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Durch Ghana von Tamale nach Accra

Jan 2
geschätzte Lesedauer: 9 Minuten

Die Rundreise durch Togo, Benin und Ghana hat uns bisher durch Togo und Benin geführt. Jetzt sind wir in Tamale und fahren den Rest der Reise südwärts an die Küste bis nach Accra, der Hauptstadt Ghanas.

Über die weiße und schwarze Volta

Von den drei Ländern, die wir bereisen, soll es angeblich Ghana am besten gehen. Mit dem einzigen Unterschied, dass es hier deutlich mehr Menschen gibt und die Städte dementsprechend größer sind, merken wir keinen großen Unterschied. Gerade in den ländlichen Regionen ist kein Unterschied zu spüren.

Wir fahren südwärts Richtung Kumasi, was unser Tagesziel ist. Dabei überqueren wir die schwarze und die weiße Volta, genau in der Reihenfolge. Dazu bleiben wir mit dem Bus vorher stehen, laufen über die Brücke und springen dann wieder ins Auto. An der schwarzen Volta sehen wir, wie Kinder ihre Schafe und Ziegen ins Wasser treiben, um sie zu waschen. Ein Spaß für sie und für uns beim zusehen.

Weiße Volta mit Boot im Vordergrund
Boot auf der Weißen Volta

Um die Mittagszeit sind wir beim Kintampo-Wasserfall. Es ist schwülheiß, wir laufen die vielen Stufen zum Wasserfall hinunter. Unser Tourguide sagt, dass es auf der anderen Seite Schlangen gibt. Also bleibt Kriszta vorsichtig. Einer aus der Gruppe geht rüber und sieht eine Schlange im Baum liegen. Also sind wir neugierig und schauen hoch, während wir direkt unter ihr stehen.

Wie wir später erfahren, handelt es sich um eine schwarze Mamba. Sie kann bis zu vier Meter weit springen, greift auch eher an, statt zu fliehen, kann sich mit bis zu 20km/h fortbewegen und ihr Biss ist innerhalb von 20 Minuten tödlich, wenn das Gegengift nicht gespritzt wird. Kurzum – es ist eine der tödlichsten Schlangen, die es gibt. Kriszta nimmt es im Nachhinein mit einer gewissen Gelassenheit.

Ashanti-Beerdigung

Im Reiseführer steht es ungefähr so beschrieben „Wenn Sie etwas Glück haben, werden sie Zeuge einer Ashanti-Beerdigung“. Für europäische Ohren klingt das erst mal makaber, aber hier ist das ein Fest. Familien, die sich es leisten können, hängen Plakate auf, auf denen sie die Trauerfeier ausschreiben. Alle sind eingeladen. In den Städten sind es stellenweise die Werbetafeln an den Hauptkreuzungen.

Kintambo-Wasserfall
Kintambo-Wasserfall

Wie wir erfahren, finden die Feiern grundsätzlich am Samstag statt, sodass wir nur den richtigen Zeitpunkt abwarten müssen. Sie beginnen in der Regel Nachmittag und enden feucht-fröhlich tief in der Nacht. Und so halten wir einfach wahllos mitten in einem Ort an und laufen auf den Dorfplatz. Dort sind U-förmig Dächer aufgestellt, wo Stühle darunter stehen. Wir laufen entlang, werden freundlich gegrüßt und alle winken. Wir winken zurück.

Danach bekommen wir ein paar Plätze zugewiesen, man bietet uns Essen an. Wir legen etwas Geld zusammen (100 Cedi) und übergeben es den Trauernden. Alle Spenden werden laut durchgesagt und wir erhalten eine Quittung und als Dank eine Flasche Schnaps.

Im Nachhinein erfahren wir noch einige Dinge. Als wir vor einem Plakat stehen, sehen wir die Namen der ganzen Familien, sämtliche Kinder, Onkels, Tanten. So wie wir hören, muss das älteste Kind sich darum kümmern, dass der Rest der Familie informiert wird. Aber das darf nicht per Post oder Mail passieren, sondern persönlich.

Stammesführer von den Ashanti bei einer Beerdigung
Bei den Beerdigungen sind auch immer hochrangige Mitglieder des Stammes anwesend

Wir bleiben ungefähr eine Stunde und schauen dem Treiben zu. Danach fahren wir weiter nach Kumasi. Als wir im Hotel angekommen, verspricht uns unser Guide, dass wir ein schönes Zimmer bekommen. Mit Blick auf die Stadt und auf den Pool. Nur ist leider am Pool gleichzeitig Geburtstagsparty und Leute von einer Beerdigung feiern auch noch. Also nehmen wir lieber die ruhige Rückseite.

