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Die ersten Tage in Togo

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Wir sind auf Rundreise durch Togo, Benin und Ghana. Erste Station unserer Reise ist Lomé in Togo, wo wir die ersten Tage verbringen. Ich erzähle, wie unsere Reise beginnt.

Anreise

Wir fahren mit gepackten Taschen nach der Arbeit Richtung Frankfurt. Der Verkehr sieht etwas merkwürdig aus, also fahren wir über die B505 auf die A3. Wir kommen gut durch und finden das Hotel Moxy auch schnell. Das Auto stellen wir direkt vor dem Hotel ab und wie wir später erfahren, können wir es auch gleich dort stehen lassen. Abschließend räumen wir noch ein paar Sachen um und schlafen dann schnell ein. 

Am Abend haben wir schon diskutiert, welchen Shuttlebus wir zum Flughafen nehmen sollen. Da wir kurz nach 9 Uhr losfliegen und wir zuerst einen innereuropäischen Flug nach Brüssel haben, denke ich, dass 6.45 Uhr völlig ausreicht, bei 15 Minuten Transferzeit. Meine Frau ist skeptisch und möchte schon gern 5.35 Uhr los. Ihre Bedenken sind eher ein Bauchgefühl, sollten sich aber als richtig herausstellen. 

Frauen auf einem Markt in Lomé
Straßenmarkt in Lomé

So sind wir gegen 6 Uhr auf dem Flughafen und wollen uns einchecken. Der Online-Check-in ging nur nach Brüssel, deswegen haben wir es gelassen. Wir werden darauf hingewiesen, dass alle Star Alliance Flüge nur am Automat eingecheckt werden können. Wir versuchen unser Glück, doch das Gerät weigert sich, die Tickets auszudrucken. Eine Dame versucht uns zu helfen, aber nach 6-7 Geräten geben wir auf. 

Wir werden zum manuellen Check-in verwiesen, wo es eine sehr lange Schlange gibt. Aber wir sehen zuerst einen Schalter an der Seite, wo sich Kriszta anstellt. Ich reihe mich in die Schlange ein. Vor Kriszta ein Fall, die zwei Koffer hat, aber nicht den Aufpreis zahlen möchte. Nach langer Diskussion ist Kriszta schneller dran, wir werden eingecheckt und das Gepäck verlässt uns. 

Da wir jetzt etwas Zeit gewonnen haben, holen wir uns was zum Frühstück und gehen langsam zur Kontrolle. Dort kommen wir im Gegensatz zu den letzten Malen zügig durch. Im Duty Free holen wir Wasser und setzen uns hin. Der Flug kam pünktlich aus Brüssel, flog aber eine halbe Stunde zu spät ab, weil das Flugzeug angeblich für den Tankwart falsch stand. 

Früchte auf dem Straßenmarkt in Lomé
Bekannte und unbekannte Früchte auf den Märkten in Lomé

Wir zittern etwas, weil unsere Umsteigezeit in Brüssel nur eine Stunde beträgt und wir noch durch die internationale Passkontrolle müssen. Aber alles wird gut. Der Flug nach Brüssel ist halb leer. Aber gefühlt zwei Drittel der Maschine möchte nach Afrika. Während des Fluges werden die Anschlussflüge durchgesagt, alle kommen an ihr Ziel. 

Wir beeilen uns trotzdem und als wir am Gate ankommen, sehen wir, dass der Flug eine halbe Stunde Verspätung hat. Der Flug selbst ist ruhig und angenehm, das Filmprogramm von Brussels Airline bietet eine gute Mischung aus alten und neuen Filmen. So kommen wir zügig nach Accra, wo ca. 75% aussteigen. Der Flug nach Lomé ist eigentlich nur noch ein Katzensprung.

Endlich angekommen

Wir müssen lange warten, bis das Visum erledigt ist. Denn aus dem elektronischen Visum wird ein Physisches im Reisepass. Wir stehen ungefähr eine Stunde, bis die wenigen aus dem Flugzeug alle durch sind. Nach dem Visum kommt die Covid-Kontrolle. Zum Glück nehmen sie den Barcode vom Impfzertifikat und so sind wir schnell durch. Die Taschen wurden inzwischen vom Band genommen. Wir finden sie schnell und gehen raus. Unser Guide Modeste wartet schon und nimmt uns und drei Österreicher, die direkt hinter uns saßen, in Empfang. 

