Mit welcher Einstellung würdet ihr in die Karibik fahren? Wollt ihr schöne Strände, Sonne, Schnorcheln? Oder sucht ihr eher was zum Entdecken? Ersteres kann so ziemlich jede Insel erfüllen – mehr oder weniger schön. Aber was zum Entdecken? An der Stelle ist immer die Kreativität der Reiseveranstalter gefragt. Wie wäre es mit einer Stadtbesichtigung, Regenwald, einem Wasserfall, einer Filmkulisse und einer Führung im Fort? Genau diese Sehenswürdigkeiten kann auch fast jede Insel bieten. Nur dass die Definition von Wasserfall mehr oder weniger weit gefasst ist. Da muss für den Wasserfall auch ein Rinnsal herhalten, was sich zwei Meter in die Tiefe stürzt. Die beste Lösung ist sowieso vorher zu recherchieren, sonst wird man an eine Filmkulisse gebracht und muss dann feststellen, dass vor über 10 Jahren ein Hurrikan hier gewütet hat und nichts mehr aussieht, wie im Film.
Oder das Worst-Case-Szenario: Ihr ward schon mal auf der Insel, habt eine Rundtour gehabt und schon alles gesehen. So fange ich mal unseren Tag auf Grenada an – hier waren wir schon einmal vor ein paar Jahren. Wenn man gerne kocht, sollte man sich auf Grenada auf jeden Fall mit ausreichend Muskatnuss eindecken, die werden hier zuhauf hergestellt und sind auf dem Markt (aus dem Hafen-Markt-Gebäude, gleich hinter dem ersten Block) zu haben. Etwas Vorsicht ist angebracht, denn ich habe diesmal unter den Marktständen Kisten mit der Aufschrift „Spices – Made in Vietnam“ entdeckt. Hier werden also durchaus auch andere Gewürze verkauft, die nicht auf Grenada heimisch sind.
Wir sind erst kurz nach dem Mittag da und haben sowieso nur einen halben Tag, sodass wir uns dafür entscheiden, an einen nahe gelegenen Strand zu gehen. Wir laufen erstmal zum Bus (der Busbahnhof liegt ca. 700m links vom Hafen), doch wir blicken nicht so richtig durch, wo jetzt welcher Bus fährt und gehen zum Wassertaxi, was direkt zum Strand ($5 p.P.) fährt. Leider müssen wir warten, bis das Boot voll ist, was auch nochmal 10-15 Minuten dauert. Wir ergattern noch einen schönen Schattenplatz und bleiben bis zum späten Nachmittag. Dann geht es mit dem Minibus ($5 für 2 Personen) zurück. Die Busfahrt ist witzig, denn die Busse sind fahrende Soundsysteme (mehr oder weniger, aber Hauptsache laut!). Bevor wir weiter fahren, gönnen wir uns noch einen Besuch im Schokoladenmuseum, was eigentlich ein größerer Shop ist (eindeutig mit westlichem Betreiber). Wir genießen eine spektakulären Sonnenuntergang und gehen dann zum Abendessen.
Die Franzosen haben schon was richtig gemacht, nämlich ihre Kolonien nicht unabhängig werden lassen. So hat man den Vorteil, dass man auf einer französischen Insel in der Karibik mit Euro zahlen kann und auch noch europäische Telefontarife genießen kann. Wenn da nicht die Eigenheit wäre, dass Franzosen doch sehr an ihrer Sprache hängen und kaum oder wenig englisch können.
So kommt es, dass wir in Fort-de-France auf Martinique zur Autovermietung laufen (auf dem Weg dahin werden wir von einem Regenschauer überrascht) und ratlos mit einem französischen Pärchen davor stehen. Rollladen (Enterprise-grün) ist unten, Tür geschlossen. Ich inspiziere inzwischen die Autos und stelle fest – es gibt eine Klingel, wo etwas steht, was ich auf den Plaketten der Mietwagen entdeckt habe. Mutig klingel ich – ja, es meldet sich jemand und die Franzosen fragen nach: Autovermietung? Ja!
Wir stellen fest, dass die Autovermietung von Enterprise im zweiten Stock sitzt. Und natürlich muss man an die Klingel nichts von Enterprise schreiben. Wir übernehmen das Auto und fahren los. Da es geregnet hat und die Berge sich in Wolken kuscheln, fahren wir lieber an den Strand – wir sind ja in einer Woche nochmal hier. Unser Ziel ist der Grand Anse des Salines. Zwischendurch halten wir immer mal an anderen Stränden, aber der Grand Anse ist schon richtig karibisch… Palmen, weißer Strand und auch ausreichend Schatten.