Kumasi – Zeremonie beim Ashanti-König

Das Essen, was wir bestellt haben, kommt in Styroporboxen. Wir sind überrascht und denken, dass eine Verwechslung vorliegt. Aber die anderen bekommen ihr Essen auch so, also muss es wohl richtig sein. Unser Red Red ist ziemlich scharf geworden. Und es gibt nur Erdnüsse dazu.

So langsam spüren wir die Strapazen der Reise. Wir starten meistens mit Frühstück um 7 Uhr und 8 Uhr ist Abfahrt. Mittags halten wir nur für ein Getränk, weil das Essen immer ewig dauern würde. Demzufolge gibt es Abendessen erst so gegen 20 Uhr, weil wir erst nach 18 Uhr ankommen, dann sofort bestellen und trotzdem mindestens noch eine halbe Stunde warten. Ob es wohl sinnvoll wäre, einen Ruhetag einzuplanen?

Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann
Bevor der König kommt ist immer noch Zeit für ein Gespräch. Leider ist die Musik zu laut

Der nächste Tag wäre ein perfekter Kandidat dafür, zumindest der Vormittag. Wir starten mit dem Kunstmarkt. Es ist Sonntag früh und nur eine Handvoll Läden hat überhaupt offen. Auf dem Plan steht das Jubilee Museum für König Pempeh II. Das hat noch zu. Also laufen wir erst mal zur Markthalle. Auch hier ist nichts los, deswegen laufen wir die Straße entlang und wieder zurück. Danach starten wir einen zweiten Versuch im Museum. Auch wenn es nur klein ist, ist die Führung gut gemacht und erklärt uns einiges, was es heißt König der Ashanti zu sein.

Interessant fand ich den Fakt, dass der König nie den Boden berühren darf. D.h. er muss immer Schuhe anhaben. Das macht das Baden zu einem interessanten Vorgang, denn der König entkleidet sich vorher auf einem Hocker. Gleichzeitig muss jeder, der ihn trifft, die Schuhe ausziehen. Also wir potenzielle Konkurrenz schon durch den Prozess ausgeschlossen.

Danach folgt das Highlight der Reise. Wir haben die Reise genau so gelegt, dass wir den Auftritt des Ashanti-Königs sehen. Der zeigt sich nur einmal im Monat (nach dem Ashanti-Kalender) und dann wird ihm berichtet, was im Reich so vor sich geht. Der Monat des Ashanti-Kalenders hat 42 Tage, deswegen ist das immer unregelmäßig, weil es dann auch noch der letzte Sonntag im Ashanti-Monat ist.

Vorher kommt noch mal ein kleines Museum, da der Haupttrakt gerade renoviert wird. Es ist ein riesiges Spektakel, denn alle Stammesführer werfen sich in Schale und kommen zum Event. Der Gesang über die Verstärker und Boxen ist übersteuert laut und die Sonne brennt. Trotzdem laufe ich herum, mache Fotos. Der Platz ist noch halbleer, als mich jemand von hinten antippt und mir zuruft „The king is coming“.

Ashanti-König Otumfuo Tutu II.
Ashanti-König Otumfuo Osei Tutu II.

Ich müsste nur ein paar Schritte zurück machen und wäre in der ersten Reihe. Leider gibt genau in dem Moment mein Akku auf. Also muss ich schnell zum Platz zurücklaufen, den Akku wechseln und kann dann von weiter hinten weiterknipsen. Plötzlich ist alles voll und es geht mit viel Gesang und Instrumenten los.

Unser Guide erklärt uns, dass der Ashanti-König viel Macht hat und wer wirtschaftlich oder politisch etwas erreichen will, muss hier Präsenz zeigen und Geschenke überreichen. Deswegen ist die Zeremonie neben einem Report seiner Untertanen auch ein gewisser Teil der Huldigung dabei. Unser Guide schlägt vor, dass wir noch zwei Stunden warten können, bis alle durch sind. Dann könnte man auch Fotos mit dem König machen. Aber uns wird das zu langweilig und wir fahren zurück ins Hotel. Endlich mal bei Tageslicht zurück im Hotel.

Zurück an die Küste

Unsere Aufnahmefähigkeit lässt langsam sehr nach. Zu viele Informationen, zu viele Eindrücke. Deswegen schalten wir informativ einen Gang zurück. Gerade als wir den nächsten Tag Bananen- und Kakaoplantagen besichtigen. Wir haben das schon in der Karibik gesehen.

Palmölfrüchte in einem großen Blechtopf
Zu Beginn werden die Palmölfrüchte gekocht

Interessant ist dafür die Palmöl-Produktion. Wir machen mehrere Stopps. Zuerst bei einer Plantage. Dort erfahren wir, dass die Palme vier Jahre wachsen muss, bis sie das erste Mal Früchte ernten können. Dafür kann dann das ganze Jahr über alle 14 Tage geerntet werden. Und das bis die Bäume 30 Jahre werden.

