Kommen wir heute zu einem der Pioniere der elektronischen Musik. Insofern auch Pionier, dass er mich noch beeinflussen konnte. Die Rede ist von dem Franzosen Jean-Michel Jarre. Der war beginnend in den 1970er Jahren nicht einer der ersten, aber der Populärste, der Synthesizer-Musik machte.
Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.
Ich glaube, meine früheste Erinnerung an Jean-Michel Jarre sind irgendwelche Tierfilme, wo Pinguine über das (damals noch) ewige Eis watschelten oder Albatrosse hoch in der Luft schwebten und lange Distanzen zurücklegten. Selbstverständlich hatte ich damals noch keine Ahnung, wer das war.
Jetzt kann ich mich leider nicht mehr erinnern, wer mir sagte, dass es sich bei der Musik um Jean-Michel Jarre handelt. Ich vermute mal, dass Frank da wieder seine Finger im Spiel hatte, denn meine allererste CD, die ich mir bestellte, war die Oxygene. Und die hatten wir über Disc-Center bestellt.
Nach der Oxygene folgte dann die Equinoxe. Schließlich war es schwierig irgendwo in die CDs reinzuhören. So kamen aber langsam, Stück für Stück alle CDs von ihm zusammen.
1993 kam dann die Chronologie heraus und er ging auf Live-Tour. Wir fuhren mit dem Zug nach Berlin. So hatten wir für die Rückfahrt zwei Optionen: Entweder relativ schnell nach dem Konzert zurück nach Hause oder Party machen und früh mit dem ersten Zug wieder heim.
Das Konzert war in der Waldbühne. 30.000 Zuschauer! Das war für seine Verhältnisse ein Studio-Konzert. Schließlich hat er zu dem Zeitpunkt den Rekord für die meisten Zuschauer bei einem seiner Konzerte gehalten. Das waren 2 Millionen Menschen in Paris.
Die Waldbühne war als Location perfekt, da es ziemlich steil nach unten geht und so hatte jetzt genug Platz, auf die Bühne zu schauen. Wir waren relativ weit hinten und haben zur Begeisterung der Umliegenden laut gejubelt und gefeiert. Schließlich war die Show große Klasse.
Viel zu schnell war das Konzert vorbei. Aber hey, wir waren jung und waren noch fit. Also streunerten wir ein wenig durch Berlin, vielleicht findet sich ja eine Party irgendwo in einem Hinterhof? Nachdem wir vergeblich gesucht haben, schlug Frank den Tresor vor. Nur wusste keiner von uns, wo das ist. Auch angesprochene Passanten konnten uns nicht weiterhelfen. Sven kam auf die Idee, ein paar Polizisten zu fragen, die vor einer Bank standen. Den Tresor fanden wir nicht, aber die Frage an zwei Polizisten vor der Bank „Wo ist denn der Tresor?“ wurde zum Running Gag des verbleibenden Abends. Irgendwann gaben wir dann auf und mussten uns beeilen, dass wir den letzten Zug nach Dresden erwischen.
Und die Oxygene 7-13 war eigentlich auch die letzte CD, die ich mir von Jean-Michel Jarre kaufte. Weil sich meine Meinung änderte. Denn obwohl Jean-Michel Jarre einer der ersten war, die einen Sampler besaßen, blieb seine musikalische Entwicklung stehen. Das merkte man schon an besagtem Album. Hörte man aktuelle Produktionen aus der Zeit, klang sein Zeug immer noch nach den 1980ern.
Das verstärkte sich noch, als ich las, dass Jean-Michel Jarre eigentlich nur Alben produziert, wenn er einen Sponsor gefunden hat, der seine gigantischen Konzerte finanziert. Und das Schlimme war, dass ich es bestätigen konnte, denn das Ticken einer Uhr war bei der Chronologie bestimmt nicht zufällig gewählt, wenn der Sponsor des Konzerts ein Schweizer Uhrenhersteller war.
Aus der Zeit stammte auch noch eine weitere Erinnerung. Ich besuchte eines Abends mit Frank einen Kumpel. Ich weiß nicht mehr, irgendwas musste installiert werden und das dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit. Im Hintergrund lief die Waiting for Cousteau. Die ersten drei Stück waren immer wieder ein Muntermacher, bevor man in den 45 minütigen Schlummerzustand des Titeltracks fiel. Trotzdem ein unglaublich schöner Track.
Nach der Oxygene 7-13 passierte eigentlich nichts Erwähnenswertes mehr. Er versuchte ein paar Kollaborationen mit EDM-Stars um sich einer Generation ins Gedächtnis zu rufen, die ihn nie kannte. Aber welchen Erfolg das hatte, kann man wohl zwischen den Zeilen lesen. Und seit dem habe ich auch nicht mehr in seine Alben reingehört.