Nach unserem Tag in Samarkand ist Bukhara das nächste Ziel. Auf dem Weg dahin wollen wir uns noch Sharisabsz ansehen, die Geburtsstadt von Amir Temur. Da wir am Nachmittag in Bukhara eintreffen sollen, glauben wir, dass Sharisabsz auf dem Weg dahin liegt. Weit gefehlt!
Wir starten ganz normal am Morgen um 9 Uhr in Samarkand. Unser Weg nach Sharisabsz führt uns über eine Bergkette, wo wir kurz einen Zwischenstopp machen. Danach geht es weiter nach Sharisabsz. Als wir aus dem Auto aussteigen (es ist kurz nach 10 Uhr), ist es schon sehr heiß und unser Fahrer gibt uns zu verstehen, dass wir 40 Minuten Zeit haben. Nachdem wir durch das Tor gegangen sind, bleiben wir staunend stehen. Es ist ein riesiges Areal – das sollen wir in 40 Minuten schaffen? Wir laufen zum verbleibenen Eingang zur ehemaligen Moschee, wo Amir Temurs Worte „Wer an unserer Stärke zweifelt, sollte unsere Gebäude ansehen.“ einmal über dem Eingang der 70 Meter hohen und 40 Meter breiten Pforte gestanden haben sollen. Wir laufen bis zur Mitte des Geländes und müssen dann schon wieder umkehren, weil es Zeit ist zu gehen.
Im Hintergrund sehen wir noch die Kuppeln von Mausoleen, die wir eigentlich auch sehen wollen. Wir bitten unseren Fahrer Sahid noch einmal dort hin zu fahren. Er fährt um das Areal und setzt uns ab, wieder haben wir nur eine Viertelstunde Zeit. Was soll dieser Stress? Wir schauen uns um, treffen noch einen Guide, der auf deutsche Touristen wartet. Von ihm erfahren wir, dass es heute 43°C heiß werden soll. Mir macht die Hitze ganz schön zu schaffen und ich ziehe es vor immer im Schatten zu laufen. Da wir aber alles ansehen wollen, ist ein ruhiger Schritt nicht möglich. Der Schweiß fließt in Strömen. Leider weht hier keine kühlende Brise.
Da wir etwas länger brauchen, entschuldigen wir uns bei Sahid, der schon ungeduldig auf uns wartet. Auf dem weiteren Weg merken wir, dass wir den gleichen Weg weg zurück fahren. Wir fragen bei Sahid nach, ja, wir fahren jetzt zurück nach Samarkand und dann weiter nach Bukhara. Und wie lange dauert die Fahrt dann so? Na so drei bis vier Stunden. Unsere Idee, dass wir am Nachmittag / Abend schon etwas von Bukhara erkunden können, zerfällt plötzlich. So wie wir die Damen am Vorabend verstanden haben, sollte Sharisabsz doch nur ein Umweg von zwei Stunden sein. Als wir kurz nach 13 Uhr das Zentrum von Samarkand wieder verlassen haben, decken wir uns nochmal mit Getränken ein.
Tatsächlich sind wir 17 Uhr in Bukhara. Es ist immer noch sehr heiß. Wir wundern uns, denn wir sind mitten im Zentrum der Stadt. Sahid bringt uns in eine kleine Gasse und als wir die Eingangstür vom Salom Inn (*) sehen, wird uns erstmal anders zumute. Zementsäcke und eine schmucklose Tür und dahinter ein dunkler Raum mit der Rezeption. Aber es täuscht, die Zimmer sind neu gemacht und bieten jeden Komfort, den man sich wünscht. Selbst von außen schließbare Fensterläden. Es ist zwar etwas minimalistisch eingerichtet, aber wir wollen ja hier nicht wohnen. Wie schon außen vermutet, wird hier gerade alles neu renoviert. Der Innenhof ist jedenfalls auch unrenoviert ein Ort mit viel Ambiente.
Wir machen uns aber schnell frisch und laufen raus. Als erstes suchen wir ein Restaurant, wo wir essen wollen und laufen anschließend noch etwas herum. Es gefällt uns richtig gut. Die Stadt macht einen gemütlichen entspannten Eindruck und der große Teich in der Mitte, wo später die Fontänen angehen, kühlt das Gemüt. Überall schlendern Einheimische und Touristen umher. Nachdem wir uns umgesehen haben und schon einige Sehenswürdigkeiten abgehakt haben, setzen wir uns zum Essen hin. Da wir seit dem Frühstück nur Kleinigkeiten hatten, folgt ein üppiges Mahl. Wir lassen Tag mit einem Spaziergang ausklingen, der uns zum Chor Minor führt. Dazu werden wir durch dunkle Gassen geschickt, die wir in jeder anderen Stadt nie betreten hätten. Hier spielen die Kinder im Licht der offenen Türen und ungläubig werden wir gefragt, wo wir hin wollen. Ja, Chor Minor – immer weiter die Straße entlang!
Den nächsten Morgen wiederholen wir noch vor dem Frühstück den Ausflug zum Chor Minor. Es war 21 Uhr schon zu dunkel für anständige Bilder. Ich darf für 5.000 Som auch aufs Dach, aber es gibt nichts zu sehen. Danach gibt es Frühstück im Hotel. Es ist sensationell. Das Büffett lässt keine Fragen offen – von frischen Früchten, über allerlei Aufstriche und Brote bis zum frisch gemachten Omelett (nach Kundenwunsch) gibt es alles. So fängt ein guter Tag an!
