Jetzt habe ich glatt die Ankündigung verschlafen, dass Im Orbit jetzt schon seit einem Jahr läuft. Die Aprilausgabe 2021 war die erste. Seit dem gab es unglaublich viele neue Releases. Auch mit Im Orbit Mai 2022 geht es weiter mit guter Musik. Diesmal unter anderem mit Releases von Pig & Dan, Gai Barone, sowie einer schönen EP auf Satya.
Fabio Neural & DJ Fronter – Ding Dong
Ein Release von Hot Creations, der am 6. Mai erscheint, läutet den Mai ein. Mit zwei Tracks kommt die Veröffentlichung daher, die auf den etwas ungewöhnlichen Namen Ding Dong hört. Und hinter dieser Scheibe stehen Fabio Neural & DJ Fronter.
Fabio Neural hat schon relativ früh mit Musik beschäftigt, was im relativ schnell zu Popularität verhalf. Deshalb durfte er schon die Bühne mit Größen wie Carl Cox, Richie Hawtin und Adam Beyer teilen. DJ Fronter kommt ursprünglich aus Kolumbien. Beide verbindet die Liebe zu langen Breaks, die einem gewaltigen Drop enden.
Und damit ist eigentlich schon fast alles zu dieser House-Scheibe gesagt. Beide Tracks arbeiten sich langsam und minimalistisch an ihr Thema heran, lassen es eine Weile laufen und dann kommt der Break. Ungefähr eine Minute steigert sich die Spannung bis ins Unermessliche, um sich dann zu entladen.
Francisco Allendes – What You Do
Mit dem nächsten Release wandere ich mit den Ursprüngen nach Südamerika. Francisco Allendes kommt aus Chile und wohnt jetzt auf Ibiza. Sein Release What You Do erscheint am 13. Mai auf Crosstown Rebels. Dazu finde ich noch die Entstehungsgeschichte ziemlich genial, weil ich die Euphorie spüren kann.
Francisco schrieb die Tracks What You Do und Marathone während der Pandemie mit dem Hintergrund, dass er Tracks bereit hat, die bereit für den Club sind. Also schickte er die beiden Tracks an Labelchef Damian Lazarus. Nachdem er monatelang nichts von ihm gehört hatte, wurde er eines nachts von einer WhatsApp-Nachricht von Damian geweckt. Es war ein Video, wie er What You Do spielt und die Leute euphorisch durch die Decke gingen.
Kann ich gut verstehen, denn What You Do ist ein erstklassiger Partytrack. Aber für meinen Geschmack doch etwas zu offensichtlich. Deswegen gefällt mir der Track Marathone einen Ticken besser. Er hat etwas Subtiles und für mich als Läufer passt der Name einfach perfekt. Er ist monoton, aufzehrend, aber auch antreibend.
Kintar feat. Jinadu – Ascending Lights EP
Wir bleiben noch ein kleines bisschen in Südamerika, denn Kintar kommt aus Argentinien und wohnt jetzt auch auf Ibiza. Seine Veröffentlichung Ascending Lights EP zusammen mit der magischen Stimme von Jinadu erscheint am 13. Mai exklusiv auf Beatport, während es ab 27. Mai überall verfügbar sein wird. Hinter dem Release steht das Label Sudam Recordings.
Es fällt mir unglaublich schwer Worte für diesen Release zu finden, da die Perfektion des Tracks schon ziemlich beeindruckend ist. Beide Versionen von Ascending Lights sind unterschiedlich, passen aber trotzdem gut zusammen. Während mir nach dem ersten Hören der Golden Hour Mix besser gefiel, hörte ich den 7am Mix genau zu richtigen Zeit – 7 Uhr morgens. Dabei packte mich die Energie behutsam und zog mich mit sich. Also irgendwo zwischen verträumt und mitreißend.
Maglia – Chouia EP
Hinter der nächsten Veröffentlichung steht der Franzose Josepha Maglia, der als Maglia die Chouia EP auf dem Rebellion veröffentlicht, dem Sublabel von Crosstown Rebels. Auf der EP, die am 6. Mai erscheint, werden vier Tracks enthalten sein, die sich mit Einflüssen aus dem nahen Osten auseinander setzt.
