Vor einiger Zeit hatte ich begonnen mit Traktor DJ 2 von Native Instruments Mixe zu erstellen. Das machte mir Spaß und ich ging einen Schritt weiter. Bei ebay kaufte ich mir einen gebrauchten Numark Mixtrack Pro. Der funktionierte nicht mit Traktor DJ 2. Also musste ich Alternativen untersuchen. So entstand ein kleiner Vergleich von DJ Software.
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Einleitung
Schon die Überlegung mit dem DJ Controller war nicht einfach. Ein neues Gerät wie der Hercules DJ Compact kostet schon unter 70 Euro. Vor dort aus hat man die freie Auswahl in alle Preiskategorien. Da gäbe es den passenden Controller von Native Instruments zu ihrer Software, z.B. Traktor Kontrol S3. Und so geht es weiter bis in den 4-stelligen Bereich.
Also schaute ich mich bei ebay nach einem gebrauchten Gerät um. Für mich war dabei die Balance zwischen tauglich und preiswert wichtig. Es gab uralte Billiggeräte zu überteuerten Preisen, versiffte Controller, wo einem schon beim Betrachten übel wurde und dazwischen war irgendwo mein Wunschgerät. Mehr oder weniger durch Zufall entdeckte ich einen Numark Mixtrack Pro, der für 30 Euro oder Preisvorschlag in der völlig falschen Kategorie einsortiert war. Ich machte ein Angebot über 25 Euro und schon war das gute Stück meins.
Im Vorfeld hatte ich immer wieder gesucht, ob der Kontroller von Traktor DJ 2 unterstützt wurde. Ich fand eine Tabelle der Geräte die Traktor Pro unterstützt. Meine naive Überlegung war – wenn es in Traktor 1/2/3 unterstützt wird, dann bestimmt auch im Traktor DJ 2. Weit gefehlt! Nachdem der Controller da war, herrschte Schweigen. Also schaute ich mich um.
Außerdem musste ich relativ schnell feststellen, dass Traktor nicht mit meiner Soundkarte arbeiten konnte / wollte. Es wurde „professionelle“ Soundkarte gefordert. Sobald ich zwei Tracks abspielte klang der Sound komplett gehäckselt. Nach einer kurzen Suche wurde ich auf ASIO4All aufmerksam. Dieses Programm bildet eine Treiberschicht zwischen Soundkarte und Programm. Im Grund verließen sich fast alle Programme, die ich installierte auf diesen Treiber.
Kriterien
Für mich sind vier Punkte wichtig, wenn es um den Vergleich von DJ Software geht:
- Beatmatching: Mit Beatmatching ist die automatische Erkennung der Geschwindigkeit des Tracks gemeint. Mittlerweile sind die Algorithmen so gut, dass sie auch problemlos mit Drum’n’Bass und anderen Broken Beats umgehen können. Aber wie sieht es mit digitalisiertem Vinyl? Gleichlaufschwankungen können gerade bei langen Tracks zu Abweichungen führen.
- Controller: Unterstützt die Software von Haus aus Controller? Wie einfach sind sie einzubinden? Ich arbeite mit folgendem Setup: Der Numark Mixtrack Pro hängt per USB am PC. Vorhören möchte ich mit dem Kopfhörer, der am Numark steckt. Hauptausgabe soll über die Soundkarte des PC erfolgen.
- Aufnahme: Ich möchte den Mix als WAV aufnehmen. So habe ich es selbst in der Hand, ob ich die Datei lossless oder verlustbehaftet kodieren möchte.
- Bedienung: Hier geht es mir um die Navigation im Programm. Komme ich schnell zu meinen Audiodateien? Wie kann ich sie analysieren bzw. danach das Beatgrid anpassen?
Traktor DJ 2
Beginnen möchte ich mit der Software, mit der ich die meiste Erfahrung gemacht habe. Traktor DJ 2 kommt von Native Instruments und ist die Gratisversion ihrer DJ Software. Aus dem Grund sollte man sich nicht täuschen lassen, wenn man auf verschiedenen Webseiten liest, dass es eine Vollversion mit Lizenz ist. Alles Augenwischerei!
