Irgendwie hat sie die Releasepolitik der Labels geändert. Dass ich darüber erfahre, geschieht meistens sehr kurzfristig, sodass die erste Ausgabe von Im Orbit September 2023 wieder sehr klein starten wird.
Fat Freddy’s Drop – Blackbird Returns
Am besten ich beginne ganz simpel. Fat Freddy’s Drop brachten vor 10 Jahren ihr Album Blackbird heraus. Neun Songs, die mit ihrer Mischung aus Dub, Blues, Soul und Funk begeisterten. Und wenn ich begeistern sage, dann meine ich nicht nur eine Handvoll von eingefleischten Fans.
Und damit kommt jetzt der Bogen in die Gegenwart. Zehn Jahre später wird das Werk neu aufpoliert und erscheint am 29. September als Blackbird Returns. FFD ließen den Blackbird fliegen und er kehrte zurück mit 12 Werken. Künstler wie Nightmares On Wax, Jazzanova, den Dub Pistols und noch vielen anderen mehr remixten diese Titel.
Und damit ist Blackbird Returns ein unglaubliches Werk mit einer riesigen Spannweite geworden. Hat man sich mit den Kings an den Hip Hop Groove gewöhnt, zieht uns Nightmares On Wax mit deepen Housegrooves direkt in ein kuscheliges Sofa. Und so springt das Album zwischen Kopfnicken und Tanzen hin und her. Das lässt es auch nicht die Chance vertan, mit dem Dub Pistols & Freestylers einen Schwenk in Richtung Drum & Bass zu machen.
Von mir also eine ganz klare Empfehlung da unbedingt mal reinzuhören. Ich bin von dem Spektrum begeistert. Weil das Album so ziemlich universell einsetzbar ist. Hören mit Freunden an einem Spätsommerabend im Garten, beim Autofahren, aber auch wenn man auf der Couch sitzt und ein Buch liest.
Township Rebellion & NoNameLeft –
Expand Now / Adriana Said
Nachdem Township Rebellion ihr grandioses Debüt auf Truesoul gefeiert haben, legen sie jetzt mit einer Kollaboration mit den Ungarn von NoNameLeft nach. Erscheinen werden die zwei Stücke Expand Now und Adriana Said am 1. September.
Labelchef Adam Beyer ließ die beiden Stücke schon auf diversen Festivals laufen und das hat auch einen guten Grund. Im ersten Moment klingen beide Stücke nach dem klassischen Techno, den man auf Truesoul vermuten würde. Aber im Laufe der Zeit schleichen sich Elemente von Trance und Progressive mit ein, welche die Tracks zu unglaublich guten Partystücken machen.
Colorscapes Volume Five –
Part 1 (Mixed by PRAANA)
Ich habe ja immer noch ein gespanntes Verhältnis zu gemixten Compilations. Darauf haben viele Labels reagiert und bieten deshalb die Einzeltracks und dann noch den Mix in einem Track an. In diesem Fall wundert es mich manchmal, wie die Künstler die Übergänge zwischen Tracks schaffen, die so einzeln gar nicht zusammen gehörig erscheinen. Vielleicht sollte ich aus dem Grund auch einfach mal das Gesamtwerk wirken lassen.
Damit ist mir jetzt ein guter Einstieg zur Colorscapes Volume Five – Part 1 gelungen. Hier wurden 16 Tracks von Praana zu einem Gesamtkunstwerk verknüpft. Mit dieser Compilation markiert das Label Colorize den Auftakt zu ihrer jährlichen Mixserie, die diesmal aus drei Mixen bestehen wird. Das Label Colorize ist für ihren Progressive und Melodic House Sound bekannt und hat mit über 400 Releases einen großen Fundus an Musik geschaffen.
Ich habe den Mix zum ersten Mal bei einer morgendlichen Autofahrt gehört. Es war ein spätsommerlicher Tag, das heißt es war früh noch kühl, der Nebel hing über den Feldern und gelegentlich brach schon die Sonne durch. Besser kann ich die Stimmung nicht beschreiben, denn die Musik passte perfekt dazu. Durch die Housebeats blieb das Tempo in einem angemessenen Rahmen, trotzdem herrschte eine auflebende Stimmung. Erinnert fühlte ich mich sofort an meinen Dream & Dance Mix von 2021. Nur dass hier das Level konsequent oben ist. Somit eine der besten Compilations für dieses Jahr!
