Der Herbst ist da! Anfangs dachte ich, dass die Ruhe in meinem Postfach anhalten würde. Aber Mitte September ging es wieder los. Fast jeden Tag ein neuer Release für die neue Ausgabe von Im Orbit Oktober 2022.
Steven Weston – Melt Air EP
Ich habe eine kleine Zeitreise gemacht. Zurück im Jahr 2021 stieß ich dort auf die Blank Dust von Steven Weston. Ich kann mich noch erinnern, dass ich komplett geflasht war, weil mich dieser Sound so mitgenommen hatte. Beim Remix-Projekt Dust Blank trat schon etwas Ernüchterung ein. Um so mehr war ich auf das neue Werk Melt Air gespannt.
Steven scheint die magische Zahl 5 zu lieben, denn so viele Tracks umfassten alle Werke, die ich bis jetzt von ihm im Review hatte. Die Melt Air EP erscheint am 7. Oktober, natürlich auch auf seinem Label Blank Dust. Ich kann beim ersten Track Paradise Lie den direkten Vergleich zur Blank Dust wagen, denn der Eröffnungssound ist zum Verwechseln ähnlich. Aber ich finde es in Ordnung, ein bewährtes Schema zu verwenden, um den Hörer zu führen.
Demzufolge fühle ich mich auch noch beim zweiten Track kommt abgeholt. Aber was danach folgt, lässt mich ehrlich gesagt kalt. Ich bin fast geneigt zu sagen, dass die Track etwas lieblos und künstlich wirken. Aber Moment mal, die Messlatte liegt hier enorm hoch, sodass wir hier von Jammern auf hohem Niveau reden. Aber ich vermisse halt etwas natürliches… ein rauschendes Meer, eine Stimme, die mir etwas Sehnsüchtiges ins Ohr haucht.
Moscoman – Adventura
Bei der nächsten Platte hatte ich eine kurze Erinnerungslücke. Der Name Moscoman war mir doch schon mal untergekommen?! Und ich täuschte mich nicht, eine kurze Suche offenbarte mir, dass er einen Remix zu Fairmonts Klassiker Gazebo gemacht hatte. Grund genug, sich jetzt das aktuelle Werk Adventure anzuhören, dass am 14. Oktober auf Crosstown Rebels erscheinen wird.
Ich bin ja nicht so der Freund von Synths, die nervös neben einem Rhythmus herumzappeln. Aber das ist nur Dekoration. Der wirkliche Killer bei Adventura liegt darunter, ganz subtil, selbst die Bassline ist zu offensichtlich. Deswegen ist die zweite Hälfte schon fast wie Erholungsprogramm, denn hier arbeiten Zoot Woman und Moscoman zusammen.
Ein erstklassiger Dancetrack, der mitreißt und jetzt nicht auf Underground Clubs fixiert ist. Der Name Zoot Woman ist mir natürlich geläufig und obwohl ich nicht so der Fan der Phase war, wusste ich sie in den Electroclash einzuordnen. Da passt auch der Remix von Alan Dixon besser hin.
Cousn – Famly Jewels
Als ich den ersten Track höre, bin ich sofort wieder in den 80ern. Die Band hieß Bros und ihr Titel war Famous. Das Cover spricht mich auf eine gewisse Weise in Richtung Daft Punk an und deshalb finde ich mich in dem Housesound, der einen alten Track aufgreift, sofort wieder.
Aber mal zu dem Album – ich spreche über Famly Jewels von Cousn. Nein, das ist kein Fehler, meine i-Taste klemmt nicht. Bei Cousn handelt es sich in der Tat um Cousins, die sich zum Musik machen zusammengefunden haben und ihr Album am 21. Oktober auf Jack Said What herausbringen. Das Album ist verrückt, voller Ideen und einfach schön zu hören.
Der Titel Famly Jewels spielt in zwei Richtungen. Zum einen machen Alfie und Billy schon zusammen Musik, seit sie 16 sind. Aber es soll auch für ihre Plattform Famly Connection stehen, wo sie jungen Musikern eine Plattform bieten. Und dementsprechend ist das Album nicht nur eine Zusammenarbeit der beiden, sondern auch mit vielen Künstlern, die zu hören sind.
Was mich bei dem Album an manchen Stellen wundert, ist die Geschwindigkeit. Ich höre die Tracks und denke für den einen oder anderen Moment, dass ein paar BPM weniger dem Song etwas mehr Tiefe verleihen würden. Prominentes Beispiel wäre für mich an der Stelle Today Is Yours. Ein wundervoller Titel, der zeitlos ist, aber etwas jung und ungestüm vorn weg stürmt.
