Dieses Jahr ist irgendwie alles anders, was unsere Urlaube betrifft. Nachdem wir im Januar noch auf den Kanaren und Madeira unterwegs waren, sollte sich das Blatt wenden. Und Corona warf alle unsere Pläne über den Haufen. Schon im Sommer mutmaßten wir, dass es im Herbst zu steigenden Zahlen kommt und schlossen somit Urlaub im Ausland aus. Also fiel die Wahl auf eine Woche Kreuzfahrt auf dem Rhein mit nicko Cruises.
Relativ ungewöhnlich fing die Kreuzfahrt am Freitag an. Unsere Reiseroute war ursprünglich Köln – Rüdesheim – Mainz – Mannheim – Straßburg – Koblenz – Cochem – Traben-Trabach – Köln. Aber wie wir kurz nach dem Einsteigen erfuhren, fiel Traben-Trabach raus und statt dessen kam Boppard rein.
Da es unsere erste Flusskreuzfahrt war, mal ein paar allgemeine Dinge, verglichen mit einer „richtigen“ Kreuzfahrt. Der vordere Teil des Schiffs ist Speisesaal, Lounge und Besatzung. Im hinteren Teil sind dann die Kabinen für die Passagiere, verteilt auf drei Etagen. Wir waren ganz unten. Der Blick aus dem Fenster war ungefähr 15cm über dem Wasser. Das hatte den unangenehmen Effekt, dass wir das Surren aller Schiffsschrauben von vorbei fahrenden Booten hörten. Jetzt weiß ich, warum Wale irgendwann durchdrehen. Dafür war Komfort und Größe der Kabine vergleichbar mit einem Kreuzfahrtschiff.
Ein Unterschied zur Kreuzfahrt gibt es. Beim Verlassen des Schiffes scannt man nicht seine Zimmerkarte, sondern man holt sich an der Rezeption die Landgangskarte für sein Zimmer und gibt sie nach Ankunft. wieder ab. Sollte man das vergessen haben, wird man vor Ablegen des Schiffes ausgerufen oder im Zimmer angerufen – und sei es mitten in der Nacht, wie wir am eigenen Leib erfahren durften.
Kreuzfahrt unter Corona
Wir hatten unsere Reise mit einer gewissen Absicht auf Mitte September gelegt. Zum einen weil zu der Zeit keine Ferien sind und zum anderen, um eventuelle Corona-Maßnahmen nach der Urlaubszeit etwas im Voraus abschätzen zu können.
Zum Glück gab es keine Einschränkungen hinsichtlich der Reiseziele, sodass die Route fast wie geplant durchgeführt wurde. Ich denke, die oben erwähnte Abweichung mit Traben-Trabach war einfach eine Ausweichlösung, denn im Katalog ist die Station auch nicht aufgeführt.
Unser Check-In bestand aus einem Corona-Schnelltest. Wir wurden in den Finger gepiekt, ein Blutstropfen auf einen Tester gegeben und nach fünf Minuten bekam man das Ergebnis. Wer ein ungenaues Ergebnis hatte, durfte zu Sicherheit nochmal antreten. Aber hier gab es keine Probleme, sodass alle die Reise antreten konnten.
Eigentlich hätten alle Gäste im Speisesaal Platz gefunden. Aber durch die Beschränkung, dass maximal zwei Haushalte mit 1,5m Abstand an einem Tisch sitzen dürfen, wurden zwei Essenszeiten eingeführt. Die Essenszeiten staffelten sich meistens so: Frühstück 7.30 Uhr (früh), 8.30 Uhr (spät); Mittag 12 Uhr (früh) 13.30 Uhr (spät); Abendessen 18 Uhr (früh), 20 Uhr (spät). Die Gäste wurden je nach Tisch in zwei Gruppen eingeteilt und wechselten jeden Tag die Essenszeiten. Das war natürlich etwas hinderlich, wenn es um den Landgang ging. So hatte unsere Gruppe die frühe Essenszeit, als wir in Mainz 16 Uhr anlegten, d.h. wir hatten zwei Stunden für den Stadtrundgang Zeit.
Offensichtlich waren seit Corona noch nie so viele Gäste an Bord, denn die Einteilung in Gruppen schien der Leitung, als auch dem Personal Schwierigkeiten zu bereiten. Zum Beispiel wurde einmal täglich Fieber gemessen. Zuerst fand die Messung vor dem Frühstück statt, aber da sich alle sofort zum Buffett (es wurde vom Personal ausgeteilt) anstellten, entstand eine Schlange durchs gesamte Schiff. Deshalb wurde die Messung auf Mittag verschoben, wo die Gäste sofort zum Tisch gingen, da es mittags und abends Menü am Tisch gab.