Nach dem Frühstück wartete schon unser Guide auf uns – wie bisher, so auch heute, eine ältere Frau. Erste Anlaufstelle war die Pilgerstätte des Naqschbandi-Ordens. Naqschband war ein Sufimeister, der ein einfaches Lebens bevorzugte und sinngemäß predigte, die Hände zum Arbeiten und den Geist für den Glaubens zu verwenden. Wie wir erfuhren ist es für Menschen möglich, die nicht das Geld haben, nach Mekka zu pilgern, drei mal hier her zu kommen und damit die gleiche Anerkennung zu gewinnen, als wenn sie ein mal nach Mekka gepilgert wären.
Danach fuhren wir zum Sommerpalast, der auch außerhalb von Bukhara liegt. Dieses Museum hat mir überhaupt nicht gefallen, denn gefühlt hat sich hier seit Jahrzehnten nichts getan. Auch äußerlich macht es nicht viel her, da es wie ein Gebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts aussieht.
Danach ging es wieder ins Zentrum der Stadt. Wir besuchten das Chashmai-Ayyub-Mausoleum, wo der Legende nach Hiob mit einem Stab gegen einen Felsen geschlagen hat und seit dem Wasser an dieser Stelle fließt. Dem Wasser wird eine heilende Wirkung zugeschrieben, weswegen viele Einheimische kommen, um eine Schale davon zu trinken. Danach liefen wir zum Samaniden-Mausoleum, eines der ältesten Mausoleen. Zum Mausoleum führen 3 Stufen nach unten. Geht man diese nach unten und macht ein Foto, wird eine Fotogebühr fällig. Bleibt man oben, kann man so viele Bilder machen, wie man möchte.
Wir liefen vorbei an der Bola-Hauz-Moschee, wo wir aber nicht eintreten durften, weil es gerade Freitag Mittag war und alle zur Moschee strömten. Also gingen wir über die Straße zum Ark. Der Ark ist eine komplett eigene Stadt, die mit dicken Festungsmauern umgeben ist. Hier befand sich der Palast des Herrschers, der – für uns etwas ungewohnt – in einem Hof war.
Jetzt folgte das absolute Highlight in Bukhara. Wir liefen auf den Platz zu, wo das große Minaret steht und sich die Medresse und die Moschee gegenüber liegen. Auf einmal bog unser Guide in einen Eingang ab, der auf ein Hostel verwies. Wir folgten ihr skeptisch. Die betrat eine Tür, über der nur ein Coca-Cola-Schild auf ein mögliches Restaurant hinwies. Sie sagte uns, wir sollen schon mal hochgehen, sie kommt gleich nach. Wir waren überwältigt. Hier hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt. Es war schattig und wenig später folgten kühle Getränke und eine leckere Suppe. Wenig später folgte noch ein anderer Guide mit einer kleinen Gruppe, aber sonst war niemand hier.
Da gerade Gebet in der Moschee war, ruhten wir uns noch etwas aus und als die Menschen wieder aus der Moschee strömten, gingen wir hinein. Die Mir-I-Arab-Medresse konnten wir leider nur von außen bewundern, da es sich um eine aktive Medresse handelt. Hier müssen wir unbedingt am Abend noch mal herkommen! Direkt hinter der Medresse ist eine Kuppel eines Basars. Unser Guide gab uns den Hinweis, dass es drei von diesen Kuppeln gibt, die direkt in einer Linie liegen. Einer der drei Basare liegt in der Nähe der Gegend, wo wir wohnen und dann brauchen wir nur dem Weg folgen.
Gegen 15 Uhr waren wir mit der Tour fertig und unser Guide verabschiedete sich. Wir suchten ein schönes Teehaus in der Nähe unseres Hotels auf und schrieben Tagebuch, schauten uns auf der Karte die Plätze an, die wir bisher besichtigt haben und tranken Tee. Neben uns schrieb eine junge Frau auch eifrig Tagebuch. Da wir dachten, sie wäre auch Deutsche, sprachen wir sie an, weil wir wissen wollten, wie sie sich allein durch Usbekistan schlägt. Sie stellte sich als Französin heraus und wir unterhielten uns lang über Reiseerlebnisse. Da sie gerade von Khiva kam, gab sie uns noch Tipps auf den Weg, was wir dort besichtigen können / müssen.
Usbekistan hat ein Nationalgericht – den Plov. Seit wir in Usbekistan sind, versuchten wir Plov zu essen, aber bis dahin hatten wir kein Glück. Also gingen wir abends in ein Restaurant und fragten, ob sie Plov haben. Ja, sicher haben wir das! Wir betonten, dass wir wieder gehen, wenn es keinen Plov gibt. Ja, ganz sicher! Wir bestellten Getränke und einen Salat und dann stand der Kellner vor uns: Wir haben keinen Plov. Den gibt es nur mittags. Wir waren stinksauer und ließen seinen Chef antreten. Nein, Plov gibt es immer nur mittags. Da wir unsere Getränke und den Salat schon angefangen hatten, bestellten wir notgedrungen einen Kebap-Spieß und Pommes frites. Obwohl wir sehr verärgert waren, mussten wir zugeben, dass es sehr gut schmeckte.
Nach dem Abendessen schlenderten wir zurück zum großen Minarett. Die Temperaturen wurden langsam angenehm und die Leute kamen auf die Straße, setzten sich hin, unterhielten sich und die Kinder spielten auf den großen Plätzen. Es herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre. Wir setzten uns noch mal für ein Getränk auf die Terasse, wo wir bereits mittags schon mal waren. Wieder war mit uns nur eine kleine Gruppe von Touristen. Wir liefen noch ein bisschen herum und gingen dann zurück ins Hotel.