Strand mit Blick auf einen Hafen und ein Betonwerk
Schöner Strand, aber mit Blick auf den chinesischen Hafen und das deutsche Zementwerk

Wir werden in einen Kleinbus verladen und fahren los. Die Strecke zum Hotel Coco Beach ist zum Glück kurz. Das Hotel liegt direkt neben dem Hafen, den China gebaut hat, und neben einem riesengroßen Zementwerk von Heidelberg Zement. Der Weg dahin führt das letzte Stück über eine erdige Buckelpiste. Das Hotel ist ein alter, modriger Betonklotz. Aber wir lernen die Betonklötze im Laufe der Reise zu schätzen. Wir setzen uns nach der Zimmeraufteilung noch kurz zusammen, trinken etwas und gehen dann bald schlafen.

Zum Frühstück lernen wir noch den Rest der Gruppe kennen. Die zwei Schweizer sind erst am Morgen um 6 Uhr nach einer langen Odyssee angekommen. Mit dem Frühstück beginnt das Drama, was uns ab sofort durch den Urlaub begleitet. Wir bestellen Tee und Kaffee und es dauert erst mal eine kleine Ewigkeit, bis alles auf dem Tisch steht. Noch viel länger dauert die Zubereitung des Essens.

Stadtbesichtigung in Lomé

Der erste Stopp unserer Tour ist eine Bank. Die meisten haben Bargeld mit und wollen tauschen. Das Abheben am Automaten geht schnell und problemlos. Das Wechseln ist hingegen ein Akt, der uns insgesamt fast zwei Stunden kostet. Ich verstehe, dass Bargeld immer eine sichere Bank ist, aber sollte dieser Weg immer nur als Backup behandelt werden.

Afrikanische Masken auf einem Markt
Die Masken sind der harmlose Teil auf dem Fetischmarkt

Nachdem alle gewechselt haben, fahren wir weiter auf einen Markt. Wir schauen uns um, lernen einiges an Früchten kennen, die hier angeboten werden. Leider bekommen wir hier keine Freizeit, sodass es beim Schauen bleibt. Erkunden auf eigene Faust ist nicht so richtig erwünscht.

Weiter geht unsere Tour zum Fetischmarkt. Die Sonne brennt mittlerweile unbarmherzig vom Himmel herab und die Schattenplätze sind rar. Dazu kommt noch der Geruch, den die getrockneten Tiere verströmen. Wir haben einen Tourguide, der uns alles auf französisch erklärt und Modeste übersetzt. Dann schauen wir noch eine katholische Kirche an und laufen etwas herum.

Wir erkundigen uns nach dem Mittagessen, da es schon nach 13 Uhr ist. Wie schon gesagt, ein kleiner Besuch auf einem Markt würde ausreichen, da wir ja Abendessen im Hotel haben. Stattdessen landen wir in einer europäischen Gaststätte und verbrennen dort wieder viel Zeit, denn die Abfrage der Getränke und die Zubereitung des Essens geht ähnlich schnell wie beim Frühstück.

Fischer in einem See in Togo
Am Straßenrand sehen wir immer Fischer bei ihrer Arbeit

Der Höhepunkt des Tages ist der Messertanz. Wir fahren etwas aus der Stadt heraus in ein kleines Dorf. Wir erleben das erste Mal hautnah, wie die Leute leben und wohnen. Es ist bedrückend. Wir werden unter einem Wellblechdach auf die vorbereiteten Stühle platziert und können so dem Schauspiel zusehen. Es ist schwer zu sagen, ob die Tänzer sich wirklich in Trance tanzen oder nur schauspielern.

Es sind zum Nachmittag dunkle Wolken aufgezogen und mitten während des Tanzes beginnt es in Strömen zu schütten. Eine Zeitlang halten die Tänzer dem Regen stand, dann kommen sie zu uns unter das Vordach. Es hört nach wenigen Minuten wieder auf, doch der gesamte Dorfplatz steht unter Wasser. Zeit für uns, uns zu verabschieden und zurück ins Hotel zu fahren. Als wir im Hotel angekommen sind, ist es bereits dunkel. Wieder warten wir lang auf unser Essen.

