Der Umzug steht kurz bevor, deshalb wollten wir der alten Wohnung entfliehen, wo sich langsam zu viele Kartons stapeln. Es sollte ein Urlaub ohne viel Entdecken, sondern einfach nur zum Erholen sein. Deswegen wollten wir uns mal den Sonnenstrand von Bulgarien ansehen.
Der Sonnenstrand liegt an der Schwarzmeerküste bei Burgas. Etwas weiter nördlich an der Küste gibt es auch noch den Goldstrand, aber der ist in der Nähe von Varna. Wir hatten unseren Flug ab Dresden und der sollte auch noch sehr früh am Samstag Morgen sein. Wir waren gegen 5.30 Uhr auf dem Flughafen, checkten ein und bekamen Reihe 34, Plätze A und C – kein gutes Zeichen!
Der Hinflug
Reihe 34 ist schon extrem weit hinten und Plätze A und C deuten darauf hin, dass es nur zwei Plätze auf einer Seite gab. Und genau so war es auch. Reihe 34 bei einer McDonell Douglas MD-82 ist eine von zwei Reihen zwischen zwei Bordküchen und direkt neben dem Triebwerk. Das ist bei der MD-82 nämlich hinten angebracht. Die MD-82 wird – wie der Name vermuten lässt – erstmalig 1982 gebaut. Keine Ahnung, wie alt unser Vogel ist, aber alles sieht klapprig und verbeult aus.
Dafür haben wir extrem viel Beinfreiheit. Von dem Flug selbst möchte ich nicht sprechen, die Klimaanlage pumpt hinten, was das Zeug hält. Zum Glück habe ich einen dicken Pullover an und der Flug geht nur 2 Stunden. Nach der Landung verlassen wir über das Heck die Maschine. Nach Passkontrolle und Gepäckaufnahme suchen wir den Stand von DER Tours und bekommen unseren Transferbus zugewiesen.
Uns fällt beim Besteigen des Busses schnell auf, dass wir fast die einzigen Nichtraucher sind. Alle bleiben erst mal vorm Bus stehen und ziehen noch eine durch. Nach einer halben Stunde haben wir alle Passagiere eingesammelt und es kann losgehen. Die Fahrt dauert für uns ungefähr 30 Minuten, da wir gleich im zweiten Hotel sind, das angefahren wird.
Hotel & Spa Diamond Residence
Unser Hotel macht auf den ersten Eindruck viel her. Es sieht gepflegt / renoviert aus, macht den Eindruck eines Palastes mit viel Bling-Bling. Wir haben eine Stunde Zeitverschiebung gegenüber Deutschland, trotzdem ist es noch vor 11 Uhr. Wir ahnen, dass wir noch nicht ins Zimmer können. Wohl wissend haben wir unsere Badesachen im Handgepäck, ziehen uns um und machen es am Pool gemütlich.
Ab 12.30 Uhr gibt es Mittag. Es ist der Wahnsinn! Eine große Auswahl, schön präsentiert. Man spürt die bulgarische Küche, aber trotzdem gibt es auch genug, wenn man kein Fan davon ist. Wir probieren und sind schnell pappsatt. Zum Glück können wir relativ schnell das Hotelzimmer beziehen. Wir ziehen uns um und gehen an den Strand. Der Sonnenstrand ist ca. 8 km lang und zieht sich von Nessebar in einem großen Bogen Richtung Norden.
Es ist ziemlich windig, was aber eine angenehme Abwechslung zur warmen Sonne ist. Wir bleiben bis zum Abend, gehen Abendessen und fallen dann ins Bett. Nach 10 Stunden Schlaf wachen wir am nächsten Morgen auf, ziehen die Sportsachen an und laufen zum Strand, um den Sonnenaufgang zu sehen. Leider nicht so schön, aber wir haben uns zumindest bewegt.
Da an diesem Sonntag das Wetter nicht so toll sein soll, haben wir den Besuch der Altstadt von Nessebar eingeplant. Wir laufen in die Altstadt, entdecken jede Menge von den alten Häusern und decken uns mit Utensilien für die neue Wohnung ein. Zum Nachmittag wird es immer schöner und verbringen die Zeit am Strand.
Im Laufe der Zeit lernen wir die Nachteile des Hotels kennen. Die Wände sind aus Gipskarton – nicht nur sprichwörtlich! Man hört, wenn gesprochen wird, wenn ein Stuhl gerückt wird, wenn der Fernseher geht – alles. Unsere Zimmernachbarn sind ein älteres bulgarisches Paar, das natürlich gern später ins Bett geht, aber schon früh um 6 Uhr aufsteht. Dazu kommt noch, dass wir unseren Balkon auf die Poolseite hatten. Dort ist dann meistens noch um 21.30 Uhr irgendein Quiz / Party / Veranstaltung, die sich meistens bis Mitternacht hinzieht. Die Balkontür dämmt gut, aber auch nicht alles.
