Der Herbst hat begonnen und die Musik geht mit. Es wird ruhiger. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich für Im Orbit Oktober 2024 doch einige Releases, die mehr als zwei Tracks beinhalten.
Submotion Orchestra – Five Points EP
Ich fange mal ganz ruhig an. Und mit einem Thema, dass mich immer wieder fasziniert. Dass es da draußen immer noch Musik gibt, oder besser gesagt, Gruppen, die seit 15 Jahren Musik machen und ich nicht mal ansatzweise von ihnen gehört habe. Dazu gehören auch Submotion Orchestra. Die Band kommt aus Leeds und ist im Bereich Electronica, Downtempo, Jazz und Ambient unterwegs.
Letztes Zeichen der Band war ein Unplugged Album, das in der Covid-Zeit entstanden ist. Doch am 24. Oktober ist Zeit für etwas Neues. Denn dann erscheint die Five Points EP. Schon mit den ersten Klängen weiß ich, dass ich diese EP lieben werde. Eine getragene, aber Energie geladene Stimmung macht sich breit, wie bei einem Sonnenaufgang. Schneller als man denkt, sind die ersten drei Minuten vorüber.
Und genau diese Stimmung hält sich. Denn ein schöner Sonnenaufgang kann endlos lang sein. Gerade wenn man einem Ort ist, wo Zeit keine Rolle spielt. Wo kein hektisches Treiben beginnt, sondern alles ein fließender Prozess ist. Das Submotion Orchestra erklärt, dass sie bei dieser EP mit Rubys Stimme experimentiert haben. Weiß man das, hört man es hier und da heraus. Aber auch bei Tracks wie Side One kann man sie einfach genießen.
Opolopo & Angela Johnson – Best Of Two Worlds
Ich finde es gut, von Zeit zu Zeit über den Tellerrand hinauszuschauen. Wenn es so viele Platten zu hören gibt, die erst einmal damit beginnen, dass eine Minute nichts passiert, ist die Stimme voller Soul von Angela Johnson schon ein wahrer Augenöffner.
Die US-Amerikanerin hat zusammen mit dem Schweden Peter Major aka Opolopo ein kleines Meisterwerk geschaffen. Am 25. Oktober erscheint auf Reel People Music ihr gemeinsames Album Best Of Both Worlds. Für mich ist es immer noch ein kleines Rätsel auf was der Albumtitel anspielen soll. Denn Musik und Stimme passen perfekt zusammen. Ein bisschen Soul, Funk und Disco.
Angela Johnson hat eine erstklassige Stimme und da wird nichts digital frisiert. Und dann fiel es mir auf, als ich das Bild von Opolopo sah. Ein Typ mit Kopfhörern. Die Musik ist kein Orchester was da spielt, sondern kommt auf kleinen Plastikkästen. No offense, es passt perfekt, aber bringt Best Of Both Worlds auf den Punkt. Aber für den Moment wo Angela singt, vergesse ich das kalte Maschinenherz und sehe vor meinen Augen die 1970er Big Band auf einer Bühne mit jeder Menge Glitzer.
Kidnap – Something Lost, Something Gained
Letzten Monat hatte ich mit Eli & Fur schon ein Album von PIAS Electronique und jetzt folgt Kidnap mit seinem Werk Something Lost, Something Gained. Ich hatte jetzt bei mir beide Alben hintereinander in der Playlist und merkte einen Übergang, aber nur unwesentlich.
Nach wie vor wunderschönes Dance-Material, dass ich liebend gerne im Auto höre. Die Stimmen werden auch maskuliner, aber der Grund-Tenor bleibt erhalten. Da Matt Ralton eher ein Instrumentalist ist, hat er mit Leo Stannard, Chelou, Gabrielle Aplin, Dwara und Aaron Smith seinen Klängen eine Stimme verliehen.
Kidnap meint zu seinem Album, dass es für ihn bei dem Album um das Erwachsen werden geht. Es geht um den nostalgischen Blick zurück und die damit gewonnene Erkenntnis im Hier und Jetzt zu sein und den Moment zu genießen. Und genau diese Momente hat er hervorragend eingefangen. Und ich fühle es auch – Something Lost, Something Gained fasst es auch schon vom Titel gut zusammen. Man wird erwachsen, verliert die Leichtigkeit und Naivität, aber gewinnt an Erfahrung und lernt es, die Momente zu schätzen, die man erlebt und erlebt hat.
