Es fing vor zwei bis drei Jahren an… meine Frau ist immer mit ihren Freunden für ein verlängertes Wochenende in den Winterurlaub gefahren und ich bin daheim geblieben, weil ich mir nichts aus Wintersport gemacht habe. Auf die Dauer sieht das auch doof aus, also entschloss ich mich die Alternative zum Joggen zu suchen: Langlauf. Und wo macht man das am besten? In Bretterschachten!
Ich hatte noch einen Gutschein bei Globetrotter, wo es einen einfachen Berater zum Zusammenstellen von Ski und Bindung gibt und dann noch die passenden Skischuhe dazu – fertig. Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, wo mein Opa mit auf die Bretter gestellt hat. Dann wurde ein Lederriemen um die Hacken geschnallt und nach 10 Minuten war der Spaß schon wieder vorbei, weil das Leder sich durch den Schnee geweitet hat und nachgestellt werden musste.
Wie gesagt – die Skier warteten seit dem im Keller. Letztes Jahr waren wir im Urlaub, dass Jahr davor mitten in der Nachwuchsplanung. Als wir Anfang der Woche mitbekamen, dass eine große Kältewelle anrollt, schauten wir schon mal, was die Hotels kosten und wie die aktuelle Lage auf den Loipen ist. Als Ziele machten wir das Wintersportgebiet um den Ochsenkopf und Bodenmais im Bayrischen Wald aus. Wobei die Tendenz in Bodenmais wesentlich besser aussah. Eigentlich wollten wir die Entscheidung bis Donnerstag vertagen, aber da es schon am Mittwoch schneite und die Preise exponentiell mit der Schneehöhe stiegen, buchten wir ein Hotel.
Planung war: Abreise Freitag früh, ab Freitag Mittag auf der Piste, Schluss gegen 16 Uhr und dann ins Hotel (Sauna, Essen, Chillen). Den nächsten Tag wollten wir dann auf dem Rückweg bei St. Englmar stoppen und noch eine Runde drehen. Wir starteten so gegen 8 Uhr und auf dem Weg nach Süden fiel das Thermometer immer weiter nach unten. Tiefpunkt war -18,5°C, was unser Auto anzeigte. Wir waren so gegen 11 Uhr in Bretterschachten, wo die Langlaufloipe war. Wir schauten uns kurz um und mit beheizter Umkleidekabine, Schließfächern und einer kleinen Wirtschaft stand für mich fest, Kriszta lässt mich hier raus und fährt zur Abfahrt weiter.
Ich hatte im Vorfeld schon mal ein paar Übungsvideos zur klassischen Langlauftechnik angesehen und war skeptisch: So einfach sollte das sein? Ich probierte ein paar Mal das Abstoßen mit jedem Bein und dachte mir: Na dann kann es ja los gehen. Natürlich gibt es zwischen Theorie und Praxis himmelweiter Unterschiede. Man kann den klassischen Stil laufen, aber auch ganz gemütlich im Schlurfschritt dahinschlappen. So sprang ich in die Loipe und probierte erstmal die lange Gerade. Umgedreht und zurück. Ging gut, also warum nicht einfach mal auf die 4km-Strecke gehen. Schon am ersten Hügel kam ich in Schwierigkeiten. Ich stand mitten am Berg und rutschte rückwärts, was zum ersten Sturz führte. War aber eher witzig als schlimm. Nach einer Weile hatte ich den Dreh raus, dass ich nur kleine Schritte machen musste und schon ging es weiter vorwärts.
Zwischendurch hielt ich immer an, denn eigentlich wollte ich nur durch die Landschaft heizen, sondern auch ein bisschen die Winterlandschaft genießen. Immerhin ließ sich die Sonne gelegentlich blicken. Kurz vor 13 Uhr hatte ich meine Runde beendet und befeuchtete meine Kehle (alk.freies Weizen für 3 Euro – passt!) Danach ging es wieder raus und lief noch zwei – drei Mal hin und zurück, als Kriszta ihre Rückkehr ankündigte. So kam es dass wir schon kurz vor 15 Uhr im Hotel waren. Ich war platt von meinem ersten Lauf und wir schliefen kurz ein. Leider war es unangenehm, denn wir hatten ein Dachzimmer und das Dachfenster direkt über dem Bett. Bei -15°C draußen fiel die Kälte direkt ins Gesicht. Wir bekamen problemlos ein anderes Zimmer, gingen in die Sauna, genossen ein leckeres und üppiges Abendessen und schon 20.45 Uhr fielen uns die Augen zu.
Auch das Frühstück am nächsten Morgen ließ nichts zu wünschen übrig. Wir kehrten fix das Auto ab, packten die Sachen ein und fuhren Richtung St. Englmar. Dort hielten wir an der Loipe und schauten uns um. Leider keine Umkleide und auch leider keine Möglichkeit, Skier auszuleihen. Also fuhren wir weiter zum Abfahrtshang und liefen dort etwas umher. Es war beißend kalt (-15°) und deshalb beschlossen wir wieder heimzufahren. Ich muss zugeben, dass ich vom Vortag einen ziemlich zähen Muskelkater hatte. Da es in der Nacht bis auf -19°C kalt wurde, hatte sich auf dem Heimweg dann die Wischanlage endgültig verabschiedet. Zum Glück war die Autobahn trocken und wir kamen problemlos wieder zuhause an. Neugierig hatte mich das Wochenende schon gemacht. Aber wir waren uns einig – wir sollten uns auf eine Sportart einigen, entweder Abfahrt oder Langlauf, ansonsten wird es schnell langweilig.