Vor sieben Jahren hatten wir schon mal einen eintägigen Stopp in Palma im Rahmen einer Kreuzfahrt. Da uns der Winter hier zu dunkel wurde, beschlossen wir für eine Woche auf Mallorca zu fliehen. Dort wollten wir uns diverse Ziele anschauen und mal ergründen, was an dem Gerücht ist, ob Mallorca die Bezeichnung als 17. Bundesland verdient hat und ob es am Ballermann wirklich so schlimm ist.
Da wir wie immer unseren kleinen Seusz in sein Urlaubsdomizil nach Dresden bringen müssen, starten wir unsere Reise gleich von dort aus. Der Dresdner Flughafen ist schon peinlich. Ein riesengroßes Gebäude und nur stündlich startet ein Flug. Meistens aber innerhalb von Deutschland. Die ausländischen Destinationen kann man fast an einer Hand abzählen: Ägypten, Moskau und Mallorca. Unser Flug geht leicht verspätet, weil der Wind wohl ungünstig stand. Das Pech der anderen ist unser Vorteil, da wir trotz Verspätung pünktlich ankommen.
Zumindest bis zur Landung, als wir schon kurz vor der Landung sind und auf einmal startet der Pilot nochmal voll durch. Betretenes Schweigen in der Kabine. Auch die Durchsage der Kabinencrew, dass wir auf die Durchsage aus dem Cockpit warten sollen, sorgt nicht für Entspannung. Meine Frau wird schon leicht nervös, aber ich versuche sie zu beruhigen. Eine ungünstige Windböe reicht schon aus, um die Höhe drastisch zu verändern. Meine Theorie stimmt, der Wind hat nicht gepasst. Wir drehen noch eine Runde und setzen dann ganz sanft auf.
Wir haben für nicht mal 40 Euro einen Mietwagen bei Centauro gemietet. Die Autovermietung liegt etwas außerhalb, aber ein Shuttlebus bringt einen schnell hin. Obwohl wir mit allen Versicherungen gebucht haben, bekommen wir ein Extra an Versicherungen angeboten, das wir dankend ablehnen. Es werden 1.000 Euro auf der Kreditkarte geblockt und 80 Euro abgebucht. Letzteres nur für den Fall, dass wir das Auto nicht vollgetankt wieder abgeben. Unser Ford Focus ist schon an allen Ecken verbeult und zerschrammt, aber das ist bei den engen Gassen kein Wunder. Wir haben als Abgabetermin 7 Uhr angegeben, was zum Problem wird, weil sie erst 9 Uhr öffnen und vorher kein Shuttlebus fährt. Und Drop-Off scheint ein Fremdwort zu sein.
Playa del Muro
Nachdem wir das Auto übernommen haben, fahren wir erstmal in den Outlet. Meine Frau deckt sich reichlich mit Desigual-Kleidern ein. Ich sitze inzwischen in der Sonne und genieße einen Kaffee. Es sind ca. 18°C und blauer Himmel mit ein paar kleineren Wolken. Danach fahren wir über die Autobahn weiter Richtung Nordosten. Die ersten beiden Tage verbringen wir im Viva Blue & Spa. Das Hotel besteht aus mehreren Häusern. Wir sind in einem Haus untergebracht, das gerade frisch renoviert wurde. Das Hotel liegt vom Strand aus gesehen jenseits der Hauptstraße und wir haben den Blick Richtung Landseite. Ein kleiner See und Berge im Hintergrund machen den Sonnenuntergang zu einem schönen Erlebnis.
Wir schauen uns die Hotelanlage an, laufen dann noch etwas am Strand umher. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es sehr schnell sehr kühl. Zum Glück gibt es Abendessen schon ab 18.30 Uhr. Der Andrang beim Abendessen hält sich sehr in Grenzen, der Ansturm verteilt sich gut. Wir sind von der Auswahl der Speisen begeistert.
