Mh, die Plattenkiste Oktober 2022 steht an! Ich hab so viel Musik in der Pipeline und trotzdem möchte ich doch irgendwie auch neue Sachen hören. Nur damit ihr mal ein Gefühl dafür bekommt: aktuell habe ich knapp 200 neue Releases für 2022 zu Buche stehen. Viel davon ist für Im Orbit gedacht, aber ich schweife ab…
Jetzt habe ich es doch wieder getan. Ich habe Releases im September gekauft und stelle sie erst im Oktober vor. Aber durch die zeitliche Überschneidung mit unserem Urlaub war das absehbar. Deswegen seien diese jetzt nachgereicht. Und weil ich gerade schon bei „Ich habe es schon wieder getan…“ bin. Ich habe wieder auf eBay Kleinanzeigen zugeschlagen.
Diesmal entdeckte ich ein paar Rave Compilations, schaute mir die anderen Angebote des Anbieters an und musste feststellen, dass er ein paar ziemlich gute Angebote im Programm hatte. Also schlug ich zu und machte einige Schnäppchen im Bereich Breakbeats und French Hip-Hop. Ich bleibe aber beim alt bewährten Prinzip, hier nur die Neuzugänge vorzustellen.
nthng – Sub-Sonar
nthng veröffentlicht mal wieder auf Delsin. Und bei nthng weiß man nie was man bekommt. Mal wünsche ich mir Trance-Sound und bekomme Ambient. Und deswegen liefert nthng mit seiner neuen EP Sub-Sonar einfach mal alles. Der Opener Looking Outside kommt leicht beschwingt daher und kann je nach Gemütslage Regentropfen, Schneeflocken oder Herbstlaub sein, was da am Fenster vorbei fällt. Ein bisschen wie der Ambient von John Beltran.
Weiter geht es ziemlich deep mit Liberate Truth, ein Groove, dessen Chords voll meinen Nerv treffen. Etwas weniger offensichtlich macht der Titeltrack Sub-Sonar weiter. Spätestens jetzt weiß ich genau, dass die EP einfach genial ist. Natürlich habe ich meine Rechnung ohne Track #4 gemacht. Breakbeat? Kann nthng auch! Und das mit einer verträumten, spielerischen Leichtigkeit, dass es einfach unglaublich ist.
Also kurz gesagt, ist die EP das Beste, was seit langem auf meinem Plattenteller gelandet ist. Und da sind wir beim nächsten Punkt. Erschienen auf Delsin, gibt es natürlich wieder eine limitierte Auflage in farbigem Vinyl, die ich mir unbedingt sichern musste.
Deepchord – Functional Designs
Habt ihr schon mal minutenlang aufs Meer geschaut? Ich habe es letztens mal gemacht und versucht die Wellen zu verfolgen. Aber es fällt schwer. Ständig treten Überlagerungen auf, dann taucht der Wellenkamm wieder auf und wird seitlich von einer anderen Welle geschnitten. Es fällt schwer, diesem Chaos zu folgen. Und seltsamerweise hat dieses Geschaukel etwas unglaublich Beruhigendes.
Ich musste diese Einleitung schreiben, um zu Deepchord neuem Album zu kommen. Functional Designs heißt es und erschien auf Soma Records. Rob Modells Musik ist wie das Meer. Unglaublich vielschichtig und trotzdem in seinen Grundlagen simpel. Auf den ersten Blick wirkt es monoton, aber beim genaueren Hinsehen gibt es viele Nuancen, die sich im Laufe der Tracks verändern, miteinander spielen. Und genau das macht für mich die Qualität des Dub-Techno aus. Dub-Techno ist in erster Linie Techno, bleibt monoton und schnurgerade aus. Aber der Dub-Faktor mit seinem Reverb und den Echos bringt etwas Verspieltes dazu, etwas Ungeplantes und Chaotisches. Die Kombination aus beidem ist dann einfach nur herrlich. Wie minutenlang aufs Meer starren.