Adam Beyer – Don’t Go
Zugegeben – ein neuer Release von Adam Beyer, das überrascht mich jetzt nicht mehr. Auch wenn die letzten Releases doch immer die gleiche Schiene bedienten, höre ich trotzdem rein. Vielleicht werde ich ja überrascht. Und genau das ist jetzt passiert. Am 11. Oktober erscheint auf die Drumcode die Don’t Go.
Die Track Don’t Go an sich klingt nach einem typischen Adam Beyer. Aber das Vocal reißt es diesmal. Don’t Go ist der Nachbrenner, wenn die Party schon spät ist und die ersten müden Gäste gehen wollen. Das ist die eindringliche Aufforderung doch noch etwas zu bleiben. Neben Don’t Go liegt das Tool Of Thought. Dieser Track ist ein würdiger B-Seiten-Titel.
Tiger Stripes – The Blessing EP
Musik aus Stockholm kommt am 25. Oktober von Tiger Stripes. Wo ich die ersten Klänge von der The Blessing EP hörte, war ich schwer begeistert. Tiger Stripes hatte erst vor kurzem auf Rekids veröffentlicht und war der Warm-Up für keinen Geringeren als Kerri Chandler. Die beiden hatten vor vielen Jahren mal zusammen ein paar Tracks gemacht und nach der Nacht wollte Tiger Stripes die Stimmung einfangen und produzierte diesen beiden Werke. Erscheinen werden die beiden Songs auf Kwench Records.
La Fleur – Väsen
So langsam zeichnet sich hier eine Tendenz ab. Mit La Fleur kommt am 18. Oktober schon das dritte Album auf PIAS Electronique in meine Playliste. Aber das Album Väsen hat einen kleinen Unterschied. Es wird für mich ein kleines bisschen mehr wie für den Dance-Bereich gemacht. Gäbe es noch eine Dream Dance Compilation, würde das Material gut dazu passen.
Wie der Albumtitel schon suggeriert, kommt La Fleur aus Schweden. Neben ihrer Musikkarriere hat La Fleur einen Master in Pharmazie, der ihr gut über die schwierige Zeit der Pandemie geholfen hat. Wobei ich mich ohnehin frage, wie man heute – in einer Zeit, wo es so viele Produzenten gibt – sich noch allein mit Musik über Wasser halten kann.
Das Album umfasst neun Titel, alle im im leichten House – Dance – Pop – Bereich. Einige sind mit ihrer schönen Stimme garniert, sodass es mir nicht schwer fällt, das Album noch mal zu hören.
Konstantin Sibold – Lost In Space
Konstantin Sibold, da klingelt doch was. Da muss ich ziemlich weit in meiner Plattenkiste zurückgehen. Mir ist der Release von damals so Erinnerung geblieben, weil der Releasetext was von neuer Hymne versprach. Ich fand den Track Mutter auch Klasse, nur „neu“ war da nichts dran. Das war Fragile in neuer Verpackung. Rant over, am 25. Oktober erscheint Lost In Space auf Drumcode.
Deswegen war ich gespannt, wie sich Konstantin weiterentwickelt hat und wie sein Sound zu Drumcode passt. Okay, Rant doch noch nicht over. Weil ich die Kombination aus eingängigen Melodien und langen Breaks zu Techno-Beats bei mir als EDM einstufe. Aber dabei bezieht sich mein Rant nicht auf Konstantin, sondern eher auf Drumcode. Drumcode und TrueSoul waren für mich mal Qualitätsmusik. Und jetzt nur noch Serienproduktion. Tut mir leid, die Musik ist nicht schlecht. Aber das geht echt besser.
e-Dancer – Melodica
Der e-Dancer fordert zum Tanz! Am 23. Oktober erscheint schon mal als Teaser für weitere Projekte die Single Melodica. Kevin Saunderson bringt zusammen mit seinem Sohn Dantiez das Projekt auf das nächste Level. Kevin Saunderson meint dazu: „Dantiez klingt wie ich. Die Arbeit an der nächsten Generation des e-Dancer mit ihm, ich bin leidenschaftlicher und voller Energie, mehr als je zuvor. Es geht darum, dass ich der Pionier die Fackel weitergibt, um das Vermächtnis weiterzutragen. Ich weiß, es ist in Dantiez‘ DNS. Er ist bereit.“
Unglaubliche Worte, denen jetzt Klänge folgen. Melodica fängt einen sofort ein. Schon vom ersten Ton an hört man Qualität. Das ist ein Track, wo man keine weiteren Fragen hat. Wie der Titelname verspricht, ist der Track ein ziemlich melodisches Werkzeug. Aber beim e-Dancer ging es immer darum, den Ruf auszusenden, um die Leute auf den Dancefloor zu holen. Und dieser Ruf erschallt jetzt wieder.