Nachdem wir die ersten Tage ein Gefühl für Taiwan bekommen haben, setzen wir unsere Reise fort. Wir nehmen die High Speed Rail und fahren von Taipeh nach Taichun, um von dort aus zum Sonne Mond See zu kommen.
Fahrt von Taipeh zum Sonne Mond See
Am Vorabend decken wir uns schon mit ein paar Sachen ein, die wir früh im Zug essen wollen. Notfalls gibt es noch jede Menge Möglichkeiten auf dem Bahnhof. Die Fahrt mit der High Speed Rail ist schnell und komfortabel. Wir hatten die Tickets für den Tag schon vorher online gekauft. Gegen Vorlage des Reisepasses kann man sie dann jederzeit vorher am Bahnhof gegen die richtigen Tickets umtauschen.
Danach muss man nur schauen auf welchem Gleis der gewünschte Zug fährt und schon kann es losgehen. Eine Schranke fordert das Zugticket und dann kann man in den Vorraum. Dort kann man warten, bis man zum Gleis gehen darf. Der Zug wird aufgerufen, bevor er einfährt. Dann gibt es Wagenstandsanzeiger am Bahnsteig, wo man sich schon mal positionieren kann. Natürlich fährt der Zug auf den Zentimeter präzise ein. Platz einnehmen, gemütlich machen und schon sollte man sich festhalten. Der HSR ist nicht zimperlich und geht relativ schnell auf seine Reisegeschwindigkeit von 300km/h. So ist man schon in kurzer Zeit in Taichun.
Wenn man zum Sonne Mond See möchte, ist die Station der HSR etwas von Nachteil. Denn der Bus zum Sonne Mond See hält erst am Hauptbahnhof und sammelt dann die Leute an der HSR-Station ein. Wie schon beschrieben, kann es sein, dass da nur noch wenige Plätze frei sind und man auf den nächsten Bus warten muss. Wir hatten irgendwie Glück, weil plötzlich ein Mann kam und die Gäste nach Sonne Mond See und „restliche Stationen“ filterte. Wir bekamen einen Direktbus, der alle einlud und ohne Zwischenstopp zum Sonne Mond See fuhr. So wurden aus 1,5 Stunden Fahrt nur ein Trip von 45 Minuten.
Der Bus bringt einen nach Shuishe, der erste Anlaufpunkt am Sonne Mond See. Hier sind die meisten und größten Hotels. Jetzt waren wir durch unsere Direktfahrt doch viel zu zeitig da. Wir wollten im Ort Mittagessen und dann mit der Fähre nach Ita Thao übersetzen. Alternativ kann man den Bus nehmen, der immer rund um den See fährt.
Wir machten es uns erst mal bei Starbucks gemütlich und erkundeten dann ein bisschen den Ort. Kriszta kaufte die Bootstickets und versuchte Informationen für die Rückfahrt in Erfahrung zu bringen, da wir einen frühen Zug nach Kaohsiung erwischen wollten, um dort viel Zeit zum Besichtigen zu haben. Als wir hungrig waren, gingen wir in einen kleinen familiären Laden, wo wir richtig gut aßen. Danach setzten wir mit der Fähre nach Ita Thao über. Die Fähre nimmt immer den Weg Shuishe – Xuanguang Tempel – Ita Thao.
In Ita Thao hatten wir zwei Nächte im Yuan Su Inn gebucht. Das war ein bisschen gepokert, da wir kaum europäischen Rezensionen gefunden haben und die wenigen, die sich geäußert haben, haben dort nicht übernachtet und geschrieben, dass die Besitzer kein Englisch können, aber sehr freundlich sind. Und die übersetzten chinesischen Bewertungen lobten das Hotel. Also probierten wir es aus.
Wir wurden sehr freundlich willkommen geheißen, der junge Mann konnte wenigstens ein bisschen englisch. Wir hatten ein schönes großes Zimmer und alles war voller Eulen. Das gesamte Hotel war mit Eulen übersäht. Kleine und große Figuren an der Rezeption, Wandbilder überall. Wie wir erfuhren, ist die Eule der Glücksvogel der Region und deshalb sehr präsent.
Für den restlichen Nachmittag standen nur zwei Dinge auf dem Programm: Wir mussten einen Fahrrad-Verleih finden, denn wir wollten den nächsten Tag um den See radeln. Außerdem herausfinden, wann die erste Fähre übermorgen fährt, damit wir den ersten Bus zurück nach Taichun erwischen.
Fahrradläden gibt es in Ita Thao genug, wir besuchten einige, waren aber nicht zufrieden. Entweder gab es nur normale Fahrräder oder vollelektrische Bikes, wo man nicht mehr treten muss. Wir probierten sogar ein Elektro-Tandem aus, was wir aber schnell verwarfen, da es zu wackelig war. Schließlich fanden wir einen Laden, der Mountainbikes als E-Bike hatte.
Einmal um den Sonne Mond See
Das Yuan Su Inn hatten wir sogar mit Frühstück gebucht. Es gab einen Hirse-Brei, ein Omelett, gebratenes Gemüse, Teriyaki-Tofu, Obst und Gemüse und Schweinefloss. Letzteres ist getrocknetes Pulled Pork, das komplett in seine einzelnen Faser zerlegt ist. Wirklich sehr ungewöhnlich und schmeckt dann überhaupt nicht mehr nach Schwein.
Wir liehen unsere Bikes aus und schon konnte die Tour losgehen. Wir hatten beschlossen gegen den Uhrzeigersinn zu fahren, weil wir dachten, dass so das Licht besser ist und es auch besser von der Zeit für Mittagessen in Shuishe passt.