Danach kommt der nächste Stopp. Wenn die Bäume ihr Lebensende erreicht haben, werden sie gefällt und ein Loch durch den Baum getrieben. Dort wird ein Behälter darunter gestellt. Der Saft, der daraus gewonnen wird, nennen sie Palmwein, der auch weiter zu Palmschnaps verkocht wird. Die Überreste der Palme werden dabei zum Erhitzen verwendet bzw. wenn dann die Früchte verarbeitet werden.

Mehrere Töpfe zum Herstellen des Palmöl
Zum Anheizen der Töpfe werden alte Palmen genommen

Das ist dann die dritte Station, die wir sehen. Wie gesagt, wir sind nicht mehr so aufnahmefähig, deswegen fällt uns schwer folgen, wie jetzt rotes und weißes Palmöl gewonnen werden. Nach unserem Verständnis werden erst mal die Früchte komplett gekocht. Danach werden die Kerne entfernt und die Früchte ausgepresst. Da entsteht dabei das rote Palmöl. Das gleiche Spiel kommt noch mal bei den Kernen, wo das weiße Palmöl entsteht.

Elmina

Mittags sind wir dann an der Küste. Wir trinken kurz etwas und gehen dann nach Elmina. Hier wurden große Teile des Films Cobra Verde mit Klaus Kinski gedreht. Das Fort an sich ist schön aufgebaut. Uns wird aber eindrücklich gezeigt, wo und wie die Sklaven untergebracht wurden. Die Führung ist sehr gut, geht auch sehr lange. Am Nachmittag überqueren wir dann noch die Brücke und laufen zum Fort. Der Weg führt durch ein sehr armes Gebiet, man merkt dass hier nicht viele Touristen lang kommen.

Aber der Ausblick vom Fort lohnt sich auch nicht wirklich. Am Ende des Tagesprogramms steht noch ein Schrein, wie wir schon viele gesehen haben. Den kann man auch nicht fotografieren, da er in einem Haus ist, wo man nicht rein darf. Also versuchen wir die Gruppe zu überreden, dass wir den Punkt auslassen. Aber da es auf dem Programm steht, laufen wir trotzdem hin. Mein Professor im Studium hatte mal gesagt, dass er nicht hören möchte, dass jemand sagt „Ich habe es ja gleich gesagt“, weil man dann schlecht argumentiert hat. Aber als wir die Enttäuschung spüren, fällt es schwer ihn nicht zu sagen.

Blick in Hof von Elmina
Blick in den Hof von Elmina

Da unsere Fahrten immer sehr lang sind, verfolgen wir auf Google Maps, wie weit es noch bis zum Hotel ist. Wir wundern uns, dass wir am Hotel vorbei fahren und wo anders landen. Aber offensichtlich gab es kurz vorher eine kleine Planänderung. Das Hotel ist sehr schön und so wie wir die Preise sehen, auch nicht gerade günstig.

Unser Guide teilt uns am Abend ein Problem mit. Er hat kein ghanaisches Geld mehr. Wir haben das schon mitbekommen, denn wir mussten schon einen Teil des Eintritts bei Elmina mitfinanzieren, sonst wäre die Gruppe gar nicht reingekommen. Er hat das Geld erst sehr spät von der Agentur bekommen und durch die langen Fahrten hatte er nicht die Zeit irgendwo zu wechseln. Da er auch nicht abheben kann, denken wir dass das er das Kartenlimit erreicht hat. Einer aus der Gruppe hat noch genug Bargeld und hilft aus.

Cape Coast

Das Hotel ist in der Nähe von Cape Coast. Aber die Organisation ist etwas merkwürdig. Heute besichtigen wir den Nationalpark Kakum und das Castle von Cape Coast. Der Nationalpark liegt ungefähr 50km in die Richtung, aus der wir am Vortag bekommen sind. Günstiger wäre es vermutlich gewesen, Canopy am Vortag zu machen und die beiden Castles am nächsten Tag.

Canopy, Laufstege zwischen den Bäumen
Der Blick beim Canopy ist schön, aber auch schweißtreibend

Im Nationalpark ist es richtig schwül. Zum Glück versteckt sich die Sonne am Vormittag etwas. Das Canopy macht richtig Spaß, ist aber sehr kurz. Der Blick über die Baumwipfel ist schön. Aber wir sind ruckzuck klatschnass geschwitzt. Danach geht es zurück an die Küste nach Cape Coast.

