Ich lasse die Plattenkiste März 2022 mal etwas kürzer ausfallen. Obwohl ich Ende des Monat noch ein paar Zugänge hatte, verschiebe ich die lieber in den April. Ansonsten wird die aktuelle Plattenkiste natürlich vom Beginn des Krieges gegen die Ukraine dominiert, wo sich viele Künstler und Labels fanden, um Hilfsorganisationen zu unterstützen.
Ich glaube, es steht jetzt fest – eigentlich mag ich keinen Techno mehr. Ich höre mir einmal im Monat eine Auswahl von Tracks bei junodownload.com an und muss sagen, dass mir da immer weniger gefällt. Ja, im Club würde das prima funktionieren. Aber ich verwandle mein Büro relativ selten in einen Club. Von daher muss es was anderes sein, das mir gefällt.
Celebrating My Heroes
Und damit ist der perfekte Einstieg geschafft. Ich hörte mir also die Liste aus dem Bereich „Minimal / Tech House“ an und blieb bei einem Track der Celebrating My Heroes hängen. Dann wandert die Scheibe in die Wantlist und wenn ich alle Listen durch bin, mache ich mich daran, die Scheiben einzeln durchzuhören.
Und bei genau dieser Compilation dachte ich mir, ja, das ist genau der Kram auf den du stehst. Genug Dampf, um mitzugrooven oder auch beim Joggen zu hören, aber trotzdem chillig genug, um es gepflegt auf der Couch daheim zu hören.
Veröffentlicht wurde die Compilation auf Lucidflow, einem deutschen Label, das 2009 gegründet wurde. Hinter Lucidflow steht das Duo Klartraum (naheliegend bei dem Labelnamen). Neben den Labelgründern finden sich auch Tracks von Co-Besitzerin Nadja Lind und Größen wie Gabriel Le Mar, Patrick Lindsey und D. Diggler. Und das aus einem Zeitraum von 2010 bis heute.
Steve O’Sullivan – Dimensions
Meine erste Sushitech! Jetzt mal ganz ehrlich, hätte mich jemand gefragt, ob ich schon was von dem Label habe, hätte ich sicherlich zugestimmt. Schließlich schaut man auf die Releaseliste und entdeckt einen Namen wie Paul St. Hilaire. Kann ja nicht sein, dass mir das untergegangen ist, oder doch?
Ja, denn mit Dimensions kommt nicht nur die erste Sushitech, sondern auch der erste Release von Steve O’Sullivan in meine Plattenkiste. So richtig kann ich mich noch nicht entscheiden, ob es jetzt ein Album oder eine Compilation ist. Denn nach der Dimensions 1, 2 und Parallel Edition, die alle letztes Jahr erschienen sind, kommt jetzt die Digitalausgabe mit 16 Tracks.
Jedenfalls vereinen sich auf der Dimensions schöne entspannte, deepe Tech House Tracks, manchmal etwas minimal gehalten.
Area Forty_One – Nocturnal Passions 2014-2022
Von der Nocturnal Passions gab es schon drei Ausgaben. Ähnlich wie bei Versalifes Soul Of The Automaton wurde auch hier das Prinzip 4+4+4-3 = 3+3+3+2 vorgenommen. Im Klartext sind auf den drei Nocturnal Passions insgesamt 12 Titel erschienen, von denen 3 (in dem Fall immer die B2) entfernt wurden und mit zwei unveröffentlichten Titeln ergänzt, die auch mit aus der Serie stammten.
Das ist zwar sehr zum Leidwesen derjenigen, welche die Einzelveröffentlichungen gekauft haben, aber für mich, der jetzt nur das Gesamtwerk geholt hat, doch von einem kleinen Vorteil. Und das obwohl drei Titel, die jetzt auch nicht schlecht waren, fehlen.
Also gibt es in Summe 11 Titel von Area Forty_One, die sich im Bereich Electro ansiedeln. Manchmal etwas dunkler, manchmal total verträumt. Eine schöne Mischung. Und wenn man von den drei Releases nichts wüsste, wäre es ein rundes Album.
Conforce – Photic Zone EP
Conforce ist zurück! Diesmal auf Bright Sounds mit der Photic Zone EP. Ich möchte schon fast sagen „wie gewohnt“ mit vier Tracks. Nachdem mir die letzten Veröffentlichungen von Conforce / Versalife nicht so zugesagt haben, ist das wieder ein Sound, der mich sehr anspricht.
