Eigentlich hatte ich die Plattenkisten für Oktober und November fast gleichzeitig fertig. Was aber eher am verspäteten Oktober lag. Aber bevor wir in die Weihnachtszeit starten und schon ganz schnell das neue Jahr kommt, noch die Plattenkiste November 2019.
Soweit ich mich erinnern kann, wurden für November viele Releases angekündigt, die mich interessiert haben. Wirklich gefallen haben mir die wenigsten davon. Nachdem ich mir letztens die Massive Attack und die John Beltran auf Vinyl geholt habe, stellt sich bei mir ein positives Gefühl in Sachen Vinyl wieder ein. Bisher bin ich fast verzweifelt, wenn ich Releases nicht in digitaler Form bekommen habe. Aber wenn sie ausschließlich auf Vinyl erscheinen, bin ich diesbezüglich jetzt wieder offen.
Nachdem wir jetzt im Urlaub waren, musste ich mich sehr wundern. Lebe ich hier in meiner kleinen Nische und riegele die Musik von draußen komplett ab? Als wir beim Indoor Cycling waren, wurde eine Stunde angekündigt, dass es „Electro“ gibt. Tatsache war, dass es mehr in die Richtung Jump/Hardstyle ging. Aber auch ähnliches. Und ich wunderte mich und kam mir plötzlich alt vor, weil ich mal gar nichts kannte. Na gut, es entsprach auch nicht meinen Hörgewohnheiten, aber trotzdem… Vielleicht sollte ich nächstes Jahr mein Spektrum etwas weiter fassen.
Tracey – Biostar Remixes
Ich bin immer etwas skeptisch, was Remix-Alben angeht. Meistens kommt dabei Stücke zusammen, die zwar jeweils zum Original passen, aber im Kontext der Platte gesehen, einen wild zusammen gestückelten Haufen ergeben. Aber bei den Biostar Remixes klappt das perfekt. Verträumter Techno, entspannter, verspielter Elektro, alles passt super zusammen, sodass ich fast überlege, welches von beiden besser ist. Also zumindest sind sie gleichwertig. Was natürlich noch ein Bonus ist, dass mit den fünf Stücken die Biostar Remixes als EP gelten und damit zum halben Preis des Albums verkauft werden.
Stenny – Upsurge
Also dieser Skee Mask! Der hat immer von den Releases von Stenny geschwärmt. Ist ja auch klar, ist ja sein Labelkollege bei Ilian Tape. Und irgendwann höre ich dann mal rein, kann mich aber nicht so richtig anfreunden. Aber jetzt kam das Album und ich muss sagen, in Form eines Longplayers funktioniert es. Sehr viel Broken Beats, wenige, aber sinnvoll eingesetzte Melodien. Wenn ich Upsurge mit Compro vergleiche, dann ist Upsurge die abstraktere Version der Compro. Eine stilistische Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, aber gerade das gefällt mir ja.
Locked Groove – Sunset Service (Remixes 2)
Hat Locked Groove das Album absichtlich verhauen, um alles mit den Remixen richten zu können? Der Eindruck entsteht mittlerweile bei mir, denn diesmal muss Hotflush-Label-Kollege Scuba alles richten. Nach den ersten Werken hat mir auch nichts mehr groß von Scuba gefallen, aber was er hier in Zusammenarbeit mit Skream bzw. Lawrence Hart abliefert, kann sich sehen lassen. Also eine Win-Win-Situation. Und wenn ein Mix „Four2TheFloor“ im Titel trägt, muss doch was gehen, oder?
James Ruskin – Point 2 (2019 Remaster)
Nach knapp 20 Jahren wird die Point 2 neu aufgelegt. Das ist so die Zeit, wo Schranz ein ganz großes Ding war. Wobei es dabei auch in verschiedene Richtungen ging. Mir geht es hier um minimalistischen, harten Techno. Surgeon wäre aus der Zeit auch ein gutes Beispiel. So abwechslungsreich wie die Tracks, so umfangreich wird auch meine Rezension. Wer hören will, sollte sich Subject oder Coda anhören. 10 Sekunden reichen, dann habt ihr verstanden, worum es geht.
Gonno & Nick Höppner – Lost
Ich stelle mir lieber nicht vor, wie es ist in Bangalore verloren zu gehen. Schon allein, wenn man weiß, wie und wohin man will, ist mir Indien zu wimmelig. Und für eine Großstadt ist der Track reichlich entspannt. Dafür ist die Länge von 12,5 Minuten passend und auch nicht zu lang. Im Gegenteil, ich wunderte mich, wo die Zeit verblieben ist. Auch wenn es ein bisschen anders gelagert ist, fühle ich mich an die Burger/Ink „Las Vegas“ erinnert. Da flogen die Tracks auch rasend schnell an einem vorbei. Love lost kommt etwas unmotiviert daher, braucht aber bei einer Gesamtzeit von 6:22min auch über eine Minute, um in Fahrt zu kommen. Was mich bei der Kollaboration ein bisschen wundert ist, dass ich hätte schwören können, schön eins von Nick Höppner Alben zu besitzen. Also gut, dann ist das Nick Höppners Debüt in meiner Plattenkiste. Herzlich willkommen!
Aphex Twin – Peel Session 2
Warp feiert sich mal wieder. Und veröffentlicht in dem Rahmen eine Zusammenstellung von Stücken, die Richard in den 90ern bei John Peel zusammengeschraubt hat. Zum Glück muss man nicht das gesamte Werk kaufen, sondern kann jetzt auch die einzelnen Scheiben erstehen. Bei den ganzen Soundcloud-Stücken bin ich mir jetzt gar nicht so sicher, ob ich einen Teil nicht schon gehört habe. Aber wieso heißt es Peel Session 2? Es gibt keine Peel Session 1! Wie dem auch sei, es ist der typische Sound von Aphex Twin Mitte der 90er.
Voiski – At The Speed Of Love
Also zugegeben, die EP ist schon sehr ansprechend. Reaffirming eternity könnte man direkt an die Little eternity von Ingo Boss (Cocoon, 2003) anhängen. Aber schön, dass die Titel eigentlich genau das bringen, was sie versprechen. Das etwas Tranciges dabei herauskommt, wenn „… eternity“ im Titel auftaucht, ist selbstredend. Und wie könnte man That sinking feeling besser andeuten, als mit viel Hall. Und Call from above kommen auch ohne Drums aus, es reicht Tonleitern rauf- und runterzuklettern. Der vierte Track New continents & ancient rivers vermittelt bei mir mehr das Gefühl im Zug zu sitzen und atemberaubender Geschwindigkeit fast lautlos durch die Landschaft zu jagen. Den letzten Track lasse ich jetzt mal außen vor, weil mein Kopf anfing, den Titel She was running late doppeldeutig zu übersetzen. Primär heißt es ja „Sie war spät dran“, aber geht nicht auch „Sie ging spät laufen“? Denn der Sound vermittelt mir eine gewisse Dunkelheit.