Ich hatte es ja schon angekündigt, dass es mit der Plattenkiste Dezember 2018 eine ordentliche Erweiterung meiner Plattensammlung gab. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen waren wir Mitte November bis Anfang Dezember im Urlaub, sodass noch der halbe November als Zulauf im Dezember kam. Außerdem verkündete Bleep kurz vor Weihnachten, dass sie 50% Rabatt auf alle Digitalveröffentlichungen geben. Da ich 2-3 Euro für eine EP und 5 Euro für ein Album echt erschwinglich halte, sind da auch nochmal 5 Releases dazu gekommen.
Aphex Twin – Windowlicker
Die Spätgeborenen kennen Aphex Twin in erster Linie von Windowlicker. Das Video und der für Richard D. James doch sehr eingängige Sound, machten es zum „Charterfolg“. Natürlich habe ich Windowlicker schon auf der Warp20-Compilation, also fehlten nur noch der Fourier-Transformations-Track und Nannou. Ehrlich jetzt! Ich hatte die EP bisher noch nicht! Also quasi nur zur Sammlungsergänzung gekauft.
Andrea – Forse
Andreas Sound mag ich, weil er auf der einen Seite den typischen Ilian Tape Charakter verkörpert, aber dann plötzlich das Tempo rausnimmt und auf Wolken schwebt. So in Richtung Skee Mask. Es ist als ob man eine hektische 6-spurige Autobahn überquert, durch ein kurzes Waldstück geht und plötzlich steht man mitten im Grünen und schaut auf einen schilfumrahmten See. Es herrscht himmlische Ruhe.
Squarepusher – Big Loada
Squarepusher ist in seinen frühen Jahren einfach großartig. Nicht nur, dass seine Drum-Programmierung einfach zum ausflippen ist, da ist noch dieses irrsinnige Tempo. Und trotzdem diese relative Nähe zum Aphex-Twin-Sound aus der Zeit. Man merkt, dass beide gut befreundet sind und sich gegenseitig inspiriert haben. Diese Scheibe war schon lange auf meiner Wantlist.
Brainwaltzera – Epi-Log EP
Die EPs von Brainwaltzera haben mich bis jetzt ja nicht so angehoben. Aber nachdem ich die ersten beiden Tracks überstanden hatte, war ich doch angetan. Schon in den frühen 90ern fing Richard D. James an, Musik zu produzieren, die leichte Melodien beinhaltete und auf komplexen, teilweise harten Rhythmen lief. Dieses Konzept findet bis heute Anhänger. Mein Favorit: Bad Endgar
John Tejada – Live Rytm Trax
Alle drei Jahre mal ein John Tejada Album kaufen, so scheint meine Devise zu sein. Nachdem ich mit Dead Start Program nicht so ganz zufrieden war, liefert Live Rytm Trax den entscheidenden Groove. Der Titel verspricht gute Tanzbarkeit, aber ich bin der Meinung, dass das Album auch ziemlich gut daheim nebenbei funktioniert. Die Tracks wirken ruhig und kommen aus einem Fluss, gerade so wie der Titel sagt. Live erstellt.
The 7th Plain – Chronicles I – III
Luke Slater macht unter seinem bürgerlichen Namen ja eher den prügelharten Sound. So ist es kein Wunder, dass er damit keinen Ambient verkaufen kann. Denn den gibt er unter The 7th Plain preis. Wie der Name Chronicles vermuten lässt, handelt es sich hier um gesammelte alte Werke. Der Sound klingt also schon etwas staubig, aber nicht rostig. Zielsicher wird zwischen Ambient und sanftem Einschlaftechno navigiert. Natürlich gibt es die Chronicles auch einzeln, aber ich finde nur das Komplettpaket schlüssig.
LFO – Frequencies
Mit LFO verbinde ich so ziemlich die frühesten Erinnerungen an House und Techno. Ich sage jetzt bewusst nicht elektronische Musik, weil die schon eher präsent war. Gerade das Video von LFO, was eher wirkte wie aus einzelnen Frames zusammengesetzt, ist hängen geblieben. Der Sound ist dementsprechend noch sehr simpel. Das Merkwürdige an LFO ist für mich nach wie vor, dass Mark Bell meiner Meinung nach ein viel besserer Remixer, als Musiker war. Wenn man überlegt, dass sein Dahinscheiden nun auch schon wieder 15 Jahre her ist…
Nightmares On Wax – Smokers Delight
Haltet euch fest! Das Album ist jetzt 24 Jahre alt. Und damit auch die Hymne „Nights Interlude“. Auch wenn der Rest des Album für meinen Geschmack mittelmäßig ist, überstrahlt dieser Song alles. Und dazu noch der Name – die Sonne ist gerade untergegangen, Wände und Straßen geben die sommerliche Wärme ab. Aber Abendhimmel leuchten die Wolken von orange bis tiefviolett und die ersten Sterne kommen zum Vorschein. Aber ich will den Klassiker nicht schlecht machen. So als Hintergrundmusik zum Lesen am Abend ist es perfekt.
