Wenn ich Fernsehen schaue, dann meistens Musikfernsehen. 1996 tritt eine junge Dame mit ihrem Video „Caught A Lite Sneeze“ in mein Leben und wirft damit eine Menge über den Haufen.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Natürlich ist die Rede von Tori Amos. Ihr Video zu Caught A Lite Sneeze gefällt mir so gut, dass ich mir die Maxi dazu kaufe. Vielleicht ist es ihr charmantes Lächeln, vielleicht sind es aber auch die Spezialeffekte, die mich in den Bann ziehen.
Dazu passend erscheint ihre Aufnahme von MTV Unplugged. Ich nehme das Konzert auf und schaue es immer wieder an. Bei mir fehlt der erste Song, es geht mit Blood Roses los. Und es gefällt mir nicht nur, es ist schlicht weg genial.
Eine Zeit später – Dezember 1998 – komme ich mit meiner damaligen Freundin zusammen. Es ist ungefähr eine Woche vor Weihnachten und mich treibt die panische Frage: Was soll ich ihr schenken? Soll ich ihr überhaupt was schenken? Natürlich fällt die Antwort auf Ja. Ich entschließe mich zum Album Boys for Pele und einer Kopie auf Kassette, um es im Auto zu hören.
Und da stehen wir vor einander und überreichen uns die Geschenke. Und ich packe die Under The Pink aus. Obwohl wir uns kaum kennen und erst seit einer Woche zusammen sind, schenken wir uns gegenseitig Tori Amos Alben und glücklicherweise auch noch unterschiedliche! Wir freuen uns über diesen Zufall.
Ein paar Jahre später, inzwischen ist die To Venus And Back erschienen, werden wir nachts munter und können nicht schlafen. Es ist irgendwie gegen 2 Uhr in der Nacht. Und uns beiden fällt nichts anderes ein, als den Song Concertina zu nehmen und wir versuchen den Text zu ergründen, aber dafür ist es einfach die falsche Uhrzeit und wir geben irgendwann auf und schlafen weiter.
Wie man beim Lesen bereit merkt, scheint den Songs von Tori Amos etwas Magisches anzuhaften. Um es witzig auszudrücken, könnte man sich vorstellen, sie hätte ein Einhorn in der Garage beim Schreiben ihrer Songs gehabt. Wohl eher zutreffend ist, dass ihr Songs gleichzeitig Ventil als auch Therapie war. So verarbeitet sie ihre Vergewaltigung (Me and a gun), als auch die schlimme Zeit nach ihrer Fehlgeburt (The Choirgirl Hotel).
Ich fing an den Zugang zu ihren Songs zu verlieren, als sie mit Strange Little Girls anfing, in Rollen zu schlüpfen und diese Geschichten erzählen zu lassen. Deswegen ist dieses Album das Erste, was ausblieb. Es gab hier und da nochmal schöne Songs, die mich bewegten, wie z.B. Your Cloud, aber ansonsten fingen die Alben an beliebig zu werden. Und damit war die American Doll Posse das letzte Album, was in meinem Regal steht. Nicht zuletzt, weil schon der erste Titel weit hinter meiner Erwartung zurück blieb. Ein kritischer Song über den Präsidenten am Ende seiner zweiten Amtszeit? Da hatte ich mehr erwartet.
Trotzdem fehlte noch eins – Tori Amos live. Als sie mit der Abnormally Attracted to Sin auf Tour ging, schaute ich mich nach Konzerten in Deutschland um. Kartenpreis jeweils im Bereich um die 100 Euro, wenn man einen ordentlichen Platz haben wollte. Also schauten wir uns außerhalb von Deutschland um und verbanden das Konzert mit einem Städtetrip nach Paris.
Beim Konzert entdeckte ich, dass ihre Bewegungen, ihre Pausen, die mir damals beim Unplugged-Konzert so gefallen hatten, keine spontanen Improvisationen waren, sondern fix im Programm eingebaut waren und präzise einstudiert und abgespielt wurden.
Viele, die wie ich ihre musikalischen Veränderung nicht verstanden, bekamen zu hören, dass wir uns ein zweites Cornflake Girl erwarten. Aber das stimmt nicht. Um ehrlich zu sein, fand ich Cornflake Girl nie so toll. Es sind eigentlich die ganzen anderen Songs die rings herum stehen. So wie z.B. Space Dog, der einfach mal so drei Minuten da ist, damit die letzten zwei Minuten einfach perfekt sind. Und beide Teile gehören einfach zusammen.