Gefühlt sieht es in der Plattenkiste September 2024 etwas leer aus, auch wenn die Einleitung doch ziemlich lang ist. Irgendwie wird es mal wieder höchste Zeit, dass ich mich etwas mehr um neue Musik kümmere.
Wo ist der August geblieben?
Dem regelmäßigen Leser wird es aufgefallen sein. Im August gab es keine Plattenkiste. Vielleicht tat mir das mal gut, neben den ganzen Promos, den Recherchen zu Unknown Territory und sonstigen digitalen Neuzugängen mal keine Musik zu kaufen.
Feedback von der Plattenverwaltung
Nachdem ich vorletzten Monat lang und breit über meine Veränderungen in meiner Plattenverwaltung geschrieben hatte, kann ich jetzt schon erstes Feedback geben. Denn die Probleme ließen nicht lange auf sich warten. Ich hatte jetzt eine angenehme Menge von geliebten Klassikern in der Liste und dazu noch ein paar Neuzugänge, die ich noch nicht so oft gehört habe.
Als ich die erste Seite der Liste durchgehört habe, begann mein Hörverhalten Einfluss auf die Liste zu nehmen. Klar, ich hatte jetzt mehr Klassiker gehört und damit wurde ihre Anzahl immer geringer. Damit war ich unzufrieden. Ich wollte einen gleichmäßigen Fluss. Also musste ich die Anzahl der Scheiben mit guten Bewertungen anders einsortieren. Also stellte ich von jährlich auf monatlich um. Grandioser Fail Anfang des Monats. Also warf ich alles über Bord und schrieb die entsprechende Routine zur Bewertung neu.
Alle Werte haben die gleiche Wichtung
Bisher habe ich die Tage genommen, welche eine Platte nicht gespielt wurde und dann entsprechend die Werte für Platten, die wenig gespielt wurden oder beliebte Platten, die ich häufiger hören wollte, addiert oder subtrahiert. Jetzt sollte es gerechter zugehen. Alles sollte sich in einem Maßstab von -100 bis +100 abspielen. Die Formel war gleich geblieben:
1 weight = timeBias + playBias + ratingBias;
Für den Zeitwert war das noch einfach, denn hier sollte ein Wert zwischen 0 und 100 herauskommen. Wobei 100 dem Wert der Platte entspricht, die ich am längsten nicht gehört habe. Einfache Prozentrechnung. Bei der Berechnung für das Abspielverhalten wurde es schwieriger. Hier wollte ich zwischen -100 und +100 landen. Was natürlich schwierig ist, wenn der Schwellwert 10 ist und das Maximum in der Nähe von 80. Das konnte nur eine Formel mit Bereichen. Wenn kleiner als 10 kommt die Anzahl multipliziert mit 10 dazu. Und über dem Schwellwert wird prozentual zwischen 10 und ca. 80 abgezogen.
Die größten Schwierigkeiten machte mir das Einfließen der Bewertung. Platten mit einer Bewertung von mindestens 7 haben einen Lieblingstitel von mir dabei und sollten ein mal im Jahr gehört werden. Pack das mal in Code! Also fing ich genau so wie mit den seltenen Platten an. Die Bewertungen von 8, 9 und 10 bekamen deshalb 33, 67 oder 100 dazu addiert. Wenn sie noch dieses Jahr abgespielt wurden, bekamen sie einen „Dämpfer“ verpasst. Platten mit schlechterer Bewertung bekamen Abzug. Trotzdem überwogen jetzt meine Lieblingsplatten, die ich alle schon lange nicht mehr gehört hatte. Also senkte ich den Schwellwert auf eine Bewertung von 6 ab und jetzt konnte ich mit der Liste prima leben.
Dan Goul – Underwater Romance
Die Underwater Romance ist eine EP von Dan Goul, die auf Satya erschienen ist. Dan Goul ist bei mir kein Unbekannter. Er ist mir in guter Erinnerung durch seinen Release auf Berg Audio geblieben. Und so denke ich gar nicht erst groß nach und lasse die Platte laufen.
Wie zu erwarten, empfängt mich schöner warmer Tech House. Der Basslauf groovt gut und beimm Track Underwater Romance, perlen die Synths wie kleine Luftbläschen empor. Überhaupt nimmt uns Dan Goul auf eine Reise an außergewöhnliche Orte mit. Neben der Underwater Romance, kommt dann noch die Moonlanding und Inside The Computer.
Cocktail Cool – Midnight Rain
Auch auf Satya wurde die Midnight Rain von Cocktail Cool veröffentlicht. Cocktail Cool haben auch drei Tracks für diese EP zusammengestellt. Im Gegensatz zu Dan Goul findet man hier ein kurze, aber unverständliche Vocal-Schnipsel. Deswegen wird das Werk doch eher etwas aufgeweckter und dynamischer. Hier würde ich sogar sagen, dass die Track auch mit einem gewissen Spannungsbogen arbeiten.
Carl Finlow – WGD 12007
Carl Finlow begegnete mir schon vor einiger Zeit mit den Engines Of Creation. Die Tracks gefielen mir gut, also freute ich mich auf das, was er jetzt auf We’re Going Deep abliefern würde. In der Tat sind die vier Tracks auf der WGD 12007 ziemlich ruhig und wenig spektakulär.