Ich habe mein Herz ein bisschen an das Beatmatching von Traktor DJ 2 verloren. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie der Algorithmus funktioniert, konnte ich selbst bei Tracks, wo der Beat nicht passte, mit vier mal Klicken das Beatgrid anpassen. Und dann saß der Beat tight.
Aber das schönste Beatmatching nützt nichts, wenn die Software nur die hauseigenen Geräte unterstützt. Weil dann scheitert das Programm daran, dass gerade bei alten Platten, wo die Songs noch analog aufgenommen wurden, der Beat nicht mehr passt. Dann muss das Beatgrid neu gesetzt werden. Und das wird schwierig, wenn man nicht vorhören kann.
Das war es aber auch schon an Nachteilen. Aufnahme ist problemlos als WAV möglich. Die Steuerung ist so einfach, dass ich mich innerhalb von wenigen Minuten eingefunden habe und auch keine Funktion vermisst habe. Besonders gut hat mir gefallen, dass ich den Trackverlauf parallel darstellen konnte und dieser sich stufenlos skalieren ließ. So konnte ich den perfekten Punkt finden, an dem ich die Track mixen konnte.
Traktor 3 Pro (Demo)
Manchmal bin ich einfach gestrickt. Wenn mir die Gratisversion gefällt, die aber nicht die Features einer professionellen Version bietet, dann wechsle ich natürlich zum besseren Produkt. Soweit mein Gedankengang. Soweit die Theorie.
Aber Traktor DJ 2 mit Traktor Pro 3 zu vergleichen, ist wie der Vergleich zwischen Äpfel und Birnen. Als ich Traktor Pro das erste Mal starte, bin ich entsetzt. Alles was mir an Einfachheit bei Traktor DJ 2 gefallen hat, ist jetzt hoffnungslos überfrachtet. Natürlich war mir klar, dass eine professionelle Version nicht simpel geht, aber Ordnung sieht anders aus.
Wie bei auch schon bei Serato DJ gibt es hier keine einfarbigen Wellenformen mehr, sondern nur noch Bonbonfabrik. Da es die Demoversion ist, habe ich nur 30 Minuten Zeit alles auszuprobieren. Ich ziehe ein paar Tracks rein. Zunächst muss ich aber die Tracks erstmal suchen, die sich unter die Demotracks mischen, die man nicht löschen kann.
Die erste Bedienung läuft wie gewohnt, bis ich bei einer analogen Platte eine Verschiebung des Grids vornehmen will. Wo ist das Feld, wo ich den Beat tappen kann? Ich muss erst im Internet recherchieren, bis ich die versteckte Einstellung finde. Außerdem nervt das Blinken der Hinweismeldung (siehe Screenshot).
Diese Meldungen sind nervig. Ständig werde ich von Kalibrierungs-, Pegel- oder Brummmeldungen gestört. Letztere kommen, nachdem ich den Controller angeschlossen habe. Dass außer dem USB-Kabel nichts am Mixer angeschlossen ist, macht diese Warnungen für mich zu einem Witz.
Ich will loslegen, stelle den Controller ein, bediene die Regler. Am Bildschirm keine Reaktion, bei den Tracks reagieren auch nicht. Keiner der Regler reagiert. Erst als ich die Ansicht von Mixer auf Parallel ändere, sind die Regler da und reagieren auch. Ich lasse Track A laufen und möchte B vorhören. Aber auf den Kopfhörern ist Stille. Ich suche in den Einstellungen nach einer Möglichkeit, dass ich die Kophörer über den Numark laufen lassen will. Vier Eingänge kreuz und quer schalten geht, aber keine Möglichkeit fürs Vorhören.
So kam es auch, dass ich bei meinen ganzen Versuchen nicht einmal nach 30 Minuten rausgeflogen bin. Ich habe schon immer vorher aufgehört.
Mixxx 2.2.4
Bei meiner Suche nach einer Alternative, die meinen Mixtrack unterstützt, stieß ich auch auf einen Vergleich von DJ Software, die auf Gratissoftware ausgerichtet war. Mixxx war eine davon. Mir wurden gutes Beatmatching, Controller-Unterstützung und austauschbare Skins versprochen.
