Wie soll ich die Plattenkiste März 2019 begründen? Es fing damit an, dass mir vorgenommen habe, endlich mal meine Wantlist abzuarbeiten. Doch es artete etwas aus…
Auf der Wantlist stand unter anderem die NIP Collective. Da ich es nicht mag, wenn ich Platten einzeln bestelle, stöberte ich noch etwas. Zu meiner Überraschung entdeckte ich einige Platten zum Preis von 2-3 Euro, die mich interessierten. Dann leuchtete sie rot vor mir – die Universal Indicator Red. Bei meinem Bestreben meine Aphex Twin Sammlung zu vervollständigen, war sie immer ein Must Have. Ich hatte mir die Tracks Ende der 90er mühsam einzeln zusammen genapstert. Und nun bestand die Chance das Original zu besitzen. Und das zu einem halbwegs vernünftigen Preis, wenn man bedenkt, dass einer der Tracks vor kurzer Zeit auf Nina Kraviz‘ Compilation „Don’t Mess With Cupid…“ erschienen ist.
Ich schrieb meine kleine Liste zusammen mit einer Preisvorstellung an den Verkäufer. Der zeigte sich einverstanden und legte noch eine Gratis-Promo drauf. Schon kurze Zeit später hielt ich das Paket in den Händen.
Dazu kommt noch das überraschend gute Album von John Beltran aka Placid Angles und neue RX-101, die erstaunlich ruhig geworden ist. Alles in allem – musikalisch ein gelungener Monat.
Skee Mask – 808bb
Wo ich in die EP reingehört habe, wunderte ich mich. Straighter Techno von Skee Mask? „Trackheadz“ möchte einen das Glauben machen, aber schon nach kurzer Zeit stellt sich zum stampfenden Rhythmus gewohnt Vertrautes ein. Sanfte Ambientflächen schweben über dem Getöse. Ab Tracks 2 geht es gewohnt gut weiter. Nervos trappelnde Beats unter ruhiger Oberfläche. Kann der Typ auch was falsch machen?
Placid Angles – First Blue Sky
Hinter Placid Angles verbirgt sich John Beltran. Der Alias wird nur sehr selten aktiviert, denn das letzte Album „The Cry“ erschien 1997. Damals noch auf Peacefrog, ein Label mit dem sich John Beltran gerade streitet. Deswegen erscheint First Blue Sky auf Magicwire. Ich hatte mit einem ruhigen Ambientalbum gerechnet und bekomme Breakbeats aufgetischt. Nachdem ich eine gewisse Vorstellung vom Sound von John Beltran habe, ist dieses Album absolut ungewöhnlich und daher ein positive Überraschung.
Beangrowers – 48k
Um die Jahrtausendwende war ich mal bei einem Phillip Boa Konzert. Als Vorband traten die Beangrowers auf. Ich war von dem Sound so angetan, dass ich seit dem eine digitale Kopie des Albums 48k bei mir auf der Platte zu liegen hatte. 128kBit/s und ein Titel fehlte. Wie ich letztens schon schrieb, bin ich gerade dabei, solche Lücken jetzt mal gerade zu ziehen. Ein schönes rockiges Album. Besonders gefällt mir der Titel „Advantage McEnroe“.
Force Mass Motion – Induction EP
Wo die ersten Platten von Hardsequencer erschienen, waren auf den B-Seiten Stücke drauf, die den frühen Hardcore-Rave-Sound mit dem Happy Hardcore aus UK kombinierten. Zumindest habe ich diesen Sound immer so empfunden. Und jeder sagte: Das klingt doch wie Force Mass Motion. Ja gut, ich hatte zwei drei Stücke von FoMaMo gehört, aber darauf konnte man ja noch nicht schließen. Und die Platten zu kaufen, war schier unmöglich. Selbst in den späten 90ern gingen sie bei eBay für horrende Preise über den Tisch. Um so besser, dass ich jetzt dieses gut erhaltene Stück für 4 Euro erwischt habe. Michael Wells (nicht der von G.T.O.) liefert einen wirklich authentischen Sound ab. Gerade „Jack of Diamonds“ ist ein Paradebeispiel dafür.
Altone – Nature Code
Das Tempo ist unglaublich reduziert, damit der Dub-Techno sich voll entfalten kann. Wenn mich jemand um meine Meinung gefragt hätte, wäre mein erster Tipp Fluxion gewesen. Aber weit daneben! Dieses unglaublich entschleunigte Zeug kommt direkt aus Japan. Da wo immer alles grell, bunt und schnell ist. Wie ein schwarzes Loch atmet diese EP die ganze Hektik weg, dass man glatt dazu meditieren könnte.
RX-101 – Dopamine
Vor ein paar Tagen hatte ich mir die Historie des Holländers Eric Jong durchgelesen. Er hat Ende der 90er Musik gemacht, sie aber nie für gut befunden, um sie zu veröffentlichen. Lediglich in den AFX-orientierten Foren (aphextwin.nu, später WATMM) wurde sein Name erwähnt. Und jetzt kommen erst ein paar EPs, dann zwei Compilations, welche die EPs wiederspiegeln. Von weichem analogem Sound bis zu ruppigen Teilen ist ziemlich viel dabei, alles im Stil der frühen AFX-Werke (SAW 85-92, Joyrex). Und nun quasi das erste allein stehende Album Dopamine. Sehr nah an der SAW 85-92 und konsequent von vorn bis hinten. Gefällt mir auf der einen Seite, aber ich vermisse die sperrige Abwechslung. Strafpunkte wie immer für den Preis, der sich über den anderen Plattformen bewegt.
