einer erfahrenen Band mit professionellen Instrumenten und Mastering.
Und dann das dritte Album Cosmic Ceiling. Es tanzt komplett aus der Reihe. Obwohl Bobo in Kombination mit Gitarre und Schlagzeug gut funktioniert, harmonieren ihre Stimme und elektronische Musik perfekt miteinander. Und zwar so gut, dass es die beiden anderen Alben für meine Wahrnehmung komplett aus dem Sichtfeld rückt.
Und dann ist wieder Stille. Naja, nicht wirklich. Bobo leiht ihre Stimme gern aus. Das bekannteste Beispiel dürfte Engel von Rammstein sein. Aber auch Blank & Jones. Und dann kommt das Jahr 2004, wo es den ersten zaghaften Versuch gibt, das Projekt Bobo In White Wooden Houses wieder zu beleben. Mit neuer Besetzung geht Bobo auf Tour.
Ich bin bei einem Konzert dabei. Ein ziemlich kleiner Raum, nur halb gefüllt. Es ist ein regnerischer Tag draußen, aber warm drin. Da die nasse Brille auch noch beschlägt, versuche ich sie zu putzen, was nicht wirklich zu Erfolg führt. Aber es geht ja doch mehr ums Hören. Es gibt alte Stücke in neuem Gewand und es gibt neue Stücke. Und zur Erinnerung eine gebrannte CD im schlichten Pappcover.
Wieder geht Zeit ins Land, bis 2007 die lang angekündigte Mental Radio erscheint. Um die Zeit bis dahin festzuhalten, mache ich eine Momentaufnahme. Das schlimme an 12 Jahren Pause sind völlig überzogene Erwartungen. Also bin ich vielleicht erst mal enttäuscht, aber im Laufe der Zeit lerne ich das Album zu schätzen. Es ordnet sich musikalisch hinter der Cosmic Ceiling ein, vielleicht etwas näher an der Passing Stranger.
Drei Jahre später – und da sind wir im Jahr 2010 – erscheint das vorerst letzte Album von Bobo In White Wooden Houses Transparent. Was live in ihrem Konzert schon durchdrang, wird jetzt Wirklichkeit. Verzerrung und Echos sollen aus den Gitarren einen spacigen Sound erzeugen, verursachen aber eher Kopfschmerzen. Zum Glück nicht bei allen Songs und Bobos Stimme reißt alles wieder raus.
Zwischen der Frage „Was hörst du denn für Musik?“ und den Klängen von „Last Goodbye“ in 2010 sind mal eben 18 Jahre vergangen. Im wahren Leben sitzen wir auf gepackten Rucksäcken, denn nächstes Jahr soll es für 8 Monate auf Weltreise gehen.