Der Umzug kommt mit großen Schritten näher, deswegen gibt es die Plattenkiste September 2023 diesen Monat schon etwas eher. Schließlich wird zwischen Ende September und Mitte Oktober nicht viel in der Plattenkiste passieren.
Barker – Unfixed
Der Birmingham Screwdriver dreht los und mir wird schwindelig. Ist das ein Akkuschrauber? Aber ich bin sofort in dem Track drin. Ich höre Autechre, ich höre Windowlicker. Ich versuche irgendeine Struktur zu erfassen, aber die Beats taumeln durch meine Ohren. Hohe Töne, tiefes Brummen, mal laut, mal leise. Die Frequenz des Schwingens meiner Neuronen nimmt im Laufe des Tracks immer weiter zu, um dann endlich beruhigt zu werden.
Tracks zwei – Wick and wax – von Barkers neuer EP Unfixed spiegelt schon eher den klassischen Barker-Sound wider. Der Synthi läuft und schwebt, wie ein Hands Up Part aber mit gedämpfter Euphorie. Ekstase ohne Beats. Aber „leider“ werde ich enttäuscht, der Beat kommt noch mit dazu. Aber Sam Barkers Musik funktioniert auch gut mit Beats.
Bleibt dann noch die B-Seite mit den Songs Golden Hammer und Percussive Maintenance. Die siedeln sich dann zwischen den beiden A-Seiten Liedern an und runden das Konzept ab. Sam Barker entwickelt diesen Sound schon seit 2018 und die Richtung, in welche die Unfixed geht, gefällt mir ausgesprochen gut!
Tammo Hesselink – Beam
Die Mantis 07 war mein erster Kontakt mit Tammo Hesselink. Und als ich diesen Namen jetzt wieder lese, höre ich natürlich rein. Die Mantis-Serie war ja eher so ruhig, aber doch mit einem Hauch von experimentell. Deswegen bin ich gespannt, was das Album Beam mit sich bringt.
Insgesamt 8 Tracks, zwischen 5 und 6 Minuten lang. Der Opener Function As Foils erinnert mich wieder an meine Nacht auf Pandora mit den leuchtenden Organismen, die leicht schwebend durch die Luft tanzen. Deswegen überrascht mit Track #2 etwas mehr. Es wird konkreter, technoider. Don’t Forget heißt er und vermutlich will Tammo Hesselink damit sagen, ja, ich kann auch Techno.
Zu meiner Überraschung bleibt das Album bei dem Sound, hat aber immer noch die nötige Tiefe. Gleichzeitig wählt es aber auch einen minimalen Ansatz. Verbunden mit sanften Pads, die leicht durch den Hintergrund ziehen, kommt damit eine hypnotische Mischung zustande, die mir sehr zusagt.
YokoO / Bobi Stevkovski – Just Love
YokoO, der Hausherr des Labels Satya, gibt sich die Ehre mit Bobi Stevkovski eine 4-Track-EP mit dem Namen Just Love zu veröffentlichen. Einfach Liebe, wenn es doch nur so einfach wäre! Aber für die beiden ist es offensichtlich ein Kinderspiel.
Satya hat es ja im Laufe der Zeit geschafft, sich zu einem Label zu mausern, wo ich fast bedenkenlos zuschlage. Es gefällt mir mit seinem relaxten House-Sound, der auch gern in Richtung Tech-House geht und vielleicht auch ein bisschen Melodic sein darf.
Die Just Love beinhaltet neben dem verträumten Titeltrack auch noch drei Versionen von Who Are You. Für viele dürfte dieser Stil ziemlich nichtssagend sein, weil die Tracks meistens erst mal so 2-3 Minuten brauchen, um die Stimmung zu etablieren. Lässt man sich aber daran fallen und akzeptiert, statt zu fordern, wird man mitgerissen und selbst dann sind die mehr als 30 Minuten wie im Flug vorbei.
Janeret – Joy & Happiness
Joy & Happiness klingt in der heutigen Zeit schon fast blasphemisch, schaut man sich die allgemeine Lage in der Welt an. Aber für genau diese Momente brauchen wir Leute, die den Kopf nicht hängen lassen, sondern die Stimmung hoch halten. Jetzt ist die EP von Janeret nicht gerade die Happy Hardcore Compilation, die auf allen Partys für überbordende Stimmung sorgt.
Vielmehr ist es der deep Tech House, der mich begeistert zucken lässt. Genau dieser Sound, den ich vor ein paar Jahren auf Meta gefunden habe und der jetzt mit der Joy & Happiness auf Shall Not Fade wieder auftaucht.
Trance Trax Vol. 4
Hooj Choons legt nach. In meinem letzten Review war ich ja schon extrem begeistert. Und jetzt erscheint die Trance Trax Vol. 4. Ich lasse sie wieder durchlaufen und werde von Dream Universe gefangen? Steht dieser Track nicht auf meiner Wantlist? Ja, aber mit großer Sicherheit. Erschienen 1997 auf Hooj Choons habe ich das Teil damals bei evosonic auf Kassette gebannt. Und damit gehört der Track für mich in eine Zeit, wo ich mein Leben in die eigenen Hände genommen habe und irgendwie auf einmal alles einen Sinn ergab. Der Remix bleibt so unglaublich nah am Original, dass es einfach nur Spaß macht.
Ansonsten gefällt mir die Zusammenstellung wieder richtig gut. Es ist wieder eine Trance-Compilation, die eigentlich keine ist. Sondern sie lotet auch die Randbereiche aus. An der iberischen Küste sitzen und bei einer spanischen Gitarre dem Sonnenuntergang zuzuschauen ist doch auch irgendwie Trance. Und Psychedelic Trance geht immer!
Eli Escobar – The Beach Album
Mit unglaublichen 17 Stücken ist The Beach Album schon ein umfassendes Werk. Aber das liegt auch an den kleinen Füllstücken, die sich zwischen den eigentlichen Tracks tummeln. Beim ersten Durchhören war ich zugegebenermaßen ziemlich erschlagen. Eli Escobar spielt mit den Housereferenzen, als wären es Lego-Steine. Alles passt irgendwie zusammen, wirkt aber als Gesamtwerk trotzdem bunt und vielfältig.
Aber dabei bleibt es nicht. Eli Escobar hat sich als New Yorker auf seine Wurzeln berufen. Mit seinem neunten Album gibt es neben den klassischen Housegrooves, auch den einen oder anderen Techno-Banger. Kurz gesagt, es ist für jeden etwas dabei.