John + Julie – Red Alert
Schon wieder GTO oder Technohead usw. Bekannt von der dritten Mayday-Compilation habe ich mir kurzerhand mal die zugehörige EP gekauft. Überraschenderweise findet sich das Stück von der Compilation nicht wieder. Dafür der typisch abgefahrene, angefressene Rave-Hardcore-Sound von GTO. Und dazu das Red Alert-Sample, dass sich wie ein roter Faden durch alle Stücke zieht.
LDS – Dub Tapes From Outer Space
Deep Space Dub ist so irritierend? Meine ich damit jetzt die völlig gechillte Art, sie so tief ist, dass sie sich in den Tiefen des Weltraums verliert? Oder ist eher der schnelle elegante Raumgleiter gemeint, der mit rasender Geschwindigkeit durchs All flitzt? In dem Fall ein bisschen von beidem. Die EP hat Stücke, die ordentlich nach vorn gehen, aber auch die Deepness, dass das Gefühl hat, dem Universum beim Denken zuzuhören.
Fairmont – Gazebo Remixes
Das Original erschien vor mehr als 10 Jahren und gefiel mir schon damals, weil das Thema sehr eingängig ist. Jetzt kommt ein Remixwerk, dass inklusive Original acht Tracks umfasst. Das Gute daran ist, dass alle das Thema aufgreifen und immer in leicht abgewandelter Form in ihre Remixe einfließen lassen, ohne den Charme des Originals zu zerstören. Es birgt das Risiko, dass man dessen schnell überdrüssig wird, was aber bei dieser EP nicht der Fall ist.
Roberto – Let’s Be Free EP
Keller, leicht modriger Geruch. Nackte kahle Wände, von denen die Farbe längst abgeblättert ist. Das Strobo brennt einem die Netzhaut weg. Zuckend sieht man die anderen Tänzer. Und wie der Nebel aus der Nebelmaschine wabert der düstere Sound über der Bassdrum. Die Claps brechen leicht klackend an der Wand. Ja, soll stell ich mir die ersten beiden Tracks der EP vor. Dagegen sind die anderen beiden direkt die After Hour.
Universal Indicator Red
Ich weiß noch, dass ich sie vor 20 Jahren haben wollte und fand sie bei eBay für 70 Britische Pfund. Nun sieht es etwas anders aus und man bekommt sie leicht rauschend und knisternd für 35 Euro. Auch wenn sie 1993 erschienen ist, so ist sie ursprünglich 1989 von Richard D. James produziert worden. Da war der Typ gerade mal 18 Jahre als. Und auch wenn die ganze Platte sehr Acid-lastig ist, klingt es unverwechselbar nach ihm. Nur halt sehr früh. Auch wenn viel spekuliert wird, ob es sich bei Universal Indicator um Aphex Twin handelt, steht so ziemlich fest, dass die rote UI garantiert von ihm ist.
Ace The Space – 9 Is Classic Remixes
Eigentlich habe ich die Platte nur wegen einem Stück gekauft. Dem Remix von G.T.O. Der kommt so heftig mit seinen bouncenden Bassdrums, die abwechselnd auf dich einprügeln und sich zum Schluss in wahre Extase hineinsteigern. Die anderen Remixe sind zwar auch ganz nett, hauen mich aber nicht so sehr vom Sockel. Aber den GTO wollte ich schon immer haben!
NIP Collective – Advanced Structure EP
Thomas Schumacher. Erst Hardcore – besonders der Weekend Track. Und so ein bisschen Rave, aber schon härtere Gangart. Was mir ziemlich gefiel. Diese EP ist, wie so ziemlich alle von NIP Collective, eine Rarität. Dass ich den Weekend Track mit erwischt habe, ist ein glücklicher Umstand, aber eigentlich ging es mir um „I’m about“. Der Track taucht kaum auf Compilations auf und ist außer auf diese EP nie veröffentlicht worden. Dabei ist er so genial. Der perfekte Rave-Track. Ein schwer hämmernder Bassdruck, Hands in the air usw. Und das konsequent, schon fast hypnotische „I’m about, I’m about…“
Polyfan Polyphenix – Elekdrones 2
Die EP habe ich bei einer Plattenbestellung als Promo mitbekommen. Beim ersten Reinhören musste ich dem Künstlernamen Recht geben, da ist eine Spur von Analord vorhaben. Gerade Elekdrones 2.2 kommt der Idee der Analord-Serie sehr nahe, gerade die Drums und der blubbernde Bass. Aber ich denke primär geht es nicht darum, ein neues Analord-Plagiat auf den Markt zu werfen.
Beatmasters – Anywayawanna
Als ich Anfang der 90er CDs und Platten bestellte, gab es ab einem bestimmten Bestellwert Singles oder Maxis gratis zu Bestellung. Und so kam ich zu einer ansehnlichen Menge an Singles von den Beatmasters. „Who’s in the House“ oder „Rock da House“ um nur einige zu nennen. Nur „Ska train“ fehlte. Also schaute ich mich um und fand heraus, dass es damals ein Album gab, wo die ganzen Stücke versammelt sind. Und eine Dance-CD aus dem Zeitraum zu kaufen, ist ein Kinderspiel. Da gab es schon eine Schwemme und die CDs bekommt man ziemlich günstig.