Was soll ich sagen? Die Plattenkiste Februar 2024 ist ganz schön üppig. Nicht nur, dass ich mich parallel mit Unknown Territory mit fremder Musik auseinandersetze, ich schaffe es auch noch meine Plattenkiste gut zu befüllen.
Exxos – Dune (Spice Opera) – Remastered
Es begann mit einem Adventure, also einem PC-Spiel. Angelehnt an den 1984er Film Dune. Wenn ich mich richtig entsinne, erschien das Spiel 1990. Und für damalige Zeit war der Soundtrack einfach der Hammer! Von der Grafik ganz zu schweigen. Gerüchten zufolge gab es eine CD-ROM-Ausgabe des Spiels, wo im Spiel Filmszenen verarbeitet waren. Außerdem sollte es den Soundtrack auch auf CD geben.
Ende der 1990er, als das Internet populär wurde, aber Plattformen wie eBay noch in den Kinderschuhen steckten, verkauften die Leute ihre CDs über ihre private Homepage. So entdeckte ich auf einer Seite in Österreich den Soundtrack zum Spiel. Zugegeben, ich war etwas enttäuscht, als ich mir die CD anhörte. Es klang wie das Spiel, aber irgendwie herzlos und kalt.
Durch Zufall entdeckte ich, dass es jetzt den Remaster gibt. Stéphane Picq – einer der Künstler des Duos Exxos, die damals den Soundtrack erstellt haben, verlieh dem Original neuen Glanz. Und da der Soundtrack so abweichend von der Musik am PC war, gibt es beim Remaster auch gleich noch den PC-Soundtrack mit dazu. Wir reden hier immer noch von Musik von 1990, aber das klingt jetzt schon wirklich viel besser. Und um ehrlich zu sein, der PC-Soundtrack war sowie schon um Längen besser.
Aus dem Grund ist die Neuauflage von Dune – Spice Opera ein fundamentaler Gewinn für alle, die das Spiel damals geliebt haben und stunden- oder tagelang am Rechner hockten. Schließlich galt es die Harkonnen mit Hilfe der Fremen vom Wüstenplaneten zu jagen, Spice zu ernten, Chanis Liebe zu gewinnen und den Planeten ökologisch umzuwandeln. Und so hatte sich der Soundtrack auf ewig eingebrannt.
Burial – Dreamfear / Boy Sent From Above
Gerade hatte ich mich an den ruhigen Burial gewöhnt. Der mit viel Raum in der Musik. Und dann wechselt er zu XL Recordings und schaltet wieder auf Partyprogramm. Nachdem ich bisher immer eine EP am Ende des Jahres gewohnt war, kommt jetzt eine zum Jahresbeginn. Musikalisch greift Burial die Hardcore-Szene der frühen 1990er in seinem Heimatland Großbritannien auf.
Also irgendwie ist die Dreamfear / Boy Sent From Above dann doch wieder unvergleichlich Burial. Es gibt wieder das unvergleichliche Knuspern in den Pausen, die Titel, die sich über 10 Minuten hinziehen. Und natürlich nicht zu vergessen – die Vocals. Auch setzt Burial mit Boy Sent From Above irgendwie wieder mit einem religiösen Motiv auf, dass er auch schon bei seiner EP Rival Dealer nutzte, als diese um die Weihnachtszeit erschien.
The Electric Word – The Electric Word
Ich hätte ja im Leben nicht geglaubt, dass das Jahr 2024 musikalisch so gut anfängt. Ich sehe das bunter Cover von The Electric Word und denke, dass ich da doch mal reinhören sollte. Oft erlebe ich einen Reinfall, aber diesmal bin ich gefesselt. Der erste Titel Tetrahedral Pulp ist IDM in Reinkultur. Irgendwie ein bisschen Sun Electric, aber auch Future Sound Of London. Und trotzdem ist das Album sehr ruhig gehalten, mit vielen Ambientmomenten.
Ein Gefühl von „Album des Jahres“ ergreift mich jedes Mal beim Hören. Also halte ich Ausschau, ob das Label Zonedog nicht eine schicke Vinylpressung hat, die man sich in den Schrank stellen könnte. Aber leider ist diese Veröffentlichung doch nur als Digitalrelease oder Kassette erschienen. So sehr ich auch Kassetten wegen ihres nostalgischen Faktors mag, hat Vinyl doch etwas besonderes. Das schöne große Cover, auf dem man das Artwork in voller Schönheit bewundern kann. Aber hey, hatte ich nicht was von „Album des Jahres“ gesagt? Also bleiben wir dabei, dass ich bereits im Februar einen Kandidaten habe.
Re:Axis – New Dimensions
Ich muss sagen, dass ich den Kontakt zu Re:Axis seit 2020 verloren hatten. Bis dahin fand ich ihre Releases auf Planet Rhythm eigentlich immer sehr ansprechend. Deeper Techno, aber treibend genug, um den Ansprüchen des Label gerecht zu werden.
Drei Jahre später hat sich das geändert. Re:Axis sind ihren Weg weiter gegangen und stellen den ersten Release des Labels Aurora Mistica. New Dimensions zeigt auch vom Namen her, wohin die Reise gehen soll. Der Sound ist noch deeper geworden, das Tempo gemächlicher. Einige der Tracks brauchen ziemlich lange, um sich zu entwickeln und bleiben trotzdem sehr minimal. Kombiniert mit einem schönen Intro schicken uns Re:Axis auf eine verträumte Reise und damit von meiner Seite aus ihren Namen wieder auf die Liste der Künstler, die man im Auge behalten sollte.