Stoned Autopilot – Son Of Sunshine
Das ist es doch, was den Herbst bzw. Winter ausmacht. Man trifft Freunde nicht mehr draußen und grillt zusammen, sondern hockt sich in eine gemütliche Kneipe und chillt ein bisschen. Damit es mit dem Chillen besser klappt, sollte man sich schon mal das Album Light Vessel Automatic vom Stoned Autopilot vormerken.
Dazu wird vorab schon mal der Titel Son Of Sunshine auf dem Label FRNTR am 7. Oktober erscheinen. Wichtig dazu wäre noch zu sagen, dass sich hinter dem Stoned Autopilot Martin Buttrich verbirgt. Der entdeckt nach seinen unzähligen Techno-Veröffentlichungen nun mit diesem Pseudonym die etwas ruhigeren Seiten der Musik. Und eigentlich kann ich das Album gar nicht erwarten…
Fireberg – Call Of The Phoenix EP
Ich nehme die Stimmung von der Son Of Sunshine gleich mal mit rüber zur nächsten Veröffentlichung. Kann House entspannter sein, wenn jemand einen Rhodes-Chord anschlägt? Es ist ein bisschen zu spät für den Schmerz des vergangenen Sommers, aber die Call Of The Phoenix EP trifft ihn voll.
Ich denke an das abendliche Rauschen des Meeres, fühle die noch die warme Sonne auf der Haut. Aber das alles passiert nur in meinem Kopf. Aber Fireberg sagt selbst über die EP, dass sie das Ziel hat genau diesen Prozess zu feiern. Es ist immer etwas Schönes daran, wenn etwas wiedergeboren oder erneuert wird. Aber dazu muss auch manchmal etwas vergehen. Genau wie der Sommer, damit er nächstes Jahr wiederkommen kann.
Und damit die Zeit bis dahin kürzer wird, kommt die EP mit unglaublichen sechs Titeln daher. Neben dem Titeltrack kommt noch der initial von mir beschriebene Track Bloom und Within Your Arms. Dazu eine Reprise und zwei Remixe. Und damit ein schönes Werk mit dem sich der Herbst leicht überstehen lässt. Aber bis die EP am 28. Oktober auf dem neuen Label Mishbaka erscheint, sind schon die dunkleren Tage angebrochen.
Olivier Giacomotto – Daylight’s Delight / Time
Yoshitoshi Records ist ein Label, was ich bisher noch nicht bei Im Orbit erwähnt habe. Dort erscheint am 7. Oktober der Release von Olivier Giacomotto. Olivier kommt aus Frankreich und weist eine lange Liste an Releases vor, die zum großen Teil auch auf Definitive Recordings erschienen sind.
Seine neue Scheibe beinhaltet zwei Stücke und heißt demzufolge Daylight’s Delight / Time feat. Lady Vale. Daylight’s delight ist ein spannungsgeladener Track, der nur darauf wartet sich zu entladen, aber es trotzdem irgendwie schafft, ohne den großen Einschlag vorüberzuziehen. Die B-Seite kommt da ähnlich daher, baut aber nicht den übermächtigen Druck auf, da die Vocals alles etwas abmildern.
Unidos – Todo Empezara EP
Als der Track Todo Empezo begann, dachte ich: Nicht schon wieder so ein herzloser House-Track. Aber schon relativ schnell schaltete sich die pumpende Bassdrum dazu. Und ich weiß nicht wie, ist es das spanische Sample, die an Trompeten erinnernden Synthies oder ein versteckter Rhythmus im Beat, der den Song einen Hauch von Karibikfestival verpasst.
Die Rede ist von der neuen EP Todo Empezara von Unidos, die am 13. Oktober auf Snatch! erscheint. Hinter Unidos stehen Andrea Fratangelo und Manny Lateulade, welche die Zeit der Pandemie genutzt haben, um Remote getrennt, aber gleichzeitig miteinander, Tracks zu produzieren.
Zu oben genanntem Song gibt es noch auf der B-Seite den Titel Sucias, der ähnlich aufgebaut ist, aber schon etwas zu sehr über das Ziel hinausschießt. Aber gleichzeitig fehlt ihm etwas Flair, sodass die A-Seite doch die Weapon of choice sein sollte.
