Am Donnerstag, den 22.06. besuchten wir das Konzert von Guns N‘ Roses in Hannover. Die Karten hatten wir schon lange im Vorfeld gekauft, trotz des stolzen Preises von knapp 100 Euro pro Karte. Kriszta war happy, denn das letzte Mal, wo sie auf einem Guns ‚N Roses-Konzert war, ist bereits 25 Jahre her. Ich war ja bereits auf etlichen Konzerten, aber ein Konzert dieser Größenordnung war auch für mich Neuland. Ursprünglich wollten wir die Gelegenheit nutzen, Freunde zu treffen, die wir auf unseren Trips in Madagaskar kennen gelernt haben. Leider klappte es nicht, dass wir unseren Hund bei meiner Mutti unterbringen konnten, sodass wir gleich am nächsten Tag zurückkehrten.
Ich hatte mir Donnerstag und Freitag frei genommen – eine gute Idee, wie sich später heraus stellte. Der Wetterbericht versprach heißes Wetter, knapp über 30°C, am Abend leichten Regen. Kein Problem, bei der Hitze kann ein leichter Regen echt erfrischend sein. Die Prognose änderte sich schlagartig am Tag des Konzerts. Auf einmal war von Unwetterwarnung die Rede, Gewitter, Sturmböen und Hagel. Dem Wetterbericht zu Folge sollte das Schlimmste am Abend vorbei sein. Also begann eine Reise ins Ungewisse. Wir hatten unsere Nachbarn von oben gefragt, ob sie sich am Abend um Seusz kümmern können, wir wären am Morgen wieder da. Alles kein Problem, meinten sie.
So fuhren wir am frühen Nachmittag los, außer ein paar Baustellen sollte es keine Verzögerungen geben. Zwischen Kassen und Göttingen passierte es – zuerst sahen wir eine dunkle Wand auf uns zukommen. Blitze zuckten am Horizont. Erst platschten riesige Regentropfen auf unser Auto, dann blinkten die Warnblinkanlagen an den Autos vor uns und dann ging es nur noch im Schritttempo weiter. Unser Auto wurde von Haselnuss großen Hagelkörnern beschossen. Der Spuk dauerte ungefähr 10 Minuten, dann waren wir durch die Front durch. Bevor wir in die Schlechtwetterfront reinfuhren, zeigte das Thermometer des Auto noch 34°C. Danach hatte es auf kühle 18°C abgekühlt. Als wir bei Hildesheim waren, riss der Himmel schon wieder auf und die Sonne kam raus. Dementsprechend schoss die Temperatur wieder auf 30°C nach oben.
Schon im Vorfeld hatten wir uns informiert, wo wir parken können und wie wir am besten anfahren. Das bereitgestellte Material war auch wirklich gut. Im Radio hatten wir gehört, dass es Probleme gibt, wenn man aus Norden mit dem Zug anreisen wollte. Durch das Unwetter waren etliche Strecken betroffen, unter anderem die Zugverbindung von Hamburg nach Hannover. Wir waren nach gut vier Stunden Fahrt angekommen, aber schon 2km vor der Abfahrt begann der Stau. Es dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde, bis wir das Auto endlich geparkt hatten. Dann liefen wir zum Eingang. Die Kontrolle gestaltete sich zweistufig – erst wurden unsere Karten kontrolliert und 500m weiter dann kurze Körperkontrolle und Kartenscan. Wir hörten schon von weitem eine der Vorbands spielen.
Als wir auf dem Konzertplatz ankamen, waren Phil Campbell and the Bastard Sons gerade fertig. Wir setzten uns kurz auf eine nahe gelegene Wiese und ruhten uns fünf Minuten aus, als es anfing zu regnen. Ein kurzer Guss, aber gut, dass wir schnell unter den riesigen Pavillon flüchten konnten. Von dort aus haben wir dann auch Killing Joke verfolgen können. Der Regen hatte zwischenzeitlich wieder aufgehört und die Sonne kam raus. Zwischen der zweiten Vorband und Guns ‚N Roses meldete sich der Veranstalter zu Wort. Wenn es zu Unwettern kommt, sollen wir den Anweisungen an den Leinwänden folgen. Als es auf 20.15 Uhr zu ging, versuchten wir weiter vor an die Bühne zu kommen. „Weiter“ heißt in dem Fall, dass ca. 300m vorher Schluss war, weil sich die Leute schon dicht an dicht drängelten.
Gegen 20.30 Uhr fing das Konzert an. Wie ich später gelesen habe, wollte man noch ungefähr 20.000 Besuchern die Möglichkeit einräumen, dem Konzert beizuwohnen. Axl Rose brauchte einen Song, damit seine Stimme warm wurde, dann ging es, auch wenn es im Laufe des Abends immer wieder zu Aussetzern kam. Im Hintergrund sahen wir schon wieder dunkle Wolken anrücken. Und nach dem 3. Song (Chinese Democracy) war Schluss.
Der Veranstalter kam auf die Bühne, sagte an, dass ein Unwetter kommt und wir in die nahe gelegenen Hallen gehen sollen. Die meisten leisteten der Aufforderung Folge, aber das Problem erkannten wir erst später. Die Eingänge waren ungefähr sechs Meter breit. Wie lange sollte es dauern, bis 75.000 Menschen in den Hallen drin sind? Auch wenn es vier oder fünf Hallen waren? Dazu kam noch, dass vor den Hallen der Bereich überdacht war und damit blieben alle Leute dort stehen. Wir drängten Richtung Pavillon und stellten uns unter. Der Erfolg war mäßig, denn trotz Poncho peitschte der Wind den Regen überall hin. Wir waren klatschnass.
Nachdem es aufgehört hatte, kam der Veranstalter wieder auf die Bühne und versprach, es würde 22 Uhr weiter gehen. Daraus wurde im Endeffekt 22.30 Uhr, weil es zwischendurch noch mal regnete. Es ging mit „Welcome to the jungle“ weiter. Was ich Guns ‚N Roses hoch anrechnen muss ist, dass sie trotzdem ihr komplettes Set durchgezogen haben, auch wenn das bedeutete, dass das Konzert bis 1 Uhr nachts ging. Es wurde für mich viel Unbekanntes gespielt, aber auch die Klassiker wie „November rain“ – wenn auch irgendwie nicht so schön. Besonderes Highlight war, dass Axl auf einmal seinen alten Kumpel Angus Young auf die Bühne holte und sie gemeinsam zwei Titel spielten. Auf jeden Fall war die Stimmung genial – das Publikum war doch schon etwas älter und man ging gesittet und freundlich miteinander um und feierte zusammen.
Als die Zugaben anfingen, begannen wir schon mal wieder hinter, Richtung Pavillon zu gehen, schließlich wollten wir nicht in dem Stau landen, wenn 75.000 Leute das Gelände verlassen. Paradise City war der letzte Song der langen Setlist und das Abschlussfeuerwerk sahen wir nur noch von Ferne, danach ging es schnell zum Parkplatz und dann auf die Autobahn. Es war schon ordentlich was los, aber wir kamen schnell auf die Autobahn. Bis Göttingen waren noch viele Konzertbesucher unterwegs, danach lichtete sich die Autobahn. Wir machten noch einen Stopp bei Kassel, holten uns einen Kaffee und fuhren weiter. Kurz vor 5 Uhr morgens waren wir dann wieder daheim. Ich räumte das Auto aus, Kriszta ging mit Seusz raus und dann hieß es endlich: Schlafen!