Deepchord – Functional Extraits 1
Um den Bezug zum Meer beizubehalten, setze ich mal das Album dem Muttertier gleich. Dieses schwimmt mit seinen zwei Kindern durch das scheinbar endlose Meer. Die Functional Extraits 1 ist dabei der ungeduldige Part, der seiner Mutter voraus schwimmt. Denn erschienen ist diese EP von Deepchord bereits Mitte September.
Der Sound liegt natürlich extrem nah am Album. Bei meiner ersten Prüfung war keiner der Titel auf dem Album enthalten und somit stehen beide EPs komplett separat zum Album. Gefällt mir gut, denn ich mag es nicht vorab eine EP zu kaufen, wenn die Hälfte der Titel dann ohnehin noch mal mit dem Album kommt.
Deepchord – Functional Extraits 2
Im Oktober folgte nach der ersten EP und dem Album dann die Functional Extraits 2. Rob Modell setzt seine Arbeit fort und ergründet die Tiefen des Dub-Techno-Sounds. Wie auch die beiden Vorgänger erschien diese EP auf Soma. Und wenn man nur lange genug sucht, findet man heraus, dass hier das Prinzip gilt: Beim Hersteller direkt kaufen. Denn kein Shop hat die Werke so günstig angeboten wie der Webshop von Soma selbst.
Bei dieser EP war ich doch das erste Mal überrascht. Denn Track 3 – Orbitals – war nicht mehr so richtig das, was ich mir unter Rob Modells Arbeit vorstellt. Ja, es ist immer noch Dub-Techno. Aber dieser Track klingt so nah an dem, was Yagya macht, dass ich den Song im Blind Test komplett in die falsche Schublade gesteckt hätte.
Salomo & Reece Walker – FREE001
Es ist schön anzusehen, wenn ein Tropfen auf eine Wasseroberfläche fällt und dort einen Tropfen herausschlägt. Doch wie funktioniert das eigentlich? Genau diese Idee steht hinter der FREE001 von Salomo & Reece Walker. Mit deepem Techno ergründen die beiden den physikalischen Vorgang im Wasser.
Interessant an der EP finde ich, dass hier das Sample mit der Erklärung wie ein Wassertropfen aus der Oberfläche herausgeschlagen wird, das zentrale Thema der EP ist. Warum auch nicht? Es wird geschickt so eingesetzt, dass es nicht ermüdend wirkt, d.h. intensiv genug, um es zu bemerken, aber wenig genug, damit es nicht störend wirkt. Mit fünf Tracks ist die EP ihres Namens auch würdig, zumal die Track mit Längen zwischen knapp 5 und 8 Minuten auch ordentlich Programm liefern.
DJ Q – Est. 2003
Jetzt ist es schon eine Weile her, dass ich den Track All that I could von DJ Q entdeckte. Und jetzt kommt das Album Est. 2003 heraus. Natürlich sind die beiden Songs von dem Release auch mit drauf, aber das ist nur eine nette Abrundung. Ich kann bei weitem nicht behaupten, ein Spezialist im Two Step / UK Garage-Bereich bin, aber von Zeit zu Zeit höre ich mir das extrem gern an. Und genau da passt das Album gut rein. Es ist leichtgängig und geht geschmeidig in den Gehörgang.
Tom Vernon – Shall Not Fade
Shall Not Fade macht weiter mit ihren Künstler-Compilations. Aber der Fokus scheint sich etwas verschoben zu haben. Nachdem die ersten Compilations eher so ausgerichtet waren, dass die Künstler eher ihre Lieblingstracks vorstellen, kommen jetzt eigenen Tracks zu Geltung.
Nachdem ich jetzt mal wieder einen ganzen Schwung durchgehört habe, landet die Compilation von Tom Vernon bei mir im Warenkorb. Wie schon so oft gesagt, mag ich das Spektrum von Shall Not Fade zur Zeit sehr. Guter Old Schood House (den ich jetzt nicht so sehr mag) über UK Garage, Breakbeats, aber auch Progressive House. Und je mehr die Compilations in die Richtung gehen, um so sehr ziehe ich da mit. Und die Compilation, die Tom Vernon erstellt hat, trifft meinen Nerv ziemlich gut. Ruhig beginnend und dann schön abwechslungsreich durch den Houseflur wandernd.