Seien es die Drums oder auch die Melodien, bei allen vier Tracks schwingt auch Hauch Orient mit. Das finde ich ziemlich gut, weil afrikanische Tribals oder süd-/mittelamerikanische Einflüsse schon oft als Inspirationsquelle gedient haben, aber der nahe Osten für mein Gefühl bisher etwas wenig berücksichtigt wurde.
Maglia sagt dazu, dass einige Tracks davon schon einige Jahre alt sind, während andere erst vor kurzer Zeit produziert wurden. Entstanden sind die Tracks in seinem Studio Moni auf Mykonos. Dort ist er auch Mitgründer und Resident des gleichnamigen Clubs.
Vita V – Inspiratu EP
Mit dem nächsten Release verschwimmen die Grenzen zwischen Dance, Techno und House etwas. Vita V gehört zur den jungen Talenten, die Musik anders denken und sich selbst hinterfragen. Mit seiner Veröffentlichung Inspiratu EP, die am 6. Mai auf Renaissance Records erscheint, zeigt uns Vita beeindruckend, wie das funktioniert.
Die fünf Tracks existieren scheinbar jenseits der Grenzen der Genres. Und wenn ich denke, ich habe ein Gefühl für die EP gefunden, wird mit dem nächsten Track alles über den Haufen geworfen. Gefühlt steigert sich dabei die Stimmung von Track zu Track, aber trotzdem fällt es mir unglaublich schwer einen Song zu nennen, den ich jetzt speziell empfehlen würde.
Manda Moor – The Climax EP
Lust auf guten House, der ein bisschen nach 90er Jahre klingt? Dann dürfte The Climax EP von Manda Moor genau richtig kommen. Der Hot Creations Release, der am 20. Mai erscheint, hat auch genau das zum Ziel. Manda Moor hat die pure Energie vom Burning Man gesammelt und versucht Tribalelemente einzusetzen, die sich mit unserem ursprünglich Selbst verbinden, was tief in uns steckt.
Gelungen ist ihr das sehr gut. Mit dem Titeltrack und zwei weiteren Burnern schafft sie es, ein Thema für die EP zu finden, was eine homogene, clubtaugliche Atmosphäre schafft, aber trotzdem nicht monoton und gleichgültig klingt.
Roni Amitai – Voices EP
Satya macht sich auf und davon, um eins der Label zu werden, über die ich hier unwahrscheinlich gern rede und dessen Releases ich qualitativ blind vertrauen kann. Veröffentlichung Nummer wird am 13. Mai herauskommen und von Roni Amitai kommen.
Roni hat die Voices EP zu Beginn der Pandemie erstellt, um ihre Verwirrung in Kreativität umzuwandeln. Tagelang saß sie im Studio und experimentierte mit Sounds. Die soziale Distanz, die plötzlich um alle herum entstand, gab ihr plötzlich den Freiraum, der in diesem Werk gipfelt.
Die vier Tracks sind sehr minimalistisch gehalten. Der Track Voices macht seinem Namen natürlich alle Ehre und bringt Vocalschnipsel in eine Atmosphäre, die geheimnisvoll wirkt ohne dass sie gruselig oder einschüchternd wirkt. Neben dem zweiten Track Faded gibt es noch zwei Remixe, die Iskra kommen. Hinter Iskra steht Noha, einem der Gründer von Nabuco Records.
Pig & Dan – Rock You All Night Long
Fast möchte ich sagen, dass ich das Beste bis zum Schluss aufgehoben habe, aber so ist es nicht. Pig & Dan sind zwar unheimlich bekannt, aber mir wäre jetzt nicht unbedingt House eingefallen. So ist es aber mit ihrem neuen Release, der am 27. Mai auf Crosstown Rebels erscheint.
Beide haben schon in den 70er Jahren in den USA gelebt und wurden dort musikalisch von dieser Zeit schwer beeinflusst. Die Rock You All Night reflektiert diese Einflüsse aus der Zeit und soll zeigen, wie wichtig Pig & Dan auch ist, ihr künstlerisches Können in Bezug auf Vielfalt zu zeigen.
Erschienen sind zwei Housenummer, die eigentlich keine Fragen offen lassen. Tanzen oder nicht, darf dabei nicht die Frage sein. Sondern nur, wie laut und wie lange! Der Basslauf – gerade bei Let Yourself Unwind – lässt einen Hauch Daft Punk vermuten (Around The World), aber das macht das ganze nur noch sympathischer!
