Unsere Bali-Reise geht weiter. Wir verlassen Jimbaran und damit die südliche Halbinsel Balis. Es geht Richtung Osten nach Candidasa, wo wir drei Nächte verbringen werden. Auf dem Weg dahin bzw. in und um Candidasa gibt es jede Menge Tempel, Reisterassen und Strände zu entdecken.
Als wir nach Candidasa aufbrechen, ist Weihnachten. Wir gehen früh gleich an den Strand und schreiben in großen Buchstaben „Merry Christmas, Bali 2018“ in den Sand. Ein schönes Geschenk, was man an dem Tag prima an alle verteilen kann. Der Fahrer ist pünktlich. Wir haben einen Fahrpreis von 600k IDR für die Strecke von Jimbaran nach Candidasa ausgemacht. Wir haben eine kleine Liste mit Punkten, die wir auf dem Weg nach Candidasa sehen wollen.
Pura Watu Klotok
Es ist mehr als dunkel, als uns der Fahrer am Tempel absetzt. Wir fürchten, dass es jeden Moment regnet. Wir stehen vor einer Furcht erregenden Statue. Dahinter befindet sich eine kleine Rasenfläche, die unweigerlich davon zeugt, dass hier eine Zeromonie gefeiert wurde. Als wir unseren Fahrer fragen, ob das hier denn alles ist, bekommen wir als Antwort: Ja, mehr gibt es nicht. So richtig glauben wir das nicht, fahren aber wieder weiter. Unsere Vermutung, dass sich der Tempel irgendwo versteckt, bestätigt sich am Abend, als wir nachsehen. Ja, hinter den Bäumen wäre der Tempel gewesen. Aber wir trösten uns: Bei dem grauen Himmel wäre das kein schönes Bild gewesen.
Kertha Gosa
Im Regierungsbezirk Klungkung liegt die alte Stadt Semarapura. Hier befindet sich Kertha Gosa – der Gerichtspalast. Als wir vor dem Palast stehen, werden wir über die Straße zum Monument Puputan verwiesen. Dort gibt es die Eintrittskarten, die auch für das Monument gelten. Das Monument verweist auf den Massenselbstmord, den die Balinesen der Unterwerfung gegenüber den Niederländern vorgezogen haben. Optisch ansprechender ist der Palast. Wir schauen alles an. Es ist sehr detailreich und selbst das Regenwetter verleiht dem Palast eine traurige Schönheit. Besonders faszinieren mich die Figuren, die rings um den Palast aufgebaut sind.
Bukit Jambul
Hinter Semarapura führt eine Straße in die Berge. Dort befindet sich der Aussichtspunkt Bukit Jambul, von dem man aus eine schöne Aussicht auf die darunter liegenden Reisfelder hat. Die werden aber wohl grad nicht bewirtschaftet, dafür präsentiert sich ein saftiges Grün.
Pura Goa Lawah
Wir fahren wieder zurück durch Semarapura, die Hauptstraße weiter Richtung Candidasa. Dort liegt Goa Lawah. Inzwischen haben wir mitbekommen, dass das Wort „Pura“ für Tempel steht. Und wir müssen einen weiteren Fakt feststellen, der für den Rest der Reise ausschlaggebend ist. Egal, wie schmutzig die Toilette ist, es gibt immer jemanden, der davor steht und ein Entgelt haben möchte. Wir sind in Goa Lawah fast die einzigen Touristen. Wir laufen durch den kleinen Tempel bis zur Höhle mit den kreischenden Fledermäusen. Es sind so viele, dass sie nicht alle in der Höhle Platz haben und auch am Vorsprung hängen.
Auf dem Weg zurück sehen wir einen kleinen Weg der am Ausgang vorbei führt. Wir folgen dem Pfad, der leicht den Berg nach oben führt. Kriszta befürchtet Affen und ist skeptisch. Ich laufe weiter und nach einer Weile sehen wir einen zweiten Tempel, der komplett versteckt im Grün liegt. Die Tore sind geschlossen, aber ich freue mich über die kleine Entdeckung, denn der Tempel macht nicht den Eindruck viel besucht zu sein.
Tenganan
Kurz bevor man nach Candidasa einfährt, kommt eine Straße die nach Tenganan führt. Das ist ein Dorf, was als Freiluftmuseum gedacht ist. Hier sieht man noch wie die Dörfer früher angelegt und organisiert waren. Wir bezahlen eine kleine Spende und laufen dann einmal auf und ab. Das Spezielle in diesem Dorf scheint die Webetechnik zu sein, denn jedes zweite Haus bietet Einblick auf ihre gewebten Waren. Ansonsten wirkt das Dorf ziemlich ausgestorben und unser Kommen wird kaum zur Kenntnis genommen.