Nach vielen Jahren, wo Freeware nicht mehr aussah, als hätte ein Informatikstudent in seiner Freizeit ohne Kenntnis von Oberflächen und Fehlerbehandlung Software zusammengehäkelt, habe ich bei Mixxx genau dieses Gefühl wieder bekommen. Der initiale Skin sieht alles andere als ansprechend aus und die Icons vermitteln schlecht, was sich dahinter verbirgt.
Als ich den Controller anschloss und einrichtete, ging nur ein Teil der Regler. Ich versuchte noch ein alternatives Mapping, aber das führte auch nicht zum Erfolg. Das wäre alles kein Problem, wenn nicht noch dazu kommen würde, dass das Beatmatching überhaupt nicht klappt. Entweder ist es wie im Screenshot, dass der Beat komplett falsch gesetzt ist oder das Beatgrid ist zu schmal oder zu weit.
Natürlich probierte ich, mit Tappen, das Beatgrid anzupassen, aber das Ergebnis war meistens noch schlimmer, als das Original. Also verwarf ich diese Option schnell.
Serato DJ Lite/Pro (Demo)
Auf meiner Suche nach DJ Software stieß ich darüber, dass mein Numark original mit Serato DJ Lite ausgeliefert wird. Also lud ich mir die Software herunter, installierte sie und startete das Programm. Aber es passierte nichts. Also beendete ich den Prozess und startete nochmal. Wieder passierte nichts.
Ich öffnete den Ressourcenmanager und schaute mir an, was das Programm macht bzw. ob es überhaupt was macht. Es stürmten hunderte von Dateinamen auf mich ein. Offensichtlich hatte Serato entdeckt, dass ich eine iTunes-Bibliothek habe und begann alle Titel zu scannen. Nach ungefähr 10 Minuten war der Vorgang beendet. Natürlich wäre eine Information darüber interessant oder überhaupt die Frage, ob meine Daten durchwühlt werden dürfen. Serato begann unter negativen Vorzeichen.
Ich schloss den Controller an, startete das Programm neu und experimentierte herum. Zum einen klappte das Beatmatching nicht richtig und außerdem war mir diese Farbgebung rätselhaft. Unterschiedliche Farbtöne für Tiefen, Mitten und Höhen machen aus dem Klangverlauf eine Bonbonfabrik. Der Controller lief einwandfrei, aber ich hörte nichts auf meiner Soundkarte. Alles kam nur auf dem Kopfhörer raus.
Ich installierte mir auch mal die Pro-Version. Aber auch hier konnte ich keine Konfiguration für Ein- und Ausgänge finden.
Cross DJ Pro 4.2 (Demo)
Angeblich ein Programm, welches in der neuen Version von Grund auf neu entwickelt wurde, damit es stabil optisch ansprechend und performant läuft. Soweit kann ich das bestätigen. Ich fühlte mich sofort wohl und fühlte mich an Traktor DJ 2 erinnert.
So weit, so gut. Ich schloss den Controller an, startete das Programm neu und wollte loslegen. Aber auch hier keine Möglichkeit einzustellen, dass ich die Musik über den Kopfhörer, der am Numark angeschlossen ist, vorhören möchte.
Deswegen fiel der Test auch ziemlich kurz aus. Es passte ja alles soweit, nur das Vorhören wollte nicht klappen.
Virtual DJ 2020 (Demo)
Nachdem jede Software auf ihrer Seite damit wirbt, dass sie die beste DJ Software der Welt hat, folgte nun Virtual DJ. Die Demoversion ist auch 30 Tage beschränkt. Es gibt eine Gratisversion, die nur ohne Controller funktioniert. Sobald man einen Controller hat, kann man entweder abonnieren, eine Version mit einem Controller zum Festpreis von 99 Euro kaufen oder einen Festpreis zahlen, der auf Lebenszeit gilt.
Mir gefiel schon mal nicht, dass das Programm eine Registrierung erfordert, auch wenn man nur mal ausprobieren möchte, aber das traf auf fast allen von den genannten Programmen zu.
