Für meinen Beitrag über Chris Zippel sind folgende Schnipsel wichtig: ein Sample von den Carpenters, Marcos Lopez auf Radio fritz, eine Reise nach London und eine CD aus Japan. Natürlich passt das nicht alles in ein Jahr, aber es fängt 1999 an.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Ein Kumpel aus dem Studium, der aus dem Raum Brandenburg kam, beschwerte sich immer, dass er bis kurz vor Dresden Radio fritz hört. Und kaum kommt er in die Nähe der Stadt verschwindet der Sender. Vermutlich weil der öffentliche Rundfunk aufgeteilt ist und der rbb nichts in Sachsen zu suchen hat, weil dort der mdr das Sagen hat. Und das obwohl es keinen Jugendsender gibt, der vom mdr über UKW ausgestrahlt wird.
Jedenfalls habe ich zu der Zeit das Glück Radio fritz daheim über Satellit hören zu können. Und dort hatte Marcos Lopez seinen festen Platz im Soundgarden. Mal gefiel mir, was er spielt, mal nicht. Eines Abends spielt er diesen Song, zum Glück hatte ich die Kassette mitlaufen lassen. Das Album heißt Nu Ambient Grooves II von Chris Zippel, erschienen auf NinetySix Sounds. Und der Titel heißt Lela loves U. Marcos philosophiert darüber, dass er selbst großer Carpenters Fan ist und von der Herangehensweise an das Sampling von Yesterday Once More überwältigt ist.
Ich bin es auch und ab sofort steht die CD auf meiner Wantlist. Das Problem ist – ich bekomme sie nirgendwo. Und dann steht eine Reise nach London auf dem Programm. In meinem Reiseführer steht, dass man in den Stadtteil Soho gehen soll, wenn man sich mit Musik eindecken will. Gefühl ist aber jeder zweite Laden ein Stoffladen, wo man sich seine Mode selbst nähen kann. Als ich dann doch einen kleinen CD-Laden sehe, stürze ich rein. Die Auswahl nicht groß, aber plötzlich halte ich ich die CD mit dem braunen Cover in meinen Händen.
Ich höre gar nicht erst groß rein, zahle den Betrag und verlasse freudestrahlend den Laden. Zum Reinhören komme ich erst zuhause. Auch diese CD ist ein brillantes Werk, dass eigentlich keinen Favoriten hat, sondern durch die Bank weg gut ist. Und je nachdem, zu welcher Uhrzeit ich die CD höre, treten einige Aspekte in den Vordergrund, andere fallen weg. So habe ich mich eines Nachts mit den Dialogen, die zwischen den Titeln zu hören sind, auseinandergesetzt.
Ab dieser Zeit beobachte ich diesen Chris Zippel genauer. Ich will nicht nochmal so ein Album verpassen. Und genau das passiert ein Jahr nach dem oben verlinkten Beitrag. Der Titel des Albums ist Genuine Horizon, erschienen auf elektrolux. Wieder suche ich überall, finde die CD aber nirgendwo. Also bleibt nur die Suche bei ebay, aber das Stück ist so unverschämt teuer, dass ich zuerst die zwei Jahre später erscheinende Remix-CD im Regal stehen hab. Es muss ein weiteres Jahr vergehen und dann sehe ich plötzlich die japanische Edition.
Und dann höre ich Blade feat. Tusnelda. Zugegeben, ich amüsiere mich erst mal über den Namen, aber der Song baut einen brutalen Spannungsbogen auf und biegt ihn, bis er fast zerbricht. Ich denke schon fast, dass der Track über mir zusammenbricht wie ein berstender Staudamm. Aber letztlich hat er nicht das Tempo, um das zu schaffen. Der Track schafft es in Nullkommanichts zu einem meiner absoluten Lieblingstracks zu werden.
Und dann schiebt sich noch dieser Ausschnitt eines Gedichts mitten in den Track.
The art of losing isn’t hard to master;
so many things seem filled with the intent
to be lost that their loss is [no disaster.
Lose] something every day. […]
One Art – Elizabeth Bishop
Der in Klammern gesetzte Teil des Originals fehlt, macht es aber nicht weniger intensiv. Und dabei ist das nur einer der 12 Tracks des Albums. Es fehlt ein bisschen der Fluss, den die Nu Ambient Grooves II hatte, aber das fällt nicht störend auf.