Auch in der Plattenkiste Februar 2019 gibt es eine bunte Mischung aus alten und neuen Releases. An einer bestimmten Stelle Anfang des Jahres habe ich mich entschlossen endlich mal die alten Releases, die mir fehlen oder die ich unglücklicherweise verkauft habe, wieder anzueignen. Meistens sind es Schnäppchen.
Bedingt durch die Kreativpause, die immer von Ende Dezember bis in den Februar geht, sank meine Eingangsplaylist (Jede Platte muss 10 mal gelaufen sein) endlich mal wieder unter einen Tag. Mittlerweile bin ich mit dem Einscannen aller alten Platten und CDs durch. Jetzt kommt das lästige Problem der Datenpflege. Da ich bei den ersten digitalisierten Releases das Cover als JPG ohne Komprimierung mit in die Datenbank aufgenommen habe, hat die gesicherte Datenbank ein ziemlich unerfreuliche Größe von 2,5GB. Aber das ist ein eher langfristiger Prozess.
Speedy J – Remixes
Wer „Pullover“ und „Something for you mind“ nicht kennt, sollte nicht behaupten, er kennt sich mit Techno aus. Ein guter Plus 8 Release, lange bevor Richie Hawtin in die Minimal-Richtung abdriftete. Nicht nur, dass das Theme von Pullover sehr eingängig ist, auch das aggressiv klappernde Closed Hihat und die Bassdrum, welche mit einem Wumms daher kommt, dass es gefühlt die Boxen aus der Verankerung reißt, machen den Track zur Legende. Und dann noch Something For Your Mind. Immer und immer wiederholt. Solange, bis sich die Textzeile im Hirn festgefressen hat.
Morphology – Traveller
Ich entdeckte das Album mehr oder weniger durch Zufall. Vermutlich weil das Cover sehr spacig aussieht. Also hörte ich rein und was sofort begeistert. Selbst wenn man mit Lichtgeschwindigkeit reist, bleibt der Weltraum kalt und leer und die Distanz zwischen den Sternen ist riesig. Überbrücken kann man die Zeit mit Hibernation oder in dem man aus dem Fenster schaut und vergleicht, wie sich die Sternenkonstellation verändert. Und irgendwann nach einer langen Reise erreicht man dann endlich die Raumbasis, welche auch nur eine von Menschen gemachte Insel in den Tiefen des Alls ist und man wünscht festen Boden unter den Füßen und einen Himmel. Oder man fliegt einfach weiter…
Bjarki – Happy Earthday
Bei Bjarki weiß ich ja nie so richtig, was mich erwartet. Mal prügelt er mit einem Hammertrack alles aus einem heraus und schon im nächsten Moment wird man mit leichtem Seifenblasen-Ambient umgarnt. Für seinen ersten Release auf !K7 bleibt Bjarki auf einer ziemlich konsistenten Spur. Er klaubt sich Referenzen von allen Größen der IDM-Szene zusammen und baut daraus ein neues Gesamtwerk. Mal klingt es wie Boards Of Canada, dann finde ich uralte Autechre-Ansätze wieder. Und in gewissen Teilen erinnert es mich an das Remix-Projekt von Sigur Rós‘ erstem Album „Von“. Ein schöner Soundtrack zum Tag der Erde.
2814 – Pillar / New Sun
2814 ist schon ein bizarrer Name für ein Projekt. Und dann auch noch auf Arcola, dem neuen / alten Sublabel von Warp. Initial 2003/2004 mit Musik bestückt, schlummerte es bis 2018, um dann wieder erweckt zu werden. Die Referenzen zu Burial in Pillar zu leugnen wäre töricht. Verpitchte Vocalsamples, die sich im Echo verlieren und sich unscharf mit ähnlich hallenden Instrumenten zu einem undefinierten Gewaber vermischen. Der Beat bleibt bei New Sun so halbwegs gleich, nur wird ein Techno-House-artiger Track daraus, der seine 10 Minuten dahingleitet.
Silk Road Assassins – State Of Ruin
Stellt euch die Atmosphäre vor: Großstadt; eine regennasse verlassene Straße, die orange im Licht der sporadisch aufgestellten Straßenlaternen schimmert. Es ist spät in der Nacht und überall sind die Lichter aus. Ein leichter Nebel liegt über dem Ganzen und plötzlich schwebt über der Straße ein bläulich leuchtende Form. Nicht scharf umrissen, eher diffus. Das Blau pulsiert und wechselt an einigen Stellen in einen Violett- bzw. Rot-Ton. Der instrumentale Hip-Hop von Silk Road Assassins ist ähnlich. Als wenn ein Wesen aus einer fernen Dimension auf einmal mit mir kommunizieren möchte. Am besten gefallen mir dabei noch die Rave-Hooks, sodass es eigentlich die perfekte Musik für Rave-Senioren ist.
Mayday Compilation – Rave Olympia
1994 – Techno bzw. Rave hat die breite Masse erreicht. Jeder hat schon mal was von Marusha oder Westbam gehört. Und schon auf Nummer 2 der Dresdner Export Hardsequencer und seinem seit der FIRE103 entwickelten Stilwechsel. Rave Olympia liest sich wie ein Who is who der Rave-Szene. Die CD hatte ich schon mal und dann verkauft. Und nun vermisst und wieder preiswert eingekauft. Alle wollen das Zeug loswerden und keiner kauft es. Ein Paradies für Schnäppchenjäger.
Public Enemy – Fear Of A Black Planet
1990 – Jahr der D-Mark und der Wiedervereinigung. Ich hatte meine ersten DM und was mache ich? Ich gehe in einen Plattenladen und kaufe meine ersten beiden Schallplatten. Zum einen The Best Of The Art Of Noise und Public Enemy. Das Album Fear of a black planet glänzt mit Klassikern wie „Brothers gonna work it out“, „Burn Hollywood burn“, „Welcome to the Terrordome“ und „Fight the power“. Das waren Zeiten! Kommerzieller Rap, der kritisch ist und die Masse erreicht.
Janet Jackson – Rhythm Nation 1814
Anfang der 90er fand ich Janet Jackson toll. Nachdem ihr Vorgängeralbum „Control“ sehr 80er und poppig war, ist Rhythm Nation 1814 anders. Für den zackig wirkenden Tanzstil und die schwarzen Uniformen im Titelsong wurde die Nazikeule herausgeholt und kräftig geschwungen. Wer demzufolge so argumentieren muss, hat eigentlich schon verloren. Ich mochte die Vielseitigkeit des Album, kritische Songs, Love Songs und natürlich das knuffige „Alright“.
Inigo Kennedy – Trajectory
Es gibt eine gewisse Art von Techno, die ich nicht mag. Sie startet knallhart prügelnd und zieht das über eine Länge von sechs bis sieben Minuten eiskalt durch. Inigo Kennedy fängt auch genau so an. Und schafft es dann darüber trancige Elemente zu legen. Das macht es zu einem unwiderstehlichen Hard-Trance-Klopfmonster. Inigo Kennedy macht es so geschickt, dass der Kopf zum Beat mitbangt, aber akustisch das Getöse ausblendet und sich voll auf das Schwebende fixiert.