Perko – NV Auto
Keine Ahnung, warum ich in das Album reingehört habe. Das Cover kann es nicht gewesen sein, denn es wirkt, als hätte man eine 100 x 100 Pixel große Grafik 10fach gezoomt. Bis auf „Songbirds“ zieht sich durch diese EP ein Konzept einer Sounds, den ich mit einer Nacht im Wald auf einer Lichtung assoziiere. Die Sterne funkeln, die Grillen zirpen im Gras und majestätisch zieht sich das Band der Milchstraße über den Himmel.
Indio – Inca EP
Ein Re-Release von vielen im Dezember. Diesmal von Indio, original erschienen auf Transmat, dem legendären Label von Derrick May. Hinter Indio verbergen sich Sam McQueen und John Beltran. Dessen Handschrift hört man am deutlichsten beim letzten Track „Nolita“ heraus. Auch wenn ich die EP im Dezember gekauft habe, hörte ich sie erst wieder Ende Januar. Normalerweise blubbert die Musik bei mir im Hintergrund. Nur in diesem Fall schaute ich nach, weil sie sich positiv von der Menge abhob.
Sam McQueen – Sephoria EP
Die Sephoria EP ist eine Veröffentlichung welche 2004 schon mal auf Samurai Records herauskam und jetzt auf Delsin wiederveröffentlicht wurde. Stellt euch den Sound von Detroit vor, nur komplett ohne Bassdrum. Es klingt wie 5-7 minütige Intros, bei denen man immer erwartet, dass es losgeht. Nur sie starten halt nicht. Wenn man diese Erwartungshaltung im Griff hat, heißt es nur „Zurücklehnen und genießen“.
Bnjmn – Hypnagogia
Zwei Alben in 2011 und dann 7 Jahre Ruhe. Und seit 2010 gerade mal 18 Maxis oder EPs. Das spricht für Ben Thomas, der entweder sich nicht hauptsächlich mit Musik befasst oder sehr selektiv bei seinen Tracks ist. Wie auch bei seinen EPs stehen die Tracks in keinem direkten Zusammenhang miteinander, sind aber so angeordnet, dass es einen guten Flow ergibt.
Norken – The Lost Day EP
Ich mag das Wort „Wiederveröffentlichung“ nicht schon wieder in den Mund nehmen. Aber es ist der Sound, den ich schon auf dem Album „Our Memories Of Winter“ so schätzen gelernt habe und der so unvergleichlich ist. Erschienen ist die EP fünf Jahre vor dem Album und damit nicht so ganz perfekt. Aber nach mittlerweile 18 Jahren ist diese EP volljährig und klingt schon so erwachsen wie am ersten Tag.
Nightmares On Wax – Carboot Soul
Carboot Soul ist eindeutig das Bessere von den beiden gekauften Nightmares On Wax Alben. Das Album hat ein durchgängiges Konzept der Entschleunigung. Was mir so gefällt ist, dass ich das Album unmittelbar mit der Zeit in Verbindung bringe, wo es entstanden ist. In der Dresdner Neustadt entanden viele neue Kneipen, die junges Publikum anzogen, um dort einen entspannten Abend bei Getränken und Snacks zu verbringen. Und im Hintergrund lief die gechillte Musik, die auch Nightmares On Wax hätte sein können.
Versalife – Vortices
Ach komm schon! Versalife, die x.te. Boris Bunnik kann auf ein lebendiges 2018 zurückblicken und krönt mit dieser EP sein Werk für das vergangene Jahr. Der Sound ist konsequent, am besten gefällt mir aber immer noch der Titeltrack „Vortices“.
Infiniti – Skynet
Den ersten Titel habe ich schon auf der Compilation „20 Years Metroplex“. Und der Rest ist Geschichte. 20 Jahre alte Geschichte, die auf Tresor geschrieben wurde und nun wiederveröffentlicht wurde. Es sind einfach Techno-Klassiker, die zwar nicht mehr frisch klingen, aber trotzdem nicht beliebig wirken.