Unser erstes Ziel der Usbekistan-Rundreise ist die Hauptstadt Taschkent. Dahin kommen wir mit einem Direktflug von Frankfurt nach Taschkent mit Uzbekistan Airways. Den Abend zuvor reisen wir in Frankfurt an, um den nächsten Morgen in Ruhe starten zu können.
Wir haben uns für das Steigenberger Hotel (*) in Langen entschieden, weil es zum einen eine Tiefgarage bietet, wo wir unser Auto für eine Woche unterstellen können und zum anderen, weil es eines der wenigen Hotels ist, die als Shuttle-Service direkt zum Terminal 2 fahren. Frühstück gibt es inklusive nur als „Early Bird“, d.h. bis 6 Uhr gibt es kleine Snacks. Alles darüber hinaus kostet 11 Euro. Mit dem Namen „Steigenberger“ verbindet man einen gewissen Luxus, aber das Hotel ist wirklich nur gut, wenn man eine Übernachtung für den Flug am nächsten Morgen sucht. Es sind knapp 30°C draußen und es gibt aber nur einen Deckenventilator. Die Matratzen sind ausgelegen, kurz gesagt, es machte seinem Namen keine Ehre.
Um nach Taschkent zu kommen, haben wir unseren Flug bei Usbekistan Airways gebucht. Ein paar Tage zuvor recherchiere ich, wie es mit dem Service an Bord aussieht. Dabei stoße ich auf „die schlechtesten Airlines der Welt“, mit Uzbekistan Airways auf Platz 4. Da Kriszta aber ihr glutenfreies Essen vorbestellt hat, kann der Service ja gar nicht so schlimm sein. Mit dem Hinflug bin ich sehr zufrieden, das Flugzeug ist nur halb besetzt. Es ist eine halbwegs moderne Maschine mit Touchscreen-Bildschirmen für jeden Passagier. Es gibt eine große Auswahl an usbekischen Filmen und erstaunlich vielen französischen Filmen. Wir bekommen in den sechs Stunden zwei Mahlzeiten, erst ein komplettes Essen und kurz vor Landung nochmal ein Sandwich. Wie wir später erfahren, hat Uzbekistan Airways im Laufe der letzten Jahre ihre gesamten russischen Maschinen ausgemustert und fliegt nur noch mit Airbus bzw. Boeing.
Da wir gegen die Zeit fliegen, wird aus einem Start gegen Mittag eine Landung am späten Abend. Der Flughafen ist schon sehr leer und als wir in der Vorhalle stehen, wundern wir uns. Keine Taxifahrer, keine Tourguides. Wir verlassen das Flughafengebäude. Ungefähr 50 Meter vor dem Flughafen ist eine Absperrung und dort drängen sich die Taxifahrer. Wir sehen schon den Fahrer mit einem Zettel mit unseren Namen drauf und winken ihm. Er nimmt unser Gepäck und bringt es zum Auto. Begleitet wird er von seinem Enkel, der schon ein paar Brocken Englisch spricht.
Unsere Unterkunft in Taschkent ist das Arien Plaza(*). Nach der Nacht im Steigenberger sind wir positiv überrascht. Es ist relativ neu renoviert, mit moderner Zimmerausstattung und obwohl wir das hinterste Zimmer bekommen haben, ist der WLAN-Empfang sehr gut. Natürlich kommen wir wegen der Zeitverschiebung erst gegen Mitternacht dazu einzuschlafen. Aber das ist kein Problem, denn unser Fahrer holt uns am nächsten Tag erst 9 Uhr ab. Das Frühstück ist umfangreich, aber verglichen mit späteren Hotels wirkt es doch etwas armselig.