Togoville

Von Lomé aus fahren wir eine große Straße entlang der Küste nach Benin. Doch bevor es so weit ist, besuchen wir Togoville. Wir werden an einer Bootsanlegestelle abgesetzt. Dort laufen wir ein bisschen ins Wasser, um in die Kähne zu steigen. Mit langen Stäben schiebt uns der Bootsführer auf die andere Seite des Sees.

Ein Boot mit afrikanischen Menschen
Um nach Togoville zu kommen, müssen wir mit dem Boot übersetzen

Dort nimmt uns der Tourguide in Empfang. Er wirkt etwas schwach und was uns noch mehr wundert, schwitzt er genau wie wir. Wie uns Modeste später erzählt, hatte er gerade Malaria und war deswegen etwas schwach. Wir laufen einen langen Weg bis ins Innere des Dorfes. Alles wirkt noch verfallener als das, was wir bisher gesehen haben.

Togoville ist der Ort, der dem Land den Namen gegeben hat. Wir lernen ein bisschen Geschichte, auch wenn es sehr komplex ist. So wie wir das verstehen, passen die Landesgrenzen nicht wirklich zur Realität. Denn ähnlich wie bei uns, z.B. den Preußen und Sachsen, orientieren sich die Afrikaner nach ihren Stämmen mit ihren Sprachen. Die passen gar nicht oder nur bedingt zu den Ländergrenzen.

So gibt es afrikanische Staaten, die ihre Hauptstadt verlegen, je nachdem welcher Präsident aus welchem Stamm kommt. Das Volk, das in Togoville lebt, wird von der aktuellen Regierung als Oppositionelle angesehen und deswegen fließt aktuell überhaupt kein Geld.

Straße in Togoville
Die Hauptstraße in Togoville

Unser Guide Modeste zeigt uns einen Baum, den er als Chininbaum bezeichnet. Seine Blätter enthalten den gleichnamigen Stoff, der von den Einwohnern als Mittel gegen Malaria genommen wird. Höhepunkt der Tour durch das Dorf ist der Besuch der Wallfahrtskirche. Dort soll es eine Marienerscheinung gegeben haben und seitdem pilgern viele Christen in den Ort.

Wir hatten das Glück genau zu so einer Zeit dort zu sein. Viele bunt gekleidete Menschen liefen durch den Ort bzw. warteten dann wieder, mit dem Boot zurückzufahren. Doch zuvor besuchen wir eine Voodoopriesterin. Dazu müssen wir uns umziehen. Frauen wird ein Tuch oberhalb der Brust umgebunden, bei Männern um die Hüfte. Eigentlich kommen alle oben ohne zu ihr, aber für die Touristen machen sie eine Ausnahme. Auch sie ist von der Hüfte aufwärts unbekleidet.

Sie unterhält sich kurz mit Modeste und möchte unsere Wünsche hören, damit sie einen Zauber bewirken kann. Wir sind zu europäisch, um daran zu glauben. Deswegen schenkt sie uns jedem einen Schnaps ein. Wenn wir wollen, können wir ihn trinken und den Rest auf den Boden kippen. Abschließend bietet sie uns Armbänder an, die wir kaufen können. Wir entscheiden uns dafür, sie werden mit einem Glücksspruch belegt und dann umgebunden.

Körner, Nüsse, Bohnen und andere Früchte
Körner, Nüsse, Bohnen und andere Früchte

Danach geht es mit dem Boot zurück und auf der Straße weiter Richtung Grenze. Es ist schon wieder früher Nachmittag und wir erkundigen uns wegen Mittagessen. Diesmal bitte einheimisch. Wir machen Stopp an einer Gaststätte, deren Preise uns das Fürchten lehren. Europäische Großstadtpreise! Wir trinken nur etwas und machen weiter. Es folgt noch ein deutscher Friedhof, dann sind wir an der Grenze.

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