Agents Of Time – Universo
Agents Of Time sind bei mir bisher noch am Rande in meiner Plattensammlung aufgetaucht. Einmal als Remixer eines Tracks des Boavista-Albums von Stephen Bodzin. Und dann noch auf einer Afterlife-Compilation. Und jetzt kommt ihr Album Universo am 14. Oktober auf Kompakt heraus.
Das Album beginnt verwirrend mit wild geschnipselten automatischen Ansagen eines Anrufbeantworters. Aber beim zweiten Track Falling bin ich sofort dabei. Das ist so ein Track, den kannst du bei mir im Auto auf Repeat stellen und dann kann der laufen und laufen. Aber das Album zieht weiter und macht auch Ausflüge die mich bemerkenswert an Synth-Pop der 80er Jahre erinnern.
So springt das Album zwischen trancigen Dance-Songs, Synth-Pop, Progressive House hin und her und zeigt, dass das Duo aus Andrea Di Ceglie und Luigi Tutolo ihr Handwerk richtig gut verstehen. Die beiden sind ja auch keine Neulinge, schließlich fanden sie sich schon 2013 zusammen, um Musik zu machen.
Moullinex – A Fistful Of Stars
Ich bin etwas überrascht, dass ich den Beitrag über den eindrucksvollsten Platz unserer Weltreise noch nicht überarbeitet habe. Es geht um die Atacama-Wüste. Von den Farbspielen beim Sonnenuntergang bis zum grandiosen Nachthimmel, der einfach atemberaubend ist. Und genau dieser bringt mich zu Moullinex und seiner EP A Fistful Of Stars, die am 28. Oktober auf Crosstown Rebels erscheint.
Moullinex wohnt in Lissabon. Die ersten Entwürfe für die Songs, die auf der EP enthalten sind, stammen aus der Zeit, wo er am European Southern Observatory gearbeitet hat. Das hat seine Teleskope in der Atacama zu stehen. Ich kann es nur zu gut verstehen, dass man diese Bilder nicht als Fotos herumzeigen kann, denn sie geben nicht mal ansatzweise das wieder, wie es tatsächlich dort aussieht.
Deswegen wählte Moullinex den Weg der Musik. Ich kann es spüren, wie die Sonne untergeht, die ersten Planeten und Sterne erscheinen und anschließend das mächtige Band der Milchstraße am Himmel erscheint. Und gleichzeitig spürt man diese Stille und Weite – nicht nur astronomisch, sondern auch landschaftlich. In jedem Fall ist die EP ein Werk, was seinem Anspruch gerecht wird.
Stoned Autopilot – Light Vessel Automatic
Martin Buttrich ist also der Stoned Autopilot. Ein Experiment, wo sich Martin nach vielen Jahren des Techno mal im Downtempobereich versucht. Ein Experiment, das ich als durchaus gelungen bezeichnen würde. Checken wir mal kurz, was so alles in den Downtempobereich fällt… Dub, Lounge, Jazz. Und genau diese Elemente lässt Martin in seinem Album Light Vessel Automatic einfließen.
Fast klingt es so, als hätte er live gearbeitet, d.h. mit einer Band, die zusammen jammt. Immer wieder schön und deshalb nicht wegzudenken ist die Rhodes-Orgel, die einfach sein muss. So schön das Album auch ist, wirkt es dennoch etwas kühl. Genau wie bei den Downtempo-Alben, die damals auf Cookin‘ Records erschienen, braucht es manchmal eine Stimme, um rund zu wirken.
Wie auch schon die Vorabsingle wird das Album auf FRNTR erscheinen. Als Datum dafür ist der 28. Oktober geplant und ich denke, das Warten lohnt sich auf jetzt den Fall.
Sosa x Prok | Fitch – Dance Lapse
Sosa und das Produzenten-Duo Prok | Fitch haben eine Gemeinsamkeit. Beide sind sowohl als Produzenten, als auch als DJs aktiv. Da beide Seiten den Sound des anderen schätzen, lag der Wunsch nahe ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Das Ergebnis ist die Dance Lapse, die am 28. Oktober auf Hot Creations erscheint.
Der Titeltrack fängt mich sofort ein. House mit einem catchy Vocal und dazu ein Sound der die Crowd zum Mitmachen animiert. Insofern der perfekte Start. Sosa und Prok | Fitch haben für die EP Projekte ausgewählt, die sowohl ihr Arbeit als DJ aber auch als Produzent repräsentiert. Gleichzeitig wollten sie einen Track schaffen, den jeder DJ irgendwie in sein Set aufnehmen kann. Kann man als gelungen betrachten.