Trauen wir uns langsam raus aus der winterlichen Finsternis! Und die Musik von Im Orbit Mai 2024 liefert auch allen Grund dazu. Wie immer fange ich mit einem Grundstock an, der sich im Laufe des Monats immer weiter ausbaut.
Luvstruck – Sinister
Hallo?! Die 1990er rufen an und wollen ihre Musik wieder haben! Einer fing damals mit diesem Sound an und plötzlich nutzten ihn alle. Und es gab dutzende Tracks, die alle nach diesem Schema gestrickt waren. Von daher hat die Sinister schon nostalgisch ihren Zweck erfüllt.
Die Frage ist, ob die Tracks von Luvstruck auch heute noch funktionieren, wenn die EP am 3. Mai auf Bebé Recordings erscheint. Ich habe die beiden Track mal unter dem Aspekt aktueller Musikproduktion betrachtet. Sinister ist da wirklich noch sehr 90er, da wird nicht lange rumgemacht, sondern durchgetanzt. Exit99 macht da schon eher auf neues Jahrtausend mit einem langen Break, aber einem schönen „Feel da Bass“, sodass ich neben nostalgischen Gefühlen auch ein bisschen schmunzeln muss. Irgendwie ist es ja schon witzig…
Township Rebellion + Flanko – Your Reality / My Prophecy
Am 3. Mai starten Township Rebellion & Flanko mit ihrer neuen EP Your Reality / My Prophecy auf Truesoul durch. Deswegen brauche ich nicht viel zum Stil zu sagen, auch wenn Truesoul eigentlich ja die Heimat sanfterer Töne sein wollte.
Township Rebellion beschreiben zwar ihren Sound als eine Mischung von Progressive mit darkem Techno, aber um bei der Wahrheit zu bleiben, ist der Progressive-Ansatz nur sehr rudimentär ausgeprägt. Es gibt ordentlich auf die 12 und das Vocal bleibt viel zu sehr im Hintergrund.
Ich will die Scheibe jetzt nicht zerreden, hier steckt wirklich viel Herzblut drin und die Liebe zum Detail ist deutlich erkennbar. Trotzdem ist der Aufbau der Tracks insgesamt genau der gleiche wie bei vielen anderen Tracks auch. Der Track ballert los, es kommen Spuren dazu, es kulminiert bis zum Break, dann geht es noch ein bisschen weiter und endet so, wie es begonnen hat.
Natürlich hat sich dieser Aufbau im Laufe der letzten Jahre etabliert, aber mittlerweile wagt es keiner mehr, ein Intro vorn dran zu machen. Damit der Sync-Button nicht in Schwierigkeiten kommt…
Pablo Say – Reflections
Jetzt nehme ich die Hände und lege sie vor den Mund, denn sonst schreibe ich gleich noch mal das gleiche über die neue Reflections EP von Pablo Say, die am 31. Mai auf Arcane Records erscheint.
Auch hier sind es zwei Tracks, die dem oben erwähnten Schema folgen. An mich selbst gerichtet stelle ich mir die Frage, warum die Label mittlerweile vermehrt diese 2-Track-Strategie fahren. Also stelle ich mir vier Tracks vor. Ich sehe mich, wie ich beim Reinhören mich am Kopf kratze, weil der dritte Track dann schon langsam monoton wird. Ja, es ist ein Spiel an einer Schwelle zwischen „genug zu liefern“ und „nicht genug, um den Hörer zu langweilen“.
Minder & Scuba – Mindscrub
Minder & Scuba rotzen, ich wähle diesen Begriff nicht unüberlegt, eine Scheibe raus, die mit ihren zwei Tracks eigentlich alles sagt, was gesagt werden muss. Das Teil heißt Mindscrub und ist eine Breakbeat-Mischung die alles enthält, was jetzt gebraucht wird. Einen Hauch Retro, ein bisschen Dreck damit der Sound nicht zu klinisch klingt und ein Vocal als Identifier.
Hinter dem Release steht das Label UT0P!A, das diesen Release am 24. Mai veröffentlicht. Und anders als bei anderen Veröffentlichungen schaffen es die beiden, zwei Versionen von Mindscrub zu produzieren, die durch das Vocal die Verwandtschaft zwischen den Mixen schaffen, aber trotzdem sind sie signifikant unterschiedlich. Auf dem Cover der EP steht fett Mindscub was ich jetzt mal als Projektname für diese EP einloggen würde.