Guadeloupe ist so eine Insel, wo man sich auf das Angebot mit dem Wasserfall einlassen kann. Hier stürzt sich ein Back elegant über 2 Kaskaden ins Tal. Aber auch hier sind wir in Frankreich und mieten uns problemlos bei Hertz ein Auto. Die Autovermietung ist zwar leicht vom Schiff auszumachen,
jedoch läuft man ca. 15 Minuten einmal um den Hafen herum. Wir haben die fast kleinste Klasse genommen (Peugeot 208), was sich später als Fehler heraustellt. Plan ist von Pointe-à-Pitre zum Wasserfall zu fahren und dann weiter nach Basse-Terre und dann entweder über den Norden des linken Schmetterlingsflügels oder über die Mitte zurück.
Der Wasserfall ist wunderschön und der Eintritt mit 2,30 Euro schon fast lächerlich. Da wir noch viel sehen wollen, nehmen wir nur den kurzen Weg (20 Minuten) zur zweiten Kaskade. Der Weg zum ersten Wasserfall ist mit mehr als 1,5 Stunden eine Richtung angegeben. Leider wurde die Aussichtsplattform zum zweiten Wasserfall zerstört und deshalb muss man sich etwas durch das Dickicht schlagen, um einen schönen Blick daraus zu ergattern.
Als wir den Weg zurück zur Hauptstraße N1 geschafft haben und weiter Richtung Basse-Terre fahren wollen, ist unser Auto der Meinung, dass die Rechnung Fahren + Klimaanlage = Geschwindigkeit nicht mehr aufgeht. Wir drehen um und wollen auf den rechten Teil der Insel um dort an einen Strand zu fahren. Leider ist es Freitag Nachmittag und alle Bewohner von Pointe-à-Pitre machen sich auf den Weg ins Wochenende. Wir schaffen es gerade mal bis La Datcha in Le Gosier, wo es zwar etwas windig ist, aber wir einen schönen Schattenplatz ergattern können.
Die erste Woche ist vorbei und eigentlich könnten wir mal etwas Ruhe vertragen. Da kommt uns St.
Kitts sehr gelegen. Wir verbringen den Tag mit Sonnen auf Deck und einem kleinen Spaziergang am Nachmittag in der Stadt. Ich überspringe jetzt mal ein bisschen und komme zu den letzten Tagen der Reise, wo wir in St. Vincent und den Grenadinen landen. Wir schwanken am Anfang noch, ob wir eine Rundtour machen wollen oder doch lieber an den Strand von Bequia – das Wetter zeigt sich unentschlossen. Aber St. Vincent ist genau eine von den Inseln, die nicht gerade mit Sehenswürdigkeiten punkten kann. Hier wurde eine Szene in „Fluch der Karibik“ gedreht, aber ein Hurrikan hat die Bucht verwüstet, Wasserfälle sind auch nicht wirklich spektakulär – bleibt also: Strand.
Also nehmen wir zusammen für US-$36 die Fähre nach Bequia, zusammen mit den Costa-Ausflügern, die 70 oder 80 Euro pro Person gezahlt haben. Durch die Ortschaft und später am Meeresrand entlang laufen wir über den Princess Margaret Beach zur Lower Bay. Wie gesagt, das Wetter ist durchwachsen aber im Vergleich zur Hauptinsel St. Vincent doch besser. Wir bleiben bis zum frühen Nachmittag, laufen zurück – wirklich toll sind handgemachten Souvenirs, die verkauft werden – trinken noch etwas und fahren 16 Uhr mit der Fähre zurück.
Unser zweiter Besuch auf Martinique bringt besseres Wetter mit sich. Da wir wissen, dass eine einheimische Mietwagenfirma direkt im Hafen wartet, bestellen wir keinen Wagen vor, sondern laufen einfach raus. Das günstigste ist für 70 Euro ein Peugeot 208, nächste Stufe wäre für 89 Euro ein Mazda, wir schnaufen – die Geschichte mit dem lahmen Peugeot wollen wir nicht nochmal machen. Also kommt uns die Dame entgegen und vermietet uns den Mazda für 79 Euro. Es folgt eine kurze Sporteinlage meinerseits, denn der Führerschein liegt noch sicher im Safe auf dem Schiff.
Auch das Wetter ist wesentlich besser, sodass wir erst Richtung botanischer Garten fahren und eine Weile an der Sacré Coeur verweilen und dann immer weiter in die Berge. Wir fahren dann noch etwas die N1 Richtung Vulkan, drehen dann aber um, um die D1 Richtung Saint-Pierre zu fahren – eine sehr beschauliche Route. Saint Pierre wirkt etwas ausgestorben, wir decken uns mit einem Sandwich für mich (halbes Baguette mit Thunfisch-Creme für 4,80 Euro) und im Supermarkt mit Getränken und Snacks ein. Wir fahren die Küste entlang Richtung Süden, durch Fort-de-France durch und dann die N5 und dann die D7, die um die gesamte kleine Halbinsel führt. Ein kleines Highlight ist Les Anses-d’Arlet, wo man zum späten Nachmittag (ca. 16 Uhr) ein herrliches Licht auf das Dörfchen hat.