Am Morgen gehören wir 7.30 Uhr zu den Ersten, die frühstücken gehen. Danach brechen wir auf. Unser erster Stopp ist Port de Pollenca. Der Ort ist uhrzeitlich und jahreszeitlich noch sehr verlassen. Wir laufen etwas an der Küste entlang und steuern dann den Mirador Colomer an. Hier laufen wir das kurze Stück vor, schauen uns um und setzen unsere Reise zum Cap de Formentor fort. Unterwegs treffen wir viele Radfahrer. Zwischendurch müssen wir stoppen, denn Baumfällarbeiten behindern den Verkehr. Natürlich reiht man sich als Radfahrer nicht in den Verkehr ein, sondern stellt sich vorn dran. Nur dass es sich um ca. 30 Radfahrer handelt, die dann einsehen müssen, dass man dann doch Platz machen muss, wenn die Strecke zuerst für den Gegenverkehr geöffnet wird.
Am Nachmittag fahren wir noch nach Alcúdia und dort zum Port de Alcúdia. Wir setzen uns in die Sonne und trinken einen Kaffee.
Cala Millor
Nach zwei Nächten am Playa del Muro fahren wir jetzt südwärts. Erste Station ist Artà. Wir fahren eine ganze Weile, bis wir einen Parkplatz finden, der nicht zu weit vom Stadtzentrum entfernt ist. Das Städtchen gefällt mir. Der Marktplatz erinnert mich ein bisschen an Colonia del Sacramento. Wir laufen noch zum Kloster hoch und haben dort einen schönen Blick auf die Stadt und die Umgebung.
Nach Artà fahren wir weiter nach Capdepera. Auch hier ist es schön. Es ist um die Mittagszeit und die Sonne heizt schon ganz schön, als wir die Stufen zur Burg hochsteigen. Eigentlich wollen wir nur auf die Stadt schauen, sodass uns der Eintrittspreis von 4 Euro pro Person etwas abschreckt. Danach fahren wir mit Cala Ratjada und Canyamel noch zwei Küstenorte an. Dann geht es schließlich ins Hotel Cala Millor Park. Im Vergleich zum Viva Blue müssen wir hier echt zurückstecken. Es ist nicht schlecht, aber irgendwie fühle ich mich nicht wohl. Es beginnt damit, dass die Matratzen weich und ausgelegen sind, geht über die zwar toll dekorierten Speisen, die keinen Geschmackspreis gewinnen würden, bis hin dass schon 20 Leute vor dem Speisesaal warten, damit er öffnet.
Von der Rezeption wird uns gesagt, dass wir Upgrade auf eine Junior-Suite bekommen haben. Das heißt, wir haben ein großes Zimmer mit teilweisem Blick aufs Meer. Im Sommer bestimmt toll, weil man dann die Sonne morgens im Zimmer hat. Im Februar geht die Sonne aber hinter dem Hotel davor auf und somit ist es den ganzen Tag mehr oder weniger dunkel.
Für die nächsten Tage sind steigende Temperaturen angesagt. Laut Wettervorhersage soll das Thermometer bis über 20°C klettern. Wir unterhalten uns mit der netten Dame an der Rezeption, die das Wetter als sehr ungewöhnlich beschreibt. Normalerweise wäre so um die 4°C. Wir sind nicht böse darüber und liegen bis 11 Uhr am Pool und sonnen uns. Eigentlich wollten wir an diesem Tag gar nichts machen. Aber da wir das nicht können, nehmen wir uns wenigstens vor, die Cuevas del Drach zu besuchen. Die Aussage, dass es die größte Höhle Europas wäre relativiert sich schnell zum größten unterirdischen See Europas.
Im Sommer ist hier bestimmt die Hölle los, aber wir wandern in entspannter Atmosphäre durch die Höhlen. Am Anfang war ich unsicher, was ich anziehen soll. Aber da es ganzjährig um die 21°C in der Höhle sind und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, ist T-Shirt absolut okay. Erklärt wird nicht viel, jeder kann sein Tempo wählen und Bilder machen (ohne Blitz!). Zum Schluss folgt noch ein kleines klassisches Konzert (ca. 15 Minuten). An dieser Stelle fragen wir uns, was sich wohl die Eltern der Babys gedacht haben, welche die halbe Veranstaltung schreien und weinen. Davon abgesehen hat es uns in der Höhle sehr gut gefallen. Die Idee, dass Musiker mit einer Gondel am Publikum vorbei fahren und man so die Akustik der Höhle erfährt, ist schon ungewöhnlich.