Außerdem war auf dem gesamten Schiff Maskenpflicht. Man kann alten Leuten ja nicht vorwerfen, wenn sie die Maske ab und zu vergessen. Aber es gab auch Gäste, welche die Maske bewusst am Kinn trugen oder erst dann aufsetzten, wenn sie darauf angesprochen wurden. Die Kreuzfahrtleitung machte deshalb einmal täglich die Durchsage, doch die Masken zu tragen, denn ohne Maske keine Kreuzfahrt. Aber es gab trotzdem immer wieder Fälle, die völlig überrascht reagierten, wenn sie darauf aufmerksam gemacht wurden.
Boppard
Die Reise ging am Nachmittag in Köln los. Wir hatten unser Auto abgegeben und wurde mit Transfer zum Schiff gebracht. Nach dem Schnelltest durften wir unsere Schlüsselkarten fürs Zimmer abholen und unser Zimmer in Beschlag nehmen. Und dann konnten wir schon das Schiff erkunden. Wir gingen an Deck und schauten beim Ablegen zu.
Danach ging es auf die Kabine, umziehen, Koffer ausräumen und dann wieder an Deck. Am ersten Tag waren wir die zeitige Gruppe und konnten schon 18 Uhr Abendessen. Erste Gelegenheit sich beim Essen zurecht zu finden. Wir waren an einem 6er Tisch allein. Dementsprechend schnell ging es mit den 4 Gängen bei uns. Das Gute war – obwohl es 4 Gänge waren – hatten wir nicht das Gefühl, dass es zu viel war. Eigentlich genau richtig portioniert.
Nach dem Abendessen sind wir dann noch etwas an Deck gegangen und haben dem Sonnenuntergang zugeschaut. Zumindest so lange, bis es frisch wurde. Da wir müde sind, gehen wir aufs Zimmer, lesen noch etwas und schlafen dann ein.
Die erste Nacht ist mit ihren Geräuschen noch etwas ungewohnt. Das Rauschen des Wassers, das Sirren der Schiffsschrauben von vorbei fahrenden Booten, alles noch neu. Doch gut ausgeruht gehen wir am nächsten Morgen in Boppard von Bord. Es ist 7.30 Uhr und wir haben noch Zeit, da wir heute in der späten Essensgruppe sind. Es ist Samstag und wir decken uns erst mal mit Wasser für das Wochenende ein.
Danach ist es Zeit fürs Frühstück und anschließend brechen wir Richtung Bopparder Hamm auf. Der Wanderweg beginnt in der Nähe des Sessellifts und die Beschilderung ist irritierend. Wer den Kammweg laufen will, muss an der Abzweigung zum Klettersteig weiter nach oben gehen, da der Klettersteig unterhalb verläuft.
Es ist noch relativ früh am Morgen, aber die Sonne wärmt schon ganz gut. Die erste Pause machen wir am Gedeonseck. Dort wird gerade aufgebaut, aber angesichts der Preise setzen wir unsere Wanderung fort. Vorbei am Vierseenblick laufen wir oberhalb der Weinberge entlang. Der Vierseenblick ist nichts weiter als dass Hügel den Lauf des Rheins als vier kleine Seen erscheinen lassen. Durch die Weinberge geht dann zurück zur Straße und am Rhein entlang laufen wir zurück zum Schiff.
Den Nachmittag verbringen wir an Deck und ruhen uns im Schatten aus. Als es am Abend angenehmer wird, laufen wir noch etwas durch die kleine Stadt. Bei einem Weingut kaufen wir noch etwas Wein und kehren anschließend zum Schiff zurück.
Rüdesheim / Mainz
Da Rüdesheim nicht weit von Boppard entfernt ist, fahren wir erst 2 Uhr in der Nacht los. Als wir kurz nach 8 Uhr das Schiff verlassen ist es noch sehr frisch und der Wind dazu lässt uns frösteln. Wir laufen zu Beginn durch Rüdesheim. Dort gehen wir durch eine komplett verlassene Drosselgasse, in der sich vor Corona die Touristen drängten.
Erstes Ziel unseres Vormittagsausflugs ist das Niederwalddenkmal. Zum Glück haben wir uns leicht angezogen, denn der Wind lässt nach und es wird schnell warm. Zwischen den Weinbergen wandern wir empor zum Denkmal. Die Sonne steht zwar ungünstig, aber der Ausblick auf den Rhein ist schön.