DC Salas – Pixelated Dream Theory
DC Salas treibt seine musikalische Karriere immer weiter voran! Nachdem der letzte Release, der bei mir gelandet ist, doch eher einen leicht bekömmlichen Anstrich hatte, verschiebt DC Salas mit der Pixelated Dream Theory EP seinen Sound in eine dunklere Richtung mit einer leichten Acid-Note.
Als Label hinter den vier Stücken steht dieses Mal Higher Hopes. Die veröffentlichen die Scheibe am 24. Mai. Oder sollte ich gleich sagen, dass es das Label von DC Salas ist? Mit der HIGH 004 bringt er nun auch selbst Musik auf seinem Label heraus.
Adam Beyer – Ghost Kiss
Auch wieder aktiv ist diesen Monat das Label Drumcode. Dessen Chef Adam Beyer liefert am 31. Mai eine nächste Runde Technobretter an die Welt. Diesmal hat er mit der Ghost Kiss den Schwerpunkt auf Vocals gelegt. Der Titeltrack lässt eine tief grollende Stimme „Move your body“ befehlen. Und auch sonst hat der Track einen gewissen Charme. Dieses hypnotische Adlib/Synthie-WasAuchImmer lässt einen schon nach kurzer Zeit in Trance verfallen. Vielleicht ein Pad dazu und etwas mehr Echo drauf und die Hardtrance-Hymne wäre perfekt. So bleibt es ein bisschen reduziert.
Mit insgesamt drei Tracks ist die EP diesmal doch etwas umfangreicher. Auch der Song Pilot arbeitet gut mit Vocals. Und man hört, dass Adam Beyer ein offenes Ohr für aktuellen Progressive Sound hat, denn gewissen Anleihen sind unüberhörbar. Ja, ich glaube ein Hardtrance-Track würde Adam Beyer mal gut stehen. Trau dich, Adam! Passend dazu gibt es noch Jack. Ähnlich wie Pilot gestrickt. Wenn das die Richtung ist, in die Adam Beyer geht, bin ich dabei!
Fur Coat + Olivier Giacomotto – The Wall in the Mirror
Zwei Tracks liefert die Kollaboration von Fur Coat & Olivier Giacomotto auf Truesoul ab. Auch am 31. Mai erscheint da Wall In The Mirror. Und damit eine Referenz auf die beiden Titel Wall und Mirror. So knapp hinter dem oben erwähnten Adam Beyer Release gehört, sind da für mich direkte Parallelen bemerkbar. Vocals, nur hier mehr in einem Dark Disco-Kontext verwendet. Und auch schon irgendwie Techno. Also stilistisch sehr interessant.
Interessanterweise haben beide Künstler schon mal eine Referenz hinterlassen. Fur Coat mit einem Release auf Renaissance Records und Olivier Giacomotto wiederum hat auf Yoshitoshi veröffentlicht. Und für beide ist es jetzt der erste Release auf Truesoul – Glückwunsch!
Nathaniel Eras – Omniaglyph 0
Omniaglyph soll ein Dreiteiler werden. Und mit dem 0. Teil erscheint am 14. Mai auf Track Number Records die erste Präsentation. Da noch zwei weitere Teile warten, kann sich Nathaniel Eras ein schönes Intro gönnen. Ancestral Memory beginnt langsam und ruhig. Behutsam tastet sich der Track an erste Distortions heran und beginnt wie eine Welle immer weiter zu wachsen.
Und vorsichtig scheint irgendwie das Motto des ersten Teils zu sein. Encrypted Consciousness ist ein bisschen Breakbeat und ein bisschen Drill’n’Bass mit einem Hauch Selected Ambient Works II. Doch das Cover macht einen sehr düsteren Eindruck, ich fühle einen Moment von Amon Tobin und ich denke, das ist beabsichtigt, dass Nathaniel sagen möchte, dass er in seiner Vielschichtigkeit jede Menge Referenzen unterbringen kann. Also unter Garantie eine Serie, wo ich ein offenes Auge auf die weiteren Teile haben werde.