Wir sind mit einigen Tagen Verspätung im Senegal angekommen und nachts nach St. Louis gebracht worden. Nach knapp drei Stunden Schlaf beginnt unser erster Tag der Rundreise durch Senegal.
Frühstück ist für 6 Uhr angesetzt, Abfahrt ist 7 Uhr. Kein Grund Stress zu machen. Wir lassen den Wecker 6 Uhr klingeln, das muss reichen. Wir sortieren uns etwas und laufen zum Frühstück. Dort erwarten uns unbekannte und bekannte Gesichter. Gesprächig sind wir nicht gerade und alle haben Verständnis.
Das Angebot ist übersichtlich. Aber wir sind schon mal positiv überrascht, dass wir nicht eine Stunde warten müssen, bis das Frühstück auf dem Tisch steht. Trotzdem ist es viel zu zeitig zum Essen. Andererseits wissen wir, dass Mittagessen vermutlich ausfallen wird. Also versuchen wir die Waage zwischen „Es muss“ und „Geht nicht“ zu halten. Zum Glück bleiben wir noch eine Nacht in dem Hotel, sodass wir nichts packen müssen. Einfach nur der Tagesrucksack und ab in den Bus.
Nachdem wir nachts schon unseren Guide Zoumana kennengelernt haben, kommt jetzt der Fahrer Amadou. Zoumana kommt aus Mali, Amadou aus dem Senegal. Dort ist Wolof die meist verbreitete Sprache. Da Zoumana kein Wolof spricht, müssen sich beide auf französisch verständigen. Entweder ist das oder Amadous Charakter die Ursache dafür, dass aus jeder Fahr-Anweisung eine kleine Diskussion entsteht.
Djoudj-Nationalpark und Gueumbeul-Reservat
Amadou ist ein guter und vor allen Dingen vorausschauender Fahrer. Er fährt zügig, bremst aber schon ab, wo wir noch gar nichts sehen und plötzlich läuft eine Eselherde über die Straße. Wir starten in St. Louis und fahren in den Djoudj-Nationalpark. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und über der Steppe breitet sich ein herrliches rosa Licht aus. Eigentlich möchte ich den Bus anhalten und Bilder machen. Als wir ankommen, wird mir klar, warum wir so früh losgefahren sind. Es ist fast 9 Uhr und die Sonne brennt schon ordentlich. Wir besteigen ein Boot und fahren los. Der Djoudj-Nationalpark ist des drittgrößte Vogelreservat der Welt. Ich habe noch nie so viele Pelikane auf einmal gesehen. Hunderte Pelikane schwimmen, fischen, brüten, fliegen zusammen. Ein Spektakel, das sich nur sehr schlecht mit Bildern einfangen lässt.
Als wir wieder anlegen, ist es schon richtig heiß. Kurz nach der Mittagszeit sind in Gueumbeul-Reservat. Es ist mehr ein Zoo, denn Gazellen und Schildkröten werden hier in Gehegen gehalten. Während wir herumfahren sehen wir immer wieder frei laufende Säbelantilopen, die Dank Parks wie diesen jetzt nicht mehr vom Aussterben bedroht sind. Danach ist der Tagessoll erfüllt und es geht zurück zum Hotel, wo wir gegen 16 Uhr ankommen. Wir laufen noch etwas am Strand entlang, sortieren unsere Sachen und erholen uns. Wir stehen auch als erste beim Abendessen auf und verabschieden uns. Unser Schlaf ist lang und ruhig.
Touba
Frühstück um 8 Uhr, Abfahrt um 9 Uhr. Sehr entspannter Start in den Tag. Auf der langen Fahrt nach Kaolak gibt es nur ein Ziel für diesen Tag: Touba. Mitten im Nichts steht eine Stadt, deren Mittelpunkt die große Moschee ist. Wir treffen unseren lokalen Guide, ziehen beim Betreten des Geländes die Schuhe aus und werden herumgeführt. Es nähert sich die Mittagszeit und im Landesinneren weht keine kühle Brise mehr. Das Thermometer klettert auf 37°C. Wenn wir den Worten des Guides Glauben schenken können, muss man vorher bei einem Marabou um Erlaubnis fragen, wenn man nach Touba ziehen will.
Touba ist quasi sowas wie der Vatikan in Italien, nur sehr auf Senegal bezogen. Es gibt keine wirkliche Grenze, aber im politischen und religiösen Sinne schon. Denn allen Bewohnern steht gratis Brot und Wasser und ein Dach über dem Kopf zu, sobald sie in Touba wohnen. Die Marabous sind aber auch politisch sehr aktiv. Unser Guide berichtet, dass der Präsident regelmäßig sich den Rat der Marabous für politische Entscheidungen holt.
Die Moschee ist riesig, aber wir dürfen sie nur von außen sehen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir keine Muslime sind. Denn der Zutritt ist wirklich nur zum Gebet erlaubt. Unser Zeitplan ist günstig, denn wir sind an einem Donnerstag in Touba. Einen Tag später wäre das Unternehmen wohl nicht möglich gewesen, weil Freitag in muslimischen Ländern wie bei uns Sonntag ist. Da rührt sich nur sehr wenig.
Wir sind gegen 16 Uhr im Hotel in Kaolak. Die Bar ist neben dem Pool, das Wasser ist gegenüber der Außentemperatur eiskalt und erfrischend. Also ziehen wir es vor, dass wir den Besuch auf dem Markt ausfallen lassen und lieber eine Runde schwimmen. Als wir zum Abendessen gehen, ist die Weihnachtsbeleuchtung an und es wirkt unrealistisch. Es sind heute weit über 30°C gewesen und das fühlt sich nicht wie Weihnachten an.
Steinkreise von Sine-Ngayene
Den nächsten Tag stehen drei Highlights auf dem Programm. Die Steinkreise von Sine-Ngayene, die Grenzüberquerung nach Gambia und die Überfahrt über eine Brücke. Doch fangen wir mit den Steinkreisen an. Wir starten nicht zu früh und machen einen Abstecher, um einen Wald von Baobabs zu sehen. Von dort aus wollen wir zu den Steinkreisen. Das Problem ist, dass es keine offizielle Straße dahin gibt, sondern nur Feldwege. Und wenn es keine größere Ortschaft in der Nähe gibt, kennt es keiner der Einheimischen. So kommt es, dass wir mehrere Leute fragen, in unterschiedliche Richtungen geschickt werden und es dann dort irgendwie finden.
Das kleine abgezäunte Gebiet zeigt Steinkreise, die aus den Umgebung zusammengetragen wurden. Im Museum gibt es noch Bilder mit Erläuterungen, wie die Steine gewonnen wurden und so sie herkommen. Unterhalb der Steine wurden diverse Artefakte gefunden, weswegen man darauf schloss, dass die Steine Grabsteine repräsentieren und die darunter gefundenen Gegenstände ihrem früheren Besitzer gehörten.
Es gibt natürlich Leute in der Gruppe, denen das egal ist und die sich auf die Steine draufstellen. Aber es sind genau die, denen wir ohnehin keine Sympathiepunkte geschenkt haben. Schon einen Tag zuvor hat Zoumana Melonen gekauft, die riesig sind. So bekommen alle etwas von der Melone ab. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es weiter. Warum jetzt eine Brücke so ein spezielles Highlight ist, wird uns erst in den darauf folgenden Tagen klar.