Auf dem Kamm des Weinberges entlang laufen wir weiter zur Abtei St. Hildegard. Dieses Kloster ist dem Wirken und Schaffen von Hildegard von Bingen gewidmet. Leider bleibt uns nicht genug Zeit die vielen Info-Tafeln zu lesen. Schließlich müssen wir wieder rechtzeitig auf dem Schiff sein, denn wir fahren noch am selben Tag nach Mainz weiter.
Zum Schluss müssen wir uns noch beeilen, um rechtzeitig zum Mittag wieder auf dem Schiff zu sein. Kurz nach dem Mittag legt das Schiff ab und setzt seinen Weg fort Richtung Mainz vorbei an Eltville. So kommen wir 16 Uhr in Mainz an.
Hier kommt oben genannte Diskrepanz zwischen Anlegezeit und Essenszeit zum Tragen. Wir haben zwei Stunden Zeit, kurz in die Stadt zu gehen. Wir laufen etwas herum, trinken einen Kaffee und kehren anschließend zum Schiff zurück. Auf dem Rückweg kommen wir an einem anderen Kreuzfahrtschiff vorbei, wo etlichen Menschen herumstehen und Bilder vom Schiff machen bzw. von einem Typen, der auf dem Balkon sitzt. Wie wir später in den Nachrichten lesen, sind wir achtlos am DSDS-Schiff vorbeigegangen, wo gerade der Wendler auf dem Balkon saß. Also man kann sagen, dass wir nichts verpasst haben.
Mannheim
Vor vielen Jahren sind wir schon mal in Mannheim gewesen. Ich konnte mich noch an die schöne Herbststimmung erinnern. Und an überfüllte Kaufhäuser, eine Demonstration und einen negativen Restaurantbesuch.
Wir liegen etwas nördlich vom Barockschloss und fragen uns bis dahin durch. Da wir keinen konkreten Plan für Mannheim haben, laufen wir erst mal bis zum Paradeplatz. Dort verschwinden wir für ein Weile im Buchladen. Dann laufen wir noch bis zum Marktplatz, aber hier spricht uns nichts an, als laufen wir zurück zum Paradeplatz und von dort aus zum Wasserturm.
Dort trinken wir einen Kaffee und laufen zurück. Galeria Kaufhof lockt mit Rabatten bis 70% wegen Schließung. Ich entdecke ein paar funktionale Polo-Shirts und meine Frau überrascht mich mit einer gefütterten Superdry Jacke für 40 Euro. Wir zahlen und dann ist es schon so spät, dass wir zügigen Fußes wieder zurück zum Schiff müssen. Wir essen Mittag und kurz danach legen wir schon ab für unsere Fahrt nach Straßburg.
Straßburg
Straßburg sollte der Höhepunkt unserer Reise werden. Das Schiff liegt in Kehl und wir laufen ca. einen Kilometer bis zum Bahnhof von Kehl. Dort fährt die Straßenbahn über die Brücke nach Straßburg. Wir informieren uns und stellen fest, dass wir mit einer Tageskarte optimale Flexibilität haben.
Wir haben an diesem Tag ausgerechnet das zeitige Frühstück. Das ärgert uns, denn eigentlich wollten wir richtig schön französisch frühstücken. Wir fahren mit der Bahn bis zum Münster und schauen uns dort erst mal wegen einem Kaffee um. Entweder haben die Cafés noch nicht offen oder liegen im Schatten. Also besichtigen wir zuerst den Münster. Uns fällt schon nach dem Aussteigen auf, dass alle Leute mit Mundschutz herumlaufen. Wir befragen schnell das Internet, dass uns bestätigt, dass wenige Tage zuvor für Straßburg Pflicht für Mundschutz in der gesamten Altstadt ausgerufen wurde.
Es ist gegen 9.30 Uhr und der Münster ist fast leer. Wir laufen noch etwas durch die Gassen beim Münster um dann eine Stunde später dann endlich zum Frühstück zu kommen. Wir haben einen sonnigen Platz und es beginnt ordentlich warm zu werden. Ein halbes Baguette mit Kaffee für ca. 6 Euro lässt mich vermuten, dass es eher ein Baguettebrötchen wird, aber nein – wirklich ein halbes Baguette liegt auf meinem Teller und ich bin beim Anblick schon satt. Trotzdem ist es so lecker, dass ich es fast aufesse.
Danach ziehen wir weiter nach Petite France. Ein herrliches Fleckchen! Es erinnert mich an Klein-Venedig in Bamberg, nur wesentlich größer. Wir laufen noch über die Brücke Barrage Vauban und dann zurück Richtung Münster. Dort sehen wir uns noch in den Weingeschäften um und kaufen ein. Mittlerweile ist es schon kurz nach 13 Uhr und Kriszta hat mit dem Au Brasseur ein Restaurant ausgesucht, dass preiswerten Flammkuchen anbietet. Ich komme natürlich auch voll auf meine Kosten, denn das Au Brasseur ist eine kleine Brauerei.