Nach dem Besuch von Tenganan kommen wir endlich in unserem Ziel an. Wir sind im Relax Beach Resort untergebracht. Das klingt hochtrabend, sind aber ca. 10 kleine Hütten, die einfach aber liebevoll eingerichtet sind. Nachdem wir uns niedergelassen haben, erledigen wir erstmal zwei Dinge. Wir suchen einen Fahrer für den morgigen Tag (das Relax Beach hilft uns) und wir gehen essen. Im Warung Nyoman entdecken wir etwas Neues: Sweet Soya Tempeh. Tempeh haben ungefähr die Form wie Fischstäbchen und sind aus fermentierten Sojabohnen herstellt. Unsere Speisen kosten zwischen 20k und 30k IDR. Da das Mittagessen sehr spät in den Nachmittag fällt, lassen wir das Abendessen ausfallen und gehen nur zur Massage, die gleich gegenüber vom Relax Beach Resort ist.
Der Fahrer, den wir schon am Vortag getroffen haben, empfiehlt uns für den Besuch von Pura Lempuyang sehr früh zu starten. Eigentlich gibt es erst ab 7.30 Uhr Frühstück, aber die Damen vom Relax Beach sind so lieb, dass schon kurz vor 7 Uhr das Essen fertig ist. Wir starten 7.30 Uhr – der Fahrer entschuldigt sich, weil er zwei Minuten zu spät kommt. Er springt jedes Mal aus seinem Auto und reißt uns die Türen auf. Wir wollten doch nur einen Fahrer, keinen Chauffeur.
Pura Lempuyang
Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir am Pura Lempuyang. Unsere Erwartungen sind niedrig. Wir sehen viele Bilder, wo die Leute am Gate of Heaven stehen und posieren, mit dem Gunung Agung im Hintergrund. Es ist Regenzeit und deshalb gehen wir davon aus, dass im Hintergrund nur Wolken sein werden. Nach dem Parken kommt erstmal das Tänzchen mit dem Guide. Theoretisch möchten die Balinesen, dass man für die Besichtigung der 7 Tempel einen Guide nimmt, praktisch braucht man aber keinen, denn der Weg ist gut ausgeschrieben. Wir beginnen mit dem Gate of Heaven. Dazu stellt man sich in der Schlange an, gibt dann einem Fotografen sein Smartphone und der schießt mehrere Bilder von 3-4 Posen (Don’t Do Yoga Positions!). Nach 5 Minuten Warten sind wir an der Reihe. Der Effekt mit dem grauen Spiegel kommt gut.
Danach beginnen wir den Aufstieg. Wir haben uns nicht festgelegt, wie weit wir gehen wollen. Es gibt zwei Wege. Der kurze führt über Tempel 1,2,5,6 und 7. Der längere Weg führt außen herum und umfasst alle Tempel. Da wir gehört haben, dass die Aussicht an Tempel #4 schön sein soll, wählen wir ab Tempel #2 den längeren Weg. Im Prinzip kann man sagen, dass die Tempel #2 und #3 weniger Tempel, als einfache Gebetsstätten sind. Wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist, kann man noch bis Tempel #2 fahren, ab da ist Laufen angesagt. Der Blick von Tempel #4 ist wirklich schön, aber der Agung hat sich schon komplett in die Wolken gekuschelt, sodass wir nichts so richtig sehen.
Wir haben während der Zeit des Aufstiegs immer Sonne. Da wir aber im Schatten des Waldes laufen, geht es. Trotzdem werden die Mücken nicht daran gehindert uns komplett zu zerstechen, sobald wir eine kurze Pause machen. Wo ich initial noch davon ausging, dass es ein Einzelfall war, wird es immer mehr zu bitteren Wahrheit. Jeder Stich geht mit einer riesigen Schwellung daher.
Als wir von unserer Runde zurückkehren, scheint die Schlange der Wartenden kürzer geworden zu sein, als sie früh war. Kriszta weist mich vorsichtig darauf hin: Schau mal unter das Vordach! Ich bin entsetzt – die komplette Wartehalle ist mit einer sich vor und zurück wendenden Schlange von Menschen gefüllt, die alle darauf warten das Bild mit dem Gate machen zu können. Geschätzte Wartezeit: ca. 1,5 Stunden.