Simon Goff – Spark Like Living Mothers
Wenn ich Simon Goff höre, könnte ich in Versuchung kommen, dass mir der Name bekannt vorkommt. Also sammle ich erst mal Informationen über ihn. Simon ist Brite, lebt aber in Berlin. Und er ist ein Grammy-Gewinner. Das lässt mich aufhorchen. Ich bin immer etwas allergisch gegen Titel. Nicht alle Filme, die einen Oscar gewonnen haben sind gut. Gleiches gilt natürlich auch für Musik.
Also tauche ich etwas tiefer ein. Er hat als Tontechniker mit Hildur Guðnadóttir für den Joker und die Serie Chernobyl zusammengearbeitet und dafür dann auch den Grammy bekommen. Aber damit nicht genug. Weiterhin war er Co-Autor und Produzent für Katie Meluas letztes Album Aerial Objects, das letztes Jahr erschienen ist.
Also höre ich doch mal in sein bald erscheinendes Album Spark Like Living Mothers rein. Im ersten Moment bin ich erschrocken. Es wirkt düster und gegensätzlich zu dem, was der Titel verspricht. Aber ich lasse es wirken und betrete eine Zwischenwelt, die irgendwo zwischen der SAW II und den Klängen von Sigur Rós liegt. Mit dieser Assoziation erschließt sich mir die Musik leichter. Andernfalls wäre sie mir zu dystopisch und sperrig. Und ich denke, wenn ich dem Album einen zweiten oder dritten Versuch gebe, beginnt es seine wahre Tiefe zu offenbaren.
DC Salas – Tio EP
DC Salas hatte ich dieses Jahr schon mal. Und jetzt wird am 8. September seine neue EP Tio auf A Lifetime On The Hips erscheinen. Der Titeltrack leitet sich von seinem Patenonkel her, der kürzlich verstorben ist. Er mochte es nie gefilmt zu werden und dennoch wurde im letzten Jahr auf einer Geburtstagsfeier ein Video aufgenommen, das kurz danach auftauchte. Aus diesem Video stammt die Stimme aus dem Track Tio.
So finden sich auf der Tio EP insgesamt fünf Tracks, die sich irgendwo zwischen Trance, House und Progressive ansiedeln. Alle Tracks vereint, dass sie eine intensive Bassdrum haben, einen gut laufenden Bass und dazu eine leichte Hookline, die melodiös dazu läuft bzw. auch antreibt.
Alinka – I’m Your Ghost EP
Noch eine Rückkehrerin für Im Orbit ist Alinka. Die Ukrainerin wuchs in Chicago auf und lebt derzeit in Berlin. Sie widmet ihre neue EP, die am 8. September auf Rekids erscheinen wird, den Vorbildern und Legenden des House. Und genau deshalb heißt auch der erste Titel der I’m Your Ghost EP treffenderweise Teachers.
Der klassische Chicago-House lässt grüßen. Ab dem zweiten Track wird die Bassdrum zunehmend punchy und verleiht den Songs ziemlichen Druck. Während der Vorgänger doch eher verträumt war, zielt die I’m Your Ghost EP doch eindeutig auf die Clubs ab. Nur der Titel 909 Lives irritiert mich etwas. Ja, auf jeden Fall 909, aber auch ordentlich 303!
New Day Everyday Compilation
Compilation sind ja etwas Feines, wenn ich einen Überblick über ein Label oder eine Stilrichtung bekommen möchte. Oder wenn es mir darum geht, den aktuellen Stand einzufangen. Um sich im Bereich Indie Dance bzw. Dark Disco zu informieren, wäre dann die New Day Everyday Compilation ein guter Anfang.
Deshalb ist der Opener Nylon Red wirklich denkbar schlecht gewählt. Denn er fällt gerade so in den Randbereich zu Tech House und ich stehe da und frage mich, wo ist denn da jetzt die Grenze? Also arbeite ich mich langsam vor. Erst beim dritten Track spüre ich, dass ich hier einen Unterschied höre. Das hat nichts mehr mit der Musik zu hören, die sonst bei mir läuft und Verwechslungen sind ausgeschlossen.
Und was noch eine gute Compilation ausmacht, ist die richtige Länge. Viele Labelcompilations tendieren dazu, möglichst viele Tracks zu bündeln, was dazu führt, dass man dann ca. 50 Tracks hat und damit einen ganze Weile zu kämpfen hat, was ermüdend sein kann. Die New Day Everyday kommt mit angenehmen 12 Tracks daher, die mit einer Gesamtlaufzeit von 75 Minuten auch einer klassischen CD-Compilation entsprechen.