Etwas überrascht war ich, als ich diesen Monat meine Empfehlungen für Techno durchgehört habe. Für mich klang ein großer Teil der Playlist, als würde es sich um Veröffentlichungen auf Drumcode handeln. Aber trotzdem wird es in der Plattenkiste November 2021 wie gewohnt abwechslungsreich werden.
Die Plattenkiste gibt es auch als Podcast bei Mixcloud. Dort gibt es ausführlichere Informationen zum Release, Ausschnitte aus den Tracks. Außerdem gibt es beim Podcast auch den Klassiker des Monats und – insofern geschehen – Beispiele aus alten, nachgekauften Platten.
Hoavi – Music for Six Rooms
Wenn ich Titel wie Music For Six Rooms lese, bin ich initial doch erst einmal skeptisch. Das klingt mir nach einem theoretischen Konstrukt, nach Field Recordings – und das ist definitiv nicht mein Zugang zur Musik. Aber ich habe mich hinreißen lassen, den Releasetext von Balmat Records zu lesen, die dieses Album aus einem Berg an unveröffentlichten Tracks von Hoavi herausdestilliert haben.
Dabei haben sie das Album als Kontrast zur Veröffentlichung auf Peak Oil gesehen. Deshalb ist Music For Six Rooms ein Ambientalbum geworden. Interessanterweise ist die Vinylversion 18 Minuten kürzer als die digitale Ausgabe, kommt aber mit fließenden Übergängen zwischen den Tracks daher.
Hoavi – Invariant
Natürlich hat mich die Ankündigung neugierig gemacht und ich habe in das Vorgängeralbum Invariant reingehört. Das Album wurde 2019 aufgenommen. Die geplante Veröffentlichung war 2020, wurde aber wegen Pandemie bedingten Problemen in den Presswerken auf dieses Jahr verschoben. So kam es, dass der Release erst im Oktober auf Peak Oil herauskam.
Hoavi bleibt schon gern bei Sounds, die sehr sphärisch sind, aber im Album Invariant zischen die Beats wie Pfeile an meinem Ohr vorbei. Es fällt mir schwer, den Takt zu finden. Entweder macht mich das tierisch nervös oder ich sollte mental das Tempo halbieren.
Jay Lumen – Voyager
Ein weiterer neuer Name in meiner Plattensammlung ist Jay Lumen. Im realen Leben heißt er Csaba Lumnitzer und kommt aus Ungarn. Über die eingangs erwähnten Plattenempfehlungen stieß ich auf sein neues Album Voyager. Erschienen auf seinem eigenen Label Footwork Audio, macht die Platte gleich von Anfang an ordentlich Druck und hält ihn auch konsequent bei.
Nach Lost Tales ist Voyager damit „erst“ das zweite Album von Jay Lumen, obwohl dem weit über 70 Maxis/EP entgegen stehen. Das ergibt insgesamt auch ein Bild, denn der Sound ist eindeutig Club orientiert und Alben sind ja doch eher was für daheim oder unterwegs.
Blueprint25
Vor 25 Jahren gründete James Ruskin zusammen mit Richard Polson das Label Blueprint. Genau aus diesem Grund erscheint mit der Blueprint 25 die zugehörige Labelcompilation. Natürlich ist mir Blueprint ein Begriff, aber das Verständnis für Techno von James Ruskin war nicht unbedingt meins. Aber da die Compilation mit 25 Tracks nicht nur außergewöhnlich umfangreich ist, sondern auch ein großes Spektrum abdeckt, musste sie mit in meine Plattensammlung aufgenommen werden.
Echocord – 20 Years
Wenn ich schon in der Runde der Jubiläumscompilations bin, muss ich unbedingt die Echocord – 20 Years erwähnen. Keine Frage, dass Echocord das Zugpferd in Sachen Dub-Techno ist und dementsprechend liest sich die Trackliste wie ein Who is who? für Dub-Techno. Das war eine der leichtesten Entscheidungen was Musik betrifft.
Dustin Zahn – Gain Of Function
Um zu dem Album von Dustin Zahn zu kommen, muss ich den Titel seines Albums Gain Of Function auseinandernehmen. Ich beginne mal mit dem originellen Teil. Für mich ist der Begriff Function im Bereich Musik fest mit David Sumner verknüpft. Von daher war der Albumtitel für mich erst mal ein Trigger, weil es könnte ja ein Album sein, dass von der Musik von David Sumner inspiriert ist.
Kommen wir zur Realität. Techno ja, Function nein. Tatsächlich ist Gain Of Function oder Funktionsgewinn ein Begriff aus der Virenforschung. Hier werden Mutationen von Viren erzeugt, um Verläufe von Krankheiten vorherzusagen. Ist der Virus effektiver, liegt ein Funktionsgewinn vor. Dieser Forschungsbereich gilt sowohl positiv aus auch negativ. So zum Beispiel die Vorhersage von Grippeviren für den nächsten Winter, aber auch die Wirksamkeit eines biologischen Kampfstoffs.
Wie so oft, habe ich jetzt den roten Faden verloren, aber etwas dazu gelernt. Zurück zu Dustin Zahn und seinem Album auf Rekids. Zahn ist Amerikaner (wie spricht man Zahn in Englisch aus?), wohnt aber schon seit geraumer Zeit in Berlin. Das Album würde ich als gekonnte Mischung aus Techno und Techno-House beschreiben.
Bcee – This Time Next Year
Das gesamte Jahr gibt es schon Releases von Bcee, auf deren Cover „20 years of Bcee“ prangt. Und die Ankündigung liegt ja schon sehr lange vor. Jetzt war es endlich soweit. This Time Next Year ist erschienen. Selbstredend auf Spearhead Records. Soweit ich mich erinnern kann, ist dieses Ankündigung nun schon ein Jahr her, was auch den passenden Albumtitel erklären dürfte.
Bcee veröffentlicht quasi zwei Alben in einem. Es gibt zur Hälfte neue Tracks und Remixe von Klassikern. So kommt die immense Sammlung von 37 Titeln zusammen. Wie man oben sieht, sprengt das schon den Rahmen so manch einer Labelcompilation.
Nu Forms Vol. 2
Zum Abschluss bleibt noch eine kleine Drum & Bass Labelcompilation vom Label Brawlin Beatz. Nettes Wortspiel, aber so prügelhaft wie das Cover und der Name des Labels daherkommen, ist die Compilation nicht. Natürlich gibt es etwas ruppige Tracks, aber alles in allem ist die Nu Forms Vol. 2 doch sehr angenehm zu hören.