Ich habe die Serie Im Orbit ins Leben gerufen, um euch neue Musik vorzustellen, die noch nicht erhältlich ist. So wie ein Raumschiff, was landen wird, sich erst mal im Orbit befindet. Nur hat die Serie einen Nachteil: keiner sucht nach Orbit, wenn er neue Musik finden will. Von daher überlege ich, ob Im Orbit Dezember 2023 die letzte Folge mit diesem Namen sein könnte.
Twenty Year Weekend – Two Decades Of Darkroom Dubs
Craig Morrison und Graeme Reedie sind Silicone Soul, aber auch gleichzeitig Gründer von Darkroom Dubs. Im Jahr 2003 riefen sie dieses Label ins Leben. Wie man unschwer an der Zahl erkennen kann, feiert Darkroom Dubs in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Aber Silicone Soul werfen keinen Blick zurück, sondern bringen mit Twenty Year Weekend am 8. Dezember eine Sammlung von neuen Titeln als Jubiläums-Compilation heraus.
Mit ihren 14 Titeln ist die Compilation schon ziemlich umfangreich. Aber stilistisch nicht so ganz mein Fall. Der Anteil von Dark Disco ist mir zu hoch und schon wie damals bei der Ladomat 100 erkenne ich nur in einzelnen Titeln Schnittmengen mit meinem Musikgeschmack. Und diese Schnittmenge ist der Titel Figure Skating von Amount. Für 6 Minuten bin ich in seinen Bann gezogen, so hypnotisch läuft der Synth und macht den Track so faszinierend. Der Break kommt, intensiviert die Stimmung noch mehr und feiere einfach. Nach dem Track ebbt die Kurve schnell wieder ab, aber eins steht fest – diesen Track muss ich haben!
3BYK #002
Was macht richtig guten Techno aus? Techno lebt von seinen treibenden Rhythmen, seinen sperrigen Synths und auch von seiner Monotonie. Warum also auch große Texte schreiben, wenn auch ziemlich wenig über den Release bekannt ist. Es ist der zweite Release auf 3BYK, der am 1. Dezember erscheint. Mit der schlichten Nummer 002 muss man auch nicht mehr wissen. Vielleicht noch eine Liste der verwendeten Instrumente:
- Roland TR-909
- Roland TR-808
- Roland TR-707
- Roland TR-606
- Roland TB-303
- Sequential Circuits Prophet 5
- Oberheim SEM
- Oberheim Matrix 12
- Ensoniq DP/2
- Alesis Midiverb III
- Allen & Heath GL2400
Wird nur auf Vinyl erscheinen, sind richtig effektive Tracks und los geht’s…
EMEX – Touch Infinity
Das Schöne an modularen Synthesizern ist derzeit, dass man mit ihnen alles mögliche anstellen kann. Von herumplätschernden Sequenzen bis zu toughen Techno geht da alles. George Apergis aka EMEX kitzelt dabei alles heraus. Nachdem ich gelesen hatte, dass es sich um eine Mischung aus Techno, EBM und Industrial handelt, was ich skeptisch. Aber ich wagte den Versuch, was die Touch Infinity zu bieten hat. Erscheinen wird das Vinyl am 18. Dezember auf Modular Expansion Records.
Der erste Track Celestia fängt sehr düster an, mit rauen Beats. Doch im Laufe des Songs kämpfen sich zu den Pads auch Sequenzen dazu und damit wird es richtig angenehm. Loxodrome war nicht so meins, weil doch sehr in die Richtung EBM / Industrial gehend. Die richtige Überraschung kam mit Helix. Ich dachte, das Konzept setzt sich fort, aber so nach 3 Minuten riss ich die Augen auf. Schlich sich hier heimlich eine Referenz auf Psychedelic Trance herein? Und das Gute war, dass sie da blieb und den Track richtig nach vorn peitschte. Etwas minimalistischer oder subtiler ist der letzte Song Cyclotron. Vielleicht etwas hypnotischer, aber trotzdem gut.