Initial kommt Virtual DJ mit dem Starter Layout daher. Das ist sehr ansprechend mit zwei Turntables auf denen das Cover des Songs zu sehen ist. Schnell ist man dann bei Essentials Layout, wo dann die Cue-Punkte und die Aussteuerung noch dazu kommt.
Ab dem Pro Layout sieht man oben die Wellenformen parallel (einfarbig!) und der Schnickschnack mit dem Cover fällt weg. Jetzt musste nur noch der Controller funktionieren.
Nach ein paar Versuchen mit Audio, kein Audio hatte ich den Dreh raus. Ich musste den Controller anschließen, Virtual DJ starten und etwas warten. Initial erkennt das Programm keinen Sound, konfiguriert sich aber schnell um und hat dann den Controller erkannt und die Soundkarte mit dem ASIO4All-Treiber.
Als ich dann in den Einstellungen war, sehe ich zwei Ausgänge: Master – ASIO4All, Headphones – ASIO4All. Ich stellte die Headphones auf den Numark um und plötzlich konnte ich vorhören.
Die Vorbereitung zum Mixen ist etwas kniffelig, aber man gewöhnt ich daran. Zu Beginn muss man fast alle Regler einmal von Minimum auf Maximum und zurück drehen, damit das Programm die Einstellung erkennt, aber das geht schnell.
Schnell hatte ich die Aufnahme auf WAV konfiguriert. Im Gegensatz zu Traktor DJ 2 startet die Aufnahme erst dann, sobald ein Deck läuft. Man kann sogar individuell den Ablageort festlegen, was mir sehr zusagte.
Mittlerweile habe ich samt Controller schon zwei Mixe produziert. Ich bin auch schon bei den Effekten. Bei den anderen Programmen habe ich den Effekt vermisst, wenn man den Turntable einfach ausschaltet und die Platte immer langsamer ausläuft. Nennt sich hier BrakeStart. Ich glaube, wir werden Freunde.
Fazit
Jetzt, sechs Monate später, ist mal eine gute Zeit für ein Fazit. Ich habe mich im Endeffekt für Virtual DJ entschieden. In den letzten Monaten sind etliche Mixe entstanden, wovon die neueren mit Virtual DJ und dem Numark Controller erstellt wurden.
Vor einigen Tagen hatte ich ein Update meines Soundkartentreibers, was dazu führte, dass ich wieder experimentieren musste, bis ich über den Controller vorhören konnte. Am Ende war es vielleicht weniger ein Problem des Programms, als doch mehr eine Treibergeschichte unter Windows.
Was ich noch etwas an Virtual DJ vermisse, ist vermutlich für jeden DJ der Overkill. Ähnlich wie bei Musikprogrammen hätte ich gerne eine komplette Automatisierung. Wann setzt welches Lied wo ein, wo hört es auf, welche Effekte treten an welcher Stelle ein? Sozusagen der DJ-Mix als Projektdatei.
Super Artikel, sehr interessant. Für welche Software würdest du denn letzten Endes deine Stimme vergeben? Also ich lege mit Serato auf, bei mir lief das von Anfang an super, kann dein Problem mit den Eis/Ausgängen in meinem Fall nicht bestätigen. Hast du denn das Problem noch herausfinden können?
Beste Grüße
Hi Francesco,
ich bin dann einfach bei Virtual DJ geblieben. Die Oberfläche ist ansprechend und ich habe mich sofort zurecht gefunden. Bzw. sind dort Effekte drin, die ich bei anderen Programmen zwingend vermisst habe.
Wie bereits im Artikel erwähnt, war es das einzige Programm, welches automatisch die Ausgänge richtig zugewiesen hat. Da haben die Hersteller echt noch Baustellen in ihren Programmen. Woher soll man als Nicht-Profi wissen, dass Channel 3&4 die Kanäle zum Vorhören sind? Und wer weiß, wie sie in anderen Programmen heißen? Das waren so die kleinen Frustmomente meines Tests.
Viele Grüße
Jan