Im Anschluss an den leckeren Schmaus nehme ich noch 3 Flaschen ihres Bieres (in 0,7l Flaschen!) mit heim. Wir trinken noch einen Kaffee und dann fahren wir mit der Bahn zurück und laufen zurück zum Schiff.
Koblenz
Straßburg war der südlichste Punkt unserer Reise und jetzt fahren wir wieder flußabwärts Richtung Köln. Wir fahren noch vor dem Abendessen los und sind die ganze Nacht unterwegs. Den nächsten Vormittag passieren wir den landschaftlich schönsten Teil unserer Reise. Das Stück zwischen Rüdesheim und St. Goar ist übersäht mit Burgen, Schlössern und natürlich der Loreley.
Nach dem Mittagessen sind wir in Koblenz und schnell laufen wir zur Seilbahn, denn wir wollen vor den organisierten Touren fahren. Die Seilbahnfahrt gibt es hin und zurück und auch als Kombiticket mit Burgbesichtigung. Wir entscheiden uns für letzteres. Eine gute Entscheidung!
Die Fahrt über den Rhein ist schön und man weiß nicht, ob es besser ist, vorn oder hinten zu sitzen. Nach dem Bahnfahrt laufen wir erst einmal zur Aussichtsplattform. Eine monströse Plattform aus Holz ragt über den Abgrund. Der Nachteil ist, dass man vom Deutschen Eck nichts sieht, weil Bäume die Sicht komplett versperren. Wer jetzt kein Eintrittsticket für die Burg hat, ist aufgeschmissen.
Wir betreten die Festung und versuchen einen groben Weg zu finden. Doch Ehrenbreitstein ist ein Steinmonster ohne Schick. Vorbei an trostlosen Mauern läuft man bis zum Platz, schaut auf den Rhein und das Deutschen Eck und das war es schon. Wir irren noch etwas herum, aber bis auf den Ausblick lohnt sich ein Besuch von Ehrenbreitstein mal überhaupt nicht.
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Schiff laufen wir noch etwas durch die Stadt. Schön, aber nicht überragend. Eigentlich hatten wir geplant, nach dem Essen nochmal an Land zu gehen. Aber wir sind durch die Wärme so platt, dass wir direkt aufs Zimmer gehen und schlafen. Das hat zur Folge, dass früh um 5 Uhr das Telefon klingelt, denn wir haben unsere Landgangskarten nicht abgegeben.
Cochem
Für die Fahrt auf der Mosel wird das komplette Oberdeck eingefahren, damit das Schiff durch die Brücken fahren kann. Wir schauen etwas von innen zu, wie die Landschaft vorbei zieht. Am Nachmittag sind wir dann in Cochem. Wir laufen über die Brücke durch die Altstadt Richtung Reichsburg. Es sind viele Touristen und wir sind froh, als wir an der Burg vorbeilaufen und der Ansturm nachlässt.
An der Reichsburg vorbei, laufen wir den Wanderweg zu den 3 Kreuzen. Etwas vorgelagert gibt es dort eine Bank von der aus man einen schönen Blick auf die Mosel hat. Danach wandern wir westwärts weiter Richtung B259. Der Wanderweg kreuzt die Bundesstraße, doch wir laufen weiter an der B259 entlang, bis wir auf den Wanderweg rechter Hand der Bundesstraße stoßen.
Dann laufen wir ein Stück zurück und nehmen die Abzweigung zur Hubertushöhe. Der Ausblick auf die Reichsburg und die Mosel ist hier besonders schön. Danach geht es den gleichen Weg zurück und entlang am Märtscheltbach laufen wir zurück nach Cochem. In einem Weingut probieren wir noch ein Glas Wein und dann geht es zurück zum Schiff und mit dem zurück nach Köln.
Fazit
Für uns war es das erste Mal Flusskreuzfahrt. Kreuzfahrten haftet ja immer ein gewisses Image an, dass es nur für alte Leute ist. Aber Flusskreuzfahrten ist noch eine Stufe heftiger. Es wundert mich eigentlich, dass es keine Aufzüge gibt, denn das Auf und Ab an den Treppen dauert bisweilen schon ziemlich lang.
Trotzdem war es eine schöne Erfahrung. Gerade dass wir in Straßburg waren, hat uns besonders gefreut. Auf dem Rückweg nach Köln trafen wir ein anderes Schiff deren Passagiere erzählten, dass sie gerade Richtung Straßburg unterwegs sind, aber diese Destination wegen Infektionsrisiko gestrichen wurde.