Erste Station unserer Stadtbesichtigung ist eine Medresse. Bis dato konnte ich nichts mit dem Begriff anfangen, aber Medressen sind Koranschulen, wo die Schüler gebetet, gelernt und geschlafen haben. Die Medresse liegt in unmittelbarer Nähe des Parlaments und wird heute von Kunsthändlern genutzt, die dort ihre Waren anbieten. Von der Medresse aus fuhren wir zu einem Mausoleum, wo wir schon aus der Entfernung erkennen konnten, dass hier viele Touristen unterwegs waren. Etliche Reisebusse standen auf den Parkplätzen.
Hinter dem Mausoleum schloss sich ein großer Platz mit einer Moschee an – der Khazrati Imam Komplex. Gegenüber der Moschee befand sich die nächste Medresse. Unser Guide, eine alte Frau mit Kopftuch, wie es unsere (Ur-)Großmütter noch trugen, verriet uns, dass man historisch gesehen immer folgende Dinge beieinander findet. Eine Karawanserei, wo die Durchreisenden pausierten. Einen Basar, wo sie ihre Waren anboten. Ein Bad, wo man sich waschen konnte. Eine Moschee, wo sie nach der langen Reise beten konnten und eine Medresse, wo der Nachwuchs im Glauben ausgebildet wurde.
Hochinteressant war ein kleines Gebäude in der Mitte des Platzes, wo einer der ältesten Korane der Welt ausgestellt sind. Fotografieren ist natürlich nicht erlaut. Es ist ein riesiges Buch – jede Seite ist ca. 75cm breit und 50cm hoch, mit riesigen Lettern auf Tierhaut ist dort der Koran verewigt. Von dort aus, schauten wir nochmal in die Moschee, um uns dann Richtung Basar zu bewegen.
Vor dem Basarbesuch tauschten wir erstmal Geld. Dann empfohl uns unser Guide Essen in einer Straßenküche. Für mich gab es Samsa, eine Teigtasche mit Fleisch, Zwiebeln und orientalischen Gewürzen gefüllt und für Kriszta eine Suppe. Beides schmeckte köstlich! Die Leute waren sehr lieb und ließen mich auch einen Blick in den Ofen werfen, wo die Samsa gebacken werden. Danach schlenderten wir über den Basar, schauten uns die vielen Früchte an und hörten, wann es Zeit für welches Obst ist. Wir waren gerade während des Ramadan da und es gab eine Speise aus geschlagenem Eiweiß und Zucker, die tagsüber gestattet ist.
Nach dem Basar kamen wir zur nächsten Medresse, die noch aktiv als solche betrieben wird. Hier gefiel mir das üppige Grün im Innenhof. Nach der Medresse folgte die Fahrt in die Neustadt. Breite Straßen, künstliche Kanäle, Parks, breite Fußwege und natürlich Denkmäler für die gefallenen Soldaten im 2. Weltkrieg. Und Unmengen an Maulbeerbäumen, die alle voller reifer Früchte waren. Durch den Park liefen wir bis zu einer Metro-Station. Wir wollten fotografieren, doch unser Guide warnte uns: Keine Fotos in der Metro! Dass sie falsch lag und seit 1. Juni 2018 das Verbot aufgehoben wurde, erfuhren wir erst in Samarkand.
Bevor es mit dem Zug nach Samarkand ging, fuhren wir noch in das Museum für Angewandte Kunst. Das klingt erstmal ziemlich albern, aber man muss sehen, was sich dahinter verbirgt. Zum einen ein sehr schönes altes Gebäude mit schön dekorierten Räumen. Und „Angewandte Kunst“ bezieht sich nicht auf irgendetwas abstraktes, sondern es wird Handwerkskunst von den 1960ern bis in die heutige Zeit ausgestellt. Dabei geht es nicht darum, einen abgetretenen Teppich anzustarren, sondern zu erkennen, wie die Muster der einzelnen Regionen aussehen. Gerade wenn man sich ein Souvenir kaufen möchte – seien es Teller oder Schalen oder die beliebten Mützen, die muslimische Usbeken tragen – kennt man die Muster, weiß man, aus welcher Region man ist.
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