Schon wieder viel zu spät! Aber durch das Osterwochenende und andere Festivitäten bin ich erst jetzt dazu gekommen, die Ausgabe der Plattenkiste März 2024 fertigzustellen.
Ich habe im Laufe des März mal begonnen, meine ungehörte Musik ein bisschen vorzusortieren. Will ich mal in bestimmtes Album reinhören? Ist das Album überhaupt vollständig oder die Qualität ausreichend? Und so musste ich feststellen, dass ich so ca. an die 500GB ungehörtes Material bei mir herumzuliegen habe. Diese Sortieraktion geht zwar ein wenig zu Ungunsten neuer Musik, aber ich finde mit sechs neuen Scheiben bin ich noch gut dabei.
Planet Reborn (Avoidant Records)
Soll ich spoilern? Im Grund genommen sind solche Dinge vergessen, kurz nachdem sie ausgesprochen wurden. Ich versuche ja für meine Serie Unknown Territory verschiedenen Stilen nachzugehen, für die ich bisher zu wenig oder keine Zeit hatte. Und so wird es irgendwann auch eine Folge über Electro geben. Deswegen hatte ich mich nach aktuellen Electro-Alben umgesehen, die jetzt nicht unbedingt von Künstlern kommen, die schon immer Electro produzieren. Anthony Rother mit seinem letzten Album Robo Pop wäre da so ein Kandidat.
Deswegen ist mir die Planet Reborn in Hände gefallen. Avoidant Records hatte ich schon mal vor einiger Zeit bei einer Im Orbit Folge. Und deswegen passte es ganz gut. Eine Compilation mit vielen verschiedenen Künstlern und durch die Bank weg Electro-Sounds. Ich will jetzt der Episode von Unknown Territory nicht zu viel vorwegnehmen, aber bei Track 5 – Parasit werde ich hellhörig. Hier ist jemand sehr von Kraftwerk beeinflusst worden. Und ich mag das. Von daher halte ich das Review kurz und lasse euch jetzt warten.
Kerri Chandler – Dad Giveaway
Ich bin jetzt nicht der riesige Kerri Chandler Fan. Aber sein Name ist mir geläufig, ich habe auch schon mal ein paar seiner Tracks gehört. Zum 73. Geburtstag seines Vaters hat er jetzt 73 seiner Tracks auf Bandcamp veröffentlicht. Für kurze Zeit und gratis. Sein Vater war auch schon im Musik-Business tätig und hatte einen maßgeblichen Beitrag dazu, wer Kerri Chandler heute ist. Deswegen auch der passende Titel Dad Giveaway.
Nach dem ersten Durchhören war ich doch angenehm überrascht. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Zusammenstellung der Tracks ein Highlight ist, aber sie ist schon gelungen. Auch wenn es diverse Ausrutscher gibt. In 73 Tracks kann ich natürlich den gleichen Track zwei mal verstecken. Aber direkt hintereinander und in der gleichen Version, nur mit unterschiedlichem Mastering? Ansonsten fällt auf, dass es eigentlich ein wildes Sammelsurium ist. Die MP3-Tags sind scheinbar willkürlich gefüllt, wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich sagen, dass dahinter ein Chaot wie Richard D. James steht. Ich habe das Werk jetzt mal bei Discogs eingetragen in der Hoffnung, dass es Kerri Chandler Fans gibt, welche die Tracks kennen und mit den richtigen Bezeichnungen versehen können.
Biosphere – Patashnik (Decrypted by Sketch)
Eigentlich eine phantastische Idee. Sketch nimmt zwei Tracks der Patashnik, jeweils sechs bzw. fünf Minuten lang und erstellt vier Versionen davon, die auf eine Gesamtlänge von ca. einer Stunde kommen. Mit Decrpytion und Caboose sind es eher auch zwei Tracks, die eher unter dem Radar geflogen sind.