Es sind viele junge Holländer im Hotel, die natürlich feiern wollen. Es benimmt sich keiner daneben, aber wir verzichten deshalb lieber auf einen Zimmerwechsel. Was natürlich noch auffällt, ist das Rauchen. Überall draußen wir geraucht. Am Strand, am Pool und irgendwie sitzen wir immer im Windschatten von einem Raucher.
Außerdem gibt es außerhalb des Speisesaals nur Plastikbecher. Einmal getrunken – Müll, nächster Becher. Als wir am Montag die Reiseleitung von DER Tour treffen, sprechen wir das an. Es wird uns erklärt, dass es um die Sicherheit am Pool geht, wenn dort Kinder sind und Glasscherben herumliegen würden. Aha! Aschenbecher scheinen in der Hinsicht kein Problem zu sein.
Das hinterlässt bei uns so einen faden Geschmack. Wie gesagt, ist das Hotel sehr schön gemacht, das Essen ist hervorragend, aber der abendliche Lärmpegel durch die Wände und amPoolbereich sorgt bei uns für Abstriche.
Der Sonnenstrand
Am Montag Morgen gehen wir wieder zum Sonnenaufgang. Wir hatten die Tage durch Plakate an der Straße gesehen, dass am 10.09. die Saison offiziell endet. Als wir an diesem Morgen am Strand sind, hören wir aus der Ferne Beats pumpen. Wir laufen den Strand entlang, bis wir zum Hidden Beach Club kommen. Hier ist die Party noch in vollem Gange und die aufgehende Sonne scheint in Club und lockt die Leute raus. Wir bleiben eine Weile, hören zu und genießen die Sonne, bis wir zurückkehren.
Auf der Karte haben wir gesehen, dass es einen Abschnitt am Sonnenstrand gibt, wo man sich nackt hinlegen kann. Wir besuchen diese Stelle 3-4mal, aber es hat einen merkwürdigen Beigeschmack. Zum einen kommen ständig Leute am Strand vorbei, aber das stört weniger. Wer damit ein Problem hat, sollte dort keine FKK betreiben. Was nervt, sind Leute, die offensichtlich mehrmals den Bereich durchlaufen und einfach und hemmungslos gaffen. Oder sich sogar mit Badesachen hinsetzen.
Gegen Ende der Woche laufen wir mal am Strand entlang bis zum anderen Ende. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir unser Hotel haben. Am anderen Ende ist mehr Ballermann-Atmosphäre. Überall Stände mit Essen, Trinken und Verkaufsstände mit gefälschten Markenklamotten. Clubs und Bars direkt neben den Hotels und dazwischen Riesenräder und andere Attraktionen. Und dementsprechend das Publikum. Da ist es in unserem Abschnitt schon echt ruhig und gediegen.
Das Mitbringsel
In der Nacht zum Mittwoch kann ich ganz schlecht schlafen. Ich drehe mich ständig herum, weil mir zu warm ist. Ich habe das Gefühl auf einer Heizdecke zu liegen. Außerdem hustet unser Nachbar die ganze Nacht. Der nächste Tag ist aber normal und wir machen die lange Entdeckungstour am Strand entlang. Doch beim Einschlafen merke ich, dass mein Rachen austrocknet. Den nächsten Morgen fühle ich mich schlapp. Wir vermuten, dass ich mir durch den kühlen Wind bzw. die Klimaanlage, die mittags und abends im Restaurant auf Hochtouren lief, eine Erkältung eingefangen habe.
Abend sitze ich fröstelnd da und glühe, ganz sicher Fieber. Als es am Freitag nicht besser wird, machen wir spaßeshalber einen Corona-Test, den wir für den Notfall immer dabei haben. Noch bevor ich fertig bin, mir die Nase zu putzen, höre ich schon ein „Oh-oh!“ Ich fasse das volle Programm ab: Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, leichter Husten und ein paar Tage später fällt auch noch der Geruchssinn weg. Bei genauerer Betrachtung im Speisesaal fällt auf, dass ziemlich viele Leute schniefen und husten. Also kann man von Glück im Unglück sprechen, dass mich Corona in einem Urlaub erwischt, wo es eigentlich kein Thema mehr ist und wir nicht irgendwo fernab der Zivilisation sind.