Würde mich jemand fragen, was mein Lieblingsalbum ist, würde ich ohne Umwege antworten, dass es Lifeforms von Future Sound Of London ist. Und genau um Future Sound of London wird es heute gehen, auch wenn die Lifeforms das zentrale Thema sein wird.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Allererster Kontakt mit FSOL war die Veröffentlichung Papua New Guinea, die als Video auf MTV lief. Wie immer abends / nachts. Das hatte ich immer so als „nice“ eingeordnet.
Und dann kam das Video von Cascade. Nicht nur, dass es rauf und runter lief, ich war von der Animation begeistert. Anfang der 90er war ja Computeranimation in Musikvideos das große Novum. Gerade die elektronische Musik war in dieser Richtung der Vorreiter. Dazu wird es noch einen gesonderten Beitrag geben. Kurz danach erschien auch das Video zu Lifeforms.
In Folge dessen wollte ich unbedingt das Album Lifeforms haben. Wenn ich schon mal CDs haben wollte, ging ich ins Rhythmus 2011 in Dresden. Die hatten eine große Auswahl und waren so ziemlich die Ersten, die ein extra CD-Regal für Techno und House aufstellten. Natürlich gab es die Lifeforms nicht.
Also musste ich die extra über den Laden bestellen. Wie schon gesagt, damals dauerte alles seine Zeit. Nach 14 Tagen fragte ich das erste Mal nach. Ab da hieß es, dass nächste Woche vorbei kommen soll. Nur daran hielt ich mich nicht. Ich kam zwei Mal die Woche vorbei und hakte nach. Irgendwann war es soweit – die CD war da und ich nahm sie mit heim.
Ich sprang die Titel durch, hörte überall rein, ließ sie von vorn bis hinten durchlaufen. Ein Meisterwerk! Relativ schnell begann ich, die CD auch nachts durchlaufen zu lassen. Das sorgte zwar für einen stellenweise unruhigen Schlaf, aber den nahm ich gern in Kauf, denn die lauten Stellen der Lifeforms klangen schnell ab und sofort war ich wieder weg.
Das relativ kurz danach erschienene Album ISDN stand dann schon freiwillig im Laden. Musikalisch sind die beiden Album ähnlich, aber der Eindruck der Lifeforms war viel intensiver. Und dann kam der Mediamarkt bei uns um die Ecke. Die hatten nicht nur ein CD-Regal für elektronische Musik, sondern eine ganze Reihe.
Und kurz nach Eröffnung legte ich nach. Es folgten das erste Album Accelerator, sowie fast alle Auskopplungen aus der Lifeforms. Unter anderem auch die Maxi von Cascade. Natürlich war ich auch von den Maxis begeistert. Das Konzept, dass alle Tracks in einander übergehen, war auch hier präsent. Und damit war die Cascade eine Mini-Lifeforms.
Der Mediamarkt bei uns war so gut sortiert, dass ich auch an die limitierte Ausgabe der Dead cities gekommen bin. Doppelt so dick, wie die normale CD, denn in der Hülle steckte noch ein mehrseitiges Booklet mit der typischen FSOL-Art.
Was mich am meisten an den Alben faszinierte, war der schnelle Fortschritt, den sie nahmen. Die Lifeforms stand noch für die Idee, dass sich virtuelles Leben entwickelt und die virtuelle Realität unsere Zukunft wird. Darauf folgte die ISDN. Das Album war Resultat einer Live-Aufnahme, bei der FSOL ihre Musik streamten. Damit steht das Album für die Vernetzung der Menschen. Doch mit der Dead cities zeigten FSOL die Schattenseiten auf. Wenn alle nur noch im Netz sind und keiner mehr das Haus verlässt, haben wir tote Städte. Klingt zumindest aus heutiger Sicht alles plausibel. Aber diese drei Alben erschienen in einer Zeit von 1994 bis 1996. Weit bevor das Internet die Allgemeinheit erreichte und die Theorie bewahrheitete.
Danach wurde es sehr ruhig um FSOL. Sie fingen dann mit einer Phase der Selbsterkenntnis an, wo Musik herauskam, die mir überhaupt nicht zusagte. Das klang zu sehr nach New Age und Hippie. Klammert man die Papua New Guinea Translations aus, war mehr als 10 Jahre Ruhe. Ich suchte immer mal wieder nach FSOL und entdeckte 2006 auf ihrer Homepage, dass sich da was bewegt.
Deswegen war ich völlig überwältigt, als sie 2007 anfingen wieder Musik zu veröffentlichen. Jetzt 2020 sind sie seit 13 Jahren wieder da und veröffentlichen immer noch Musik aus der damaligen Zeit. Eigentlich fast unglaublich, wenn man bedenkt, dass es damals für 4 Alben gereicht hat und seit 2007 mittlerweile 16 Alben (davon 9 aus altem Material) herausgekommen sind.