Decryption war für mich immer der Track, der auf das Highlight des Albums Novelty Waves hingearbeitet hat. Er hat also in meinen Augen die Rolle übernommen, die Stimmung zu etablieren. Sanft und ruhig, aber trotzdem ziehen die Hihats schon in die Richtung, in die Novelty Waves gehen will. Und jetzt gibt es zwei Remixe, in der beide Aspekte getrennt werden. Remix #1 ist die Reduktion auf das Ruhige, Schwebende. Als gäbe es keinen nächsten Track. Und trotzdem behält der Track seinen Charakter. Aber darf sich dabei voll entfalten. Um so mehr überrascht mich der zweite Remix. Decryption wird das Novelty Waves, das es nie war. Das Tempo zieht spürbar an und der Beat sagt, jetzt wird diese Variante zum tanzbaren Track.
Und dann war da noch Caboose. Ein Track, der etwas unscheinbar daher kommt, aber schon eher den späteren Werk von Biosphere entspricht. Entgegen dem Original, was komplett ohne Beat existieren kann, hat Sketch hier beide Variante mit Beats versehen. Die erste Version ist noch langsam und somit eine entschleunigte Downtempo-Variante. Im Gegensatz dazu ist sein Partner eine dezent Acid-lastige Tanznummer.
Havantepe – Calcite
Mein musikalischer Bezug zu Havantepe ist schon fast so alt wie mein Blog. Seine ersten Werke erschienen so um 2008, vorwiegend auf Netlabels. Zu dem Zeitpunkt doch eher im Bereich Dub-Techno. Um so mehr war ich überrascht, dass ich seinen Namen auf einem Release auf Berg Audio finde.
Gerade weil ich seinen deepen Sound damals so geschätzt habe. Natürlich ist viel Zeit ins Land gegangen und ich war neugierig. Ich würde die Calcite vorzugsweise als Tech House mit dubbigen Anleihen bezeichnen. Etwas überrascht war ich vom Tempo, das der Track vorgibt. Getoppt wird das nur noch vom auch mit enthaltenen Remix von Cristi Cons, der in eine ähnliche Richtung geht, aber vielleicht doch etwas mehr Echos mitbringt.
Mike Schommer – Rulers Of The World
Herzlich willkommen auf Lempuyang! Nach einem Track auf der Labelcompilation Nummer 2 kommt jetzt die erste EP von Mike Schommer. Und Mike Schommer legt die Messlatte für Lempuyang gleich mal richtig hoch. Das Original von Scapegoat kommt so schön entschleunigt daher, dass es fast die Stimme von Milly James nicht braucht. Und die geht auch noch so sanft ins Ohr, dass die Rulers Of The World sich schon fast geschmeichelt fühlen können.
Aber damit hört Mike Schommer nicht auf, er holt sich Pole mit ins Boot und lässt ihn den Track remixen. Wobei ich mir bei den Titeln nicht ganz sicher bin, ob da etwas falsch benannt wurde. Zusätzlich gibt es mit Deceivers und Believers noch zwei weitere Titel von Mike Schommer, die alle wunderbar ins Konzept passen und einen schönen Dub-Techno-Abend abrunden.
As One – Reflections (30th Anniversary Edition)
Anfang der 1990er begann eine Ära, wo die elektronische Musik einen enormen Schub bekam und sich aus einem Gewusel aus Experimenten Techno, House und alle anderen Stile herauszukristallisieren begannen. Jeder Stil hatte sein Genre prägenden Alben und jetzt ist so langsam die Zeit, wo diese Alben ihr 30-jähriges Jubiläum haben.
Aus diesem Grund finden sich Label wie in diesem Fall Lapsus, die dieses Ereignis mit einer Neuauflage würdigen. Wie in den letzten Jahren üblich, gerne auch mit einer limitierten Auflage auf Vinyl. As One habe ich vor einen Jahren für mich entdeckt, als ein Album auf De:Tuned erschien. Mit Reflections (30th Anniversary Edition) erscheint jetzt Kirk Degiorgios Debütalbum.
Ich finde seine Fusion aus IDM, deepem Techno, der seine Wurzeln in Detroit hat schon sehr faszinierend. Meistens haben die Debütalben doch etwas rohes, ungehobeltes an sich, oder sind sehr verspielt. Aber dieses Album wirkt auf mich so rund und hat so viel Soul, dass ich mich wundere, warum ich mich nicht mal daran erinnere, das Album irgendwo im Regal gesehen zu haben.