Vom ersten bis zum letzten Track liefert Carl hier Electro ab. Stellenweise sehr langsam und gesetzt, mit einem Hauch von Kraftwerk. Mir scheint es fast, als hätte er mit Absicht drauf verzichtet, ein paar Spuren mehr drauf zu packen, damit man das vorhandene Material intensiver erlebt.
Mark Thibideau – WGD 12008
Wie bereits angekündigt, habe ich beschlossen, mal wieder in die Werke von We’re Going Deep reinzuhören. Ich hatte aufgehört, weil es mir zu acidlastig wurde und da auch nicht wirkklich viel Abwechslung kam. Jetzt lese ich den Namen Mark Thibideau und bin bestens darauf vorbereitet, was mich erwartet.
Hier kommen der Name des Labels und der Inhalt richtig gut zusammen. Was ich etwas schade finde ist, dass We’re Going Deep richtig schöne Entwürfe für ihre Labelcompilations macht, aber für die Releases von den Künstlern ein doch ziemlich langweiliges Cover kommt. Da ist noch Luft nach oben.
Während ich durch die Räume von Mark Thibideau tauche bin ich am Ende doch überrascht. Der letzte The Fading Future passt doch eher zu den Klängen, die ich von We’re Going Deep gewohnt bin.
Kiasmos – II
Das zweite Album von Kiasmos kündigte sich ja schon lange an. Schon allein der Vorab-Release Flown deutete darauf hin. Dass das Album gut werden würde, deswegen bestellte ich gleich die limitierte Ausgabe auf Vinyl, die nur bei HHV vertrieben wurde. Ich musste ziemlich lange warten, weil ich das Vinyl zusammen mit einem anderen Release kaufte, der jetzt erst erschien. Aber dazu gleich mehr.
Während der Wartezeit bekam ich in aller Regelmäßigkeit Werbung dafür. Da ich Kiasmos auch auf Instagram folge bekam ich jede Menge Einblicke vorab. Was mich etwas irritierte, waren die vielen Live-Videos. Denn gefühlt passt ihre Musik doch eher nach Hause. Natürlich kann man zu den schnuffeligen Beats auch tanzen, aber die Partymusik ist es definitiv nicht.
Was mich doch schwer enttäuscht hat, als ich die II in den Händen hielt war die Tatsache, dass das Cover bei weitem nicht die Intensität hatte, wie ich es überall in der Werbung sah. Es wirkte blass und der Druck billig. Aber genau deswegen kaufe ich das Vinyl – weil ich das Cover in seiner vollen Schönheit sehen will.
Jon Hopkins – Ritual
Kommen wir zu Jon Hopkins. Ich bewundere Jon Hopkins schon ein wenig. Die Immunity und die Singularity sind Alben, die von ihrem Spektrum einfach unglaublich sind. Ruhige Klavierklänge bis zu harschen Beats. Hingegen hatte mich die Music For Psychedelic Therapy nicht so überzeugt. Aber wo die Ritual angekündigt wurde, fühlte ich wieder etwas besonderes.
Deshalb entschied ich mich, auch hier die limitierte Ausgabe bei HHV zu bestellen. Auch hier gibt es einen Unterschied zur „normalen“ limitierten Ausgabe. Denn bei dieser Edition liegt noch ein Kunstdruck bei, der von Jon Hopkins signiert wurde. Aber das nur der Vollständigkeit halber.
Die Ritual sollte, nein, muss man als Gesamtwerk hören. Skipt man wahllos durch die Titel, erkennt man vielleicht den Aufbau, aber verpasst die Entwicklung. Stück für Stück wird das Werk immer intensiver, eine Spannung wird aufgebaut. Aber im Gegensatz zu den vorhin erwähnten Alben entlädt sie sich nicht in einem monoton Techno-Stampfer, sondern arbeitet im Kopf. Die Spannung zieht sich hoch bis Part 6, um dann schlagartig abzufallen. Und ich empfand es als so erlösend, dass ich die restlichen zwei Stücke einfach nur genossen habe. Shavasana!
Dekmantel Ten: A Decade Of Dekmantel Festival
Das Label Dekmantel ist für mich ein bisschen umstritten. Einerseits ist es ein anerkanntes Label und hat damit meinen Respekt. Aber andererseits gefällt mir der Sound, der dort erscheint nur bedingt. Doch wenn das Label mit Dekmantel Ten: A Decade Of Dekmantel Festival ruft, dann muss ich da mal reinhören.
Trockene Studiomusik ist doch ein Unterschied zu einer Festival-Compilation. Und die hat es in sich. Insgesamt haben sich hier 43 Tracks versammelt. Und damit kommt so ziemlich jede partytaugliche Musikrichtung zum Vorschein. Ich will da auch nicht zu tief eintauchen, denn es gibt für mich nicht den einen herausragenden Track. Es gibt viele sehr gute Songs, einige die mir nicht gefallen und damit ist vom Preis-Leistungsverhältnis die Anschaffung schon Pflicht.