Nachdem ich letztens schon über Jennifer Loveless berichtet habe, folgt jetzt eine Kollaboration mit CC:DISCO! Beim ersten Anhören war ich sofort gefangen. Die drei Tracks sind wie ein Abend auf Ibiza und genau da gehört die Musik auch hier. Auf der Magic (Is In The Tempo) treffen balearische Einflüsse auf House und die sinnliche Stimme von Jennifer Loveless.
Die drei Tracks unterscheiden sich nicht wesentlich. Trotzdem ist der Midnight Mix mein Favorit, weil er nicht aufs Tanzen fokussiert, sondern einfach loslässt und damit die Essenz des Songs auf den Punkt trifft. Erscheinen wird das Werk am 8. Dezember auf dem frisch gegründeten Label Miami Daddy.
Adam Beyer + Raxon – The Signal
Ich glaube, ich habe mich letztens schon darüber amüsiert, dass Truesoul das Label mit den seichteren Tönen für den Schlafzimmersound sein soll. Aber was mir dabei völlig entgangen ist war, dass Labelchef Adam Beyer hier in den letzten 8 Jahren nichts veröffentlicht hat. Doch diesmal hat er sich mit Raxon zusammengetan, einem in Barcelona beheimateten Ägypter.
Zusammen haben sie The Signal geschaffen. Diesen Titel könnte man quasi als die Wellenfront für die bald erscheinende Serie zu den Drei Sonnen verstehen, auch wenn der Bezug nicht eindeutig ist. Aber kein Buch hat so deutlich gemacht, dass ein Signal ziemlich leichtsinnig ist. Stimmen in dem Song fragen, ob ich von der Erde bin. Wenn ich mir gerade ansehe, was hier so passiert – Nein, nur zu Besuch hier, ich gehöre nicht dazu.
The Signal kommt als Day und Night Mix. Wobei der Night Mix doch eher Drumcode typisch und mir deshalb der Day Mix doch viel eher liegt. Und noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest liegt die Platte ab 15. Dezember bereit.
Heerhorst – Wimbo
Gerade schon erwähnt, kommt jetzt noch ein Release auf Drumcode. Hier hat sich Adam Beyer das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Erinnert ihr euch noch an die unglaublich treibende Mischung aus afrikanischen Gesängen und harten Techno-Beats? Manitou in Africa?
Und was vor 30 Jahren schon funktionierte, geht auch jetzt noch gut. Heerhorst nimmt den Gesang der kenjanischen Sängerin Sofiya Nzau, die in der Sprache Kikuyu singt und legt seine Beats darunter. Herausgekommen sind zwei Versionen des Tracks Wimbo, wobei der eine sagt: Feiern und der andere: Daheim bleiben. Und wenn dann noch eine 303 schnurpsend bis ballernd mitmischt, haben alle was davon.
Veerus – Cycle
Cycle von Veerus läuft an und ich denke so, dass ich den Track doch kenne. Irgendwie kommt er mir bekannt vor. Natürlich ist das erstmal nur oberflächlich, aber ich gehe in meine Plattensammlung und springe ins Jahr 2002. Per Condelius und der Titel heißt Resist. Mir deshalb geläufig, weil er zu meinen Lieblingstracks gehört. Und damit die Kritik an der EP von Veerus: Ja, das ist guter Techno, aber sehr beliebig. Damit etwas aus der Masse herausragt, muss es schon ein Alleinstellungsmerkmal haben. Oder es wird als Minimal verkauft, aber dann müssen die Tracks nackt bis auf die Knochen sein.
Aber die Tracks laufen nur Showrunden und mittlerweile beschleicht mich das Gefühl, Drumcode hat eine KI, welche die Loops auswählt. Denn nach dem dritten Release in Folge aus dem Hause Drumcode / Truesoul ist mein Level der Erträglichkeit erreicht und ich möchte etwas anderes, etwas Abwechslungsreiches hören. Aber für eine Clubnacht spricht nichts gegen diese EP.