Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass die Plattenkiste Oktober 2023 doch sehr minimalistisch wird. Also nicht vom Stil, sondern vom Umfang. Aber letztlich war ich gerade mal 4 oder 5 Tage offline. Also eigentlich alles wie gewohnt. Außer dass ich doch eher ruhige Töne vorgezogen habe, der Umzug war stressig genug.
Essence / Balance (Satya)
Satya wartet diesen Monat mit zwei Compilations auf. Die erste Runde heißt Essence und umfasst drei Titel. Neben Labelchef YokoO, warten Tracks von Electricano und Cali Lanauze auf uns. Wie nicht anders von Satya gewohnt, liegt auch hier wieder eine Mischung aus Tech House und Deep House vor.
Warum ich jetzt die Beschreibung der beiden Releases zusammenfasse, hat folgenden Grund. Selbstredend war ich von der kurz darauf folgenden Balance begeistert. Zumindest beim Durchhören. Als ich mir die Compilation dann in voller Länge zu Gemüte führte, war ich doch etwas enttäuscht. Der Sound von Satya ist gut, aber zwei Compilations innerhalb eines Monats rauszuschießen und dann nur 3 bzw. 4 Titel drauf zu packen, macht in meinen Augen keinen Sinn.
Denn der Sound von beiden Mini-Compilations liegt so nah beieinander, dass mir die zweite Compilation schon gar nicht mehr gefallen hat, weil sie mir überflüssig erschien. Besser wäre es an der Stelle vermutlich gewesen, alle sieben Titel zusammen in einen Release zu gießen.
Robert Babicz – Light Of The Universe
Ab einem gewissen Alter begreift man erst die Größe und Komplexität von Dingen. Das trifft auf immaterielle Dinge wie Musik, wie auch die physikalische Welt oder auch unser Universum zu. Ich will nicht sagen, dass Robert Babicz zu den Sternen greift, aber er fängt das Universum musikalisch ein.
Light Of The Universe ist ein musikalischer Rundumschlag. Natürlich fängt er viel Licht im sichtbaren Bereich des Techno ein. Aber durch seine Erfahrung hat er auch Sehvermögen darüber hinaus. House, Progressive und auch einen Hauch von Liquid Drum & Bass fängt er ein und bringt ihn zu Gehör. Und Robert Babicz wäre nicht Robert Babicz, wenn er sich selbst verleugnen würde. Deswegen muss und darf die TB-303 nicht fehlen. Mal mehr, mal weniger subtil. Vergangenheit verpflichtet.
Elements : Mitoloja
Irgendwie habe ich es bisher verschlafen, mir Berg Audio auf die Liste der Labels zu setzen, wo ich über neue Releases informiert werden möchte. Gerade ihre Elements-Serie finde ich ziemlich gelungen. Nachdem mir jetzt doch etliche Releases durch die Lappen gegangen sind, freue ich mich über Elements : Mitoloja.
Das Schöne an dem Label ist, dass es nicht wie z.B. Lempuyang eine sehr starke Tendenz zu Dub-Techno hat, sondern nur damit spielt. So öffnet Mitoloja seine EP gleich mit zwei echolastigen Tracks, aber ab 404 Error verschwinden die Echos zunehmen in den Hintergrund und machen Platz für gut laufenden Tech House.
Ohm & Octal Industries – Northwest Passage
Die Nordwestpassage – der Schiffsweg der nördlich von Kanada und Alaska den Pazifik mit dem Atlantik verbindet. Geschichtlich interessant, weil es eine Herausforderung schon seit dem 16. Jahrhundert ist, diese Durchquerung zu meistern. Aus heutiger Sicht unvorstellbar, wie sich Menschen dem ewigen Eis stellten und ihr Leben riskierten, um einen Weg durch das Eismeer zu finden. In der Neuzeit ist die Nordwestpassage von zunehmender Bedeutung. Seit die NASA vor einigen Jahren meldete, dass die Region eisfrei sei, wird die Route zunehmend von wirtschaftlicher Bedeutung.
Das Album Northwest Passage von Ohm & Octal Industries ist die erste Veröffentlichung auf Lempuyang in Albumlänge. Mit Titeln wie Erebus oder Frumbyggjar (isländisch für Indigene Völker) reflektieren die Titel natürlich den Charakter des Albums. In meinen Gedanken ist die Nordwestpassage eine Tortur, aber auch ein Weg der unglaublichen Schönheit, denn hier gibt es noch unberührte Natur.
Musikalisch ist – schon durch das Label – der Weg mit Dub-Techno beschrieben. Mal etwas schneller, mal ruhiger – je nachdem, wie man gerade vorwärts kommt.
Brendon Moeller – Pathways
Kennt ihr die Momente, wo ihr abends todmüde ins Bett geht? Alles tut weh, weil es ein anstrengender Tag mit körperlicher Arbeit war. Und trotzdem narrt einen der Kopf, der dann früh um 4 Uhr der Meinung ist, dass man schon mal alles durchdenken sollte, was noch zu tun ist. Und solche hartnäckigen Geister bekommt man nur mit Musik in den Griff.
Eine gute Option, die mir die letzten Wochen prima geholfen hat, war Brendon Moellers Pathways. Sechs ruhige Stücke, sehr deep mit vielen Sounds zum Entdecken. Erstklassig geeignet, um einen gestressten Geist herunterzukühlen. So legte ich meinen iPod neben mich und ließ die EP laufen. Nachdem ich den Sounds folgte, merkte ich schnell, wie ich wieder schläfrig wurde und irgendwann machte ich aus, weil ich schon wieder weggedöst war.
Das soll jetzt keine Bewertung als Werk zum Einschlafen sein, sondern darauf hindeuten, dass die EP wie ein Haustier ist. Ein Haustier kann ich auch streicheln, wenn ich nicht müde bin – aber es beruhigt. Und in der Hinsicht funktioniert die EP erstklassig.
Birds ov Paradise – Olika Ljud
Auch 2023 geht die Reise von Birds ov Paradise weiter. Diesmal heißt die Station Olika Ljud, zu deutsch Verschiedene Klänge. Interessant, weil genau dieser Fakt mich an dem Werk fasziniert. Es ist wie ein Gespräch unter Freunden. Jeder trägt etwas bei, alle sind mit dabei, aber keiner drängt sich in den Vordergrund, sodass ein Gleichgewicht aus Beteiligung und gegenseitigem Respekt entsteht.
Wenn Olika Ljud verschiedene Klänge bedeuten, ergibt sich mit Luftiga Ljud der Zusammenhang von selbst. Und ja, es ist luftig und leicht, aber passend zu Jahreszeit herbstlich. Mit bunt gefärbtem Laub und so. Etwas verwirrend ist die Tatsache, dass die EP eigentlich schon mal 2017 auf Aniara Records erschienen ist. Aber bisher nur als Vinyl. Die drei Tracks mussten wohl noch etwas reifen?