Tirta Gangga
Rings um Tirta Gangga sind jede Menge Reisterassen, die man unbedingt besichtigen sollte (siehe Titelbild). Je nach Reisanpflanzung spiegelt sich entweder der Himmel oder das leuchtende Grün strahlt einem entgegen. Tirta Gangga ist eine kleine Enttäuschung oder besser gesagt: Es ist anstrengend. Es gibt einen kleinen Parkour aus Steinplatten, die im Wasser liegen. Dabei kann man sich von diversen Stellen am Rand fotografieren lassen. Natürlich ist keiner der Fotografierten mit dem ersten Bild zufrieden, sodass wir annehmen, dass eine Runde übers Wasser so ca. 30 Minuten gedauert hätte.
Empfehlenswert ist die wohl am wenigsten besuchte Stelle: Hinter den ganzen Teichen ist ein kleiner Platz mit vielen Statuen, die viele verschiedene Charakterzüge zeigen. Umrahmt vom grün der Bäume und Sträucher sind diese leicht mosigen Statuen ein schönes Motiv.
Wasserpalast von Ujung
Vorletzte Station unserer Tagestour ist der Wasserpalast von Ujung. Die Sonne scheint immer noch, aber man spürt schon wie die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist. Es gibt nur an wenigen Stellen Schatten und viele der Besucher ruhen sich an den schattigen Plätzen aus.
White Sand Beach
Unsere finale Station unserer heutigen Tagestour ist der White Sand Beach. Unser Fahrer fährt uns erst zum Zeltplatz, wo man einen Blick auf den Strand hat. Da wir im Hintergrund die nahende Regenfront wahrnehmen, verzichten wir darauf direkt zum Strand zu fahren. Zumal er von oben aus, auch keine spezielle Schönheit ist, die man von nahem gesehen haben muss. Zumindest nicht bei dem Wetter. Noch während wir zum Resort zurück fahren, beginnt es wirklich heftig zu regnen. Wir sind froh, dass wir alles geschafft haben, bevor der Regen anfing.
Noch mit Regenschirm bewaffnet gehen wir 15 Uhr zum Essen. Nachdem wir fertig sind, ist die Sonne schon wieder draußen und wir verbringen den restlichen Nachmittag am Pool.
Galungan
Für uns ist der zweite Weihnachtsfeiertag, für die Balinesen ist Galungan. Galungan repräsentiert den Sieg von Dharma über Adharma. Für unsere westlichen Begriffe könnte man es als den Sieg von Gut gegen Böse übersetzen. Wobei Dharma für viel mehr steht und Adharma das Gegenteil mit Unnatürlichkeit, Unrecht, Unethischem und Unmoralischem verbunden ist. Zu Galungan kommen die alten Geister zurück auf die Erde und bleiben bis Kuningan da. Für die Balinesen bedeutet dieser Tag Zeit zum Beten, für Opfergaben und Zeit mit der Familie zu verbringen. Also quasi auch ein bisschen wie Weihnachten.
Wir haben an diesem Tag nichts geplant, sitzen früh am Meer und schauen verträumt den Wellen zu. Natürlich ist es ein herrlicher Tag mit strahlend blauem Himmel und so soll es auch den ganzen Tag so bleiben. Nach dem Frühstück gehen wir zum Tempel und schauen eine Weile dem Treiben zu. Alle haben sich traditionell gekleidet, die Frauen waren am Vortag alle beim Friseur, die Männer tragen über ihren Sarongs noch einen festlichen Sarong. Selbst Gruppen von Jugendlichen, die komplett tätowiert sind, haben sich feierlich angezogen und gehen in den Tempel. Uns ist es nicht erlaubt, in den Tempel zu gehen, deshalb sehen wir nur zu, wie die Balinesen ihre Opfergaben vorbereiten, Räucherstäbchen anzünden und dann in den Tempel verschwinden.
Gegenüber vom Tempel ist ein großer Teich, wo ein Weg zum Meer führt. Auch hier sehen wir die Leute beten. Wie wir nachlesen ist es für die Balinesen wichtig, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu achten, deswegen wird den Götter des Himmels und der Unterwelt gleichermaßen gehuldigt. Da am heutigen Tag fast alle Warungs geschlossen haben, gehen wir ins Restaurant neben unserem Resort. Es ist nicht viel los, trotzdem dauert es sehr lange. Den Nachmittag verbringen wir wieder am Pool bzw. unterhalten uns mit Irene, die aus Österreich kommt und zwei Monate auf Bali verbringt. Abends hat unser Lieblingswarum Nyoman auch geschlossen und wir müssen nochmal nebenan zum Essen gehen.
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