Im Castle von Cape Coast folgt noch die Schilderung, wie die Sklaven gelebt haben. Wir sehen viele Touristen aus Kanada und Amerika, die hier sind, um ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen. Im Castle entdecken wir die Plakette, die auf den Besuch der Obamas hinweist. Michelle Obamas Wurzeln führen bis zurück nach Ghana und deswegen war es ihr erster Auslandsbesuch nach Amtsantritt.

Fort in Cape Coast
Fort in Cape Coast

Die Tour ist die gleiche wie am Vortag. Wir sehen die Unterkunft der Sklaven, danach die Unterbringung des Gouverneurs und abschließend der Point of no return. Von da aus fahren wir weiter nach Accra. Als wir kurz vor dem Hotel in Accra sind, muss der Fahrer feststellen, dass die Straße gesperrt ist. Wir stecken in einem Kreisverkehr für eine halbe Stunde fest. Anschließend fährt er an der Küste entlang zum Hotel.

Accra

Uns kommt die Route etwas merkwürdig vor. Wir spicken in unserem Plan, was am nächsten Tag auf dem Programm steht. Ja genau, wir fahren jetzt die Route der Stadtbesichtigung am nächsten Tag. Viele Gebäude und Denkmäler. Wir sind so platt, dass wir uns am nächsten Tag ausklinken. Außerdem eine kleine strategische Entscheidung.

Wir werden vermutlich am Nachmittag zum Flughafen gebracht. Der Flug geht 19 Uhr, wieder mit Zwischenstopp. D.h. vor 22 oder sogar 23 Uhr wird es nichts zu Essen geben. Und wenn die Stadtbesichtigung erst 14 Uhr wieder da ist, wird es mit Packen, Duschen und Essen einfach zu knapp.

Fischer mit ihren Netzen in Cape Coast
Fischer in Cape Coast

Und genau so kommt es auch. Die Gruppe kommt zwar schon kurz nach 13 Uhr zurück, aber da sitzen wir gerade beim Essen. Es geht 15.30 Uhr zum Flughafen los, wir landen in einem riesigen Stau und der Fahrer verfährt sich noch ein paar Mal, bis er die richtige Einfahrt zum Terminal gefunden hat. Wir haben uns schon von den Schweizern vorher verabschiedet, jetzt sind die Fahrer und unser Guide dran.

Heimflug

Auch hier ist es, wie vermutet. Wir landen eine Stunde später Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste. Passagiere steigen aus, es wird wieder das Handgepäck durchgegangen, neue Passagiere steigen ein. Es wird aufgetankt. In Summe stehen wir knapp zwei Stunden, bevor es weitergeht. So bleibt auch nicht viel Zeit zum schlafen. Ich nicke vielleicht mal für 15 Minuten ein, bin den Rest der Zeit munter.

In Brüssel trennen sich dann die Wege von den Österreichern und wir fliegen weiter nach Frankfurt. Hier kann ich noch mal richtig schön schlafen, aber leider nicht ausreichend. Die Warterei am Gepäckband in Frankfurt nervt. Obwohl wir uns Zeit gelassen haben, warten wir 1,5 Stunden, bis das Gepäck da ist. So schaffen wir gerade noch so den letzten Shuttle-Bus zum Moxy, um dort ins Auto zu steigen und heimzufahren.

  1. Marianne Nartey Marianne Nartey

    Nächstes Mal vielleicht mehr Zeit für die gesamte Reise nehmen. In Afrika generell ticken die Uhren langsamer. So wirkt Ihr Bericht teils etwas genervt . Aber ich entsinne mich auch, dass ich von den ewigen Verzögerungen/ Verschiebungen/Staus/usw. Recht genervt war. Ich denke, man muss alles Europäische hinter sich lassen und nur in Afrika eintauchen Ansonsten genießt man seine Reise nicht. Afrika hat seinen eigenen Rhythmus. Man braucht VIEL ZEIT dafür…Fotos sind mega!

    • Jan Jan

      Hallo Marianne,
      danke für deinen Kommentar! In der Tat waren wir mit der Zeit ziemlich genervt. Das war aber stellenweise den Umständen geschuldet. Wir hatten eine geführte Gruppenreise, d.h. mehr Zeit nehmen ist an der Stelle einfach nicht. Und wenn die Gruppe zu weiten Teilen aus Leuten besteht, welche die Reise nur machen, um einen Haken auf ihrer Länderliste machen wollen, dann ist das Faktor, der ungemein die Stimmung drückt. Denn Afrika hat so viel zu bieten. Außerdem hat uns die Geschichte bzw. die Armut so bedrückt, dass sich mit der Zeit eine Spannung aufgebaut hatte, die sich an keiner Stelle entladen konnte.
      Danke für das Kompliment, meine Fotos werden aber in weiten Teilen der Stimmung nicht gerecht, deswegen hatte ich auch viele Videos gemacht.

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