Elements: Mihai Popoviciu Vol. II
Wenn ich mich richtig erinnere war die erste Elements von Mihai Popoviciu für mich der Grund das Label Berg Audio zu verfolgen. Nach Phono Elements, den ersten Releases von Meta, ist jetzt Berg Audio, der diesen schwebenden Tech House Sound verfolgt, der Stunden auf Minuten zusammenschrumpfen lässt. Mit der Elements: Mihai Popoviciu Vol. II folgt jetzt zwei Jahre später die konsequente Fortsetzung.
Und schon wäre es mir fast wieder passiert. Meine Gedanken gleiten ab, sind irgendwo und die EP läuft und läuft. Dabei ist doch gerade mal ein Absatz geschrieben, der aber nicht der schönen EP gerecht wird. Deswegen bin ich froh, dass ich bei Bandcamp zugeschlagen habe, denn dort wird die EP noch um einen fünften Titel erweitert, der mir ausreicht, um dann doch noch die Kurve zu bekommen.
Donato Dozzy – Magda
Melodisch und verträumt, so könnte man mit zwei Worten das neue Album Magda von Donato Dozzy zusammenfassen. Es fängt mit Ambient an und hört mit Techno auf. Und trotzdem zieht sich ein roter Faden durch das Album. Jetzt kein konzeptioneller, sondern eher wie eine Blumenwiese vom Fluss bis zum Meer. Erst mit einem sanften Plätschern einer leichten Quelle, die im Verlauf ihres Weges, breiter und schwerer wird, aber da wir die Blumenwiese am Rand verfolgen, geht keine Bedrohung von dem Fluss aus.
Von daher eher wie das Schaukeln eines Kahns auf dem Fluss. Erst im Laufe des Albums spürt man die Kraft, die sich entwickelt und wächst und wenn dann beim vorletzten Track das erste Mal die Bassdrum hört, wird einem klar, dass sich der Bach in einen weiten, kraftvollen Strom entwickelt hat. Mit ungefähr 50 Minuten vielleicht auch mal wieder ein Werk, was nicht überdehnt wird, sondern die genau die richtige Größe hat.
Claudio PRC – Golden Scales
Das neue Jahr habe ich mir eins vorgenommen. Nachdem ich die letzten Jahre wieder vermehrt auf Vinyl gesetzt habe, fahre ich diese „Materialablagerung“ wieder zurück. Durch unseren Umzug weiß ich, wie schwer ungefähr 10 Kisten mit CDs sind, die Platten habe ich ja sogar selbst getragen. Und deswegen werde ich jetzt war neidisch auf die goldene Ausgabe der Golden Scales von Claudio PRC schauen, aber sie wird nur in digitaler Form bei mir eingeordnet sein.
Wenn ich noch mal Musik machen würde, dann wünschte ich mir, es würde so klingen. Hypnotisch, solide Bassläufe. Es ist wie das Betreten eines Tempels, wo dich die Atmosphäre und Spiritualität durchdringt und etwas Uraltes, Mythisches in dir weckt. Und der einzige Weg, es stärker zu spüren ist, dich nicht darauf zu fokussieren, sondern es einfach geschehen zu lassen. Magisch!
Techno (Urban Sound Of Amsterdam)
Eine Compilation die Techno heißt? Geht es denn noch banaler? Warum nicht einfach Musik? Bitte das nur als Humor verstehen, denn wie soll die Compilation von Urban Sound of Amsterdam (kurz USA) heißen? Sie fasst ein unglaublich großes Spektrum von elektronischer Tanzmusik an. Von deepen House Sounds, über Detroit ganz simplen Techno.
Es ist schade, dass ich keine weiteren Infos zu dieser Compilation gefunden habe, denn mit ihren 15 Stücken reicht sie nicht über verschiedene Genres, sondern auch über lange Zeit hinweg. Laut meinen Infos gibt es das Label schon seit 1992. Da kommt schon einiges an Sound zusammen. Und genau diese bunte Mischung habe ich in dem Moment gebraucht.
Answer Code Request & Amotik – LED
Answer Code Request trifft auf Amotik. Zuletzt waren mir Answer Code Request mit ihrer EP auf Delsin aufgefallen, die ein interessante Mischung aus Breakbeats und Techno brachte. Wobei mir die Breatbeats mittweilen an Kessler erinnerten. Und jetzt mischt sich Amotik mit ein. Auf dem gleichnamigen Label erschien in meinem Sichtfeld ziemlich trockener Techno, mit wenig Spielraum. Wie kommt das jetzt zusammen?
Das Ergebnis heißt LED und ist schon sehr heavy, aber mit einer leicht verträumten Note. Ich erinnere mich an die Amotik 005 und den Track Solah, der auch ordentlich ballerte, aber gleichzeitig eine Fläche hinter sich her zog, wie das Band bei Bodenturnern. Und aus dem Grund bin ich so ganz knapp zwischen „Gefällt mir“ und „Boah, zu monoton“. Aber doch mit der Tendenz, dass das nicht ungehört bleiben darf.
Cuts Extraordinaire (Best Of Jazzsticks)
10 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich die Cuts Extraordinaire 1 gekauft habe. Inzwischen sind mir einige weitere Compilations durch die Lappen gegangen, aber das nehme ich einfach mal als gegeben hin und lausche dem neuen Werk, das einfach nur noch Cuts Extraordinaire heißt. Wird schwierig für irgendwelche Nachfolger.
Aber vielleicht braucht so zeitloser, jazziger Drum & Bass auch keine Versionierung. Der ist jetzt gut, so wie er auch in 10 Jahren noch gut ist. Die Eröffnung macht wieder der Labelchef Paul SG und ich bin happy. Das Label heißt Jazzsticks und ich muss Anerkennung zollen. Ich höre die Compilation, springe nahtlos zu Makotos Blackberry Jam und zurück und bleibe in der gleichen Güteklasse. Gechillt headbangen bei 170BPM.