Luke Brancaccio & Gai Barone – Brokheimer EP
Kann es noch besser kommen? Ich hätte es nicht geglaubt, bis ich die neue Renaissance Records gehört habe. Kommt von Luke Brancaccio & Gai Barone und erscheint am 20. Mai. Ich habe sie einfach erst mal laufen lassen, ohne näher auf den Titel oder den Künstler zu schauen.
Ich bin vertieft und die Brokheimer EP läuft weiter. Und ganz unvermittelt werde ich aus meiner Versenkung herausgeholt. Was passiert hier gerade musikalisch? Mir läuft die Gänsehaut den Rücken runter und ich muss einfach nachsehen. In diesem Moment visualisiere ich den Namen Gai Barone. Hey, das war doch der Typ weswegen ich mit der electronic architecture Serie begonnen habe. Der mit Metal Jaws. Der, der mir wieder ein Gefühl gegeben hat, das Trance (oder neu: Melodic Techno) noch gelebt wird.
Und der hat sich jetzt mit Luke Brancaccio zusammengetan. Beide arbeiten schon seit zwei Jahren zusammen, aber völlig getrennt von einander. Das mag unglaublich klingen, aber funktioniert für die beiden ziemlich gut. Dabei gehen die Tracks zwischen beiden hin und her, bis beide sich einig sind, dass da etwas besonderes entstanden ist. Und ja, das ist es. Plus dieser Bomben-Remix von Renato Cohen, der noch das Tüpfelchen auf dem i ist.
Joplyn – We Will Forgive Ourselves (Remixes)
Letzten Monat schrieb ich ja bereits über Joplyns Single We Will Forgive Ourselves. Wie angekündigt kommen am 20. Mai die Remixe auf Crosstown Rebels. Das Original gefiel mir ja schon sehr gut, als war ich auch auf die We Will Forgive Ourselves Remixes gespannt.
Remix Nummer 1 kommt von Marc Kinchen aka MK, der es mit seinem Remix zu Look Right Through 2013 auf Platz 1 der UK Single Charts schaffte. MK greift die Stimmung des Originals gut auf, lässt aber Joplyns Stimme etwas zurückfallen und verwendet sie nur in kleinen Schnipseln. Damit wird der tanzbare Aspekt mehr hervorgehoben, der dem oben genannten Remix in nichts nachsteht.
Als nächstes kommt der Re-Shape von Labelchef Damian Lazarus. Hier bleibt der Charakter des Originals gut erhalten, jedoch weitet Damian das Werk auf über 9 Minuten aus und verpasst ihm damit epochale Breite. Und damit passen beide Mixe gut zusammen, auch wenn sie sehr unterschiedlich sind. Denn das Original ermöglicht das Werk musikalisch und stimmlich in zwei Richtungen zu interpretieren. Soll es mehr in Richtung Dancefloor funktionieren oder soll die Nachricht transportiert werden?
Maga, Sean Doron, Yulia Niko – Starlight EP
Scenarios kommen mit ihrem zweiten Release. Das Kollektiv, das aus Maga, Tim Engelhardt, Yulia Niko, Sean Doron und Emanuel Satie besteht, findet sich in immer neuen Kombinationen zusammen, um Musik zu machen.
Bei der Starlight EP, die am 27. Mai erscheint, finden sich für Track No. 1 – Starlight – Maga und Sean Doron zusammen, während für den zweiten Track – Omana – Maga und Yulia Niko zusammengearbeitet haben. Auch hier spürt man, dass die Idee, dass die individuellen Stärken der Künstler sich kombinieren mit dem gemeinsamen Interesse Musik zu entwickeln.
Ich würde aber gern hinterfragen, warum es momentan so schlimm ist, wenn nicht der eigene Name irgendwo auftaucht. Nichts spricht doch dagegen, wenn immer Scenarios als Künstler*in da steht und in den Credits auftaucht, wer wirklich dahinter steht. So kann ich schon entscheiden – nur als Beispiel: Ach, Tim Engelhardt ist nicht dabei, also höre ich nicht mal rein. Wo bleibt da das Wunder des Entdeckens?