Wie ich schon mehr als einmal erwähnt habe, verlor ich den Spaß an Rave und Trance Mitte der 1990er. Danach folgte eine lange Suche, die im IDM endete. Und 2003 war eine Zeit, wo ich House und Techno wiederentdeckte. Ganz vorn mit dabei war Holger Flinsch.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Angefangen hatte es mit dem auf mikrolux erschienenen Album Regayov. Ich ließ das Album eine Nacht durchlaufen, immer und immer wieder. Damals hatte ich für meine Webseite Record Reviews geschrieben. Jede Woche einen neuen Review. Ende März/Anfang April schrieb ich diesen Review zu dem Album:
Ich hab es mir mal wieder im Audiosessel gemütlich gemacht, meiner Freundin den Laptop abgeschwatzt, um ein Review zu Holger Flinsch und seiner „Regayov“ zu machen. Also Kopfhörer aufgesetzt und zugehört.
Auf diese Scheibe bin ich beim wöchentlichen Reinhören der Neuheiten im Plattenshop meines Vertrauens gestoßen und war sofort von dem ersten Track fasziniert. Selten so einen bezaubernden, klangvollen Track gehört, der sich schon beim ersten Anhören im Ohr festsetzt und erst nach Erwerb der CD sich langsam löst. Die Rede ist von Yrovi. Sehr gläsern und zerbrechlich. Wie eine Kostbarkeit die man nur zu speziellen Anlässen präsentiert, um nicht deren Wert zu mindern.
Sollte ich schon an dieser Stelle das Geheimnis der Tracks lösen? Nein! Dazu gibt es noch eine Menge anderer Dinge zu berichten. Mit dem nächsten Track Rabisnas werden wir an einen digitalen Strand geführt an dem die virtuelle Sonne auf uns herabscheint und binäre Schweißperlen die Stirn hinabrinnen. Gar zu gerne würde ich den RGB-Wert meiner Pigmentpixel noch etwas verdunkeln, aber unbarmherzig setzt Holger Flinsch einen Track hinter den anderen.
Das ruhig gehaltene Konzept des Albums setzt sich mit den nächsten Tracks fort und lässt keinen Zweifel daran, dass uns Holger Flinsch auf eine Reise – wohin auch immer – mitnehmen will. Mit dem Track Naissur bleibt mir nichts anderes übrig, als das Geheimnis der Trackbezeichnungen zu lüften. Wenn ich schon behaupte, dass Flinsch uns auf eine Reise mitnehmen will, dann sollte der Albumtitel auch etwas damit zu tun haben. Got it? Und genauso verhält es sich bei Russian. Klingt wie russische Musik rückwärts. Begleitet von Drums, die mich an Jean-Michel Jarre erinnern. Weil wir gerade bei „Erinnern an andere Musikstücke“ sind: Celtic klingt verdächtig nach einem Harthouse-Track, dessen Namen mir momentan entfallen ist.
Fazit: Dieses Album hat gute Voraussetzungen, eines der Alben zu werden, die mit zu besten dieses Jahres gehören. Aber das Jahr ist ja noch jung…
electro-space.de / Record Review KW13 2003
Im Laufe des Jahres entdeckte ich meine Liebe zu Vinyl wieder. Ich kaufte Platten – jede Menge Platten. Und da ich den Überblick über House und Techno der letzten Jahre verloren hatte, vermutlich auch viel merkwürdiges Zeug.
Was aber auf keinen Fall ein Fehler war, war der Kauf vieler Platten vom Label Phono Elements, die mir unter die Finger gekommen sind. Unter anderem auch die Toranaga von Holger Flinsch. Damit hatte sich in meinem Kopf ein Soundbild geprägt, den ich zu diesem Zeitpunkt Klasse fand. Techno, der nicht zu langsam war, aber trotzdem einen Ticken sphärisch war.
Um so mehr war ich doch enttäuscht, als Holger Flinsch mit seinen späteren Releases dann mehr in die Tech-Houseecke driftete. Den Übergang merkt man am besten an der 2004 auf Tongut erschienenen Forever Autumn. Die A-Seite ist brillant und genau auf den Punkt, während die minimalistisch bzw. funky daher kommt.
Gleiches gilt dann auch für das 2005 veröffentlichte Album Hidden. Eine der wenigen Album-Veröffentlichungen, die ich als Vinyl daheim stehen habe. Aber die gab es gar nicht anders. Es sei denn man hatte die Gelegenheit die auf 100 Stück limitierte Mix-CD zu ergattern. Aber wie zum Trost war der letzte Titel des Albums nochmal genau in der richtigen Stimmung.