Nach der Höhle legen wir uns noch etwas an den Pool und genießen die warme Sonne. Gegen 16.30 Uhr ziehen wir uns um und joggen zum nahe gelegenen Castello. Von dort aus kann man den gesamten Strand von Cala Millor überblicken. Wir laufen sogar noch etwas weiter bis zur Landspitze. Danach geht es im Laufschritt wieder zurück und wir verbringen einen ruhigen Abend.
Den nächsten Tag fahren wir ein längeres Stück nach Cala D’Or und Cala Figuera um ein bisschen zu laufen und uns umzuschauen. Hier ist sehr wenig los, sodass wir mittags wieder beim Hotel sind. Zu unser Verwunderung ist es hier sehr neblig. Aber nach dem Mittag reißt der Nebel auf und wir laufen an der Strandpromenade entlang.
Santa Ponça
Ein mal quer über die Insel und wir sind bei unserem vorletzten Ziel angekommen. Das Hotel Sentido Punta del Mar gefällt uns sofort ausgezeichnet. Auch hier hat man uns wieder ein Upgrade auf eine Junior-Suite verpasst. Uns scheint die Abendsonne direkt ins Zimmer und wir können den Sonnenuntergang beobachten. Auch die Einrichtung gefällt uns sehr. Nach einem kleinen Spaziergang zum Strand, gehen wir ins Schwimmbad und in die Sauna. Anschließend genießen wir den Sonnenuntergang und gehen essen.
Wir warten, bis wir platziert werden, suchen uns aber leider den falschen Tisch aus. Direkt neben dem Abstelltisch, wo die Kellner Besteck, Teller und Speisereste verschwinden lassen. Selbst Schuld! Dafür ist das Essen genial. Abends stellen wir dann fest, dass unsere Klimaanlage nicht heizt. Ein Techniker kommt um festzustellen, dass der Ventilator defekt ist und er da jetzt auch nichts mehr machen kann. Als wir das am nächsten Tag beim Check-Out vorbringen, werden wir verständnislos angesehen. Das kann ja gar nicht sein! Hier ist alles neu gemacht! – Doch, der Techniker hat es ja selbst gesagt! – Mh, ach so…
Can Pastilla
Unser Hotel liegt abseits der Balnearios. Auch das THB El Cid ist gerade neu gemacht worden. Die Zimmer sind nicht gerade üppig groß, aber ausreichend. Inneneinrichtung ist natürlich auch neu und damit top. Bis zum Ballermann sind es gut 2-3km zu Fuß. So lange wir das Auto haben erkunden wir die Gegend mit dem Auto.
Auf der Karte haben wir schon gesehen, dass die Autovermietung ca. 20 Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt ist. Kinderspiel! Wir tanken voll, geben das Auto ab und laufen zurück. Unser Hotel liegt direkt am Weg und wir setzen uns hin, trinken Kaffee, lesen oder schauen den Leuten zu. Im Anschluss laufen wir die Balnearios ab. Zu unserer Überraschung sind direkt an der Strandfront nur 4-Sterne-Hotels, auch am Ballermann. Jedoch sollte man die Straße dahinter vermeiden. Olfaktorisch erinnert die Straße eher an öffentliche Toilette. Es ist peinlich, denn viele Kneipen tragen deutsche Namen und sprechen direkt das deutsche Publikum an. Wir laufen ein Stück weiter, drehen dann um und gehen zurück.