Mir gefällt ja die Wandlungsfähigkeit des Boris Bunnik, aber was er hier als Conforce abliefert, ist genau auf den Punkt gegart. Also zumindest für meinen derzeitigen Musikgeschmack. Schön deep mit einem leichten Hauch der in den Dub-Techno-Bereich schaut.
Cybersonik – Backlash
Backlash kommt von Cybersonik aka Richie Hawtin. Bereits 1990 auf Plus 8 erschienen, gehört Backlash zu den Klassikern mit denen ich meine Techno-Gewohnheiten begonnen habe. Ich würde ihn in den Bereich frühen Hardcore einordnen, denn die Hihat scheppern ordentlich und der Bass brummt bedrohlich.
Aber gleichzeitig ist es doch kein Hardcore, denn mittendrin kommt ein Break, dass man denken könnte, dass der Song gewechselt hat. Aber so war das damals, wo es noch keine Schubladen gab. Neben Backlash gibt es noch Revelation 928 und Lash Out, die nicht so aggressiv wie der Titeltrack daher kommt, aber grundsätzlich schon die gleiche Sprache sprechen.
Skee Mask – A
Kommen wir jetzt zu einer großen Sektion mit Veröffentlichungen, die ich im Rahmen des Bandcamp Friday im März gekauft habe. Ganz vor dran Skee Mask mit A. Zur Unterstützung von ukrainischen Hilfswerken stellte er 11 ungemasterte Tracks zur Verfügung. Und das ohne Mindestpreis.
Als Hinweis findet sich in der Beschreibung, dass es sich um Tracks handelt, die im Zeitraum 2015 bis 2019 entstanden sind. Oder um es kurz zu fassen, ist es eine zweite Compro. Und die mal eben für lau auf den Markt zu werfen, zeugt von richtiger Größe. Trotzdem wurde das Cover nur kurze Zeit darauf geändert und der Hinweis auf die Unterstützung der Ukraine verschwandt.
Da in mir bei Skee Mask der Eindruck eines engagierten Menschens entstanden ist, vermute ich, dass er das nicht grundlos gemacht hat. Vermutlich haben zu viele die Gelegenheit genutzt, das Album kostenlos abzugreifen, statt einen kleinen Beitrag zu zahlen. In dem Fall kann ich seinen Zug nur zu gut verstehen.
Vom Klang her ist das Album für mich irgendwo zwischen Compro und Pool, was auch dem Zeitraum entspricht. Damit ein sehr gutes Album und der einzige Haken ist wirklich, dass man das fehlende Mastering auch hört.
Together With Ukraine
Den wohl umfangreichsten Beitrag zum Thema Krieg in der Ukraine lieferte die Aktion Together With Ukraine. Ich habe schon öfters solche Compilations gesehen, die über 100 Tracks beinhalten und wenn man näher hinschaut, sind entweder jede Menge unbekannte Künstler dabei oder die Musik ist eher mittelklassig.
Nicht so bei der Together With Ukraine. Relativ schnell organisierte sich der Drum & Bass Bereich und so ziemlich alles was Rang und Namen hat lieferte gratis Tracks für diese Compilation ab. So kamen insgesamt 138 Tracks zusammen. Und darunter finden sich Namen wie Makoto, Seba, Fred V, um nur einige aufzuzählen.
Der Preis sollte dabei keine Rolle spielen, aber pro Track bezahlt man nur ein paar Cent. Mit dieser Aktion wurden bereits über 80.000 Britische Pfund gesammelt, die Hilfsorganisationen in der Ukraine zugute kamen.
Lobster PLUR Volume 5
Das Label mit dem wunderbaren Namen ist wieder mit ihrer PLUR-Serie zurück. Lobster Theremin hat anlässlich des Bandcamp Fridays und der Invasion in der Ukraine 20 Tracks zusammengestellt, die Hilfsorganisationen zu Gute kommen.
Wie immer findet sich eine bunte Mischung auf der Lobster PLUR Volume 5. Von euphorischen Rave-Tunes, über groovenden UK-Garage bis zu Drum & Bass ist alles mit dabei. Und genau der Punkt gefällt mir an dem Label so besonders. Dass es so vielfältig ist.