Der Weg um den See führt größtenteils auf einem separaten Fuß-/Radweg entlang, für manche Stücke muss man die Straße nehmen. Der Weg begann gleich in der Nähe von unserem Hotel und wir radelten los. Vorbei an der Seilbahnstation immer am Ufer entlang. Dann kam plötzlich eine Treppe, wo rechts eine Führung für die Fahrräder war. Wir wuchteten die Bikes den ersten Absatz hoch und sahen, dass es so weiter ging. Aber wie weit?
Wir waren uns sicher, dass wir uns verfahren hatten. Also fuhren wir zurück bis zur Seilbahnstation und nahmen die Straße. Als wir an dem Weg ankamen, wo wir aufgegeben hatten, waren wir enttäuscht. Hätten wir nur noch den Absatz genommen, wären wir oben gewesen. Naja, war ja nur ein Umweg von 5km, statt 50m weiterzuschieben.
Aber halb so wild, ab der Stelle hätten wir ohnehin die Straße nehmen müssen. Wobei es unterschiedlich ist. Manchmal muss man die Straße direkt fahren, mal führt ein Radweg parallel zur Straße. Kurz vor dem Wenwu-Tempel zweigt der Weg wieder ab und führt ein Stück nach unten. Als wird das Hinweisschild für den Tempel sehen, stellen wir die Räder ab und laufen die Treppen nach oben.
Im ersten Moment ist der Wenwu-Tempel nicht so besonders, aber ist man erst mal drin, wird einem die Größe des Tempel bewusst. Und was mich dann richtig begeisterte waren die vielen Ecken die man auf dem Weg nach oben zu dem Tor entdecken kann. Jede Stufe, die man nach oben steigt, gibt es etwas Neues zu bestaunen. Viele Räume, alle unterschiedlich gestaltet.
Nach dem Wenwu-Tempel liefen wir wieder runter zu den Fahrrädern. Meine Frau schaltet ihr eBike wieder ein, keine Reaktion. Der Akku zeigte noch mehr als die Hälfte Ladung. Wir schreiben eine Nachricht an den eBike-Verleih, dass wir Hilfe brauchen. Zum Glück geht der Weg nach Shuishe fast nur eben oder abwärts, sodass wir gut bis dahin durchkommen.
Bei der Auswahl des Ladens haben wir einen Glücksgriff gemacht. Denn wie wir an den Schildern an unseren Bikes erkennen, gibt es auch eine Filiale in Shuishe, gleich beim Ortseingang. Ohne groß zu fragen helfen sie uns, probieren aus das Fahrrad wiederzubeleben, kein Erfolg. Anstandslos bekommt Kriszta ein anderes Bike, sogar gleiche Marke und gleiche Farbe. Perfekt!
Wir wollen eigentlich wieder zu dem kleinen familiären Laden gehen, wo wir schon am Vortag gegessen haben. Aber wie wir erfahren, musste die Oma zum Arzt und deswegen ist heute geschlossen. Also suchen wir was anderes. Wie es so oft „mit etwas anderes“ ist, kann das Restaurant nicht unseren Erwartungen standhalten und wir sind etwas enttäuscht.
Nach unserer Mittagspause sitzen wir wieder auf und es geht wieder problemlos weiter. Laut unserer Wettervorhersage müssen wir bis 16 Uhr wieder zurück sein, weil dann ein großes Regengebiet kommt. Jedoch ist es schon um die Mittagszeit zugezogen und ein starker Wind weht. Der bringt auch schon jede Menge dunkle Wolken heran. Gerade rechtzeitig kommen wir beim Xuan Zang Tempel an, als es einen ersten Schauer gibt. Kriszta will eigentlich abbrechen, aber ich überrede sie, kurz zu warten.
Der Schauer geht schnell vorüber und wir fahren weiter bis zum Parkplatz der Cien Pagode. Von dort aus gibt es noch etliche Stufen zu erklimmen, bis wir bei der Pagode sind. Bedingt durch das Wetter und den Wind ist es jetzt nicht so schön dort. Bis zum dritten Stock steigen wir hoch, das reicht. Danach geht es runter und auf schnellsten Weg zurück zum Fahrradverleih.
Der Inhaber begrüßt uns schon so, als würde es schon in Strömen regnen, nimmt uns schnell die Räder ab und schon sind wir auf dem Weg zurück zum Hotel. Wir setzen uns hin und keine 10 Minuten später gießt es wie aus Kannen.
Wo am Vorabend noch viele Touristen da waren und dementsprechend noch viele Küchen offen hatten, ist nach dem Regenschauer nichts mehr los und schon die Hälfte zu. Irgendwie finden wir doch was zu Essen und bereiten alles für die Abreise am nächsten Tag vor.
Abreise
Hatte ich nicht geschrieben, dass wir uns noch nach der ersten Fähre am Morgen erkundigen wollten? Schließlich wollten wir ja den ersten Bus zurück nach Taichun nehmen. Aber die erste Fähre geht erst 8.45 Uhr. Wir wundern uns – warum steht dann in Shuishe ein Schild, dass der Fährbetrieb ab 6 Uhr möglich ist. Ein Übersetzungsfehler und sie meinten eigentlich die Bootsstege?
Also heißt die Alternative Bus, denn der geht schon kurz vor 7 Uhr. Als wir am Morgen das Haus verlassen, hört es gerade auf zu nieseln. Zusammen mit einer Handvoll anderer Leute fahren wir nach Shuishe. Wir kommen an, steigen in den anderen Bus um und nahtlos geht es weiter nach Taichun. Diesmal dauert es aber gut eine Stunde, da wir jeden Halt mitnehmen.