Vor dem Abendessen erleben wir noch eine Überraschung. Der Feueralarm geht los. Ich schaue fern, Kriszta sitzt am Rechner. Sie packt unsere notwendigen Sachen zusammen, ich bleibe liegen. Wenn es ernst wäre, müsste ja was passieren, z.B. der Strom abgeschaltet werden. Kriszta drängt darauf, dass wir zur Übung trotzdem losgehen. Ich mache mit und wir laufen los. Alle Feuertüren sind geschlossen, die Aufzüge sind außer Betrieb. Wir sind ganz oben und müssen bis runter laufen. Unten stehen ungefähr 20 Leute ratlos um die Rezeption. Der Lärm der Feueranlage ist Ohren betäubend.
Uns wird versichert, dass es kein Problem gibt, der Alarm wäre gleich vorbei. Wenig später hört er auch, um 10 Sekunden später sofort wieder loszugehen. Wir gehen raus. Dort steht eine Frau und bettelt. Niemand hat etwas mitgenommen und sie scheint es auch nicht zu begreifen, dass hier Feueralarm ist. Kurz darauf ist Ruhe und wir gehen wieder rein. Kriszta sucht schon einen Tisch zum Essen aus, ich schaffe unsere Sachen hoch. Obwohl wir in einem Hotelkomplex wie Cala Millor untergebracht sind, ist auch hier das Essen wesentlich besser.
Nach dem Abendessen gehen wir rechtzeitig hoch, da wir am nächsten Morgen früh raus müssen. Unglaublich erscheint uns die Buchung des Taxis. Als wir unten an der Rezeption stehen, wird ein schneller Anruf abgesetzt und zwei Minuten später steht das Taxi vor der Tür. Der Rückflug geht pünktlich und ohne Probleme.
Fazit
Der deutsche Einfluss auf Mallorca ist nicht zu übersehen. Es beginnt damit, dass wir in den Mietwagen eingestiegen sind und das Radio eingeschaltet haben. Welcher Sender lief? Inselradio! Der Sender „von der schönsten Insel der Welt“. Egal, wo wir hingefahren sind, es waren größtenteils deutsche Touristen, die wir getroffen haben. Es gibt auch englische Hochburgen, aber die wirkten um diese Jahreszeit eher verlassen. Da die Saison offiziell erst ab April langsam anläuft, waren im Februar noch sehr wenige Hotels offen und dementsprechend wenige Restaurants offen. Von denen, die um diese Jahreszeit offen waren, schienen viele in deutscher Hand zu sein.
Leuchtende Dollarzeichen in meinen Augen bekam ich, als wir an einer Pension direkt an der Küste vorbei liefen, die ein Schild draußen stehen hatten, dass sie ab April wieder geöffnet haben und bis dahin betreiben sie ihre Skihütte in der Schweiz. Sehr cleveres Geschäftsmodell.
Während wir auf Mallorca waren, hörten wir, dass eine neue Regelung in Kraft getreten ist, die vorschreibt Getränke und Speisen nur dort zu konsumieren, wo sie bestellt wurden. Damit soll verhindert werden, dass die Sangria-Eimer direkt am Strand landen. Außerdem soll zwischen Restaurantbereich und Strand ein Zaun aufgestellt werden, um dies zu verhindern. Für uns schwer vorstellbar, denn alles wirkte so ruhig und friedlich. Und bis auf einen, der vorm Heimflug früh um 7 Uhr noch eine Dose Bier leeren musste, haben wir niemand getroffen, der ungewöhnlichen Alkoholkonsum zeigte.
Von den Partyurlaubern mal abgesehen suchen Deutsche sich gefühlt immer einen Urlaub aus, der ihrer Gefühlsmischung aus Preis und Risiko (Flugdauer, unbekanntes Essen, Verlust an Komfort) entspricht. Und da ist der Risikofaktor auf Mallorca ziemlich niedrig. In gut 2 Stunden ist man da und das Essen hat durch die weite Verbreitung deutscher Auswanderer einen soliden deutschen Anstrich. Nur mit dem Hotel muss man aufpassen, da Mallorca doch ein stark frequentiertes Ferienziel ist. Viele Leute heißt viel Abnutzung in den Hotels. Und deshalb lieber einen Stern drauflegen. Und alles andere ist subjektiv.
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