Es ist an der Zeit den Maßstab wieder etwas höher zu setzen. Im Orbit März 2024 präsentiert daher in Zukunft nur Releases, die sich entweder musikalisch oder vom Umfang lohnen. Einzelne Tracks mit einem speziellen Text zu würdigen, ist vom Zeitaufwand doch etwas zu hoch.
Kaidi Tatham – Fusion Moves
Im Orbit ist ja auch immer wieder Anlaufstelle für Musik, die normalerweise nicht so in meinem Programm so läuft. Und deshalb sollte hier auch der Platz für Kaidi Tatham geschaffen werden. Kaidi Tatham wohnt in Belfast und hat sich in den späten 90ern einen Namen gemacht, indem er an den typischen Broken Beats der späten 90er in London mitfeilte.
Fusion Moves ist ein Remixalbum, das am 29. März auf Reel People Music erscheint. Mit diesem Album soll der Spirit dieses Labels wiedererweckt werden. Zehn Titel aus der Geschichte des Labels hat sich Kaidi vorgenommen und ihnen neues Leben eingehaucht. Die Reise führt uns durch soulful, funky Beats bis zu tanzbaren Disco-Klängen.
Aber Fusion Moves ist nicht nur ein Remixalbum, sondern die Werke von Kaidi Tatham sind auch der Auftakt einer ganzen Serie unter dem Namen Fusion Moves, welche die alten Stücke von verschiedenen Künstlern reinterpretiert neu aufleben lässt.
Alinka – Edgewater EP
Nachdem Alinka letztes Jahr mit ihren Releases auf Twirl so gut durchgestartet ist, dass sie es auf einen Release auf dem renommierten Label Rekids geschafft hat, scheint sie mit ihrem Sound auf 2024 voll im Trend zu liegen. Am 8. März dürfen wir uns auf ihren neuen Release Edgewater EP freuen, der auch auf Twirl erscheint.
Noch mal zur Erinnerung: Alinka verließ als Kind in den späten 1980er Jahren die Ukraine, um nach Chicago zu ziehen. Und genau dieses Erlebnis hinterließ bei ihre prägende Erinnerungen. Dementsprechend ist ihre neue EP auch der Gegend von Chicago gewidmet, in der sie aufgewachsen ist – Edgewater. Auch in den Titeln finden sich Bezüge darauf. Sie fuhren mit der „Red Line“ oder am „Lake Shore Drive“ entlang.
Um ehrlich zu sein, ich nicke bei einigen Promos und sage, nett, aber gekauft hätte ich mir das jetzt nicht. Aber die EPs von Alinka sind bis zu jetzt so konstant gut, dass es ganz, ganz schwer fällt, dazu nicht tanzen zu wollen.
Fred P & Cassy – Château Dance
Da bekomme ich schon strahlende Augen, wenn sich plötzlich eine neue Promo ankündigt, die am 8. März auf Kwench Records erscheinen wird und dann auch noch der Name Steve Rachmad darin auftaucht. Also lasse ich die Nummer laufen. Fred P & Cassy haben da eine schöne Deep-House-Nummer zusammengeschraubt. Und was immer geht, sind französische Vocals. Weil französisch zugegebenermaßen schon eine ziemlich sexy Sprache ist. Genau aus dem Grund heißt das Stück auch Château Dance.
Ich muss mich also gar nicht groß am Original herumquälen, sondern genieße es einfach. Natürlich bin ich gespannt, was Steve ‚Sterac‘ Rachmad abliefert. Ich spüre, dass Steve noch ein bisschen mit House fremdelt. Der erste Mix ist zweifelsohne hochwertig, kommt aber nicht auf den Punkt. Laut Steve liegt der Schwerpunkt des Mixes auf dem Piano-Solo von Fred P. Aber dafür ist der Vorlauf etwas zu unspezifisch. Und deshalb die dringende Empfehlung für Mix #2, denn das ist der Sound für den wir Sterac so lieben. Natürlich gibt es hier auch das Vocal wie eine Kirsche on top, um das Werk abzurunden.
Komilev – Nothing To Do
An welcher Stelle beginne ich jetzt am besten, die EP von Komilev aufzurollen? Ich sammle erst mal die Fakten. Komilev kommt aus der Ukraine und wohnt derzeit in Spanien. Am 15. März erscheint seine neue Veröffentlichung Nothing To Do auf Disco Halal. Der Release hat zwei Track, wobei Robert Owens für einen Track seine Stimme beisteuert. Robert Owens sollte kein Unbekannter sein, denn zusammen mit Larry Heard und Rob Wilson bildete er Fingers Inc.
Das macht schon neugierig, aber um ganz ehrlich zu sein, ist der Song Nothing To Do ganz nett, reißt mich aber nicht vom Hocker. Aber zum Glück gibt es noch die B-Seite, wo Komilev mit Play Orchestra sich selbst voll entfalten kann. Etwas weniger House, etwas mehr Disco, aber gut tanzbar.
Matt Guy – Elektronik Organ
Was braucht ein guter Track, damit er dir am Ende einer langen Nacht noch im Kopf hängen bleibt? Für mich eine Hookline oder ein prägnantes Vocal, dass sich tief in die Hirnrinde einfrisst. Give Me Something ist ein gutes Beispiel dafür. Matt Guy macht bei dem Track alles richtig. Zum richtigen Zeitpunkt das Sample auspacken, oft genug wiederholen, damit es hängen bleibt. Dann noch im Break das Vocal erweitern und dann mit dem Ravesignal der frühen 90er den Dancefloor zum Kochen bringen.
Und Truesoul hat richtig getan Matt Guy für diesen Release zu gewinnen. Jetzt heißt er aber nicht wie die A-Seite, sondern trägt mit Elektronik Organ den Namen der B-Seite. Vom Schwung bleibt der Titel natürlich nach dem Reißer etwas zurück, muss sich aber trotzdem nicht verstecken. Im Releasetext steht etwas von Hard House, was ich aber schon seit den 90ern echt grässlich finde. Für sowas darf man gern Tech House, die technoide Version House. Und trifft den Nerv.
Moscoman – Wait
Bei der neuen Veröffentlichung von Moscoman sind mit ein paar skurrile Gedanken gekommen. Die Scheibe heißt Wait und erscheint am 29. März auf Disco Halal. Was den Track Wait aber so merkwürdig macht, ist das Sample. Man könnte es als Wait interpretieren, aber ich würde das Vocal eher als Hey! auslegen. Und es klingt wir von einem russischen Folklorechor, was entweder mein Gehirn wegen Moscoman entstehen lässt oder vielleicht in Anlehnung an Go West! von den Pet Shop Boys zusammenkommt.
Und dann kommt als zweiter Titel Best Trance. Da will jemand sich mit den Großen anlegen. Aber was für Trance? Goa? Acid? Progressive? Uplifting? Es bleibt aber ziemlich auf dem Teppich. Eher so Robert Miles mit Grüßen an den Trance der Mitt-90er. Auf so einer Compilation wäre der Song damals bei mir unter den Teppich gefallen. Für Best Trance müssen schon größere Geschütze aufgefahren werden.