Kommen wir zum krönenden Jahresabschluss. Und wie sollte man sich im alten Jahr anders verabschieden als mit viel Radau und Getöse. Deswegen heißt es heute Zweihundertfünfzig BPM und alles dreht sich um Hardcore und Gabber.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Der früheste Kontakt mit Hardcore dürfte das allseits bekannte „Poing“ von der Rotterdam Termination Source gewesen. Natürlich wieder als Video auf MTV. Und dann war da noch „You’ll Never Be Mine“ von Armageddon. Das Ding ging mir ständig im Kopf herum. Ich glaube, ich hatte schneller herausgefunden, dass das Sample von Beats Internationals „Dub be good to me“ ist, als die Track-ID davon zu kennen.
Kaum hatte ich herausgefunden, wie die Platte heißt, bin ich in den Plattenladen nach Heidenau gestürmt und habe nachgefragt. Ähnlich wie bei Future Sound Of London, bin ich jetzt regelmäßig hin, um nachzufragen. Na gut, davon mal abgesehen, war ich sowieso zwei mal die Woche dort, um mich mit Platten einzudecken.
Natürlich wurde sie nicht mehr nachgepresst. Dafür war es dann schon irgendwann Weihnachten 1993 und ich hielt die nächste Rotterdam Termination Source in den Händen. „Merry X-mass“ versprach der böse Nikolaus auf dem Cover. Auch wieder eine Scheibe aus dem Haus Rotterdam Records. So einfach wie der Name des Labels, so sehr wurde der Name Programm und Inbegriff für Hardcore. Immer wenn ich Rotterdam hörte, war in meinem Kopf Hardcore-Party.
Und da Holland ganz verrückt nach Hardcore und Gabber war, disste Rotterdam mit aller Regelmäßigkeit Amsterdam. Das war immer sehr einseitig, hatte aber einen gewissen Fun-Faktor. Soweit ich weiß, reagierte Amsterdam so gut wie gar nicht darauf. Dafür fragte man sich in Rotterdam, wo den Amsterdam überhaupt liegt („Amsterdam, waar lech dat dan?“). Und außerdem beschwerte man sich, mit welcher Geschwindigkeit diese Platten vom Amsterdamer Label Mokum Records überhaupt gespielt werden sollen.
Und schon sind wir beim nächsten Label: Mokum Records. In gewisser Weise hatten die Jungs aus Rotterdam Recht. Am Anfang druckte Mokum keine Hinweise auf die Platten und man hatte das komische Gefühl, dass es bei 33 RPM zu langsam war, aber bei 45 RPM viel zu schnell. Dafür haben mir die Platten von Mokum um Längen besser gefallen. Die Jungs hatten hier echt viel Spaß und nahmen Hardcore und Gabber als das, was es war. Abfeiern mit Spaßfaktor.
Mokum hat es sogar in die Charts geschafft. An den Titel I wanna be a hippy dürfte sich wohl so ziemlich jeder erinnern. Hinter dem Projekt Technohead standen Michael Wells und Lee Newman. Noch bevor sie als Technohead bekannt wurden, waren sie auf ihrem Label Data Flow als John & Julie bzw. G.T.O. bekannt. So entstanden auch viele geniale Remixe wie der von „9 is a classic“ von Ace The Space oder Ilsa Golds „Up“. Aber keine schönen Momente ohne etwas Trauriges. Leider ging Lee Newman im Sommer 1995 von uns. Sie hat den Erfolg von „I wanna be a hippy“ gerade nicht mehr miterlebt.
Zurück zu Mokum – die Platten mit ihren knallroten Covern. Und wenn mir mal eine Platten von Mokum nur teilweise gefiel, gab es dann immer noch die Compilation Terrordrome, die ziemlich viel von den Sachen von Mokum für ihre Compilation verwendete. Um ehrlich zu sein – bis gerade eben wusste ich nicht, dass die Terrordrome in Holland direkt bei Mokum erschienen ist. Was auch das Ausbleiben sämtlicher Label-Compilations erklären könnte.
Aber damit sind wir schon beim nächsten Thema: Hardcore-Compilations. Die gab es ja jede Menge und erstaunlicherweise alle auf CD und überall erhältlich. Und wie hieß die Bekannteste? Richtig, Thunderdome! Jetzt gab es da ein Problem. Thunderdome war keine geschützte Marke. Deswegen gab es die Compilation Thunderdome und die Partyreihe parallel.
Das ging solange gut, bis die Jungs von der Partyreihe eine Compilation ihrer Party veröffentlichen wollten und feststellten: Hey, es gibt schon eine Thunderdome IV. Und so erschienen zwei Thunderdome IV. Eine vom Dreamteam, eine Hardcore-Compilation. Und dann gab es noch das Mischwerk, jeweils eine CD von beiden.
Ab der Thunderdome / Terrordrome IV war dann bei mir Schluss. Die Euromasters hatten die Grenzen des Hardcore ziemlich heftig ausgetestet und was danach kam, war… nun ja, nichts Neues mehr. Ich habe Hardcore und Gabber von daher immer so gesehen, dass es um den Spaß ging. Diese Musik sollte man nicht ernst nehmen, sondern einfach als den Spaß begreifen, den die Produzenten beim Erstellen hatten.
Was uns zum Abschluss zur witzigsten aller Hardcore-Alben führt: Smash? und ihr Album „Prolos have more fun“. Genau wegen dieser Platte bin ich zu Erkenntnis gekommen, warum man Hardcore nicht ernst nehmen sollte. Und als zweites nimmt man hier mit, wie Techno funktioniert. Das Album ist Deppentechno, der so überspitzt und absurd ist, dass es einfach ein unglaublich witziges Hardcore-Hörbuch ist.
(korreckte atmosphäre)
So, und jetzt ist Schluss mit der Blogchallenge? Bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Natürlich gibt es eine Fortsetzung, nur in anderem Format!